Indiana Jones and the quest for the magic flute
Seit Tagen bin ich eingetaucht in die Welt des sog. „Spirituellen Jazz“, und schon kurz davor, bei meinem hessischen Spezialagenten für hausinterne Psychohygiene und psychedelisch verschwurbelte Parallelwelten, Adressen für stille Klostertage, Retreats und heisse Yogalehrerinnen zu erfragen. Eine Schlüsselstelle meiner kommenden „JazzFacts“ lautet momentan: „Können Atheisten spirituellen Jazz lieben? Aber natürlich!“ Ich bin übrigens Agnostiker mit mystischen „sidekick“, und stehe allen bewusstseinsverändernden Wegen offen gegenüber, insofern sie von Freigeistern und nicht von Eso-Fundis, Post-Calvinisten, und selbsternannten Gurus geleitet werden. Und antifaschistisch sowieso.
Es ist nicht so lange her, da reiste Shabaka Hutchings mit einem Koffer voller Flöten – 50 an der Zahl – quer durch Brasilien. Und Flötentöne haben etliche „cats“ dabei, in meiner kommenden Sendung, von Alice Coltrane über Ariel Kalma bis Charles Lloyd. Shabakas Opus präsentiert einen ungewöhnlichen Karriereschritt. A special move. Weg vom Saxofon, womöglich für lange, lange Zeit, hin zu den Flöten. Auch John Cage hatte seinen Shakuhachi-Moment. Nach langem Hin und Her war für gestern endlich eine Zoom-Konferenz installiert. Shabaka in Chicago, ich in Bonn. Den Tag über betrieb ich „deep listening“ und „deep reading“ – John Mulvey kürte das Album in Mojo zum „Album of the month“, schrieb eine blitzgescheite „review“, und liess Shabaka in einem Bild über der Erde schweben.
Die Platte ist tatsächlich fantastisch. Ich hatte drei Fragen vorbereitet als Einstieg, die ihm noch nicht gestellt wurden – eine drehte sich um die trommlenden, flötenbefeuerten Eröffnungspassagen des amerikanischen Keith Jarrett Quartetts (nachzuhören etwa auf „Eyes Of The Heart“, und dem Klassiker „The Survivors Suite“). Und dann war doch noch die Sache mit Don Cherrys „Brown Rice“ und Indiana Jones – aber es kam nicht dazu. Shabaka ist etwas angeschlagen. Seine Managerin meldete sich bei mir mit freundlich entschuldigenden Worten. Ich bleibe dran.
5 Kommentare
flowworker
http://flowworker.org/2024/03/02/letztes-solo-fuer-ein-saxofon/
Olaf Westfeld
Ein weiteres Album, auf das ich mich freue. Ähnlich wie bei Beth Gibbons kann ich mir kaum vorstellen, dass es mir nicht gefallen wird. Insofern kommt da gute Musik im April und im Mai.
flowworker
Ich war erst etwas zögerlich, mittlerweile ich mir nicht vorstellen, dass das Album bei dir und mir nicht unter die Top 5 kommt. Und „dein“ Andre 3000 bekommt bei mir nur drei Sterne:) der spielt da aber auch auf einem Stück mit.
Ich hatte wirklich erst Andre Rieu geschrieben, kein Witz 😂
Olaf Westfeld
Drei Sterne sind mehr als ich erwartet hätte… Von der neuen blauen Sonne habe ich ja auch Abstand genommen – 85 Tacken sind mir dann doch zu viel für drei LPs.
Okay, das Shabaka Teil ist so gut, meinste?! Ich ordere gleich mal…
flowworker
Am Donnerstag nach Ostern kommen Vinyl und Cd erst aus dem Presswerk, wie ich erfuhr. Aber dann ganz schnell hierhin. Bis dahin WAV Dateien:)