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Unsere alten Helden in jungen Jahren
Ich musste gestern daran denken, wie Rosato einst mit Freunden aus seinem Kronacher Hinterland nach Frankfurt fuhr, früh in den 1970er Jahren, um den „elektrischen Miles“ zu hören. Solche Erlebnisse mit dem „dark magus“ waren für viele aus meiner Generation Offenbarungen. Und auch all die Jungs an seiner Seite „learnt their lessons“ beim Altmeister, ob John McLaughlin, Keith Jarrett, Chick Corea, Dave Holland, Dave Liebman oder oder – die Liste ist lang, und zu ihr zählt auch Gary Bartz. Er erzählte vor ein paar Jahren, wie er zu diesem kleinen Zirkel stiess, und was für ihn Miles‘ wichtigste Lektion gewesen sei. HIER zu hören – und zu sehen: ein Auftritt einer dieser immer wieder das Personal wechselnden Formationen, nach Bob Marley 1979 ein weiterer kleiner Abstecher in eine grosse Zeit.

So kannte ich den Namen Gary Bartz allerbestens von seine diversen Aufnahmen jener Jahre: ob es beispielsweise die viel später erschienenen „Cellar Door Sessions“ waren oder „Live Evil“. Wer mich mal in meiner elektrischen Höhle besucht, dem spiele ich „Live Evil“ in der Quad-Version vor – eines meiner liebsten Surround-Alben, ein tollkühner Mix mit dem vorhandenem Material. Gary ist da äusserst präsent, sein Saxofonspiel ein Traum – uns Musikverrückten brannte sich damals die Namen auf Dauer ein, wenn wir sie im Kleingedruckten auf den Plattenhüllen ausfindig machten. Mtume, Pete Cosey, Michael Henderson, Reggie Lucas, Sonny Fortune usw. Heute oder morgen wird ein Flussarbeiter etwas erzählen, unter anderem von einem taufrischen Erlebnis mit Gary Bartz auf der Bühne. Lassen wir uns überraschen!
Great producers side by side, oder: „Kennen die Flaming Lips und die Butthole Surfers Joe Meek?“

Kurzer Ausblick auf den Dezember: in unseren „Monthly Revelations“ stelle ich im „Archiv“ „Madar“ vor, gerade erstmals als Lp (bzw. Doppelalbum) erschienen, in der „Luminessence“-Vinyl-Serie aus dem Hause ECM. Anouar Brahem, Jan Garabarek, Shaukat Hussain. 1992 aufgenommen in Oslo, 1994 erschienen. Und in der Abteilung „Prosa“ Jan Reetzes Portrait über „Joe Meek“. Die sich auf dem obigem Foto zu Mr. Meek gesellenden Flaming Lips haben unlängst Black Sabbaths „War Pigs“ gecovert. Das crazy! Aber es passt!Wim
Zu meinem Kurzbesuch in Bonn kam ich zwar pünktlich nach Zeitplan an, hatte mir dreieinhalb Stunden für die Wenders-Ausstellung in der Bundeskunsthalle eingeplant, stellte dann aber bei meiner Ankunft vor Ort fest, dass direkt gegenüber im Kunstmuseum gerade eine Retrospektive mit Werken von Gregory Crewdson stattfindet (wohl aus Wien herüber gewandert). Dass ich mir das entgehen ließe, stand außer Frage, und sei es nur für einen etwas beschleunigten Besuch. Wie oft kann man diese spektakulären Bilder schon im Original sehen? Und dann gleich noch als Karriere-Überblick!
Nach einer knappen Stunde, natürlich unverschämt kurz für die 70 gezeigten Werke des Bildkünstlers, für dessen Arbeit seit langem eher die Bezeichnung Regisseur als die des Fotografen passt, kam ich nicht umhin, zwei Bildbände zu kaufen, da die überraschend bezahlbar waren. Auch als Recherche für meine weiteren Überlegungen für einen Dokumentarfilm über einen Fotografen sicher von Nutzen.
„Was macht die Qualität eines Filmes aus? Natürlich gibt es objektive Qualitätsmerkmale, die man auch sehen lernen kann. Vor allem aber ist ,Qualität' eine subjektive Wahrnehmung. Ein Film kann den einen begeistern oder berühren und die andere eben gar nicht. Das mag damit zu tun haben, dass wir in Filmen oftmals unser eigenes Leben reflektiert sehen, dass wir uns aus den unterschiedlichsten Gründen mit einzelnen Figuren identifizieren, oder dass Filme Wünsche oder Sehnsüchte in uns wecken können, von deren Existenz wir bis dahin keine Ahnung hatten. Am besten lässt sich erkennen, wie gut ein Film (für uns) war, wenn er noch lange in uns nachklingt, wenn wir uns an den Film oder an Szenen des Films erinnern, als wären es unsere eigenen Erfahrungen, als wäre der Film ein Teil unseres Lebens geworden ..."



