• True Story

    A documentary

    Some of you liked to listen to Malcolm Jiyane‘s music
    in my edition of JazzFacts. One reason to dive into
    stories and moments around the production,
    and musical life, of the South African trombone player.

  • 2024 Nachfluss 1

    Henning Bolte

    2024 has passed its middle already. I’m still in 2024 review-state. Events and experiences in dense succession:

    * München Residency with three concerts and an exposition (January – March)

    * Dortmund Exposition (February – July)

    * Jazzahead! Bremen (April)

    * Music Meeting Nijmegen (May)

    * Acores, São Miguel, Pico (May/June)

    * Jazzdor Berlin, InJazz Rotterdam (June)

    * Prequel Triennale Monheim (July)

    Great diversity to deal with, beautiful topics worth to dive in …

  • „I’m a daydream believer“ (Langeoog 2015)

    Als auf dem alten Blog Gregor noch auf Sylt die Jukeboxen bestückte, das dortige Mana-Treffen schon Geschichte war, da schrieb ich diesen Text. Viellecht waren John Steinbecks Reisen mit Charlie etwas spannender. Aber auf Langeoog sind luzide Träume stets so nah wie der Drachen in der Luft. Jetzt ist es wieder soweit. Einer Flowworkerin sei Dank!

    People Take Pictures Of Each Other“. Der letzte Song von Seite Zwei. Ach, die Kinks. Kennt ihr den berühmten Kinks Fanclub auf Amrum, in der „Blauen Maus“? Das Auto bleibt auf dem Festland. Sancho, mein Hund, und ich. Das Wetter bewegt sich konstant um 20 Grad herum, der Leuchtturm ist nicht so entlegen, wie ich es am liebsten habe, ich kenne ihn seit meinem achten Lebensjahr. Die Insel ist mir vertraut, überall Dejavues mit jüngeren Ausgaben meines Ichs, und all jenen, die lange fort sind, fast aus dem Sinn. Hier ist die Buchhandlung, in der ich Peter Rühmkorffs Gedichtband „Haltbar bis Ende 1999“ kaufte, dort ist das Cafe, deren Tortengrösse sich wohl seit den ersten Wallungen der Wirtschaftswunderzeit nicht verkleinert hat. Rumtorte, riesig, reine Nostalgie. Die Sandorntorte im Leiss. Pflaumenkuchenorgien. „Banana Split“ war in der alten Bundesrepublik mal so exotisch wie ein afrikanischer Klangtraum von Les Baxter in einem lang versunkenen Amerika. Der erste Stau auf der Fahrt in den Norden. Morgen der erste Sprung in die Wellen. Im Auto läuft Jan Garbareks „Dis“. Immer gut, mit eimer Windharfe ans Meer zu reisen. Sancho liebt das Autofahren. Er träumt, wie ich herausfand, meistens in Farbe. Ein psychedelischer Hund. Ich würde mich jetzt gerne mit Ray Davies unterhalten. Ich bin träumendes Mitglied der „Village Green Preservation Society“. Es gibt einen kleinen Dschungel auf der Insel, mit Teestube. Die Dämmerung der Kindheit darf nicht verloren gehen. Das Glück des Brötchenholers erlebte ich schon damals, auf der Lieblingsinsel junger Jahre. Dabei spielten ein Roller und ablandiger Wind die Hauptrolle. Unvergesslich, in meinen Teenagerjahren, die morgendliche Sichtung der Schaukästen mit den Kinofilmen der nächsten Tage. Mein „Paradise Cinema“ auf einer ostfriesischen Insel: oft eine umgebaute Bretterbude, oder eine einstige Kegelbahn. No pictures will be taken.

