• Sussan und Richard im Che-Coo-Lala (Sommer 1988) & die „Klanghorizonte“ (Sommer 2024)



    Press play:


    Nine tracks, three parts, two guests, one DJ. / Erster Teil (DISTANT HILLS): Ank Anum: Song of the Motherland (1985) / Saru l-Qamar: A Lily  / Arushi Jain: Delight // Zweiter Teil (IN A STATION OF THE METRO): Warrington Runcorn New Town Development Plan: Your Community Hub / Erik Honoré: Triage / Pan American & Kramer: Reverberations Of Non-Stop Traffic on Redding Road // Dritter Teil (HEAVENLY MUSIC CORPORATION): Beth Gibbons: Lives Outgrown / William Parker & Ellen Christi: Cereal Music / Richard Horowitz: Eros in Arabia (1981)

    Lange ist es her. So ungefähr sahen die beiden damals aus, als ich, in den „wilden Achtzigern“, das erste Interview meines Lebens mit ihnen führte, noch vor meinen Jazzthetik- und Radiojahren, mit einem guten alten Kassettenrecorder und einem frisch erstandenen Sennheiser-Mikrofon, in einer aus der Hausbesetzer-Szene in Dortmund-Dorstfeld hervorgegangenen Kneipe mit dem herrlich skurrilen Namen. Es war eine mit BDSM-Elementen angereicherte Musik-Performance, die die Magie des Albums einfallsreich auf die kleine Bühne übertrug.

    Leider habe ich die alte Kassette mit dem Interview nicht mehr. Ganz sicher klangen da Jon Hassell und der Begriff „Fourth World Music“ an, und was es für Sussan bedeutete, Anklänge aus uralten Traditionen mit moderner Elektronik und ungewöhlichen Ritualen zu koppeln. Ich erinnere mich daran, dass das Paar ruhig und sachlich Auskünfte gab, hier und da ein Lächeln.

    Als Richard Horowitz sein seltsamerweise einziges Soloalbum seines Lebens 1981 veröffentlichte, „Eros in Arabia“, wählte er dafür sogar eine fremdartig klingenden Künstlernamen (sein realer Name rückwärts!), was erst „korrigiert“ wurde, als das Album 2017 eine remasterte Vinylversion erhielt. Mehr zur Vita des Paares in „comment 1“ – der Pressetext begleitete die „reissue“ von „Desert Equations“, ein Album, das mich damals wie heute gleichermassen gefangennimmt!


    Bei nicht wenigen Lesern dieses Blogs hat die von Marc Hollander und Crammed Discs früh in den Achtziger Jahren ins Leben gerufene Musikreihe „Made To Measure“ dauerhaft Spuren hinterlassen. Kam ein Gepräch auf dieses Brüsseler Label für überwiegend instrumentelle  Musik abseits des Mainstreams, fielen mir zwei Favoriten auf Anhieb ein, MTM 8 und MTM 15. Heiner Goebbels war von dem Album „Desert Equations“ und der Stimme der gebürtigen Iranerin ähnlich begeistert, und so ist Sussan Deyhim auf einem seiner besten Arbeiten zu hören („SHADOW – Landscape with Argonauts“ –  auch Brian Eno ist ein Bewunderer dieses ECM-Albums).

    Richard H. ist auf einigen Alben von Jon Hassell zu hören, etwa auf „Vernal Equinox“ und „Power Spot“. Und hat das betörende Solowerk „Eros In Arabia“ geschaffen, das vor Jahren neu aufgelegt wurde als Vinyl und Download, und aus dem ich heute Abend um 21.05 Uhr in den Klanghorizonten eine Passage spiele, aus der langen Komposition „Elephant Dance“, in memory of Richard Horowitz, der vor kurzem in seiner Wahlheimat Marrakesch starb. Hier das ursprüngliche Cover der Langspielplatte, das mich ein wenig an eine erotische Erzählung aus den „Märchen aus 1001 Nacht“ erinnert.