Also blieben mir noch zweieinhalb Stunden für Wenders, direkt gegenüber, und das schien mir noch bei den ersten Ausstellungstücken auch eine gut ausreichende Zeit zu sein, doch wird die Ausstellung, je weiter man durch sie hindurchgeht, immer zeitverlangender. Man trifft auf viele sehr gut kuratierte Filmausschnitte und beeindruckend umfangreiche Materialien aus Wims Laufbahn: etliche Gemälde aus seiner Frühzeit, die vielleicht nicht weltbewegend sind und denen man ihre Einflüsse auch deutlich ansieht, die allerdings zumindest ich zuvor aber nie gesehen hatte, unzählige Recherchematerialien von allen möglichen Projekten vom Debütfilm Summer in the City bis zum bisher letzten, Perfect Days, Fotografien in allen vorstellbaren Größen und Qualitäten, Arbeitsfotos, private Stücke und Einblicke in seine Inspirationen und Einflüsse … usw.…. dann gibt es auch ein paar 3D-Filme zu sehen, die man sonst kaum einmal zu Gesicht bekommt und von denen ich nicht einmal wusste… es gibt vier von Wenders eigens für diese Ausstellung editierte Multikanal-Installationen, die vielleicht nichts eigentlich Neues bieten (doch, ich entdeckte unter den vielen verarbeiteten Ausschnitten einen Filmtitel, von dem ich wohl noch nie gehört hatte), aber in der Neuanordnung und vor allem der monumentalen Größe und der dazu editierten Musik doch beeindruckend sind – darunter eine wilde Collage zum Thema Fahrten und Reisen zur Musik von Canned Heat.



Und dann gibt es am Ende auch noch zahlreiche Drehbuch-, und Arbeitsseiten zum Lesen, nebst Briefkorrespondenzen mit Leuten wie Willy Brandt, Nick Cave, Lou Reed… einen Darstellervertrag mit Gorbatschow (In weiter Ferne, so nah), Original-Drehbücher aus Wims Studienzeit, von teils verschollenen Filmen, weitere Nebenwerke wie ungewöhnliche Werbefilme und einen Kurzfilm zum 80. Jahrestag der Kapitulation (auch im „Zeit“-Podcast angesprochen), alles in Form von Bildschirmen mit Kopfhörern, Interviews… und einiges mehr… ich konnte am Ende dann doch nicht mehr alles ordentlich betrachten, durchlesen und anhören, diese vielen Materialien in den unmittelbaren Schreib- und Vorbereitungsprozess konnte ich leider nicht mehr ausreichend betrachen (und mein Smartfon hatte längst keinen Akku mehr, um noch etwas abzufotografieren) und wurde um 18 Uhr als letzter aus den Ausstellungsräumen hinauskomplimentiert. Daher habe ich sogar vergessen, wenigstens einen Blick auf die große Wand mit den Trophäen zu werfen. Nur den Goldenen Löwen habe ich im Vorübergehen gerade so gesehen.



