• „Into The Piano“ – Jon Balke‘s forthcoming masterpiece

    Beim Schreiben dieses folgenden Textes versuchte ich, mir darüber klar zu werden, was genau die Software mit den Tönen innerhalb des Klaviers anstellt, und wie der Pianist mit ihnen interagiert. Beides ist mir trotz des Hörens der CD, trotz des genauen Lesens der press info, und trotz des Videos, ziemlich unklar. Daher die Fragen am Ende.

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    On Monday, I’m going to the Apollo cinema to see ‘Misty’, a film about the life of jazz pianist Erroll Garner. It’s a long way from Erroll’s album ‘Concert By The Sea’ to Jon Balke’s solo work ‘Skrifum’. Both share a total immersion in the material of the sounds, the one whirls with immense speed, the other seems to listen to every single sound, staging an ethereal realm of shadows and reflections parallel to the ‘real sounds’. It fascinates me how a different space comes into play with each piece (all tracks consist of one word alone). En passant, never crashing, gate after gate opens up. Sometimes there are traces of the Far East, sometimes a hint of Cage’s ‘In A Landscape’, a distant memory, once (and with a gentle shiver from vortex to vortex), of ‘The Plateaux Of Mirror’ by Eno and Budd, and and and and. Despite all the fleeting chains of association, you end up in the exciting, quiet presence of a horizon that is by no means aseptically cool. An experiment from the sound laboratory – and at the same time ‘blue jazz magic’! *****


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    Wir können gerne, in der Folge, über Psychoakustik reden, und über Philosophie.

    A cuppa tea, dawn, and „Skrifum“ plays, the forthcoming piano album by Jon Balke. It‘s his fourth solo trip on ECM, after „Book of Velocities“ (the late John Kelman loved it very much), „Warp“ (2016 – jazz album of the year at Deutschlandfunk, in the ears of Harald Rehmann and myself) and „Discourses“ (2020). And again it‘s different from the one before, as the third one was different from the second one, and the second from the first.

    So far, so good. Along with Tommy Perman and Alabaster dePlume, Jon Balke is the third man talking on his new piece of art, in my radio hour on March, 27. His electronic audio tool is named „Spektrafon“: a live processing software he helped develop with technology professor Anders Tweit. Using this interface, Jon Balke is now able to directly manipulate ambient audio sound from the piano in real time – pulling out frequencies and sustaining them as chords of harmonics, showers of sparkling overtones, or eerie drones. Activated and energized reverberation thus becomes new material for improvised interaction and dialogue, often with quite beautiful results.

    So far, so good. All these sentences rely on the background informations of ECM Headquarter – and me working on my playlist in motion you can find in the RADIO column of our „monthly revelations“. Skrifum means “write” in Icelandic and, for all the technological sophistication employed, there is an almost calligraphic quality to the melodic lines and sounds that Balke carefully shapes along the way: writing, drawing and designing the music in the changing light and lengthening shadows cast by the processed material.

    Ich übersetze die letzten Sätze mit Deepl, um mir ihren Inhalt noch klarer vor Augen zu führen: Skrifum bedeutet auf Isländisch „schreiben“, und trotz aller technischen Raffinesse haben die melodischen Linien und Klänge, die Balke auf dem Weg dorthin sorgfältig formt, eine fast kalligrafische Qualität: Er schreibt, zeichnet und entwirft die Musik im wechselnden Licht und den länger werdenden Schatten, die das verarbeitete Material wirft.

    So weit, so gut. Das alles steuert auf zwei, drei Fragen zu, die ich stellen werde. Den kreativen Prozess führt Jon besagtem Hintergrundtext weiter aus: “The Spektrafon’s sound feeds back in ways that demand space,” says Jon Balke. “So I take that opportunity to play mostly monophonically and to focus on every single note and its weight and position in the soundscape.” Zu deutsch: „Der Klang des Spektrafons ist sehr raumfordernd. Ich nutze also die Gelegenheit, meist monophon zu spielen und mich auf jede einzelne Note und ihr Gewicht und ihre Position im Klangbild zu konzentrieren.“ Eine fast kalligraphische Qualität also – man sehe sich nur das Cover an. So sieht es aus, wenn Jon Piano spielt, und dabei das Spektrafon bedient: HIER!

    Am Montag gehe ich ins Apollo-Kino, um „Misty“ zu sehen, einen Film über das Leben ses Jazzpianisten Erroll Garner. Es ist ein weiter Weg, von Errolls Album „Concert By The Sea“ bis zu Jon Balkes Solowerk „Skrifum“. Restlose Versenkung in das Material der Töne haben beide gemeinsam, der eine wirbelt mit immensem Tempo, der andere scheint jedem einzelnen Sound zu lauschen, inszeniert, parallel zu den „realen Tönen“, ein ätherisches Reich von Schatten und Spiegelungen.

    Es fasziniert mich , wie da mit jedem Stück (alle Titel bestehen allein aus einem Wort) ein anderer Raum ins Spiel kommt. En passant, nie krachend, öffnet sich da Pforte auf Pforte. Es gibt mal fernöstliche Spuren, mal einen Hauch von Cages „In A Landscape“, eine ferne Erinnerung, einmal (und mit sanftem Schauer von Wirbel zu Wirbel), an „The Plateaux Of Mirror“ von Eno und Budd, undundund.