    „at first skeptical of our interest in eros in arabia, richard was so incredibly kind and inquisitive after we finally met in nyc at a favorite tribeca restaurant so many years ago. he perfectly understood our position and intention, and embraced and enabled our efforts. it was always a lovely, learning experience getting time with him in new york and los angeles, and becoming close with sussan in the process

    we will miss your presence in this physical realm, richard. now you are all around us, reborn in the ultimate dimension. thank you for the incredible gift of music, and allowing us to share ~“ (Aus einer instagram-Mitteilung des Labels „freedom to spent“, das „Eros in Arabia“ wiederveröffentlichte)

    P.S. Zwei Dinge fehlen mir in den Klanghorizonten heute Abend: vor allem eine Passage aus meinem leider verlorenen, uralten Interview mit Richard und Sussan, und (auf die schnelle fand ich die Cd leider nicht und vergass es dann), ein Ausschnitt (den ich im Hintergrund einer Moderation platziert hätte), aus jener alten Platte von Fripp & Eno, die im Königlichen Zirkus vor dem Konzert von Beth Gibbons gespielt wurde, aus ihrem Mixtape.

    (Click on „Fripp & Eno“, penultimate line, to listen to the title track, click on „Beth Gibbons“, last line, to see a film on „Lost Changes“ from her Lives Outgrown tour. The comments are telling, too:))

  • Netanjahu: Kriegsverbrecher

    „It is impossible to ever become desensitised to the horrors that have unfolded in Gaza over the last several months, but sometimes it takes a documentary to really hammer home how unbearable the situation is. Kill Zone: Inside Gaza, made by 12 Palestinian film-makers over 200 days, shows the complete destruction of neighbourhoods, and the families now conditioned to flinch at any loud noise, worried they might end up like their friends or neighbours, or any of the countless others to have died since October. We also meet a number of children for whom a devastating new acronym applies: WCNSF – wounded child, no surviving family. No television programme made this year will be as hard to watch, which is all the more reason to watch it.“ (The Guardian)

  • “Chez Janou“ – meine Begegnung mit Robert Wyatt in Paris vor zehn Jahren


    Paris für ein, zwei Tage, eine kurzfristige Einladung von Robert Wyatt, der dort eine Vokalaufnahme machte, für ein neues Album des Cellisten Vincent Segal. Ich fuhr direkt vom Gare de l’Est zum Tonstudio im jüdischen Viertel. Die Begrüssung war herzlich. Das erste grosse Interview machte ich mit Robert 1991 in einem Londoner Hotel, der Anlass war DONDESTAN. Das zweite Interview fand 1997 in einer relativ ruhigen Ecke der Queen Elizabeth Hall statt, der Anlass war SHLEEP. Das dritte Interview war vom Ambiente, her kaum zu übertreffen: Robert, seine Frau Alfie und ich sassen auf der Bühne im holzvertäfelten Purcell Room (in dem sonst gerne Kammerkonzerte aufgeführt werden), und wir sprachen über CUCKOOLAND. Am heissesten Sommertag des Jahres 2003, abgeschieden von aller Welt, das Publikum bestand aus einem Mann vom Security Service. Jahre später sprachen wir dann am Telefon über sein Album COMIC OPERA. (In aller Bescheidenheit weise ich darauf hin, dass es ein Fehler sein könnte,  solch süsses Gift, solch sinnliche wie gedankliche Tiefe, ungehört an sich vorüberziehen zu lassen.)

    Jetzt also Paris. Die Arbeit am Stück war fertig, es fehlte nur noch die Abmischung. „Chez Janou“ heisst der Song, besser, das Chanson, und schon beim Hören der rohen Fassung schmolz ich dahin: Robert Wyatt singt den französischen Text mit einer Anmut ohnegleichen, und punktgenauer Zerbrechlichkeit. Die schmeichelnde Melodie stammt allerdings vom Cellisten, der offensichtlich die Robert Wyatt’sche Liederwelt gut kennt. Nur Gesang, Segals Cello in zwei Spuren übereinander geschichtet, und im Mittelteil ein paar asketische Farbtupfer von Roberts Trompete – keine Keyboards, keine Perkussion. Der Song erzählt vom Verschwinden des Zeitgefühls, das man erleben kann, wenn man sich eine Weile in diesem alten Bistro, das „Chez Janou“ heisst, einfindet. Die Hauptperson des Liedes beschreibt, wie die Uhren langsamer gehen, sich rückwärts drehen, kurz gesagt: jemand richtet sich in einem geträumten Stillstand der Zeit ein. Robert kennt sich damit aus, einem schwankenden Zeitempfinden nachzuspüren. Unvergessen sein Lied, in dem er den verschwundenen Jazzclubs von Paris nachspürt: „Old Europe“. Wer Vincent Segals Spiel näher kennenlernen möchte, sei auf die Duo-Arbeit CHAMBER MUSIC (mit Ballake Sissoko) hingewiesen.

