„Fall we may, sail we must“
HERE comes a song.
Just listen.It’s rare to hear a recording of a band playing in a room together,” says Modern Nature’s Jack Cooper. „And that interaction, the discrepancies in timing, synergy, in pitch, that’s where the magic really is, I think, and that’s what we wanted to capture.”
One additional (and slightly unlikely) influence on the forthcoming record named „The Heat Warps“ was Andrew Weatherall. Before he passed away, he’d played Modern Nature on his NTS show and Cooper was thrilled that he liked them. He made it an aim to make a record Weatherall might have played to his friends late at night. His motto “Fail we may, sail we must” is what the Can-esque track Pharaoh is about.
Radio on
Listen now! (Ein Klick genügt hier)
„klanghorizonte“ playlist in sequence: Flora / Luminal / The Jewel In The Lotus / Loose Talk / New Vienna / Luminal / Lateral (Big Empty Country) / special guest: Beatie Wolfe / Sprecherinnen: Christiane Nothofer & Nina Lentföhr / Tontechnik: Malte Wiegert / Redaktion: Thomas Loewner /
Beatie Wolfe‘s „Notting Hill solo talk“ can now be heard in the column TALK as part of our Monthly Revelations (June). Music of „Klanghorizonte“ by Beatie Wolfe & Brian Eno, Hisroshi Yoshimura, Bennie Maupin, Amelia Barratt & Bryan Ferry, and Keith Jarrett
Neues von Herrn Linklater
Natürlich bin ich öfter mal anderer Meinung als David Steinitz, aber dieser Filmkritiker ist ein schlauer Fuchs. In seiner grossartigen Besprechung von Jonathan Glazers „Zone Of Interest“ (2024) diskutierte er auch die Verfilmbarkeit des Grauens in der Zeit der Judenverfolgung, ihrer Deportion, ihres Lagerlebens und ihrer Ermordung. Anders als bei Herrn Steinitz gab es von meiner Seite keine Kritik an der filmischen Umsetzung in Steven Spielberg in „Schindlers Liste“, und wenn ich daran denke, wie, im Osten dieses Landes noch etwas mehr als im Westen, eine zunehmende Indoktrination mit echten „fake news“ stattfindet, auf Tik Tok und sonstwo, wünsche ich mir „Schindlers Liste“, „Das Leben ist schön“, und „Zone Of Interest“ als Pflichtprogramm im Geschichtsunterricht. Drei sehr verschiedene Herangehensweisen, drei Meisterwerke, drei Filme, die bei aller „Fiktionalisierung“ historischer Wahrheit verpflichtet sind.
in diesen Tagen weilt David Steinitz in Cannes und hat einen Publikumsliebling ausgemacht, und natürlich völlig unabhängig davon, wie der nun abschneidet, viel Lob über einen Film ausgeschüttet namens „Nouvelle Vague“, über die Dreharbeiten an einem unbestrittenen Meisterstück der Kinogeschichte, Jean Luc Godards „Ausser Atem“. Wohlgemerkt, ein Spielfilm, keine Dokumentation. Hier auf diesem Blog tummeln sich fast nur Freunde des Regisseurs Richard Linklater, dessen Filmen bei mir oft weitaus weniger Eindruck hinterliessen. Sagen wir es so, sie hatten selten meine „Wellenlänge“, und es ist ja wohl viel wichtiger, dass wir Freunde des Kinos uns für die Filme begeistern (oder uns von Filmen erschüttern lassen) die uns persönlich, unabhägig vom Kritiker-Konsens, verdammt viel bedeuten! Das macht dann auch die Gespräce hinterher persönlicher! Nach der feinen Vorstellung von Linklaters neuem Streich, in der Samstagsausgabe der SZ, bin ich sicher, dass ich grosse Freude an dem Film haben werde. Wer ein bisschen was über Godards Arbeitsstil weiss, wird keine Zweifel verspüren, dass Richard Linklater ein richtig spannendes Thema gefunden habe. Und ich denke, der Film könnte auch Kinofreunde berühren und nahegehen, die (bislang) keine besondere Wellenlänge zu Godard-Filmen gefunden haben!