    Bei allen flüchtigen Assziationsketten landet man letztlich und in einem fort in der aufregenden, stillen Gegenwart eines keinesfalls aseptisch-unterkühlten Horizonts. Ein Experiment aus dem Klanglaboratorium – zugleich auch „blue jazz magic“! *****

    Nun die Fragen: wie triggert
    Jons asketisches Spiel, das
    das zuweilen durchaus up tempo ist,
    diese elektronischen Sphären, wie

    genau entsteht der Sound
    im Klavier, wie laufen da,
    in Sekundenbruchteilen,
    ästhetische Entscheidungen ab?

  • Enos Songseminar (erste Lesung) – „Spiel mit verdeckten Karten“ (for Tom Boon, co-seminarist aka Mr. EnoWeb)

    (1) Alles, was ich in dieser Woche schreibe, findet sich hier, und dreht sich, in engeren und weiteren Umlaufbahnen, um Brians erste „lecture“. Das heisst, dieser Text wird immer wieder mal ergänzt. Eher ein Wimmelbild voller Gedanken als ein ausgefeiltes Mosaik. Zeitgleich mit dem Webinar habe ich mit einer Psychologin eine „Luzide Traum-Gruppe“ ins Leben gerufen, die sich einmal pro Woche trifft.

    (2) Wie schön, dass Brians Vortrag mit einem „reality check“ begann. Das machen wir, die wir luzide Träumer lieben, täglich. Alle Songs, die in diesem Text auftauchen, sind in irgendeiner Art Teil der Vorlesung, oder höngen assoziativ damit zusammen. Ein Paradestück eines ex-zentrischen Liedes von Richard Dawson wird hier genauso viel Sinn machen wie ein italienisches Fischrezept und eine Erinnerung an Brians „Spider and I“. Oder dieser seltsame Song aus dem Jahre 1957: The Silhouettes: Get A Job

    (3)„The best thing of getting ahead is to get started.“ Dieser Satz von Mark Twain hätte hervorragend in die erste Vorlesung gepasst. In voller Länge: American writer Mark Twain commented, “The secret of getting ahead is getting started. The secret of getting started is breaking your complex overwhelming tasks into small manageable tasks, and starting on the first one.” 

    (4) In Berlin sassen Eno und Bowie zusammen und arbeiteten an einem Track, der später „Moss Garden“ heissen sollte. Als Inspiration zog jeder der beiden – verdeckt – eine Karte aus den „Oblique Strategies“. Und ohne den Inhalt auszutauschen, versuchte jeder, der jeweiligen Anweisung, die im nachhinein ziemlich widersprüchlich erschienen, nachzukommen.

    (5) Eine Art Hassliebe pflegt Eno zu Songlyrics. Zu leicht ziehen sie seiner Meinung nach die Aufmerksamkeit von dem Klängen auf die Worte, den Sänger, die Bedeutung. Er stellte diverse Strategien vor, diese Bedeutungseben auszuhebeln, von „unsinnigen Wörtern“, wie sie auf „Get A Job“ auftauchen, über andere Limitierungen, die einen frischen Zugang zu Wörtern als Klang befeuern. Es ging um die Klangmuster englischer Glockenspiele, um Haikus – und folgendes kleines Gedicht von Rick Holland hätte auch auch wunderbar in diese erste Vorlesung gepasst:

    Vaults

    Danil Pulin and young I sub stars
    Daniel Pulin sad
    I accompanying in proximity to his pain
    I so young, Danil so sad.
    But both aghast at upwards vast
    Backs to a flint wall
    Sitting on cold grass
    So far from familial warmth
    Of any kind
    Gazing up - Danil talks of star magic
    and Star shoots that instant across a vast night sky
    Both of us GASP
    Danil is an outcast, glass, short sight, so solo
    I accompanying - through my own odd
    Two young boys and a night-time
    Star magic upwards


    Danil Pulin and Stars (a writing exercise in not using letter ‘e’ – prompt from Roger Robinson book ‘On Poetry’)


    (6) Damit das alles nicht ausufert, arbeite ich doch nur an diesem einen langen Echo, und mit einer klaren Spielregel. Jeder Subtext wird mit fettgedruckten Buchstaben markiert. Ich sollte mir also gut überlegen, was ich aufgreife, weiterspinne, was nicht. Denn nach 12 ist Schluss. Und dieses sechste Echo ist somit schon mal sinnfrei verschossen.

    (7) Als kleines Schmankerl befasst sich „das siebte Echo“ mit einem Fischrezept, das zu einem wiederkehrenden Ritual deines Alltags werden könnte. Wenn Richard Dawson einen Song schreiben kann über den Zauber von Kleingartenanlagen – HIER – aus seinem im Februar rauskommenden Album „End Of The Middle“, wird mir sicher ein feines Loblied auf ein Kartoffelbett gelingen: und diese Kreation hat zudem ein bisschen was mit Enos Webinar zu tun, geht es doch zuweilen um „breaking the routine“ sowie minimalen Imput mit maximalen „Impact“. Aber hier nun das, was dein Leben verändert:

    Wenn ihr euch die Zutaten für das folgende Rezept besorgt, und es sind nur wenige Zutaten, kommt es auf die Details an. Die geschälten Kartoffeln (mit Hilfe einer Mandoline) in feine Scheiben schneiden. Um den Kartoffeln etwas die Stärke zu nehmen und aie davor zu bewahren, im Ofen zu sehr zu verschmelzen, kann man die Scheiben einfach in kaltem Wasser abspülen. Aber auch ohne diesen Schritt geraten sie sehr gut, nur halt etwas cremiger. Am besten, du probierst beide Varianten aus und entscheidest dann, was dir besser schmeckt.