  • Das Glück des Brötchenholers

    Heute morgen in der Bäckerei Fischer. Drei warme Tage nun in Folge, gestern in Düsseldorf, bei Robert, mit Toni, Norbert und einigen FlowworkerInnnen, ein wunderbarer Anfang. Jetzt weiss ich endlich, dass Albert Ayler einst im Leer gespielt hat (danke, Toni!)…. Bislang war die Suche nach meinem Blutsbruder, und einem Zimmer mit Meerblick auf einer ostfriesischen Insel, kein Erfolg beschieden. Ich wählte eine uralte Langeooger Rufnummer, aber niemand hob ab. Sylt wäre eine Alternative, aber all meine Sylter scheinen ausgeflogen. Zeit, wieder mal diese alte Radiomeditation aufzulegen:

    „The Sylt Loneliness Treatment“

    Selten habe ich in einer Radiostunde langsamer gesprochen, zumindest stellenweise. Das war die Zeit des ersten knallharten Lockdowns, und nachdem ich zuvor auf Lanzarote schon in den Mauern der Hotelanlage bleiben musste, besorgte ich mir nun über die Pressereferentin der Kieler Landesregierung (mir der ich bis heute Krimitipps austausche) eine Akkreditierung für eine Inselreportage. Unvergessen der kauzige Polizist, der in Hörnum jeden Fremden in Empfang nahm, bevor der Blaue Autozug bestiegen werden konnte. Zu dem Zeitpunkt mussten auch alle Zweitwohnungsbesitzer Sylt verlassen. Als ich da einmal eine fremde blonde Frau traf, auf einem Parkplatz, sie in ihrem Sportwagen, ich in meinem Toyata, kurbelten wir die Scheiben runter, und wir wechselten Worte miteinander geradezu wie alte Freunde am Ende der Welt. 

    Vom 27. Juli bis 7. August suche ich eine Unterkunft auf Langeoog, Amrum, Sylt oder Borkum. (Michael Engelbrecht) Es wird Langeoog. Muchas gracias!



  • Vintage Eno

    Taken from the ‘Eno’ official soundtrack, „Stiff“ is vintage Brian Eno. With its irreverent lyrics, humour, and uniquely identifiable sound, it was originally included on the highly elusive Eno album ‘My Squelchy Life‘. Due for release in 1991, the entire album was pulled because of scheduling delays and remained out of the public realm until it saw the light of day in 2015.

    Some of the original recordings on ‘My Squelchy Life’ eventually evolved into ‘Nerve Net’ but for reasons you can ask Michael Engelbrecht about, it was decided not to include ‘Stiff‘. The original Eno footage included in the video was shot in the early 90s and finally unearthed by Gary Hustwit in the making of the ‘Eno’ film. The song is included in both the film and official soundtrack album.

  • Three Songs for a Rainy Afternoon

    „Das achtminütige „American Baby (Two-Part Invention in C)“ ist das Stück, zu dem ich immer wieder zurückkehre, gefesselt von einem E-Piano-Riff in Moll, das zwischen „She’s Not There“ von den Zombies und „Riders on the Storm“ von den Doors angesiedelt ist und eine Dynamik erreicht, die fast so subtil unerbittlich ist wie „Do It Again“ von Steely Dan. Die Kraft des Grooves verwandelt die subtile Leere des Textes in etwas Geheimnisvolles und Fesselndes. Tot Taylor‘s album „Frisbee“ is a sophsticated take on pop tropes and delivers.“ (Richard Williams, slightly revised)

    „There’s both sunlight and shadows on the sophomore release from Malcolm Jiyane Tree-o, centered around the theme of a life of poverty in South Africa. The melodies on True Story cut to the soul—and sometimes deliver an uplifting surge, too, a sense of joy and sadness experienced simultaneously, the clash only amplifying their counterparts. The Johannesburg-based trombonist is joined by a core quartet of bassist Ayanda Zalekile, drummer Lungile Kunene, percussionist Gontse Makhene, and pianist-keyboardist Nkosinathi Mathunjwa, plus no small amount of guest contributors. The last song, „Name It Later“, is possibly breaking your heart.“ (Dave Sumner, slightly revised)

    Ich fand das neue Album von Paul Newland, als ich in der August-Ausgabe von „Wire“ herumstöberte: ein Troubadour, der sich an Waldspaziergänge im „Epping Forest“ erinnert und gelebtes Leben in windumrauschtes Herbstlaub verwandelt. Clevelodes „Muntjac“: eine seltene Melange von Ambient Music und Songs, vorgetragen mit rührender, zugleich vollkommen kitschbefreiter Beiläufigkeit. „Grimston‘s Oak“. Wäre meine Ausgabe der Klanghorizonte am 25. Juli um 21.05 Uhr nur fünf Minuten länger, ich hätte dieses Lied untergebracht, zwischen Arushi Jain und dem neuen Streich von Warrington Runcorn New Town Development Plan.

