• Die letzte lange Nacht der Klanghorizonte (Dezember 2021)

    thanks to Lorenz Edelmann for archival research
    and technical support

    This is only the appetizer with the first hour.
    Click on „Stunde 1“ – and listen!

    The whole radio night
    besides in our column of
    MONTHLY REVELATIONS (RADIO)!


    Michael Engelbrecht: Listening to „Life Of“ you can easily feel something brooding, some darkness, a certain twilight zone. Is the origin for these sensations unknown – or somehow graspable? Echoes from all those „stranger things“ you experienced in Asia?

    Steve Tibbetts: There is sometimes a sort of credulous enthusiasm to believe in „stranger things“, as you say, especially in Asia. Nonetheless there does seem to be a certain permeability to the fabric of reality in some places in the world. A friend of mine called it „thinness.“ You can look for that in music and art as well. You listen and there is a quiet collapse of duality, self and other. This might sound terribly exotic or over-thought, but if you watch your mind when you listen to music you might witness a kind of melting.

    „FIRST HOUR“ (ends with a jukebox)
    Rickie Lee Jones: Show Biz Kids (It‘s Like This, 1991)
    Angelo Badalamenti: Twin Peaks Theme (Music from Twin Peaks, 1990)

    Jon Balke: Kantor (Warp, 2016)
    Radiohead: Dollars and Cents (In Rainbows, 2007)

    Anna Gourari / Giya Kancheli: Piano Piece No. 15 (Elusive Affinity, 2019)
    Mark Hollis: A Life (1895-1915) (Mark Hollis, 1997)
    Budd / Eno:  Not Yet Remembered (The Plataux of Mirror, 1981)
    Robert Wyatt: Maryan (Shleep, 1997)
    Chris Watson: The Sounds of Lindisfarne (In St. Cuthbert‘s Time, 2013)
    T. Rex: Cosmic Dancer (from Electric Warrior, 1971)

  • About Wim

    Es gab wohl nie eine Zeit in meinem Leben als Filmmensch, in der Wim Wenders nicht da war. Natürlich war er immer schon viele Jahrzehnte älter (und länger da) als ich – und doch ist er irgendwie derselbe geblieben. Wim und sein Kino waren einfach immer da. Schon als ich noch Gymnasiast war, besuchte ich im Stuttgarter Kino eine Wenders-Retrospektive; dort hatte ich auch das seltene Glück, seinen kaum einmal gezeigten Debütfilm Summer in the City sehen zu können. Meist saß ich in der dritten Reihe in der Mitte, und ich erinnere mich, dass vor mir oftmals eine junge Frau saß, die diese Filme ebenfalls alleine anschaute. Leider bin ich nie mit ihr ins Gespräch gekommen, frage mich, welchen Weg ihre Lebenslaufsbahn wohl seither eingeschlagen haben mag und welche Rolle diese Filme auf ihrem Weg spielen.

    Über die Jahrzehnte hinweg gab es in meinem Leben stetig Berührungspunkte mit Wenders’ Schaffen – egal, ob ich Filme entsetzlich fand (Palermo Shooting) oder großartig (The Salt of the EarthParis, Texasu.v.a.m.), ob ich sie verpasst habe (Submergence, Les beaux jours d’Aranjuez) oder ob ich ratlos davorstand (Der BAP-FilmDer Papst-Film), sein spezifischer Blick auf die Welt, die Kunst und das Kino sprach immer zu mir. Und war häufiger eine Inspiration als nicht. Als ich studierte, war er zu Gast, bei der Berlinale erlebte ich ihn bei der Präsentation der restaurierten Fassung seines überwältigend radikalen, größenwahnsinnigen, fünf Stunden langen Bis ans Ende der Welt, in Cannes erlebte ich ihn bei der Jubiläumsaufführung seines Palmengewinnerfilms Paris, Texas (war 1984 wirklich das letzte Mal, dass ein deutscher Film die Goldene Palme bekam?), ich besuchte auch ein Regieseminar bei der von mir hochgeschätzten Claire Denis, die bei zwei seiner mutigsten Filme und größten Erfolge (Paris, Texasund Der Himmel über Berlin) als Regieassistentin mitarbeitete und nie müde wurde, in lebendigsten Worten größer Wertschätzung von Wim zu erzählen … und bei meiner Diplomvergabe der Filmhochschule hielt ausgerechnet Wim die Rede für die Absolventen und übergab uns die Diplome.