    Knoblauch und Ptersilie fein hacken und mkteinander vermengen. Unbehandelte Zitronen gut waschen und einige wenige feine Scheiben davon herunterschneiden, um sie unter die Kartoffelscheiben zu mischen. Die genaue Menge findest du schon selber raus, je nach der Grösse deines Bleches. Die Kartoffeln und die Zitronenscheiben auf eben diesem Blech oder in einer Gratinform ausbreiten und salzen. Einen Teil der Knoblauch-Petersilie-Paste darüber verteilen und grosszügig supergutes Olivenöl hinzufügen. Mit deinen Händen alles gut miteinander vermengen, sodass Kartoffel- und Zitronenscheiben von Salz, Olivenöl, Petersilie und Knoblauch überzogen sind. Uff, das wäre geschafft!

    Die Kartoffeln nun in den auf 180 Grad vorgeheizten Ofen schieben und schon einmal vorgaren. Je nach Menge und Dicke dauert es 10, 15 Minuten, bis die Kartoffeln weich im Inneren und an den Rändern golden und knusprig werden. Damit sie gleichmässig garen, kann man sie zwischendurch einmal umschichten. Während Kartoffeln tendenziell gar nicht gar genug sein können, ist Fisch oft sehr viel früher gar, als du denkst. Bleibt er nur zwei Minuten zu lang im Ofen, gerät er trocken, und sein Potential ist ruiniert.

    Nun also zum Fisch: du kannst so gut wie jeden nehmen, und wenn dir das Rezept einmal in Fleisch und Blut übergegangen ist, wirst du Fisch nur noch selten anders zubereiten wollen, versprochen! Die Einfachheit dieses Rezepts ist genial: zu einem bestimmten Zeitpunkt legst du den Fisch als ganzen auf das Kartoffelbett. Die mitsen oben genannten Zutaten aromatisierten Kartoffeln geraten knusprig und cremig, die Zitronen karamelisieren an ihren Rändern leicht und liefern eine feine Süsse und Säure. Der Fisch bleibt bei sich, und darf seine ganze Frische und Qualität zeigen.

    Wähle einen Fisch, der sich in glänzender Frische mit prallen, glasklaren Augen präsentiert. Steibutt, Seelachs, Rotbarsch, Wolfsbarsch, Dorade, Saibling, Forelle, whatever – auf einem Kartoffelbett fühlt sich jeder Fisch wohl (das gilt natürlich auch für Filets). Wichtig: den gewählten Fisch auf der Oberseite mit einem scharfen Messer mit wenigen parallelen Schnitten einschneiden und etwas von der Petersilie-Knoblauch-Mischung darauf verteilen. Auch das Innere des Fisches damit einreiben.

    Den Fisch des Vertrauens auf den fast garen Kartoffeln platzieren, und unter wachsamer Beobachtung zwischen fünf und fünfzehn Minuten garen lassen. Zwischendurch an der dicksten Stelle einmal vorsichtig einstechen und den Gargrad kontrollieren. Den perfekten Gargard erkennt man daran, dass das Fleisch nicht mehr ganz durchsichtig, aber noch etwas glasig und überaus saftig ist. Und dann, ratzfatz, das Blech sofort aus dem Ofen nehmen, und heiss auf die Mitte des Tischs stellen. (sorry, Jan from Pittsburgh that you can‘t join the party with your allergy – but what about a T- Bone Steak (that reminds me of the beautiful Neil Young song with minimal lyrics and smashed potatoes! And back we are in song territory!)

    (photo taken in 2014, in Brian‘s Notting Hill studio, one day before the interview with Eno & Hyde, a short time after his travel to Morocco – the hat is from there!)

    (8) Die erste „lecture“ begann also mit einem Traum. Brian wurde vo einem dunklen Uber in immer fremdartiger wirkende Regionen Südlondons gefahren, die ihm völlig unbekannt waren. Der Fahrer trug eine eigenwillige Haarpracht. Am Ende der Fahrt öfnete, so erinnere ich es, eine korpulente Frau die Tür, und fragt Eno: „Are you the speaker?“. Tatsächlich, enthüllt Brian, sei dies gar kein Traum gewesen, sondern eine reale Erinnerung an eine Fahrt an ein Kunstinstitut, in dem er einen Vortrag hielt. Anschliessend ermunterte er alle Teilnehmher, sich in der Folge zwei kurze Filme anzusehen, und sich von ihnen zu einem kleinen Song anregen zu lassen. Man möge alles Urteilen vermeiden, und ganz frei den Angeboten der eigenen Empfindungen und Assoziationen folgen. Man bekam zu dem zu entwickelnden Lied ein paar schriftlich formulierte Ideen mit auf den Weg. Danach gäbe es eine zehnminütige Pause, die man nach diesem Kraftakt entspannter Imagination auch nötig habe. Einer dieser Sätze lautete (wiederum ging es darum, Konventionen auszuhebeln): „Ein Song kann aus nur einem einzigen Wort bestehen“. Das hat fast Koan-Qualität, dachte ich mir und summte ein launiges „Ommmm“ vor mich hin.

    (9) Was für mich so faszinierend ist: in der Tradition jener britischen Kreativschmieden, an denen Eno Kunst studierte, unterrichtet er hier auch. Alles ist durchdacht, aber nicht in kleinen akkuraten Bausteinen zusammengesetzt. Brian stromert durch seinen eigenen Wissens- und Erfahrungsfundus, und dockt, quer durch die Jahrzehnte, an alten und neueren Liedern an. Und ich kenne diese Songs soooo gut. Eine Freude, zu hören was er über die Songtexte von „Spider and I“ und „Miss Shapiro“ kundtat! Unterschiedlicher können zwei „lyrics“ kaum sein. Und so gleite ich mit Brian vorwärts und rückwärts durch die Jahrzehnte. Durch gelebtes Leben hindurch, und bleibe dabei, im Idealfall, erfinderisch statt nostalgisch!