    Robert und Vincent fanden es eine gute Idee, nach unserem Interview ins selbige Bistro zu gehen. Es findet sich nicht weit vom Studio, in der Rue Roger Verlomme. Die nächstgelegene Metrostation ist „Chemin Vert“. Es ist wirklich ein Bistro, das einem wie ausgedacht oder geträumt vorkommt. Wir tranken erst mal einen Pastis, wofür dieser Ladem berühmt zu sein scheint, schon im Lied erklang der Name dieser Spirituose im Refrain. Dieses Bistro hat 20 Sorten von Pastis auf der Karte, unglaublich. Von den Wänden lachen uns freundlich gesonnene Filmfiguren an, der Patron geht mit einem Bonbonglas von Tisch zu Tisch. Er kennt Vincent Segal seit vielen Jahren und freut sich über die Hommage. Die Speisekarte ist im übrigen sehr südfranzösisch. Mir schmeckt das „Margret de canard au romarin“ köstlich, ein Entenbrustfilet mit Rosmarin. Eine Mousse au chocolat wird immer wieder in einer grossen Glasschüssel vorbei gebracht, jeder kann sich nach Herzenslust bedienen.

    Wir reden über Gott und die Welt. Die Zeit scheint wirklich etwas langsamer zu ticken, und es tut mir in der Seele weh, auf die Uhr zu schauen, und meine Rückfahrt in zwei Stunden in Angriff nehmen zu müssen. Ich rufe in meinem Büro in Köln an, und darf eine weitere Nacht anhängen. Es wurde ein langer Abend voller nachhallender Gespräche. Ohne dass mein Mikrofon eingeschaltet war. In der Erinnerung fallen mir immer wieder andere Momente ein, etwa seine frühe Begegnung mit Thelonious Monk. Zum Abschied schenke ich Robert Wyatt die englische Übersetzung von Julio Cortazars Meisterwerk „Rayuela – Himmel und Hölle“. Leider ist der Song „Chez Janou“ nie erscheinen, die Folge eines Einbruchs in Vincents Tonstudio, bei dem auch drei Songs von Air für immer verloren gingen, die es nicht ganz auf „Moon Safari“ geschafft hatten. Am nächsten Morgen hatte ich noch Zeit, in einem der beinah rund um die Uhr geöffneten Kinos nahe dem Jardin du Luxembourg einen meine Lieblingsfilme von Francois Truffaut zu erleben (zum dritten, zum vierten Mal?), der bei uns in der alten BRD „Liebe auf der Flucht“ hiess, und, en passant, auch ein spannendes Filmexperiment darstellte.

  • In der Pariser Metro, im Keitumer Teekontor, und anderswo


    Es ist wie bei einer Meditation: die richtige Sitzposition hilft, zur Ruhe zu kommen. Der Teekontor in Keitum ist ein Power Spot, dessen bürgerliche Akkuratesse durchaus hilfreich ist für die Verwandlung des eigenen Bewusstseins. Dort nimmt man bei schlechtem Wetter auf der Couch Platz, von der aus das obige Bild geschossen wurde. Noch besser, im vordersten Strandkorb draussen, mit Blick auf die weite Prairie. (In der Regel sind sie anders aufgestellt, nämlich so, dass der Blick allein aufs weite grüne Feld gerichtet ist.) Man bestelle sich eine Kanne mit grünem, weissem, oder schwarzem Tee: die Beschreibungen der Getränkekarte sind verlässlich. Das High stellt sich nach 20 Minuten ein. Und so ist es nun mal beim Teegenuss: die Gedanken werden, mitunter, schärfer, heller, luftiger. Man muss es nicht Meditation nennen, auch „heiteres Verweilen“ macht Sinn. Ich habe dort schon oft über Stunden an dem „Sequencing“ der Stücke für die Klanghorizonte gearbeitet, mit Papier und Bleistift. (Das waren ja auch fünf Stunden in den letzten Jahren, also galt es fünf Spannungsbögen zu basteln.) Diesmal ist die Reihenfolge bei mir daheim entstanden. Jede gelungene Abfolge ein kleiner „Coup“.

