• Yoshimuras Flora und ihre diskreten Reize

    Ich gerate nicht automatisch in Verzückung, wenn alte japanische Archive erforscht werden, aber oft genug stellt sich da in den letzten Jahren etwas ein aus der Bandbreite zwischen stillem Vergnügen, leiser Verblüffung und diversen Wow- und Flow-Empfindungen. Das aktuell wiederververöffentichte Ambient-Werk FLORA von Hiroshi Yoshimura (CD / LP / DL) bewegt sich nun auch bei mir daheim, nachdem ich es zuvor allein in der Sylter Heide („Don‘t get lost in Braderup Heath!“) gehört habe, in genau diesen Zwischenzonen. Zwar meldet sich manchmal ein kritischer Einwand, ob das nicht alles ein wenig zu wohlfühlig daherkomme, aber viel öfter schleicht sich eine seltsame Art von Faszination ein, die ich einfach nicht aushebeln kann.

  • Ensaïmada

    Wann immer mit die Gegenden von Málaga und Marbella begegnet sind: sehr warmes Wetter schien das Normale zu sein, in Reiseführern und Wetterberichten. In diesen Tagen ist eher frisches Frühlingswetter angesagt, und als ich heute Morgen eine mallorcinische Bäckerei entdeckte, tauchte jenes Gebäck auf, das unvergesslich mit meinen grossen Ferien in Teenagerjahren verbunden ist: Ensaïmada. Es wird normal mit Sauerteig gemacht, finde ich heraus, es geht aber angeblich auch mit reiner Hefe. Der Geschmack ist so speziell, warum auch immer, dass er einen an nichts anderes erinnert.


    Und damit kommen – auch ohne die Form dieses Teilchens einer psychoanalytischen Betrachtung zu unterziehen (Triggerwarnung: Vertigogefahr bei zu langem Anschauen des Objekts!) – unweigerlich jene alten Bilder und Empfindungen zu Bewusstsein, aus einem lang vergangenen Urlaub dort (die bei mir schon den Status einer „Repertoirestory haben): Lex Barker und Mario Adorf geniessen ihren Salat am Swimmingpool (es hat etwas Besonderes, als Jugendlicher alten Karl May-Helden zu begegnen), Superminister Karl Schiller dreht im Pool langsame Runden mit seiner Geliebten, die seine Sekretärin ist, unbelästigt von der Bild-Zeitung (ein lang verschwundenes Agreement), eine meiner gefühlvollsten Ferienfreundschadten mit Peter von den österreichischen „Judokas“ und endlosen Partien Tischtennis (jenseits homoerotischer Schwingungen) , der Abtransport einer Leiche eines älteren Herrn nach einem Suizid („Depressionen“ ist das Wort, das sich schnell verbreitet), der Soundtrack der Eltern der „Wirtschaftswunderjahre“, Neil Diamond, Frank Sinatra, James Last, und immmer wieder „Spanish Eyes“ (oder heisst dieser „golden Oldie“ „Spanish Harlem“), mein Versunkensein in Albert Camus‘ Roman „Die Pest“ (mehr Gegenwelt geht kaum in jenem künstlichen Paradies eines abgelegenen Luxusressorts).


    Eine Atmosphäre von Luxus, die mich heute an die drei Staffeln von „The White Lotus“ erinnert, die nun ihr vielbesprochenes, furioses Finale erreicht hat, das blutige Finale, dem David Steinitz in der SZ und ich hier im Süden immer noch viel Gutes abgewinnen können. Den Showdown von Lebensentwürfen in Marbella zu erleben, in spanischer Synchro, ist speziell, habe ich mich doch an das Timbre der deutschen Synchronstimmen gewöhnt, von Walter Goggins (manchen bekannt aus den grandiosen sieben Staffeln von „Justified“) bis Corrie Coon (manchen bekannt aus dem dreistaffeligen Serienmeisterwerk „The Leftovers“). Was so ein mallorcinisches Gebäck alles an Gedankenketten auslösen kann! Selbst diese kleine Schreibmeditation mit drei Serientips, und einer (nicht weiter ausgeführten, aber uneingeschränkten) Buchempfehlung. Die Regenwahrscheinlichkeit beträgt hier in Marbella in den kommenden Tagen keineswegs Null Prozent. (Music for pool swimming and gazing at the sky today: Carla Bleys „Tropic Appetites“, mein Lieblingsalbum von Carla, mit einzigartigen Gesängen von Julie Tippetts, jedes Stück eine Offenbarung!)