    (10) – Brian Eno und Herbie Hancock – ich wusste gar nicht, dass die Zwei mal gemeinsam im Studio waren. Es gibtjedenfalls keine recordings. Aber die Story war gut. Und die Sache mit „Spider and I“: ja, es gibt, neben der romantischen auch die unheimliche Dimension dieses Songs: eine welt nach einer möglichen Katastrophe, das einsame Driften durch dem leeren Raum. Ich habe eine ganze persönlich Geschichte mit diesem Song, sie führt zurück in das Jahr 1978. ich habe sie bestimmt schon einmal erzählt. Die Wintersonne von Gerbrunn bei Würzburg ist mein Zeuge.

    (11) – Gestern Abend (12.00 pacific time) war ich bei der ersten Serie der Questions and Answers dabei. Die Fragensteller werden per Zoom zugeschaltet, Eno nimmt Aspekte ihre Antworten auf, um dann, konzentriert und mäandernd zugleich („I‘m the master of tangents“) darauf einzugehen. Leider war mein Wlan etwas zu stotterig, ich werde mir die Aufzeichnung in Ruhe ansehen.

    (12) – Dieses Seminar ist so überfliessend an Anekdoten, Techniken, Erinnerungen, Homeworks, dass ich es nicht weiter in „literarischer Form“ begleiten möchte. Erst am Ende, ein Rückblick. Ich nehme einfach dran teil, I enjoy, I surrender!

  • Brian Enos Songseminar – „Vorspiel mit offenen Karten“

    VORSPIEL 1 – Hallo, liebe Leser, Freunde, Fremde, Unbekannte! Der Plan ist, zeitnah den Anfang des Seiminars zu begleiten am Ende des Webinars vielleicht sogar einen Song vorstellen (laugh out loud, it will be fun anyways!) Das Seminar wird von „school of songs“ in Amerika organisiert, und von sehr sympathischen Zeitgenossen initiiert und begleitet. Alles per Zoom und Vimeo. Wer will, kann immer noch dazukommen und den Anfang nachholen. Selbst wer nur meinen „Echos“ folgt, wird zumindest die eine oder andere musiknahe oder musikferne Anregung erhalten. Wobei ich mich entschlossen habe, nur die erste „lecture“, und die erste „Q & A“-Session hier auf dem Blog zu begleiten, und was den Rest angeht. I will have to participate and surrender from lecture two onwards.

    VORSPIEL 2 -Die Vorlesungen kann man sich beliebig oft neu anschauen. Alle, die für ca. 160 Bucks ihre Teilnahmegebühr bezahlt haben (oder, wie ich, als „special guest“ kostenlos dabei sind) werden über Übungen, Vorträge, „Frage-und-Antwort-Sessions“ unterhalb der Woche zu kreativen Strategien von „songwriting“ ermuntert. Brian ist der Merlin unter den Storytellern der „Popkultur“ , und als jemand, der mit seinem Denken und Methoden sehr vertraut ist, bekomme ich nichtsdestotrotz bei jeder seiner „lectures“ neue Sichtweisen und Geschichten (und KONTEXTE) serviert. Das ist eine grosse Freude, und auch ein „Ding“ für alle Musikliebhaber und „Alltagskreativitätsforscher“, „a sophisticated school of thinking sideways“. Es lohnt sich, auch wenn man gar keine Lieder schreiben will.

    VORSPIEL 3 – Als Einstimmung sollte jeder Interessierte ein paar Tage im blog diary „zurückblättern“ und zwei Texte gut durchlesen. Sozusagen als eine von zwei „homeworks“: „Songwriting with Brian Eno“ (1. 1. 2025), und „Creating a song in a lucid dream“ (2.1.2025). In dieser Woche gibt es dann „das erste Echo“ meinerseits, mit dem Untertitel „Spiel mit verdeckten Karten“. Wer sich auf den Hintersinn dieses „Kartenspiels“ vorbereiten will (zweite Hausaufgabe), der sollte sich den Song „Moss Garden“ aus David Bowies Album „Heroes“ gut anhören. Im übrigen werden diese „Echos“ aus vielen kleinen Echos bestehen, kurzen Einschüben, Sprüchen, Memos, Fragmenten. Es wird für manche eher verwirrend sein als hohe Erwartungen erfüllen. Aber sei‘s drum.

  • Ein Ex-Walkabout kehrt zurück

    „That is exactly how I work. I was explaining to someone the other day that it’s like catching a wind and riding it until it runs out and eventually you find yourself dropped back to the ground. While I am inside that process, more and more I have learned to trust first ideas – the stuff that arrives raw and unfiltered. Big chunks of these songs were written while playing the guitar and singing what first came into my head. Finishing them is another thing altogether but that original burst is crucial. It keeps overthinking at a comfortable distance.“ (Chris Eckman, Uncut, 2/2025)