Wenn die Ausstellung in wie auch immer veränderter Form im nächsten Jahr nach Frankfurt wandert, muss ich wohl noch einmal hin. Wie man auch zu diesem oder jenem einzelnen Film von Wenders stehen mag, der unglaubliche Reichtum allein seines Kinoschaffens und der von ihm (und ggf. Kameraleuten) geschaffenen Bilder ist wohl in dieser Form und Fülle ohne Vergleich. Ein großes, vielschichtiges Werk sondergleichen, quer durch die Jahrzehnte und Themenabschnitte auch von Wim selbst kommentiert, so zum Beispiel hier über Orte und Amerika im Speziellen und über das Reisen.
Meine Konzerte des Jahres 2025
Ich gehe nicht so oft zu Konzerten, aber 2025 ist ein Jahr ohne Fehltritte. Jedes Liveerlebnis war schlicht wunderbar. Robert Forster Band, Anouar Brahem – Django Bates – Anja Lechner – Dave Holland, The Necks. Und am 23. November wird sich Nitai Hershkovts’ Solopianoaudtritt im Musikbunker, Aachen, gewiss einreihen in diese feine Liste. Wenn ich nur ein Highlight auswählen dürfte, wäre es der Sommerauftritt von Wilco in meiner Heimatstadt Dortmund. Im Nachgang holte ich etliche Wilco-Alben aus dem Regal, auch die fette Box „Summerteeth“, ein Album, das ich nicht wirklich gut kannte mehr aus der Erinnerung). Mittlerweile ist es bei mir erneut „angekommen“ und so wild, so gut. „Via Chicago“ spielte Wilco auch in Dortmund.
„David Secklah erinnert an diesen frühen Klassiker der Band: Das Album war der Höhepunkt vor dem Niedergang, als Tweedy und Bennett sich in perfekter Harmonie befanden – sehr zum Frust der übrigen Bandmitglieder. Schlagzeuger Ken Coomer fühlte sich verdrängt und verglich Tweedy und Bennett mit „zwei Typen, die im Studio den Verstand verlieren“. Hier schlugen sich die Strapazen des Tourens und Albumaufnehmens auf Tweedys neue Ehe und die Geburt seines Sohnes Spencer nieder, verbunden mit seiner Schmerzmittelsucht, was zu den qualvollsten Texten führte, die er je geschrieben hatte, zu gewalttätigen Fantasien und Gedanken der Hoffnungslosigkeit. In vielerlei Hinsicht war „Summerteeth“ ein Hilferuf, der im Studio so zusammengestellt wurde, dass er so fröhlich klang wie die Platten der Beach Boys aus den 60er Jahren, die ihn inspiriert hatten, wobei diese Freude durch Tweedys esoterische und zutiefst schmerzhafte Texte ständig verraten wurde. Nehmen wir einen Song wie „A Shot in the Arm“, den optimistischsten in ihrem Repertoire, eine raue Hymne über das Spritzen von Heroin, die „etwas in meinen Adern, blutiger als Blut“ zu einem Mitsing-Song macht und die Dichotomie in Aktion zeigt.“
Santa Barbara, 1979 (with sunset, for Brian Whistler and other time travelers)
„She said, where ya been? I said, no place special
She said, you look different, I said, well, I guess
She said, you been gone, I said, that’s only natural
She said, you gonna stay? I said, if you want me to, yes“(Bob Dylan, Isis)

Ort und Zeit stimmen, nun fragen sie sich, wer bei diesem Konzert in der „County Bowl“ auf der Bühne stand. Ich würde ja gerne zeitreisen und diese Schönheit tollkühn ansprechen, mit einem romantisch-frechen Spruch auf den Lippen, obwohl sie offensichtlich in festen Händen war, buchstäblich. Marokko war genau dort, 1979, nach wenigen Wochen sonnengebräunt, ein Hippie wie ich, der aber mehr auf Reisen ging und mir gerne sagte: „ein Leben ohne die Westcoast, das will ich nicht!“ Es war also naheliegend, Jahre und Jahre nach unseren Hörabenteuern mit Miles Davis „At The Filmore“ (bei ihm im „Kinderzimmer“) an jenem Surferparadies der amerikanischen Westküste aufzuschlagen, als der Hippietraum zwar schon einige Dellen hatte, aber immer noch magische Musik bereithielt. Wie an jenem späten kalifornischen Nachmittag. Nun traf ich Marokko wieder, und während wir Mojitos schlürften, servierte ich ihm den vollen Mitschnitt jenes Konzerts von Bob Marley, und ich fragte ihn: „wo standest du?“ und ich fragte ihn: „hast du diese Schönheit gesehen?“ Er stand weiter hinten in der Menge, rechts, das Meer im Rücken, und er konnte sich nicht an meine sofort aus den bewegten Bildern herausgefilterte „queen of hearts“ erinnern. Zu schade, aber sowieso umwahrscheinlich. Auf jeden Fall sahen wir uns den ganzen Konzertfilm an, sprangen zwischen den Zeiten, sprachen von den etwas anderen Farbgebungen unserer Träume, wenn Traumtänzer wie wir in die Jahre kommen. Der Drummer Seb Rochford machte mich erst aufmerksam auf DIESEN Mitschnitt, und er sagte dazu, mit Blick auf Bobs sogenanntes Rhythmusgespann und seine Lieblingsplatte „Exodus“: „I think Carlton and Aston Barrett were absolutely geniuses. I love Aston’s kind of bass playing where it’s just like another melody, then Carlton’s drumming is so melodic as well, but so unique. My friend sent me a link to Bob Marley’s 1979 Santa Barbara concert, and it’s just absolutely incredible.“(In Kürze eine weitere Zeitreise: „Weissdornweg 1965 / 2025“)
Neues vom Aua-aua-Chinesen
Vor ein paar Jahren gab es mal einen Streit auf Manafonistas. Es ging um Peter Handkes Buch „Der Chinese des Schmerzes“. Im verwegenen Sound der Neuen Deutschen Unwegsamkeit (NDU) erzählt der Pedda von einem Altphilologen namens Andreas Loser aus der Steiermark. Zu diesem Zeitpunkt war ich gerade mit Büchern aus dem Barock beschäftigt. Damals waren die Buchtitel echte Bandwürmer, die über das ganze Cover kriechen konnten. Und da die Mandarinsaison, wie ihr hoffentlich alle wisst, am nächsten Samstag zu Ende geht, habe ich den Handke noch schnell zu vier barocken Alternativtiteln überredet, in denen nun endlich auch leidende Chinesen zu Wort kommen.