    Auch hier in seiner Rede sagte er wieder ausschließlich Dinge über das Filmemachen, die mir aus dem Herzen sprachen, wie das kaum jemand sonst vermag. Ich hatte zu jenem Zeitpunkt bereits in einigen eigenen Filmen vieles umzusetzen versucht, wovon er da sprach. Zu Wenders’ Achtzigstem lud ihn die DIE ZEIT letztens zu ihrem „unendlichen Podcast“ein, und ich hatte das sieben Stunden lange Gespräch noch lange nicht zu Ende gehört, da hatte ich bereits den Wunsch, das Ganze noch ein weiteres Mal durchzuhören; ebenso das Ende 2024 veröffentlichte vierstündige Gespräch im Podcast von Mathias „Matze“ Hielscher. So geht es mir immer, wenn ich ihn irgendwo sprechen höre, selbst wenn er manchmal nicht zum Schluss kommen will. Er ist kein versierter, meisterhaft effizienter, punktgenauer Erzähler, auch in seinen Filmen nicht. Er selbst sagt gerne, dass er beim Erzählen nicht wisse, wie seine Geschichten ausgehen — sonst würde man ja „schummeln“. Und ich kann selbst nicht erklären, warum ich auch vieles, was ich schon öfter gehört habe und längst weiß, ihn noch immer gerne sagen höre. Und auch die Bilder, die er geschaffen hat – in Kinofilmen oder als Fotografien, kann man nicht oft genug sehen. In vielen Situationen war Wim Inspiration, Einfluss, Orientierung, selbst wenn ich daran nicht explizit denke.

    Aktuell sind in den öffentlich-rechtlichen Mediatheken zwei Dokumentarfilme über Wenders — der zweistündige „Desperado“, der zu seinem 75. entstand, ist in der NDR/ARD-Mediathek zu sehen und bietet eine Vielzahl enorm bekannter Gesprächspartner/innen und eindrucksvolle, auch aufwendige Szenen, in denen Wim sein eigenes Werk wiederbesucht. Und bei ARTE/ZDF gibt es den aktuellen Dokumentarfilm „Der ewig Suchende“ zu sehen, der sich vielleicht wie ein Update, eine kürzere Fortsetzung ausnimmt und hier und dort noch etwas ergänzt, auch um weitere renommierte Gesprächspartner. Man kann das alles anschauen und anhören und wird immer wieder noch Interessantes hören und sehen. Und bis Mitte Januar kann man in Bonn in der Bundeskunsthalle obendrein eine umfangreiche Ausstellung – W.I.M. – Die Kunst des Sehens –  auch mit vielen Fotografien und einer immersiven Filminstallation besuchen; der Ausflug nach Bonn steht noch auf meinem Plan. 

    Wenders ist nicht wegzudenken aus der deutschen Kino- und Kulturgeschichte, und ich kann mir kaum vorstellen, wie das sein wird, wenn er irgendwann mal nicht mehr da sein wird. Sein Werk wächst mit der Zeit mehr, als dass es obsolet würde. 

    ijb

  • Ich habe es nur hundert Meter zu Abeling


    Das ist der Bäcker um die Ecke in Westerland. Heute morgen ein unerwartetes Naturschauspiel: leicher Nieselregen aus einer dünnen mattgrauen Wolkendecke begleitete mich, während am Horizont, Richtung Festland, eine golden leuchtende Front aufzog, vielleicht die letzte Sonnenglut der kommenden Regenzeit.


    Aber das ist „rain as usual“ auf dieser Insel im Norden: gestern gab es in dem, manchen flowflows bestens bekannten Samoa / Seepferdchen noch einmal ein grosses Sonnnenstelldichein. Und wenn ein Drachen am Hinmel fliegt, steht bei dem Kind in mir die Zeit ohnehin still. Rein kulinarisch bertrachtet, waren der Erbseneintopf und der Blaubeerpfannekuchen weitere Nostalgica (neben dem Drachen, dem einst Sarah Kirsch ein feines Gedicht widmete), ein Fest für die Sinne.