    Die Liste meiner Highlights der Neunziger wäre nicht komplett ohne ein Album mit der Hausband von Chris und Carla. Dieses fabelhafte Album eines „alten Bekannten“ ist eine rechtzeitige Erinnerung daran, dass Chris Eckman mindestens seit den frühen 90er Jahren manchmal spektakulär einzigartige Musik macht, als The Walkabouts, die 1984 von Eckman und der Sängerin Carla Torgerson gegründet wurden, bekanntlich die erste Nicht-Grunge-Band waren, die bei Sub Pop unterschrieb und von mir immer gerne nachts in den Klanghorizonte gespielt wurde. Ich interviewte das Duo, aber öfter traf ich Chris allein, ein unglaublich angenehmer Zeitgenosse, mit dem ich über Jahre ein Ritual teilte: wir verschenkten über Weihnachten die aufregendste CD der 90er Jahre, Laughing Stock, von Talk Talk, an unsere Freunde. Einmal gelang es mir, als mich meine amou fou jenes Jahrzehnts verlassen wollte, mit dem berühmtesten heartbreaker song der Walkabouts, ihr Herz vorübergehend zu erreichen und ihren Körper noch vorübergehender zurückzugewinnen. Sie liebte Nils Petter Molvaers Khmer, Laurie Anderson – und die Walkabouts. Aber zurück zu dem Label SubPop. Das Label war ansonsten überschwemmt mit Bands von unglaublich behaarten jungen Männern in kurzen Hosen, die alle wütend, frustriert und leicht verärgert klangen. Es gab viel gequältes Gejammer zu lauten, wulstigen Gitarren, viel monumentales Riffing. Verglichen mit den schweren musikalischen Fußabdrücken, die Grunge-Superstars wie Pearl Jam, Nirvana und Soundgarden hinterließen, schritten The Walkabouts auf ihrem Debütalbum Scavenger von 1990 leichter durch eine Musiklandschaft, die sie sich zunehmend zu eigen machten und die neben Punk auch Aspekte des Folk-Rock, Country und Blues enthielt. Man ahnte, dass sie im Studio mit Cowboy Jack Clement oder David Briggs glücklicher sein würden als mit Butch Vig oder Steve Albini, dass sie eher Kris Kristoffersen, Townes Van Zandt und Neil Young als Einflüsse anführen würden als Black Flag oder Black Sabbath. Unvergesslich meine Unterhaltungen über Musik im Kölner Chelsea zu dezenten Milchkaffeeorgien. Auf Chris Eckmans Solopfaden (er lebt mittlerweile in Slowenien) wurde es mit der Zeit immer ruhiger und intensiver, gut zu hören auf DIESEM Song seines im Februar rauskommenden Albums. Es erschein natürlich auf Glitterhouse, seinem Hauslabel, wo es stets was zu entdecken gibt, etwa auf dem Sublabel „glitter:beat“. (Alan Jones hat einen sehr lange Besprechung der LP / CD in der Februarausgabe von Uncut. „Former Walkabouts leader digs deep to create a career high delving into loss, forgiveness and rebuilding a life from ruin.“ So seine Unterzeilen zu Uncut‘s „album of the month“. Ich habe seine Eröffnung mit einigen Assoziationen und Erinnerungen meinerseits abgemischt.)

  • Creating a song in a lucid dream

    It happened in Berlin, years and years ago. 2017, I think. It was one of my most thrilling lucid dreams ever. Because of its final minutes in which i heard a brand new Brian Eno song, sung by Brian himself. Vintage Eno. This is no sci-fi story. If you do your little exercises, you can learn to realize during a dream that you are dreaming. You have to be highly motivated, too, then it will happen, sooner or later. It is a creative tool with a broad field of possibilities. It is NOT dangerous. It is NOT a drug-related experience. It is a gift of the creative mind, the unconscious. I learned all this in 1982 when reading a book by Prof. Paul Tholey. He was the pionieer of lucid dreaming in Germany. I met this handsome guy some years later when I led a lucid dream group.

    This is for Brian Eno‘s webinar on songs. Or just for the back of his mind. I never told him about this before. But he will very well remember we once sat in park near his London house quite early in the 90‘s („The Shutov Assembly“ was slowly growing), and I told him about the scientific research on lucid dreaming. The basics. His old friend Jon Hassell once opened a gate to this territory on his fantastic album „Dream Theory in Malaya“. Jon wrote some lines about special dream rituals of the Senoi, an old tribe. Lucid dreaming goes back, too, to ancient yoga traditions in which you can learn to go directly into the lucid dream state in the minutes you start sleeping. The scientific research began, no wonder, in Palo Alto, California, in the „wild 60‘s.“ Times of endless curiosity, that pervaded and inspired science, music, everything.


    What happened on the day before this dream? I was at a concert of The Flaming Lips. I was in a second hand record store, too, and found an old copy from the German music magazine SOUNDS. With Brian Eno on the cover. I knew it from my days in Würzburg studying psychology and bought it with a nice rush of nostalgia. I remembered vividly on that day what he had told Lester Bangs. That, before the release of his song album „Bedore And After Science“, he had fragmented ideas for many, many songs. 80? 100? Keep that in mind, dear reader! And, by the way, I am not a musician at all and playing no instrument.

    The minutes before, I still felt my body in bed, then I was in the dream world. Conscious mind, sleeping brain. I was floating from the physical to the mental world. Old yoga style. I opened a door, closed my eyes and gave myself the impulse to float through the large glass window. The room looked like my living room. But I knew it was a simulation. I kept my eyes closed and wished I was flying into a warm summer’s day. I stretched my arms wide and rose into the air at a leisurely pace. When I opened my eyes, I was surprised because it felt like 22 degrees, but it was deep night on the edge of a forest.

    I only flew for a short while, then I saw a suburban housing estate, which in retrospect reminded me of Weissdornweg in Dortmund, where I lived between the ages of five and ten. In my dream, I saw two or three lions (!) making their way towards me. I said to them: ‘Relax, lads. I’m on a peaceful mission.’ The lions slowed down and crouched down. (This part of the lucid dream, with the lions, is directly connected with the Senoi dream practice Jon Hassell once spoke about).

