„Neues von Bo“

Hallo Michael, liebe Flowworker,
das HIER traf mich heute wie der sprichwörtliche Blitz aus heiterem Himmel:
“The last, and previously unreleased, recordings from the legendary and world renowned Swedish psychedelic organist Bo Hansson before he passed away. Here you can listen to Bosse in fine form together with his lively organ student and keyboardist extraordinary, Eric Malmberg, joined by drummer Niklas Korssell, creating mesmerizing and ethereal space jazz.“
Liebe Grüße und ein schönes, unerwartetes erstes Hörerlebnis
Olaf (aka interaktionist)

lieber interaktionist, schön, von dir zu hören, und dann mit einem orgelton, der uns beide, und ein paar andere, nach Sekunden in die frühen siebziger jahre versetzt, als wir bo hanssons meisterstück lord of the rings wieder und wieder lauschten. 1000 jahre später nahm ich es mit drei weiteren cds mit auf meine reise durch die northern highlands, und ich hörte es dort noch etwas öfter als brian enos strategische besteigung des tigerbergs. nun bin ich nie so reingekommen in die welt von frodo und co, aber bos berühmte platte war voll und ganz inspiriert von tolkiens welten – irgend was musste ja dran sein – über das erste der drei grünen bücher von klett / cotta bin ich nie hinausgelangt. mich berührte und berührt diese musik von bo mehr als jede spätere blockbuster Verfilmung. nun ist dieser nachlass schon ein bisschen weit weg von der magie seines opus magnum, und kommt auch nicht an den nachfolger the magician‘s hat heran, auf dem bobo stenson ein paar unvergessliche spuren hinterlassen hat. space jazz, nun ja, auf seinen grossen werken können wir wahrlich ferne welten imaginieren – with some stardust memories, lajla – der typische orgelklang entführt uns aber auch auf diesen letzten jamsessions in das ferne, ferne 1972, und ich glaube heute, die frühen 70er jahre waren so strange wie die welten von lord of the rings – damals kam es uns einfach nur selbstverständlich vor. so eine patina des fantastischen umgibt halt jede zeitreise.
Ich spielte die platte einmal der schönen regina vor, einer pfarrerstochter aus der bittermark, um endlich ihr herz zu erobern. es gelang nicht, aber ich durfte sie nur 15 minuten knutschen. sie stellte dazu sogar einen wecker, mein glück war endlich.
In letzter zeit habe ich versucht, ein paar verlorene räume der kindheit freizulegen, aber ich stosse dabei an grenzen.
selbst der alte polizist michael zurl konnte bislang meinen blutsbruder matthias nicht ausfindig machen.
die kindheit ist ein fremdes land. mit bos musik ist der grenzübertritt etwas leichter. und so etwas hinreissend schönes wie lord of the rings erleichtert jedes scheitern.

ich wünsche mir, dass ELECTRONIC SOUND einmal bo hansson eine cover story widmet. die neue ausgabe der zeitschrift ist einem klassiker aus dem jahre 1969 oder 1967 gewidmet: „An Electric Storm“ entführt dich in den Weltraum, in die Zukunft, zerreißt dein Gehirn und gibt es dir wieder zurück; Stimulanzien sollten mit Vorsicht genossen werden. Es ist elektronisch und psychedelisch, passt aber trotzdem gut in die Sammlung eines jeden Psyche-, Kraut- oder Space-Rock-Fans.“ so heisst es auf der webseite von julian cope. lord of the rings wurde da hoffentlich auch besprochen.
cosmic greetings from the time machine, michael!
(Nachspiel) – My lonesome cd collection for the northwestern highlands, ans brian eno’s mail: 1) David Bowie: Blackstar / 2) Brian Eno: Taking Tiger Mountain (By Strategy) / 3) Van Morrison: Astral Weeks / 4) Bo Hansson: Lord Of The Rings „That was quite a strange Highlands drive you took Michael. I’ve never heard Bo Hansson’s Lord of the Rings and indeed know nothing about it. But what a nice group of albums. I’ve never owned a car in my life, and the only regret I’ve had is that I therefore haven’t been able to drive off into the mountains and listen to music. There’s something about the confinement and concentration of a car interior that makes it an especially good place for listening. I think it’s also that the music really occupies the space of the car three-dimensionally, so you’re really inside the experience ( – it’s not happening on a sort of stereo ’screen‘ in front of you). / I also love David’s last album. In the light of his death it becomes quite heroic that he got it done. He wrote to me a few days before he died … we had been talking in the last couple of years about revisiting the album OUTSIDE which was a sort of unfinished project. Or perhaps I should say a ‚half-finished‘ project. It’s clear to me that he knew he was about to die – and that he decided to be as active and creative with it as he would with any other piece of art. Very inspiring. / Have you heard Julia Holter’s new release on Domino Records? It’s very impressive.“ XXB
3 Kommentare
flowworker
Danke für die Mail, Olaf S.
In den kommenden Tagen schreibe ich dazu eine kleine Antwort, fast direkt unterhalb des Blitzes aus heiterem Himmel.
Liebe Grüsse, M.
Lajla
Diese Musik klingt wie die Sterne.
Jan Reetze
Und plötzlich ist man wieder mittendrin in den Siebzigern. Es funktioniert noch immer.