    Ich habe Herrn Dr. Brömmel besucht, der tatsächlich promoviert ist, aber im realen Leben einen anderen Namen trägt, und ihm die neue Platte von Roger Eno mitgebracht: „Der Mann aus Suffolk blüht bei der Deutschen Grammofon Gesellschaft regelrecht auf, und fabriziert Klasselalbum nach Klassealbum“, sagte ich zu ihm, als er seinen alten, mit feiner Ortofon-Nadel bestückten, Dual-Dreher anwarf.

    Und so kam in den letzten vierundzwanzig Stunden alles zusammen, was Menschen wie mich beglückt, und mit leicht dezenter Wehmut ausstattet, die ihre schönsten, eine Dreiviertel Ewigkeit entfernten, Schulferien mit Nordseereisen verbinden: der Drachen unter strahlendem Blau, das dunkle Seemannsgarn von Roger Eno, die sanfte Ermüdung von langen „beach walks“, und, im kleinen „art hues“, eine Runde allerfeinsten Jazz!


    Damals lauschte ich Michael Nauras Moderationen, und liess mich von Ralph Towners „Solstice“ einfangen (das Transistorradio abends vor dem Meeressaum ans Ohr gedrückt) – und immer wieder die tollen Konzerte der NDR-Workshops“, zur frühen Nachmittagszeit, statt in die Nischen der Nacht verdrängt zu sein! Heute spielen, während ich den Kaffee aufbrühe, zwei ältere Herren im Duo. Nehmen sie einmal nach formvollendeten Eröffnungen ihre ruhige wilde Fahrt auf, wird alle technische Brilianz von purem „Feeling“ absorbiert. „Memories of Home“ – ein Fall für Karsten Mützelfeldt!

  • Belletristik für die Insel

    In einen Roman eintauchen, das ist immer ein spannendes Randthema gewesen beim „Urlauben“ auf einer nord- oder ostfriesischen Insel. Es ist nicht anders, in den kommenden Tagen. Mit dabei: drei Romane zum Anlesen, Thomas Pynchons „Schattennummer“, Andreas Pflügers „Kälter“ (beginnt hier oben auf der Nachbarinsel, derzeit ein kultureller hotspot, man denke an Akins Film „Amrum“), sowie Michael Connellys „Der Inselcop von L.A“ – der erste Fall von Detective Stilwell. (Im Original der bessere Titel: „Nightshade“. Bosch ist im Ruhestand, deswegen will man den neuen Protagonisten hervorheben.) Ich lese jeden Roman ca. vierzig Seiten lang, und entscheide mich dann für den grössten Flowfaktor! Heute aber ist der einzige angekündigte Sonnentag, das heisst: eine „Mörderwanderung“ steht an! No reading til bedtime!

    (Nachtrag, 21. Oktober) – And the winner is: Allen drei Büchern gebe ich nach 50 Seiten eine uneingeschränkte Leseempfehlung. Aber meine Nummer 1 ist Andreas Pflügers „Kälter“! Ideale Insellektüre. Auf Amrum ist echt was los. 1980. Luzy Morgenroth arbeitet schon zehn Jahre dort, hat sich 15 Kilo angefuttert. Mit der Ruhe ist es bald dahin. So einen Raumbvogel habt ihr noch nie gesehen, heisst es auf einmal, und man fragt sich: was ist denn hier los!? Pflüger ist ein hochvirtuoser Autor, der Spannungskurven neu definiert. Und den „human factor“ nie ausser Acht lässt. Wenn es Katzen und Hunde regnet, gehe ich ins Teekontor mit Pflügers wildem Schmöker. Suhrkamp hat einen neuen Dürrenmatt. Weltklasse.

  • Klaus Doldinger 1936 – 2025

    Schöpfer der «Tatort»-Titelmelodie: Klaus Doldinger ist tot

    (English here!)

    Und ich dachte immer, der Mann sei unsterblich, so lange kenne ich den Namen schon. Aber 89 ist ja ein durchaus gesegnetes Alter, da kann man sich wohl nicht beklagen.

    Zu seiner Karriere muss man nichts mehr sagen; zu seiner Bedeutung ebenfalls nicht. Es ist zwar nicht zu bestreiten, dass sich die Todesmeldungen von Musikern häufen, das ist in meinem Alter wohl normal. Aber wenn dann eine wie diese kommt, dann wird einem klar, dass es Musiker gibt, die mehr Gewicht hatten als andere. Doldinger war so einer.