    I entered a large house where a lot of young people were obviously gathered for a party. My dream self must have been around 18 and I thought it was time for an erotic adventure. So I called out to the crowd: ‘Where’s my old school sweetheart?’ Suddenly everyone present shouted in chorus: ‘Where’s my old school sweetheart? Where’s my old school sweetheart?’ The black-haired girl next to a music system was probably looking in my direction (I could only guess at her eyes because her fringes covered most of it), I went up to her and asked if I could kiss her. I could finally see her eyes, although they seemed a little asymmetrical. We hugged and kissed and I felt the beautiful beginning of a beautiful sensation.

    I was absolutely delighted to realise that I was in a dream, held the girl’s hand and called out to the crowd: ‘There’s no music playing, I’d like to hear a new song by Brian Eno.’ I repeated the request inwardly to emphasise it, and suddenly Brian’s voice came out of the sound system, not particularly loud, but easy to hear. It was a melodic song with a gentle polyrhythm, stylistically from the Before and After Science period. An absolute feeling of happiness rushed through me, and I concentrated so much on the song that I forgot about my ‘old school sweetheart’, who didn’t look anything like my old school sweetheart, and concentrated fully on the music.

    In the lucid dream, the critical consciousness is in full swing, and so I, the music journalist, was able to realise that the song is fantastic, that it is not a cover version of any other song, but ‘vintage Eno’ – except that Brian never recorded or composed this song. Maybe the song lasted three, four minutes. I was absolutely stunned. One of my favourite singers singing a new song in my lucid dream state! Afterwards, I had the feeling of being pulled back into my sleeping body. I really wanted to stay in the dream, but then, slowly, I woke up, the adventure was over. What a joy! And what a great song! It actually sounded, in regards to instrumental textures and the young voice, like a song from the era of „Before and After Science“! Imagine, we could record our dreams: how would royalties and copyrights have to be shared in this case?

  • Flying over

    „Your breath is sweet, your eyes are like two jewels in the sky
    Your back is straight, your hair is smooth on the pillow where you lie
    But I don’t sense affection, no gratitude or love
    Your loyalty is not to me but to the stars above“

    (Bob Dylan, One More Cup Of Coffee)


    1998. Early morning hours. I’m walking on the pavement of Sachsenwaldstrasse in Dortmund in deep darkness and pouring rain. I suddenly realise that I’m dreaming. (Maybe I’ve done the reality check). I say to myself: ‘Right, I want to shoot through the clouds like a rocket and see blue sky.’ A bit unreal in reality, but that’s exactly what happens. I shoot through the rain at immense speed, through dark clouds, fully conscious, until the sky turns bright and blue in fast motion. A thrilling experience.

    I retain consciousness and make the announcement in a clear voice that I now want to fly over the Atlantic Ocean. Towards the east coast of the USA. Soon the sea is beneath me. It’s a little chilly and I wish the airflow  would be warmer. It gets warmer, thanks! 

    I glide for about twenty minutes, fully aware that I am dreaming, about 300 metres above sea level. The sea is calm. In a lucid dream, there is hardly any time distortion because you are ‘present’ with full lucidity. 

    Suddenly I see the skyline of a large city on the east coast of the USA. I think about what I want to do and decide to fly into an open window of a tower block. Adventure! I slow down, discover a window and, to my surprise, end up in a negotiating session in which Central American countries are discussing coffee trade there is a mix of Spanish, American Engkish and African (?) sounding languges i cannot identify. How should I? I say to myself, this is absolutely crazy, laugh, and unfortunately I lose my conscious mind in the dream state…

    Now this was an example of a lucid dream that clearly sticks to adventure and surprise! A few days ago I described a lucid dream from 2017 that surprised me in the final section with a never before heard Brian Eno song sung by Eno. HERE.

    Now, again, this is no weird sci-fi story. In 2021 I was invited in Utrecht to „a lucid dream group“ for a teaching lesson (how to get a lucid dream within two weeks!), and quite at the end I was asked again and again about that „Eno song“ in the lucid dream state. Within the next weeks of Eno’s song webinar I will post the Q&A-part of the Utrecht session. For anyone who is interested.

    Just imagne what a trained musician could do within a lucid dream state with a new song he wishes to come from a cd -player?! This is the territory of scientifically based dream research and no esoteric mind game stuff of people reviving their Acid memories! By the way, the Dylan quote is a little joke towards that coffee trade session in an American high rise. The photo above was taken in the days of meeting Eno and Hyde in 2014, in a coffee shop in Soho, Wardour Street. I divert. No other Bob Dylan album like this one („Desire“) ever had a more emotional and sustaning impact in my life.

  • Richard Dawsons „Endspiele“

    Nach The Ruby Cord, einem 80-Minuten-Album, das in einer halluzinatorischen VR-Zukunft spielt, konzentriert sich Richard Dawson hier auf kleinere Dinge: nämlich auf das alltägliche Trauma von Familien am unteren Ende der Mittelschicht. Dennoch ist sein Songwriting so kraftvoll und bewegend wie eh und je, mit all den düster-komischen Anklängen, für die er bekannt ist. Auch musikalisch ist End Of The Middle zurückgenommen, in seiner Sparsamkeit vom frühen Neil Young inspiriert, mit markanten Free-Jazz-Holzbläsern, die Dawsons romanhafte Erzählungen beleuchten. „Gondola“, ‚Bullies‘ und ‚Removals Van‘ deuten ganze Welten an, bevor ‚More Than Real‘ in tränenreichem Technicolor schließt.