Der Morgen, an dem Hu Schi Fung aus Nanking bei einer unfreiwilligen Handke-Lektüre seine legendäre Schmerzunempfindlichkeit verlor, laut schreiend zum Doc lief, sich ein Rezept für Oxis abgriff und daher erst am nächsten Tag Andreas Losers Laubblasgerät reparieren konnte.
Der Nachmittag, an dem die Frau aus Schanghai unvermutet auf dem von Loser frequentierten Marktplatz im Steirischen auftauchte, einen schmerzensreichen Rosenkranz auf Mandarin betete, und, in der nicht unberechtigten Hoffnung auf einen Obolus der frommen Marktgänger, genügend Reiskörner in einem Topf zu ihren Füßen sammeln konnte, um sie abends in ein Säckchen zu füllen, es am nächsten Tag mit nach Schanghai zu nehmen und aus dem fünften Stock einer Pfeffermühlenruine auf den Sozialschädling (steirisch: ArbeitsLoser) und Konkurrenten um den Bettelplatz fallen zu lassen, was dem Opfer, das sich gerade darauf konzentrierte, seine Erfolg verheißende Anflehmimik aufzusetzen, unverzüglich den Halswirbel brach, schmerzfrei wohlgemerkt, so dass dieser Sermon hier, streng genommen, gar nicht als Kandidat für einen Buchtitel über einen Aua-aua-Chinesen taugt – siehe auch meine Dissertation: Jokes with an inherent potential for self-destruction that ruins the punch line.
Der Abend, an dem der von sieben Speeren durchbohrte Mandarin in Losers Stammlokal aufkreuzte, drei Andreas-Hofer-Kreuzer auf die Theke hinzählte, in Ermangelung von Reisschnaps ein Fläschchen Rübenfusel (150 ml) zum Desinfizieren der Wunden verlangte und sterbend hauchte: Rest ist Trinkgeld.
Die Nacht, in der ein Maschinenbaustudent aus Beijing mit dem Sonnigengemütskoeffizienten von minus 3,5 unerkannt durch Losers Dorf schlich und sich mangels Nachtsichtgerät an Dornbüschen und scharfkantigen Bauzaunelementen böse blutende Schürfwunden zuzog, um am nächsten Tag, pünktlich zur Öffnung von Losers weltberühmten Laubblasgeräteladen endlich mal einen chinesischen Schmerzensmann mimen und auf Losers Frage nach seinem Wohlbefinden in einem herzzerreißenden Konglomerat aus Mandarin und Steirisch seufzen zu dürfen: Muss ja.
Hubert Mania
My 20 favourite albums of 2025
Nikolaus nähert sich, und ich werde am 6. Dezember meine zwanzig Favoriten präsentieren. Zum Ranking dies: die wunderbare Subjektivität so einer Jahresendliste bedingt, dass jeder Leser, nach eigener Ästhetik und Hörgeschichte, mit meinen Nummern 15-20 womöglich sehr viel mehr anfangen kann als mit meinen Top 3 – oder hin und wieder den Kopf schüttelt, was ich an diesem oder jenem Album so gut finde. Die Moral von der Geschichte: hier geht es allein um Anregungen und Angebote, nicht um Expertise und den Sound des Weisen!