    Der Multiinstrumentalist Klaus Doldinger hatte 1953 die Feetwarmers gegründet, während er Klavier und Klarinette an Düsseldorfs Robert-Schumann-Konservatorium studierte. Aber dabei beließ er es nicht. Er fügte seinen Studien das Saxophon hinzu (von der Klarinette aus ist das kein allzu großer Sprung, weil die Grifftechnik ähnlich ist, vom Charakter her ist es aber ein großer Sprung). Im Jahr 1955 gründete er Oscar’s Trio, so benannt zu Ehren Oscar Petersons, und gewann den „Coup Sidney Bechet“. Zudem machte er an der Hochschule eine Ausbildung zum Toningenieur, was ihm später sehr zugute kommen sollte. Im Jahr 1960 tourte Doldinger durch die USA, kam dort in Berührung mit George Lewis und anderen Jazzgrößen, spielte im Birdland und wurde Ehrenbürger von New Orleans. Zurück in Deutschland arbeitete er mit hier lebenden amerikanischen Musikern wie Don Ellis, Johnny Griffin, Kenny Clarke, Donald Byrd und Benny Bailey. 1962 folgte die Gründung des Klaus Doldinger Quartetts mit Ingfried Hoffmann (Orgel), Helmut Kandlberger (Bass) und Klaus Weiss (Drums). Dieses Quartett nahm für das Philips-Label die Alben Jazz Made In Germany (1963) und Live At The Blue Note Berlin (1964) auf; beide wurden von der Kritik hoch gelobt. Ab 1964 produzierte Doldinger Werbemusik – ein Nebenjob, für den er später berühmt wurde (wir erinnern uns an die wilde Frische der Seife Fa; ein Jingle, der über die Jahre in etlichen Variationen erschien, zuletzt auf dem Fairlight gespielt). Das alles öffnete Doldinger die Tür zur Filmmusik, die er nicht nur komponieren, sondern auch spielen und aufnehmen konnte; seine erste Filmmusik entstand im Jahr 1963 für den längst vergessenen Kurzfilm Verpasst den Anschluss nicht von Klaus Lemke. Doldingers erste eher jazzrockorientierte Band hieß Motherhood; der Name war ein freundlicher Gruß in Richtung Mothers Of Invention. Motherhood ist auf zwei LPs zu hören, die Besetzung war nicht konstant. Und Doldinger hielt sich fern vom Free Jazz, was seinem Erfolg nicht geschadet haben dürfte.

    Meine erste unmittelbare Begegnung mit Doldinger war ein Sammel-Doppelalbum namens Electric Rock von 1969, das mir ein Mitschüler zum 13. Geburtstag schenkte. Darauf war Doldingers Motherhood zu hören, das Stück hieß „Sahara“. 

    Electric Rock (Idee 2000) – 2 x Vinyl (LP, Sampler, Stereo), 1970 [r961447]  | Discogs

    Ich war hypnotisiert von der uhrwerkartig dahintickenden Schlagzeugmonotonie dieses Stücks, das von mir aus ewig hätte weitergehen können. „Sahara“ war das erste Stück, das mir den Namen Klaus Doldinger ins Bewusstsein brachte. Interessanterweise ist die auf diesem Album präsentierte Version (mit den Münchner Studiocracks Olaf Kübler, Joe Quick, Lothar Meid und dem Schweizer Drummer Kurt „Düde“ Dürst von Krokodil) auf keiner anderen Platte zu hören – schade und ein bisschen seltsam, denn das Stück war bis zuletzt noch in Doldingers Live-Repertoire. 

    Hier: SAHARA, Version 1969

    Zweimal habe ich Doldinger live erlebt, beide Male in der Hamburger Musikhalle. Das erste Mal muss wohl 1975 gewesen sein, im Rahmen seiner „Jubilee ’75“-Tour, die ein wenig an die zeitlich korrekte „Jubilee“-Tour von 1974 angeklebt zu sein schien, wohl wegen des großen Erfolges. 