„Lofoten, Lotus, Luminal“
„If this month‘s „horizons of sound“ at Deutschlandfunk, May 29, 9.05 p.m., is brimming with life, with the usual suspects from Eno to ECM, the „Klanghorizonte“ at the end of July will bring you – incl. sound, vision & interviews – some voices of Clay Pipe Music, label owner Frances Castle and electronic wizzard Cate Anne Brooks, and much more, for example the forthcoming solo album „Solace Of The Mind“ by Amina Claudine Myers.
Nach einem aufregenden Wochenende mit dem BVB erhielt ich von unserem Ratefuchs Lorenz aus Leichfelden-Echterdingen folgende Mail:
Hallo Micha, dein Päckchen ist wohlbehalten angekommen mit den 3 tollen CDs. Jede auf ihre Art klasse.Loose Talk erinnert mich an Laurie Anderson und auch Brian Eno (the Drop Phase). Wunderbare Geschichten, die sie erzählt. Joe Hendersons „Multiple“ hat absolut tolle Grooves und Überraschendes, wie den Gesang im ersten Stück oder auch immer wieder seltsame Keyboard sounds. Danke für diese super Entdeckung. Wie Joe Lovano und das Trio zusammen sind, auseinander driften und sich dann irgendwo anders wieder finden ist schon fast wie ein Jazzhörspiel. Großes Ohrenkino. Ja, und der Kaufbefehl für die Zwillingsalben mit Brian Eno stößt auf offene Ohren … Wenn nicht sogar noch Robert Foster dazu kommt, denn die Besprechung aus MOJO (5 stars) liest sich sehr interessant. Viele Grüße und lieben Dank! (und viel Spaß in der Champions League) Lorenz
Mittlerweile verweile ich bei den Moderationen der Klanghorizonte für den 29. Juli. Die Stunde beginnt und endet mit grossartiger „Ambient Music“ aus Japan und England von Hiroshi Yoshimura sowie Brian Eno & Beatie Wolfe. Als „Album der Ausgabe“ wird „Luminal“ von Wolfe und Eno vorgestellt. Um mich selbst zu zitieren: „In regards to „Luminal“, surely one the most beautiful, haunting and seductive song albums of 2025, there is only one reason I don‘t come up with the minor quibble that Brian Eno isn‘t doing the lead vocals, and that is the voice of Beatie Wolfe! Und lässt man Musiikhistorie rückwärts laufen, hat folgende Ankündigung doch ihren Reiz: Im zeitlichen Zentrum gibt es einen Song aus dem spoken-word Album von Amelia Barratt und Bryan Ferry, flankiert von zwei ECM-Alben, „New Vienna“ von Keith Jarrett (ein weiteres Dokument seiner letzten Europareise von 2016), und „The Jewel In The Lotus“ (ein Klassiker des sog. „spirituellen“ oder „Fusion Jazz“ von 1974).
Am 27. Juni erscheint das Album aus dem Hause Clay Pipe Music, das mich gestern erreicht hat, und das ich in den Klanghorizonten Ende Juli ganz sicher vorstellen werde, „Lofoten“ von Cate Anne Brooks. Das Hauptquartier dieses feinen „independant labels“ aus London vermeldet folgendes dazu (der Kaufbefehl wird beizeiten ausgeprochen und das Teil könnte sich in der heimischen Albensammlung finben neben „Flora“ und „Lateral“):There are imagined landscapes we all carry within us—dreamed, half-remembered, or just beyond reach. Lofoten, the new album by Cate Francesca Brooks on Clay Pipe Music, is a musical reflection on one such place. Located above the Arctic Circle, Norway’s Lofoten Islands are known for their dramatic peaks, open seascapes, and distinctive red fishing cabins dotting the shoreline. Though Brooks has never visited this remote northern region, it became an unexpected source of inspiration.
The project began when Cate listened to a narrated „sleep story“ set in the islands. Intrigued, she researched the region and found herself drawn to its stark beauty. „I fell in love with creating an impression of somewhere I would probably never visit, but felt a real affinity with,“ she explains.
This ambitious album translates that connection into sound. Through carefully crafted electronics, melodic themes, richly layered textures and big production, Brooks captures the essence of Lofoten—its icy light, vast horizons, and profound quiet.