  • „Eine Treppe tiefer, und andere Notizen rund um zwei Alben mit einem kubanischen Pianisten“

    „Achten Sie auf das raue (aber genau richtige)
    Summen der Gitarrensaiten
    zu Beginn von „Y Tú Qué Has Hecho?“,
    das in eine der natürlichsten, reichhaltigsten
    und holzigsten akustischen Gitarren mündet,
    die ich je auf Band gehört habe.

    Oder „El Carretero“. Es zeichnet sich aus
    durch einen eindringlichen, sich wiederholenden
    akustischen Bass aus, der eine reichhaltige Plattform
    für die anderen Instrumente bildet, insbesondere
    für ein tief verhalltes, gleitendes Instrument,
    das in den Gesangspausen immer wieder auftaucht.“


    „All that said this new 4LP treatment of Buena Vista Social Club from Analogue Productions works just fine for me. It feels like they have achieved a happy medium between audiophile excellence and logistical convenience. As I allowed myself to just immerse in BVSC and listen, instantly realizing just how very, very grand it sounds, I became lost in the lushness of the recording of these outstanding performances. And I didn’t mind the frequent disc changing because, in effect, my ears were brought into extreme focus on the individual performances captured on each track. Honestly, it became somewhat exciting to anticipate what joys might await me on each following side!“

    Ich hatte damals ein seltsam zwiespältiges Verhältnis zu diesem Album (und seinen „Wirkungsgeschichten“), das nun in einer glorreichen Edition auf vier Schalplatten mit „45 rounds per minute“ neu aufgelegt wurde. Ich wusste gar nicht, dass Mark Smotroff bereits im Januar auf „Analog Planet“ darüber geschrieben hatte. Nun bekam ich gestern dieses Päckchen und hörte mir, mit allem munteren Wechseln der Plattenseiten, das Gesamtkunstwerk an. „The word LUSH must have been invented for the overall sound of this time travellers.“

    Was mich damals ein wenig nervte, war das „Ergriffenheits-Tamtam“ um diese alte kubanische Musik herum, das man auch jetzt noch hören kann, wenn etwa „Micha45“ aus Düsseldorf („Welcome back!“) sein Loblied spricht, und dabei nur zu gerne auf das Empfinden zurückkommt, glücklichen alten Kubanern in die Augen zu schauen. Als wäre dort in Havanna das Leben im vor- und nachrevolutionäten Kuba ein Leben voller Armseligkeit, und Musik der einzige Fluchtort verlorener Seelen. Solch gönnerhafte Empathie mag ich nicht.

    Der Ex-Freund einer amour fou wollte am liebsten auswandern, und in einer alten Bar an der Promenade der Hauptstadt den Rest seiner Tage verbringen. Mit diesem Hippietraum konnte ich nichts anfangen, aber harte Kritik erntete meine damalige Begeisterung für das Liebespaar Julio und Carol, die, um ihrer beider Lungenkrebs wissend, noch eine grosse Reise unternahmen, von einer französischen Autobahnraststätte zur nächsten. Was musste ich mir da für Entrüstungen anhören: meiner Selbstverwirklungsartistin schwebten da ganz andere, letzte Sonnenuntergänge vor, viel Havanna und Kalifornien, und keinesfalls der Anblick nagender Ratten an einem Mülldepot nahe Brest.