    Passport And Les McCann, Philip Catherine, Johnny Griffin, Buddy Guy, Pete  York – Doldinger Jubilee '75 – CD (Album, Reissue, Repress), [r4514800] |  Discogs

    Die Besetzung war live aber eine andere als auf der zugehörigen LP, ich erinnere mich an Alphonse Mouzon an den Drums, der auf der LP nicht dabei ist.

    Irgendwann spielte Doldinger mit seinem Ensemble Passport auch in Hamburgs legendärem Pö. Die wollten wir sehen, aber vor dem Eingang stand bereits eine solche Menschentraube, dass wir erst gar nicht versucht haben, hineinzukommen.

    Vom Boot, von der Unendlichen Geschichte, vom Tatort, von Liebling Kreuzberg und vielem mehr will ich mal gar nicht erst anfangen. Auch nicht von all den Musikern, die durch ihn oder mit seinen Ensembles erst groß geworden sind — die Liste wäre zu lang. 

    Was sonst kann man noch sagen außer „Bye bye“ — am besten einfach nur „Gute Reise“, wohin auch immer. 

  • „Sad And Beautful World“

    “Beautiful Strangers“

    Ein Coveralbum, das absolut aussergewöhnlich ist. Stina Nordenstam konnte sowas, Cat Power, und nicht so viele andere. Mavis Staples gehört gewiss zu diesem Kreis. Ihr neues Album erscheint Anfang November und ist wahrscheinlich eines der grossen Konsens Alben der flow flows. (m.e.)


    “Title Song“

    Faszinierende Neuinterpretationen einiger bereits sehr stilvoller Songs. She makes them her own, schreibt Terry Staunton in der Dezemberausgabe von UNCUT. Und bringt es folgendermassen auf den Punkt: „Staples hat sich immer wieder als inspirierte Interpretin der Werke anderer Songwriter erwiesen, und auch auf ihrem 14. Album ist sie wieder dabei. Sie beginnt mit einer feurigen Neuauflage von Tom Waits‘ „Chicago“ und verleiht dem Titel eine gefühlvolle, urbane Energie, die durch Brad Cooks kraftvolle Produktion unterstrichen wird. Das Gegenstück zu dieser Wut ist die hymnische Reflexion von Gillian Welch und David Rawlings‘ „Hard Times“ und die manierierte, traurige Interpretation von Leonard Cohens „Anthem“. Cook stellt Staples ganz in den Vordergrund des Mixes und betont ihre Stimme so sehr, dass es sich anfühlt, als würde sie dem Zuhörer ins Ohr flüstern. Besonders wirkungsvoll ist dies bei Curtis Mayfields „We Got To Have Peace“.“

  • „The Inbetweeners“


    The radio hour of „Klanghorizonte“ with Close, Liminal, and the usual suspects:

    HERE!!!

    My two albums of the year 2025 are out now, CLOSE by Steve Tibbetts, and LIMINAL by Brian Eno and Beatie Wolfe.

    Yesterday Steve sent me a photo, on which I see three musicians on stage, bathed in blue light. My suggestion: the threesome of CLOSE in concert. Mhmmm… I will ask Steve.

    In the review Steve liked my phrase of „a dark „Rothko painting on fire“. I answered I like when certain sentences that come to mind while writing a review surprise myself (in retrospect) in regards to a certain freshness – my moment is the thing with that mood line and timeline there. The list of music with a glow factor 10.

    I don‘t think the expression „The Inbetweeners“ is a very common word in English, simple as it may be. But it is a fine title for Victoria Segal’s quite enthusiastic writing on „Liminal“ in the December issue of Mojo.

    It took a second, more focussed, listening of „Liminal“ to the enter „The Blow Away Zone“.

    There is a small passage in Maya Deren‘s short film „Meshes Of The Afternoon“, in which the protagonist enters a different landscape (literally) with every step she takes. It‘s like listening to the eleven pieces of the album: with every track you enter another space. Seamless. Immaculate.

    In his little book on art and recent interviews on the trilogy with Beatie, Brian says repeatedly he likes to create uncharted territories, places, he may want to live in.

    Fittingly, they just sent „Liminal“ to outer space.

    You can easily switch the perspective: look at (or listen to) the pieces of „Liminal“ as unknown „places“ within yourself. Feelings we have no words for. Or rarely used ones. Two sides of a coin.

    These feelings, these sensations inside: they slightly or strongly differ from person to person. One guy’s miniature satori is another guy’s boredom.