„The other thing that happened around the same time was the first lockdown here in the UK. I had taken the opportunity of having some extra time to learn a new (to me) method of synthesis; that of the Synclavier, which uses one aluminium wheel and an array of buttons to control every parameter of the sound.
„I took to it with intrigue and before I knew it, I had built up hundreds of original sounds, many of which were perfect for the textures I could hear in my head for Lofoten. So that (along with a Prophet synth and a TR-808) became the sound world.“
Lofoten stands as an evocative testament to how music can transport us to distant places, transforming geographical limitations into imagined creative possibilities.
„Thursday Afternoon in Paris“
A dream story with an album you’ve never heard of. Once again you are there, in your beloved little park called „Le Jardin du Luxembourg“, not far away from that old time jazz club, „Le Chat Noir“, Robert Wyatt once sang about, a smoky club with wooden walls that is long gone, with all its long stories, told and told again. Or never told. You still have a Sony walkman from the past that works fine, except for some stutter in winter. You put in that cassette a friend gave you as a gift and a sweet reminder of hot love and the best galettes in town. You never knew about this album to exist. Pretend, it is 1998. For reasons hard to explain you keep playing this one track again and again on a warm afternoon in Paris. A sentimental journey, and this piece HERE calls you by your name.Hawk Dreams
Zehn Jahre ist das Label International Anthem nun alt, es hat uns einige wunderbare Werke beschert, und nun bringt auch Blue Note ein Album heraus, das mit Carlo Niño, einen Perkussionisten und Geräuschemacher im Rahmen des „Openness Trio“ präsentiert, der wie wenige andere für die Welt von International Anthem steht. Selbst das Cover könnte von IAR sein. Aber lauschen wir einfach mal diesem langen Stück, um herauszufinden, ob wir Andy Cowan zustimmen, wenn er in Mojo schreibt: „… And while there are traces of Jon Hassell, Pat Metheny and Sun Ra, the next-level meditiations of „Openness Trio“ navigate unexplored frontiers, where inner and outer space is the place.“
Sollte das Album nur annähernd Andys Worten gerecht werden – auf Strecke – wäre es eine Idee, die Klanghorizonte Ende Juli damit enden zu lassen, und sie mit „Chicago Waves“ zu beginnen, einer International Anthem-Produktion von 2020, dunklen Zeiten also (die Zeiten sind dunkel geblieben, aber Covid sorgte damals noch mal für einen besonderen Schrecken), dem Mitschnitt eines vielgerühmten Duo-Auftritts von Miguel Atwood-Ferguson und Carlos Niño, der in Kürze als LP neu aufgelegt wird.
Die Stunde der wahren Empfindung
Es ist kein Problem, hier mal einen Titel von Peter Handke zu klauen. Wir haben viel zu wenig über Arthur Russell gesprochen. Rasch werden da die einschlägigen Fakten abgegriffen, die unterschlage ich einfach, oder lass sie nebenbei einfliessen. Sein Nachlass wird akribisch aufbereitet von Audika Records, und die Musik dieses „outsiders“ teilt die Lager. A love it or leave it (or love it sometimes)-affair. „Worlds Of Echo“, „Another Thought“ und das frühe Opus „Instrumentals“ sind meine gern genannten Favoriten. Sein Werk so facettenreich – als allererstes springt sein seltsam verletzlicher, weltoffener wie intimer Gesang vors innere Ohr, umgeben von Echos und seltsam brüchigen Celloklängen. Zuletzt erschienen, neu gebündelt, diese zwei Liveaufnahmen aus den Jahren 1984 und 1985, ein verwegenes Doppelalbum. Wie bei Thelonious Monk kommen immer wieder die gleiche Titel ins Spiel, und wie bei Monk ist das ganz egal und sowiesoso immer anders. Beth Gibbons, die Tindersticks und Lambchop lassen Arthur gerne stückweise vor ihren Konzerten laufen, ich hörte ohn da stets heraus. Er hat also ein paar verdammt gute Fürsprecher. Seit ich irgendwann einen Text von David Toop im Wire über Arthur Russell las, lang ist es her, komme ich auf ihn zurück, wieder und wieder, und nicht aus Chronistenpflicht. Manche bleiben dabei, dass da einer hilflos im Nebel stochere, ich spreche lieber von der Stunde der wahren Empfindung. Und dieses Doppelalbum aus alter Zeit ist zweierlei: eine ideale Einführung in seine Musik, und Stoff zum Versinken. Nicht nur die zwei Alben von Beatie und Brian bieten „space music“ und „dream music“. Er würde auch, anders als ich hier, keine grosse Welle machen, und einfach aus dem Stegreif „Go Swimming“ vortragen, mit einem Cello, das die halbe Welt für beschädigt hält. It‘s a miracle! A dream from the dance floor!