    Solche „romantischen“ Ergriffenheiten beförderte auch in Teilen der BVSC-Film von Wim Wenders, dessen „documentaries“ von schwankender Qualität sind, und, etwa imFalle von BAP und dem Papst, etwas zu sehr aus dem Fach der Devotionalien stammen (lieber dann doch seine Werbefilme für die Deutsche Bahn!). Da hilft tatsächlich (als berüchtigte „andere Seite der Romantik“) die Lektüre von Pedro Juan Gutiérrez` „Schmutziger Havanna Trilogie“. Gutiérrez weiß als Kubaner, wovon er schreibt und verzichtet zum Glück auf Wim Wenders filmische „Alles wird gut“- Romantik. Da kommt dann eine andere Art von Not und Einsamkeit zum Vorschein! Und rauschhafte Sexualtät, in der breiten Palette zwischen Befreiung und Betäubung.

    Gestern tauchte ich jedenfalls ohne rosarote Patina in diese versunkene Welt des BVSC ein, und verspürte alsbald Lust, jenen alten Schmöker hervorzugraben, der ein facettenreiches und traumtänzerisches, wildes und dunkles Bild vom alten Kuba zeichnet, ein famoses „Sittengemälde“, mit dem Namen „Drei traurige Tiger“. Neben „Rayuela“, „Hundert Jahre Einsamkeit“ und, i am laughing out loud, „Schmutzige Havanna Trilogie“ einer meiner Lieblingsromane lateinamerikanischer Erzähler.

    Um mit die Wartezeit auf diese Schatzkiste zu verkürzen (der im übrigen alle Texte und eine feine englische Übersetzung und andere Hintergrundrecherchen beiliegen), holte ich das 2017 als Doppelalbum auf Vinyl rausgekommene Opus „Introducing… Ruben Gonzalez“ aus dem Regal, das ebenso wie „BVSC“ in den Egrem Studios aufgenommen wurde. Diesmal nicht von Ry Cooder (dessen gitarristische „Einmischungen“ ich liebe) produzertm sondern von Nick Gold, einem anderen maestro von „World Circuit Records“. Und hier kommt die Überraschung: Rubens Piano kommt hier ganz anders rüber als auf „BVSC“. Zwei fraglos audiophile Werke, und doch ist der Klavierklang so komplett anders. Mhmmm… Ich kann mir dazu zwar einiges denken, aber eine zweifelsfreie Antwort kenne ich nicht. Vielleicht entstand die Aufnahme in EGREM 2, eine Treppe tiefer

    Es gibt, neben dem Versinken in diese beiden Alben, und Infantes erschütternd fesselnden wie melancholischem Roman „Drei traurige Tiger“, noch ein weiteres allerbestes „tool“, um dieser alten Welt, über exotische Träumereien hinaus, nahezukommen, „Babalú-Ayé“, das lange zweite, der Historie der afrikubanischen Musik gewidmete Kapitel aus Joe Boyds Mammutwerk „And The Roots Of Rhythm Will Remain“ – und mit einem Zitat daraus schliesse ich meinen kleinen Ausflug ab (und das lasse man mal in aller Ruhe auf sich wirken):

    “For me, though, the key element is the sound. I walked people walk into the London launch party, where it was playing on the PA system; many stared around, looking for the bandstand and the live musicians. Jerry and Ry had achieved the kind of warm, three-dimensional sound that can only happen when so many microphones are open (and perfectly postioned) in a big „live“ room, voices and instruments blending in the air before the reach the mixing-board. If „Buena Vista“ hade been made downstairs in EGREM 2, it would have been lucky to sel ten thousand copies, let alone ten million.“

    „Für mich ist das Schlüsselelement jedoch der Sound.
    Auf der Londoner Launch-Party,
    bei der das Album über die PA-Anlage lief,
    habe ich die Leute laufen sehen; viele starrten umher
    und hielten Ausschau nach dem Bandstand
    und den Live-Musikern.
    Jerry und Ry hatten die Art von
    warmem, dreidimensionalem Klang erreicht,
    der nur entstehen kann,
    wenn so viele Mikrofone in einem großen „Live“-Raum
    offen (und perfekt positioniert) sind,
    wobei sich Stimmen und Instrumente
    in der Luft vermischen,
    bevor sie das Mischpult erreichen.
    Wäre „Buena Vista“ unten in EGREM 2
    aufgenommen worden, hätte es Glück gehabt,
    zehntausend Kopien zu verkaufen,
    geschweige denn zehn Millionen.“