Es ist eine Freude sich bewusst zu machen, wie sehr man immer noch von Klängen bezaubert werden kann. The searching never stops. Und wie das Abhandenkommen der Routine, also das Vergessen all dessen, was man zu wissen meint, das Versinken im Sound befeuert! All these places we’re transported to!Das obige Cover dient als Appetizer für meine Liste voller „Burner & Grower“ – meine Number Thirteen, das Opus „How You Been“ der Formation SML aus dem Hause International Anthem Records. Würde Brian Eno das Teil lieben – leise Zweifel! John Zorn? Wahrscheinlich.
War ihr Debut für mich eher eine spannende Talentprobe, begeistert mich dieses Werk (zu meiner eigenen Überraschung!) vom ersten bis zum letzten Ton, zudem ist dies nicht die Musik, die man wegen ihrer rasanten Szenenwechsel meinem „profile of taste, love and surrender“ so ohne weiteres zurechnen würde. Neue Freunde dieses Klassealbums (CD, LP, DL) mögen sich bei mir melden – die anderen können gerne ihre Fluchtreflexe schildern! Wie schrieb ein Kollege zu diesem clever organisierten, seltsam organisch anmutenden „Flickenteppich & seinen 80 Welten in 50 Minuten“:
Where their debut captured raw beginnings, How You Been is the sound of a group in full stride. SML channels touchpoints from Afrobeat, kosmische, proto-techno and electric Miles Davis, yet dissolves them into something entirely their own – a high-definition rendering of SML’s collective vision.
Hubert und der Chinese des Schmerzes
Ein paar Jahre ist es her, da gingen bei den „Manas“ die Ansichten hin und her zu Peter Handkes „Der Chinese der Schmerzes“. Tatsächlich beendete dieser subdepressive „Langweiler“ meine guten Jahre mit Peter. Seine politischen Wirrungen besorgten den Rest. Bei alldem geht es keineswegs um Bashing und Schwarzweissmalerei. Unvergessen meine Leseabenteuer mit Peter Handke. „Wunschloses Unglück“, „Der kurze Brief zum langen Abschied“, sowie „Das Gewicht der Welt“ waren Lieblingsbücher, und letzteres wäre es wohl heute noch. Ein magischer Stilist ist er allemal. Nun hat ein Schriftsteller und einstiger „Musikclub-Manager“ namens Hubert Mania dieses alte manafonistische „Streitthema“ aufgegriffen und sein ureigenes literarisches Echo dazu verfasst. In allen vier barocken Buchtiteln seiner Fantasie löst er das ein, was der gute Peter im Titel zwar verspricht, aber nicht einhält: Schmerz empfindende Chinesen, die mit der Hauptfigur Loser in Kontakt kommen! Huberts Text als „special guest“ folgt in Kürze. Wer weiss, vielleicht begrüssen wir bald zwei Novizen unter den Flussarbeitern. Alles alte Hasen sowieso!
Fünfmal grosse Kriminalliteratur 2025

- Andreas Pflüger: Kälter (Suhrkamp)
- Liz Moore: Der Gott des Waldes (C.H. Beck)
- James Lee Burke: Im Süden (Heyne)
- Federico Axat: Eine vorbildliche Tochter (btb)
- Zoran Drvenkar: Asa (Suhrkamp)
Jeder einzelne dieser Romane hat bei mir einen Leserausch erzeugt. Tiefgang inklusive. Nick Cave liebt James Lee Burke. Kann ich verstehen. Man muss verdammt gut schreiben können, um eine Figur wie Luzy Morgenroth mit Leben zu füllen. Andreas Pflüger schafft das. Ich habe es schon bedauert, Luzy nicht 1989 auf Amrum begegnet zu sein. Ich war da nämlich. Liz Moore hat alle begeistert, denen ich das Buch empfohlen habe. Über James Lee Burke habe ich schon so viel erzählt, diesmal ein „standalone“ aus dem Amerikanischen Bürgerkrieg, Burkes Ahnenreihe führt direkt in jene Zeit des Grauens.