    Im Zentrum der „Klanghorizonte“, die „Vertonung“ eines Texts von Ezra Pound. Es gibt Gedichte, die hallen nach seit frühen Jahren. Auf jeden Fall erging es mir so mit dem berühmten Dreizeiler von Ezra Pound, betitelt „In a Station of the Metro“. Wie oft dachte ich an ihn, wenn ich in London mit der Underground fuhr, Richtung Epping Forest, Picadilly Circus, oder Angel Station. Die zwei Zeilen unter der Überschrift: „The apparition of these faces in the crowd: / Petals on a wet, black bough.“ Zuweilen, wenn der Blick ins Leere ging, oder in Sekundenschnelle fremde Gesichter zu lesen versuchte, schwebte diese Vorstellung einher, diese Röhren der unterirdischen Räume als nasse kalte Baumstämme wahrzunehmen. Dann sprach ich die Zeilen leise aus, wie jenes andere Mantra in Londoner U-Bahnschächten: Mind the gap, mind the gap, mind the gap. Lauschen Sie, in den Klanghorizonten, der Vertonung von Erik Honoré. An seiner Seite Sidsel Endresen, Arve Henriksen, Jan Bang, Kirke Karja und Tim Nelson. Das Album „Triage“ wird beim diesjährigen Punktfestival in Kristiansand uraufgeführt. Es erscheint auf „Punkt Editions“. als LP, CD, und DL.

  • Tiramisu, Jazz, und Ank Anum (Nachklapp)

    Restaurant Robert. Am Rheinufer. 17. Juli, 11.50 Uhr. / The Flowflows: Toni, bcl, Lajla, Irish flute, Norbert, dr, Ulrike, spoken words, Olaf, spoken words, Michael, spoken words, Martina, spoken words. Das Wetter vor Ort: 21 Grad, vereinzelte Wolken.

    …. und hier der „Nachklapp“… das Beste war, dass es ein guter Mix war, und sich manche gar nicht kannten. Das galt sowohl für Blogger wie Blogleser. Radiohörer sind alle. Als hinterher ein paar Blogthemen zu in kleiner Runde behandelt wurden, war klar, dass technisches Knowhow und der Blogmacher Nevzat gefragt sind. Immerhin sollten bald Fotos passend in Texte eingefügt werden können. Undundund. Spätestens, wenn Nevzat aus dem Urlaub ist. Auch möchte ich wissen, wer an einem Zoom interessiert ist. Ich schicke noch eine Rundmail, und sende die Antworten dann, bearbeitet, an Nevzat. Lasst uns das nicht hier in den comments klären. Viel interessanter waren die „good vibes“ zwischen uns. Zwischen allen. Für mich war es eine besondere Freude, Toni und Norbert kennenzulernen. Und ich freue mich, bald einmal oder zweimal in dem Tornadostädtchen in Ostfriesland haltzumachen, und nicht minder, mal wieder in Hamburg rumzustromern. Mein letzten Konzerte dort, in der Fabrik, lange her, David Byrne und Lambchop. Toni hat mir Lust auf den Bremer Sendesaal gemacht, wo übrigens Florian Weber seine demnächst bei ECM erscheinende Arbeit aufgenommen hat. Nd die hat es in sich. Wir kamen von Hölzchen auf Stöckchen… ein calvinoeskes Treffen, lauter schöne Zufälle! (A propos: meinen Blutsbruder Matthias konnte ich nicht ausfindig machen, aber mein alter Schulkamerad und Polizist im Ruhestand, Michael Z., folgt einer Spur im „Gänsemarkt“.)

  • Das Juwel im Lotus



    Wenn man mit 18 das Downbeat Jazzmagazin abonniert hat, ist man als Musiklover identifiziert. Dort entdeckte ich 1974 eine 4 1/2 oder 5-Sterne-Besprechung dieser Schallplatte, und das las sich so spannend, dass ich als ECM follower der frühen Jahre sofort zugriff, via jazz by post oder sonstwo. Das wilde, oft impressionistische Flirren der Klänge packte mich mit dem ersten Ton, nie hat Bennie ein feineres Album als leader gemacht. Als sideman war er bei manchem hot shit dabei, von Herbie Hancock, Miles Davis und anderen Gesellen. Das Cover hat den spirituellen Charme der frühen Siebziger. Später erfuhr ich, dass Adam Rudolph als kleiner Knirps im New Yorker Studio mit dabei: sowas prägt, eines von Adams späteren Alben hiess Hu Vibrational. Gleich fahre ich mit der Bennies Meisterstück nach Köln, um die Playlist der Klanghorizonte (26.7., 21.05 Uhr) in den Computer mit dem wohlklingenden Namen Web Merlin reinzustellen. Die Fahrzeit von 50 Minuten wird komplett von Bennie Maupin und etwas Stille stadtauswärts und stadteinwärts begleitet. Bennie Maupin. Herbie Hancock. Buster Williams. Frederick Waits. Billy Hart. Bill Summers. Charles Sullivan. Ein Traum. Bennies Weggefährte bei Herbie Hancock, Posaunist Julian Priester, brachte nahezu zeitgleich bei ECM sein Album LOVE, LOVE raus, ein weiterer Meilenstein der Fusion-Ära. Wie die erste RETURN TO FOREVER Scheibe von Chick Corea. Oder die noch immer in den ECM Archiven schlummerne Arbeit THE CALL (ECM / Japo 6001) mit Mal Waldron, Eberhard Weber und zwei weiteren Zauberern.