    So die kleine Besprechung von Tom Pinnock in der Februarausgabe von UNCUT. Einige von uns kennen diesen Song-Exzentriker seit Jahren, jetzt legt er einen Songzyklus vor, der in anderer Weise als Wim Wenders‘ „Perfect Days“ von dem japanischen Regisseur Ozu inspiriert ist. Ich wittere hier auch mehr als einen „touch of Beckett“ und erinnere mich, wie wir bei unserm Englischlehrer einst Becketts „Endspiel“ lasen und interpretierten!

    Ich habe das Album bereits hören können – ein Songvideo („Polytunnel“) habe ich in meinem „Echo“ auf Enos Songseminar verlinkt. Dass die lyrics kleine Welten kreieren, in einer dem „normalen Alltag“ entnommenen Sprache, die durch ihre Kombination mit überraschenden Wendungen eine besondere Kraft entfaltet, ist ein wirklich gekungener Kunstgriff von „songwriting“. In comment 1 die lyrics des Liedes „Gondola“. Dieses Lied, in dem eine frei flottierendes Klarinette wundersam herumgeistert, endet mit folgender Strophe – und einer etwas anderen Venedig-Impression!

    Meine Träume starben wie Delphine in einem Netz.
    Ich konnte nie nach Venedig fahren
    und wie viele Sommer habe ich noch vor mir?
    Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich eine Oma bin.
    Jen hat gerade ihre Fahrprüfung bestanden.
    Ich werde ein paar tausend Pfund
    in ein Auto investieren
    und mit ihr in den Urlaub fahren –
    „making memories“, bevor es zu spät ist.
    Da sind wir nun, unter der Rialto-Brücke,
    zusammengekauert in einer Gondel.

    Ich möchte HIER noch einen weiteren Song aus „End Of The Middle“ vorstellen. Am besten nicht einfach kurz reinhören, und schnell entscheiden, sondern vielleicht erst mal die lyrics im Vorfeld lesen (das Original, und eine rasche Deepl Übersetzung folgt in Kürze in Comment 2), und dann den Song in Ruhe aufnehmen. Richard Dawson gehört zu den interessantesten „Leftfield“-Songschreibern Englands, ein sympathischer Coldplayfan wird rasch die Flucht ergreifen, und auch mit der Stimme müssen sich (man muss natürlich gar nichts) manche ggf. erstmal anfreunden. Dann aber könnte – ich sage „könnte“ Dauerhaftes entstehen.


    Es ist schon toll, was Domino seit Jahr und Tag publiziert (zuletzt das editorische Mammutmeisterstück „G stands for Go-Betweens, Vol. 3“, ein Boxset, der schneller ausverkauft als besprochen wurde), auch Robert Wyatt (in manchem ein Seelenverwandter von Robert Wyatt) hatte da in seiner letzten Schaffensphase eine Hafen gefunden. Und von wem stammte das Album des Jahres 2024 in den Ohren von drei, vier Flowworkern?! Bingo! Und sonst, anno 24: John Cale, Julia Holter, Jon Hopkins, Hayden Thorpe, Bonny Prince Billie (bald eine neue Scheibe) und und und…. Nochmal zurück zu Richard Dawson am 14. Februar erscheinendem Album, das auch eine Brücke schlägt zu Michael Leighs Filmen, zu den alten Erzählungen von Alan Sillitoe – wer erinnert sich noch (auch eine Verfilmung gab es) an „The Lonliness of The Long-Distance Runner“. In den Worten von Richard: . “It zooms in quite close-up to try and explore a typical middle class English family home,” Dawson said in a statement. “We’re listening to the stories of people from three or four generations of perhaps the same family. But really, it’s about how we break certain cycles. I think the family is a useful metaphor to examine how things are passed on generationally.”

  • Fisch auf Kartoffelbett (splendido!)


    Es folgen hier noch einige Ergänzungen zum Rezept, das im comment 1 noch einmal nachzulesen ist. Die Musik hinterher im Wohnzimmer – zu Speis und Trank – „Dinner Music“ von Carla Bley, ein sehr gutes Album, bei dem man stets Hintergrund- und Hinhören changieren kann. Ambient Jazz vom Feinsten! Und der Extraklasse eines so köstlichen und so nie zu bereiteten Fischgerichts angemessen. Die Wahl fiel auf einem frischen Saibling von besten Fischhändler der Stadt.

    • Kartoffelscheiben lassen sich gut von Hand mit der Petersilie-Knoblauch-Mischung vermengen, bevor man sie auf dem Backblech (ohne Backpapier) ausbreitet (drei vier dünne Zitronenscheiben reichen locker)
    • Den Fisch mit Haut salzen, natürlich von unten, wo er ausgenommen wurde vom Händler und an den parallelen Einschnitten.
    • Ich kann mich nicht erinnern, je einen wohlschmeckenderen Fisch gegessen zu haben, der zugleich ungemein saftig ist.
    • Wer eine Triggerwarnung braucht bei der Vorstellung, einen ganzen Fisch mit Augen und Schwanz serviert zu bekommen, nun, man kann es natürlich auch mit Filets machen (aber ob es dann soooo saftig wird, ist zu klären)
    • Der Saibling (370 Gramm, mit Kopf) und das Drum und Dran reicht (gerade so) für zwei Personen, man kann gut einen zweiten Saibling aufs Kartofellbett legen!
  • Über den Schnee von morgen (und übermorgen)