„Grosses Leeres Land“
Parallel zu dem Songalbum „Luminal“ von Beatie Wolfe und Brian Eno erscheint am 6. Juni, als LP, CD, und DL, das Instrumentalalbum „Lateral“, mit der Komposition „Big Empty Country“: in der Vinyledituon heisst Seite A „Big Empty Country (Day), und Seite B „Big Empty Country (Night)“. Einmal mehr öffnet dieses Ambientwerk eine ganz eigene Atmosphäre, die zwar unverkennbar Enos Handschrift trägt, aber eben einen weiteren unerhörten Raum öffnet, insofern nur strukturell vergleichbar ist mit Grosskompositionen wie „Discreet Music“, „Thursday Afternoon“, „Lux“, oder „Reflection“. Der Titel „Big Empty Country“ ist mit Bedacht gewählt, und impliziert (mein ganz privater Höreindruck) sowohl das Unheimliche wie das Unberührte, das Pittorekse wie das Postapokalyptische. Der Klang der Gitarre, die hier und da ihre Spuren hinterlässt, ist pure Reminszenz ohne Nostalgie. Mehr wird nicht verraten. (m.e.)Once again, this ambient work opens up a completely unique atmosphere that bears Eno’s unmistakable signature, but opens up another unheard-of space that is only structurally comparable with major compositions such as “Discreet Music”, “Thursday Afternoon”, ‘Lux’ or “Reflection”. The title “Big Empty Country” was chosen with care, and implies (my very private impression) both the uncanny and the untouched, the pittoresque and the post-apocalyptic. The sound of the guitar, which leaves its mark here and there, is pure reminiscence without nostalgia. (m.e.)
“Everybody Loves A Train“
Angekommen im Herzen von Hamburg- Eppendorf! Café & Bar Celona. Der große Cappuccino ist nur zu empfehlen. Die Currywurst leider völlig daneben! Nevertheless, a lovely summer day. An Michael Nauras Jazzgemäuer in der Rothenbaumchaussee vorbeigefahren. Ach, ach, die Neunziger, als ich mit guten alten Tonbändern und regelmässigen Zugfahrten meine Sendungen in den Norden brachte, und an der NDR-Staatskasse mein Honorar abholte!
Im ICE eine Menge Train Songs gehört. Richard Williams hat eine wunderbare Sammlung voller „train songs“ zusammengestellt, die ihr nebenan, in „The Blue Moment“ aufrufen könnt. Bis jetzt haben sich 71 begeisterte Hörer gemeldet und eigene „Train Songs“ beigesteuert. Ich hätte einen „im Gepäck“, der da nie auftaucht, der in meiner privaten Zugsongsammlung stets als erster Fahrt aufnehmen würde. „Love At First Sight“ (HIER, aus dem Album „Embrace The Herd“ von „The Gist“) ist nicht einfach ein Song über die Einfahrt eines Zuges in den Bahnhof, er beschreibt (allein in den Klängen) die wundervolle Welt des Verliebtseins in einer Atmosphäre, in der ich manche meiner Stunden des Schwebens gespiegelt finde. Es ist wohl der unbekannteste aller grossartigen „train songs“. Beim Stöbern durch Richards Sammlung fand ich auch jenen traumhaften Song wieder, „Train In The Distance“, (bitte HIER draufklicken zum Anhören!), den ich damals in den Achtzigern, wie das gesamte zugehörige Album, sehr gern gehört habe. Aber die Platte kam abhanden, und seit dreissig Jahren habe ich nie wieder Paul Simons „Hearts and Bones“ gehört. Meine Erinnerungen an das Album sind sehr vage. Ich lausche diesem Lied, ich lese die lyrics – what a fine short story that is: „Everybody loves the sound of a train in the distance / Everybody thinks it’s true“. Ist das ganze Album so berührend?