  • Times of shit and roses


    My individual, psychological descent coincided, ironically, with my ascent into the public eye. They were putting me on a pedestal and I was wobbling… So I isolated myself and I made my attempt to get ‘back to the garden’. I moved up into the Canadian back bush to a small sanctuary where I could be alone, lived with kerosene, [and] stayed away from electricity for about a year. I turned to nature. I was going down and with that came a tremendous sense of knowing nothing. Western psychology might call it a nervous breakdown but in certain cultures they call it a shamanic conversion. Depression can be the sand that makes the pearl. Most of my best work came out of it… There is a possibility, in that mire, of an epiphany.

    (Joni Mitchell, looking back on the growing of her 1972 album „For The Roses“, that has quite often been seen as a transitory work between her milestones „Blue“ and „Court and Spark“ – but, hey, what a fine, multi-layered album it is!)

  • Über die Handschrift eines Künstlers (Gastbeitrag von Lea Matusiak)

    Die Szene spannt sich auf, wie ein Augenaufschlag. Musik ertönt über ein paar signifikanten Hintergrundgeräuschen. Es bauen sich mit den Bildern Momente einer Szene auf. Kurze Zeit scheint es ein normales Intro in einen normalen Film zu sein. Nein. Auf einmal knallen Bild und Ton direkt los. Es startet ein Mix aus moodhaften Motiven, die collagenhaft in Sekunden eine Lebensgeschichte erzählen und im euphorischen Wechsel zu Soundtrack und eigenem bildhaften Überraschungsmoment stehen. Ruckartig. Faszinierend eigensinnig. Ein Wimpernschlag später. Aggressiv. Verwegen. Nicht aggressiv. Brutal nah. Man taucht direkt ein in diese Stimmung, wie in ein Eisbecken. Man wird regelrecht unter Wasser gezogen.

    Wer die Filme kennt, erinnert sich vielleicht an diesen Effekt. Ich spreche von den Werken des Regisseurs Guy Ritchie, welche eine eigenartige Faszination auf mich ausüben und die ich zu ergründen versuche. Ich fasse diese bestimmte Stimmung auf und treibe darin, solange ich es soll. Es ist so mitreißend, dass der Nachklang auch nach dem Film erhalten bleibt. In welcher Form auch immer. Nicht zu verkennen: Der Fakt, dass ich mich darin wiederfinde, Werke desselben Künstlers zu vergleichen, um konzeptionelle Gemeinsamkeiten festzustellen, was einen Teil dieser Faszination begründen vermag.

    Das Basisgefühl entnehme ich dem Track Growing Up Londinium des mehrfach ausgezeichneten Briten Daniel Pemberton, der unter anderem für den Film King Arthur: Legend of the Sword (2017) einen monumentalen und gleichzeitig feinsinnigen Soundtrack gebaut hat. Für mich ist dieser Track ein Sinnbild für ebendiesen Guy-Ritchie-Effekt. Die Wirkung der Filmmusik macht einen undenkbar großen Anteil am Erlebnis des Films aus. Phil Blumenthal schreibt in seinem Beitrag auf www.filmmusicjournal.ch, dass einem der Blick ins Booklet bereits vieles über den gewählten Musikansatz verrät: “Nicht nur, weil Pemberton selbst in einem ausführlichen Kommentar seinen Ansatz süffisant und detailliert beschreibt, sondern auch, wenn man sich die Besetzungsliste anschaut. […] Ein „Ancient Ensemble“ bestehen aus fünf Personen, etliche Solisten mit mittelalterlichen Instrumenten wie die Tromba Marina, die Hardanger-Fidel, das Hurdy-Gurdy, der Londinium Bass Bulge… die Liste geht noch um einige Positionen weiter. Mit dieser Besetzung kreierte Pemberton auch im Zuge vieler Improvisations-Sessions eine mal konventioneller klingende, oftmals jedoch brachial experimentelle Filmmusik.” Ein Ansatz, der auch zum Thema des Films passt: Eine moderne Aufbereitung, die die historisch klassischen Elemente integriert – und eben in ganz eigenem Stil wiederbelebt.