    1. Wer ist am 1. Mai, wie ich voraussichtlich, in der Elbphilharmonie, bei einem Konzert von Anouar Brahem Anja Lechner, Django Bates und Dave Holland? Könnte ein kleines Flowworker-Treffen werden, with special guests Norbert, Toni a.o.!
    2. Tommy Perman und Andrew Wasylyk sprechen über ihre Musik.
    3. Irgendeiner (zwei, drei lesen es mindestens) bespricht Samanthas „Umlaufbahnen“
    4. Das Unerwartete ist sowieso Programm
    5. Ein neues Buch aus der Serie 33 1/3 über Paris 1919. Nicht nur ein Fall für Jan R.
    6. Ein neues Buch aus der Serie 33 1/3 über meine Lieblingsplatte von Yo La Tengo, und in der Ankündigung heisst es: Hailed as a “quiet masterpiece” upon release, Yo La Tengo’s And Then Nothing Turned Itself Inside-Out (…) is a delicate and hushed album (…) that helped forge a new mythology for rock and roll: one not built on sex, drugs and debauchery, but instead the quiet lives of people living in peaceful suburban homes. From the nothingness of the everyday, something incredible can emerge. (Hat meine Liste der für mich grossartigsten Alben der Neunziger Jahre knapp verpasst, es kam im Februar 2000 raus.)
    7. Und wer exzellentes Serienfutter, zumindest in meinen Augen, zwischen den Jahren erleben möchte, dem empfehle ich Taylor Sheridans „Landman“ (nicht allein Billy Bob Thornton läuft da zu Hochform auf, dessen deutsche Synchronstimme ich genauso schätze wie das Original), und die wunderbare dreistaffelige Serie „Somebody, Somewhere“, die am Rand der achtgrössten Stadt von Kansas spielt, und ganz ferne (und nur gute) Assoziationen an „Ausgerechnet Alaska“ weckt. Und ein ganz eigenes Ding rockt.
    8. An diese Stelle ein herzlicher Dank an Lajla, die mich just dazu brachte, meinen Text über den Schnee von gestern zu vermüllen😉!
    9. and finally (das ist zwar auch „Schnee von gestern“, aber wenigstens zeitlos) , two movie nerds in action!

  • „End To End“ – eine Erinnerung an Barre Phillips und eine Begegnung mit Ray Davies

    I bless the light
    I bless the light that shines on you, believe me
    And though you’re gone
    You’re with me every single day, believe me
    (The Kinks, Days)

    1981 erschien im österreichischen Bläschke-Verlag mein Lyrikband „Die Landung der fliegenden Teppiche“, in der Zeit, als ich in der Fachklinik Furth i.W. für Alkohol- und Medikamentenabhängige meine erste Stelle als Psychologe antrat, mit jeder Menge Schallplatten als Teil meines survival kit in einer Gegend, die den meisten von uns wie das absolute Hinterland vorkam. Damals lief in meiner Wohnung im Örtchen Bergeinöden auch, neben all dem üblichen Verdächtigen, „Send Me A Lullaby“, die erste raue Platte der Australier, und die Go-Betweens und ich, das war eine Beziehung, die von Dauer war.

    In dem Büchlein (der Umschlag war ganz weiss gehalten mit blauen Lettern) war eine Gruppe von Gedichten dem Album „Three Day Moon“ von Barre Phillips gewidmet. Tatsächlich waren die Titel der Stücke dieses umwerfenden Albums auch die Titel der Gedichte, und ich schrieb die einzelnen Texte, während die jeweiligen Stücke liefen. Ich musste also recht oft die Tonnadel auf den jeweiligen Anfang stellen. Leider habe ich kein Exemplar des Buches mehr zur Hand , sonst hätte ich für Flowworker das schönste davon rausgesucht. An die Schönheit der Musik kamen meine Texte nicht wirklich heran, und „Three Day Moon“ wird heute, nach Olafs und Martinas Hamburg- und Zeitreisen, auf den Plattenteller gelegt. In memory of Barre Phillips!

    Einem anderen hero meines musikalischen Lebens bin ich heute Nacht im Traum begegnet, Ray Davies. Der Ort war ein Kammermusiksaal in London, dem Purcell Room nicht unähnlich. Dort wurde seine neue Platte gespielt, auf einer Surroundanlage, und sie war bei ECM erschienen. Ich hielt das Album in der Hand: auf der Rückseite stand unten in kleinen Buchstaben der Name Ray Davies, und eine schwarze Linie führte nach oben, wo in dem gleichen Schrifttyp „piano“ stand, keine „vocals“.

    Etwas von der Musik bekam ich zu hören, es war strenge elektroakustische Musik, allein die sparsamen Linien dies Klaviers setzten sich mit ihrem meldischen Sound von gelegentlich abrupten Geräuschsalven ab. Sehr seltsam. Ray Davies sass im Hintergrund, ich ging rüber und begrüsste ihn mit freundlichen Worten, und als ich ihm sagte, ich hätte nie damit gerechnet, ihn bei ECM zu erleben, schmunzelte er vielsagend. In einem Bistro nebenan traf ich eine Frau namens Lajla. Kein Witz. (Eine alte Spielregel der Traumdeutung: Träume sind so fantastisch: wenn du sie erzählst, schmücke sie nie aus, erfinde nichts dazu!)

    Gestern kam, im realen Leben, mit der Post eine Neuauflage der Platte „Headquarters“ der Monkees, über die Norman Maslow im Internet was erzählt hatte, ich dachte an meinen im September verstorbenen Blutsbruder Matthias, und wunderte mich einmal mehr, wie tief der Schmerz ging, obwohl wir nach der Kindheit ohne jeden Streit andere Wege gingen. Natürlich hatte ich mir das Album als Fahrkarte in die Kindheit besorgt, aus purer Nostalgie. Es ist ein wenig Zeit ins Land gegangen, die Teppiche fliegen wieder, diesmal ins Nirgendwo.