    Steve Tibbetts speaks of music as a mind to mind experience. In my last sentence of my „Close“ review I wrote a very simple sentence: „This album breaks my heart“. It is only a step away from speaking of „heartbreaking music“. I like it when things get personal. You rarely read this simple phrase in a review. For a second it stops you in the tracks like thinking: „Hold on, did that guy really write that?“ He did. I did.

    Steve Tibbetts and Marc Anderson could name themselves, too, „The Inbetweeners“. A good name for a band.

    On „Close“ Steve and Marc and JT Bates (on drums, occasionally) go, in my mind, as deep as deep can go. Someone not being an agnostic like me could brand the music of „Liminal“ and „Close“ as „spiritual music“. Fair enough.

    These two albums go beyond the everyday and, well, will simply open (for some people, and hopefully for some more) those infamous „gates of perception“. Whatever happens when your mind, dear reader, is going places…. a dark Rothko on fire…. losing words… comfort in the dark… shelter from the stars… eine Schaukel unter einem Sternenhimmel…

    By the way: The drums on „Close“: how did they create that sound… a special Tibbetts „treatment“? Not like drums going wild… not like drums from those old power trio times… more like drums on a journey within… glowing, glowing, glowing…

    Hang on, what am I writing here?

    CLOSE review

    LIMINAL review

  • „Super Parkplatz, Jungs!“ – Kleine Medienschelte zur Geschichte einer Entlassung

    (Dies ist nur interessant für Freunde des Sportteils der Süddeutschen Zeitung, Leser des Monatsmagazins „11 Freunde“, Sympathisanten des BVB, sowie Follower von Bill Shankly, einer Legende des FC Liverpool, der es einst auf den Punkt brachte: „Manche Leute halten Fußball für eine Sache von Leben und Tod. Ich bin von dieser Einstellung sehr enttäuscht. Ich kann Ihnen versichern, es ist sehr viel mehr als das!“)

    Die dezente Ignoranz gegenüber der „community“, die Sascha Staat über Jahre wesentlich mitentwickelt hat, ist etwas, das diese Pseudo-Neuorientierung des BVB-Vodcasts der Ruhr Nachrichten noch sinnfreier erscheinen lässt. Wo, bitteschön, ist die Weiterentwicklung, wo das Besondere, das Andere, das Innovative? 

    Bei allem Respekt für Hansi K. – aber er hat genügend Medienpräsenz und keinerlei „frischen Wind“ im Gepäck.

    Und wo ist der Respekt gegenüber den Vielen, die lange Zeit mit Freude (MIT GROSSER FREUDE!) den von Saschas aussergewöhnlichem Moderationsstil geprägten Gesprächsrunden gefolgt sind? Der einen besonderen „human touch“ über alles „Expertentum“ hinaus ins Spiel gebracht hat. Und Originalität! Und die Kunst, mal quer- und seitwärts zu denken (und zu lenken, als Moderator)! Und einen Humor, der eine Gabe ist und keine auf einer Fortbildung antrainierte Attitüde!

    Nun werden die Freunde des „alten“ Formats der Abteilung „shitstorm“ zugerechnet, und mit nichtssagenden Phrasen „abgewickelt“.  Hat denn niemand von Saschas langjährigen Beisitzern, die NICHT in seine „Verabschiedung“ eingebunden waren, sich für ihn eingesetzt!!!?? … Das würde mich interessieren! 

    Das „neue“ Erscheinungsbild dieses Vodcasts, die kleinen Kamerafahrten durchs Studio, der auf knackig gemachte, aber sehr biedere neue „Aufmacher“ zu Beginn, all das belegt nur, wie hier neu-gepanschter Wein in alte Schläuche gegossen wird. Mehr Mainstream, mehr nicht!

    Ich habe Kevin Pinnow mal als Gast bei Sky 90 – die Expertenrunde gesehen. Modisch aus dem Ei gepellt und bemüht , seinem vielleicht geheimen Vorbild Didi Hamann nachzueifern an geschliffener Rhetorik. Ich glaube, dieses hyperseriöse Hochglanzformat ist sein Ding. Lauter ernst dreinblickende Durchblicker. Keine Ecken, keine Kanten, keine Leichtigkeit. Herr Pinnow wie unter Strom. Aber, irgendwie auch in seinem Element, fast ein bisschen happy. So geht Fussballtalk idealerweise, woll!?