    Der lässige Einsatz von Text und Typo im Filmbild, teilweise auch im Standbild, um Charaktere vorzustellen, ist ebenfalls ein Element, dessen sich der Regisseur gerne bedient. Das erzeugt besonders in Filmen wie Bube, Dame, König, grAS (1998), snatch – Schweine und Diamanten (2000) oder Rock N Rolla (2008) dieses besondere Gangster-Flair. Gerade bei besonderen Namen, die keine “echten” Vornamen sind, sondern einfach nur Spitznamen, hat das fast schon etwas Schulfilmhaftes. Untermauert von großartigen Dialogen, oft mit kecker Schnauze, Witz, dem ein oder anderen Dialekt und einer Leichtigkeit, die mich nicht zuletzt gerne an die legendäre Burger-Szene aus Pulp Fiction von Quentin Tarantino erinnert. Auch die Erzählperspektive wechselt sich zwischendurch ab: Die Handlung wird beispielsweise in Form eines Interviews erzählt, der Protagonist wird ausgefragt und das Bild switcht zwischendurch immer wieder, sodass der Zuschauer das Erzählte direkt und zügig miterleben kann. In The Gentlemen (2020) führt uns sogar ein einziger Dialog schon nach den ersten 5 Minuten des Films über seine gesamte Lauflänge erst ein in die Verwirrungen und Verstrickungen der Geschichte selbst, aber eigentlich besteht dieser Film nur aus einem bedrohlichen Live-Pitch beim Barbecue – mit jäher Unterbrechung. Und nicht zu vergessen: Der allwissende Erzähler, der zwischendurch auch gerne mal sein Stimmchen erhebt und dahinfliegende Szenen kommentiert. Alles zusammen: Ein bestechlicher Mix, der mich so nahbar teilhaben lässt, als würde ich das Gespräch direkt vor Ort mit anhören. Es kommt fast schon ein verwegenes Gefühl auf, wie wenn man eine Diskussion oder einen Streit mitanhört, die einen gar nichts angehen.

    Dann ist da ja noch der Schnitt. Guy Ritchie lässt die Cuts so gezielt setzen, dass es einem buchstäblich ins Auge springt. “Das hat etwas zu bedeuten!”, schreit mein Hinterkopf, aber dann fesselt schon wieder etwas anderes meine Aufmerksamkeit, dass ich die Technik hinter dem Manöver glatt vergesse. Vielleicht ist es auch eher die besondere Kamerafahrt. Wenn auf einmal innerhalb eines Takes die Wiedergabegeschwindigkeit der Bilder beschleunigt wird. Oder es einen prompten Zoom innerhalb eines Bildes beispielsweise auf ein Szenenelement gibt. Oder der seitlich beschleunigte Schwenk von einer Person zur anderen, der dann prompt wieder zum Stehen kommt, so als ob beide Personen an einem runden Tisch säßen, die miteinander sprechen. Wusch. Und wieder zurück. Das lässt sich beobachten in King Arthur: Legend of the Sword (2017) und vielen anderen Werken. Ein Volltreffer.

    Zugegeben: Keines der genannten Elemente selbst ist ein Unikat mit einer eindeutigen Unterschrift seines Urhebers. Es ist die Kombination der genannten Elemente und Techniken, die den Stil und damit die Handschrift des Künstlers ausmachen. Brutal nah. Ruckartig aggressiv. Faszinierend eigensinnig. Der unverkennbare Guy Ritchie-Effekt.