  • Some lines for Paul Newland



    Dreaming of coffee and yesterdays, we landed, songwise, in
    troubles being far away, and the valley down below.

    Then, i took the highway from the city of early years
    to Aachen, before the heat reached its peak,

    all my girls out of house, swimming, walking etc.
    i preferred the electric cave, cold water, listening …

    at first two sides of that wonderful double vinyl LUX
    though always recognizing Eno‘s „writing“, one ambient album
    never is like the other: on this one i love the soft
    piano notes like silent explosions, amongst everything else.

    Then, after more water, and a cup of wood-roasted coffee,
    i put on your latest, MUNTJAC, what a „grower“:
    getting lost is a gift here, and time the pathfinder!
    The singing songs, the ways of walking, the quiet upheaval

    of memories of days long gone or just like yesterday.
    I will send you my questions soon, Paul, the last two tracks,

    MUNTJAC and AMBRESBURY BANKS,
    have to be the last two tracks,

    beautiful ghosts sending secret messages in sound,
    all their goodbyes one welcome after the other!

  • “High Five“ – my radio shows in the year 2025

    Time to say goodbye. So ist es, und das war die Nachricht für die Tischrunde bei „Robert“: im kommenden Jahr mache ich, wenn alles normal läuft, vier „Klanghorizonte“ am Stück, und zwar im März, Mai, Juli und September. Brian Eno, Steve Tibbetts und Thomas Köner werden zu den geladenenen Gästen zählen, die eine und andere Überraschung ist garantiert! Die „Januarhorizonte“ gestaltet Niklas Wandt, die „Novemberhorizonte“ Thomas Loewner. Das wird die fliessende Staffelübergabe sein. Kein Magazin der „JazzFacts“ mehr anno 25, dafür, vermutlich im November nächsten Jahres, noch ein knapp einstündiges Portrait eines Künstlers / einer Künstlerin nach meiner Wahl.

    Meine Farewell-Runden! Würde Steve Tibbetts im Herbst 25 ein neues Album herausbringen, fiele meine Wahl natürlich auf den, von Fall zu Fall, geräuschvollsten Gitarristen aus dem Hause ECM (denken sie nur an „The Fall Of Us All“), denn mit Steve hat alles angefangen im Kölner Rundfunkhaus, im November 1989 – damals hiess das Format noch „Studiozeit“. Ein Kreis schliesst sich, so oder so, und, in alter Cluster-Manier, „sowiesoso“! Nebenbei: meine nächste Ausgabe der „Klanghorizonte“ findet am kommenden Donnerstag, um 21.05 Uhr statt, mit O-Tönen von Shabaka Hutchings und Erik Honoré.


    Bevor später die ganze Nacht von diversen „Nighthawks“ gestaltet wurde, waren die stilistisch weltoffenen „Horizonte“ wechselweise eine oder zwei Stunden lang, die genauen Taktungen kann ich nicht mehr aus dem Ärmel schütteln – Toni brachte mir ein paar alte Playlists mit (anbei ein Blatt aus dem Frühling 93, mit Talk Talk, Gavin Bryars, Thomas Köner, Heiner Goebbels u.a.). Früh im September 2024, direkt vor dem Punktfestival von Kristiansand, mache ich ein letzes Mal „Jazz Facts – Neues von der improvisierten Musik“, und im Dezember (ein weiteres Finale), mit Karsten Mützelfeldt und Thomas, den Jahresrückblick über unsere drei Favoriten des Jazzjahres.