    Das hier jetzt, diese erste Ausgabe mit Herrn Küpper, war vorhersehbar und langweilig. Gab‘s denn dann am Ende das von Hansi ins Spiel gebrachte „Bierchen an der Theke“? Mein konstruktiver Tip: voher ein Pilschen trinken! Oder zwei. Und wann kommt „der Pinnow der Woche“?

    So wie hier eine gewachsene Kundschaft missachtet wurde – da darf man schon sarkastisch sein, nichts für ungut. Um es mit Joni Mitchell zu sagen, und damit zitiere ich den herrlichen Vergleich, den ein anderer Freund des frisch verschiedenenen Blogs neulich teilte : „You don’t know what you’ve got ‚til it’s gone / They paved paradise, put up a parking lot“ Zu deutsch: „Man weiß erst, was man hat, wenn es weg ist / Sie haben das Paradies asphaltiert und einen Parkplatz gebaut.“

    Super Parkplatz, Jungs!

  • “Hello, darkness, my old friend“ – some thoughts on Steve Tibbetts‘ „Close“

    Steve Tibbetts‘ new album is sailing stars. It is a kind of shadow play, too. The love of life, the losses. It is glowing from start to end, with two, three explosions along the way. Things can explode in quietude, too, on this haunting melange of electric and acoustic guitars with discreet and, sorry to repeat myself, „glowing“ percussion every once in a while. A thousand miles away from an old hippie‘s shangrila. Hotel California has shut its doors.

    The playing of the Minneapolis-based musician is instantly recognizable: it circles around small rhythmic-harmonic sound cells with all kinds of drone sounds and finest beats— and, breathtaking, though never forgetting to breathe: the silences, the minimal zero points, the moments of nothing lasting fractions of a second or two.

    „CLOSE“ is like a dark Rothko painting on fire, in purely metaphorical and sensual ways. The tracklist reads like a Samuel Beckett poem. And, in regards to these invocations, I ask myself: how can something „noir“ like this be so elevating, so heartwarming?!

    And now, a mood line, and a timeline with a twist:

    Pharoah Sanders has made „TAUHID“, Jan Garbarek has made „DIS“, Van Morrison has made „VEEDON FLEECE“, Julian Priester has made „LOVE, LOVE“, Julie Tippetts has made „SUNSET GLOW“, David Darling has made „CELLO“, Laurie Spiegel has made „THE EXPANDING UNIVERSE“, Arve Henriksen has made „CHIAROSCURO“, Bill Callahan has made „APOCALYPSE“, Lambchop has made „SHOWTUNES“, and Steve Tibbetts has made „CLOSE“.

    Glowing affairs all of them. Honestly, this album breaks my heart.

    Michael Engelbrecht, Deutschlandfunk


    Steve speaking:


    Steve Tibbetts: guitar, percussion, piano
    Marc Anderson: percussion, gongs, handpan, loops
    JT Bates: drums

  • Die Sprache der Dämmerung

    „Das eindrucksvolle Coverbild – die verlassene, vor einem funkelnden Sternhimmel beleuchtete Schaukel – stellt eine fesselnde visuelle Metapher für die Musik auf Close dar. „Musik ist eine Sprache der Dämmerung“, bestätigt Steve Tibbetts. „Die Aufgabe besteht darin, Schatten in Klang zu übersetzen.“ Auf seinem elften ECM-Album setzt der Gitarrist aus Minnesota dieses Streben fort und entwickelt geduldig seine sehnsuchtsvollen improvisierten Melodien über vielschichtige Loops und Drones mit dunkler Percussion. Auch wenn die verwendeten Klangfarben – u.a. von der verzerrten E-Gitarre und einer hellen 12-saitigen Akustikgitarre erzeugt – diese Musik „westlich“ klingen lassen, deutet ihre subtile, fast hypnotische Entfaltung „östliche“ Affinitäten an. „Ich strebe immer noch nach dem bewegenden Klang von Sultan Khan“, sagt Tibbetts und meint damit jenen verstorbenen indischen Sarangi-Meister, dessen Spiel seit langem zu seinen wichtigsten Einflüssen zählt.“

    (press info, ECM, VÖ: 17.10.)