  • Monatliche Offenbarungen (August)

    The whole time of a lifetime can find its roots and reflections in the power spots of your favourite forest. Remember your walks, the desire to go there, strolling, dreaming, holding hands, being for yourself. For Paul Newland aka Clevelode it is Epping Forest. In 1972 Leonard Cohen toured Europe and Israel. Closeby, Tony Palmer‘s film crew. This documentary is a true revelation, with its funny and heartbreaking moments. I only had to read the first chapters of Manfred Jelinski’s book to „be there“. A fantastic time travel experience, even for people who haven’t been in the 60’s. When Lou Berney wrote his classic crime novel, „The Long And Faraway Gone“, it was another trip backwards, full of ghosts and false memories. When I talked to him, he told me amongst other stuff of interest, how deeply Bruce Springsteen‘s „Darkness At The Edge Of Town“ helped him to open some gates of perception.


    We all have records that kind of elevated us beyond pure excitement, that went so deep as deep can go, haven’t we!? Which come to your mind (just speaking of song albums of the 21st century): maybe „American Head“ from the Flaming Lips? „Lives Outgrown“? „Ys“? „Foreverandevernomore“? A Lana del Rey opus, one by Lucinda Williams, Robert Wyatt, Leonard Cohen or Sufjan Stevens? Damon Albarn‘s „Everyday Robots“? Valentin Silvestrov’s „Silent Songs“ (an archival discovery by ECM, released 2004, but, fair enough, recorded in 1986)? David Sylvian’s „Manafon“? Scott Walker‘s „Bish Bosch“?

    In her surreal poetry book P.J. Harvey went back to the myths and dreams of her childhood spaces in Dorset – and the book built a central foundation (here we are again) for one of the deepest song cycles of the 21st century. How the days of growing up can be devastating and sadly, missing portals of silver lining, the Apple plus series „Under The Bridge“ definitely is the saddest trip of our monthly recommendations. (Eine nordic noir-Variante mit weitaus mehr „good feel“-Momenten bietet die Serie „Dicte“ auf Arte (Mediathek), mit meiner dänischen Lieblingsschauspielerin Iben Hjelje). After all these „zigzaging“ between men-made heaven and hell, an album like „Future Fashions“ seems to be a perfect release. I swear, it will put a smile on your face.

    ALBUM – Clevelode: Muntjac
    FILM – Bird On A Wire
    PROSE – Manfred Jelinski: Drogen, Sex und gute Laune
    TALK – Lou Berney im Interview
    POETRY – P.J. Harvey: Orlam
    BINGE – Under The Bridge
    ARCHIVE – Tomorrow‘s Fashions – Library Electronica 1972 – 1987

  • Mauersprünge und Brötchenholen

    Als ich ein Junge war, kannte ich den Dreh, auch in diversen Zukünften keinesfalls den Kontakt zum Kind zu verlieren: wenn du gross bist, mach es wie jetzt, spring auf kleine Mauern am Wegesrand! Tanz die Mauer. Okko, der Gefährte aus Serienträumen, winkte mir von der anderen Strassenseite zu (er kam vom Fuss der blauen Berge). War ich fünf oder sechs, als zum ersten Mal das Glück des Brötchenholens auf mich wartete, nachdem ich aus der Tür im Weissdornweg 9 trat, den kleinen Hügel mit Sandkasten hinter mir liess, in die Grotenbachstrasse einbog, auf dieses und jenes Mäuerchen sprang, und in den Tante-Emma Laden ging? Als dieses Ritual vertrauter wurde, liess ich schon mal kleine Schokoladenstücke und Lakritzschnecken in die Lederhosentasche gleiten. Wieder und wieder begegnete ich dem „old man“ aus dem Neil Young-Song. Anfangs war er ewig weit und einen Erdteil entfernt, später salutierte ich als junger Bursche, noch später zollte ich ihm den Respekt eines alten Hasen. Auch das Geheimnis der ewigen Jugend als brauchbare Illusion lüftete ich mit einem Dutzend kleiner Tricks, und verrate an dieser Stelle einen davon: verdunkle deine elektrische Höhle, höre „Drums and Wires“ von vorne bis hinten, das grossartige Album von XTC! Turn up the volume, and fly high! „Right, the chemistry is right  / This boy has reached his height  / This feeling just goes on and on, and on and on  / From strength to strength …I’m ten feet long…“ Das Abenteuer kann beginnen!