  • “Horizonte“ in motion (May 29, DLF)

    Side A: 
    01 American Analog Set: The Fun of Watching Fireworks (1996)*
    02 William Tyler: Time Indefinite (2025)
    03 Eiko Ishibashi: Antigone (2025)
    04 Henriksen / Seim / Jormin / Ounaskari: Arcanum  
    (2025)  
    05 Brian Eno & Beatie Wolfe: Luminal (2025)

    Side B:
    06 Brian Eno & Beatie Wolfe: Lateral
    07 Don Cherry:  Relativity Suite (1971)
    08 Angel Bat Dawid & Naima Nefertari: Journey to Nabta Playa (2025)
    09 Natural Information Society and Bitchin Bajas: Totality (2025) 
    10 Shit and Shine: Mannheim Hbf

    (first cut, but remember, the last cut is the deepest)**

    ** more contenders for airplay at the end of May:
    – Bennie Maupin: The Jewel In The Lotus (1973)
    – Ensemble Modern / Jan Bang: With These Hands (2025)
    – Shit and Shine: Mannheim Hbf (2025, the band an old favourite of Ian McCartney)
    – Andy Summers & Robert Fripp: The Complete Recordings
    – Jefre Cantu-Ledesma: Gift Songs
    – Tangerine Dream: Phaedra (boxset 2025 edition) ***

    *** „… wenn Du die 6-CD-Box meinst: Ich glaube, das meiste davon war schon in der Hades-Box enthalten, mit Ausnahme der Surround-Mixes. Phaedra ist ja damals parallel zu Autobahn erschienen und war auch annähernd so wichtig, einfach, weil sowas vorher noch keiner gemacht hatte. Ich kann mich noch gut an so einige wütende Kritiken von damals erinnern — das ist doch keine Rockmusik mehr, was sind denn das für Idioten, das hört sich an wie Matsch auf dem Grund des Ozeans, usw. Aber dann ging die LP plötzlich an die Spitze der englischen Charts, und sie hat schon ihre Spuren hinterlasen. Aber ich muss die jetzt nicht in etlichen anderen Abmischungen haben, mir genügt im Prinzip das Original. (…) (aus einer Mail von Jan Reetze)

  • „Systems of Romance“, and Punkt 2025

    Quite incredible, but true, the following story! In the spring of 1983, a man named Randall Wulff (aka Lewis) turned up at the Music Lab Studio in Los Angeles with a white Mercedes convertible, an attractive girlfriend, perfectly styled hair, and a (succinctly put) handful of ethereal synth-pop-folk songs. Wulff commissioned photographer Ed Colver, best known for documenting the West Coast punk scene, to shoot the stark monochrome album cover. By the time Colver realised that the cheque had bounced, Wulff had already disappeared. There were rumours that he had gone to Las Vegas or possibly Hawaii, but most likely he had returned to Alberta, Canada, where a quarter of a century later a vinyl collector named Jon Murphy found a copy of ‘L’Amour’ at a flea market. Private pressing.

    What a strange round of songs! If you find sounds that are constantly moving close to their own dissolution exciting. ‘The closer you listen, the more unsettling – and yet enticing – it all sounds.’ Randall Wulff had painted his masterpiece when it came to disappearance and submersion. If David Lynch had heard this album back then, he would have transported one or two songs from it into the Twin Peaks soundtrack. And Angelo wouldn’t have complained. Neither would Julee Cruise. Light in the Attic made the album available years back. By now, „L‘Amour“has turned into a nearly buried treasure again.

    And, what made me, in the first place, return to the unabashed romantic songs – „romantic“ with a twist – by Lewis, or Jan Bang‘s „Reading The Air“? A guy named Chris Duncan who‘ll be joining the artists of PUNKT 2025! Of course it was Jan Bang who discovered him. We changed a few mails in regards to that rare breed of uninhibited romanticism with a decent quantum of blue & noir. I highly recommended Jessica Pratt‘s opus, „Here In The Pitch“.

    The new program – HERE – is full of highlights, amongst them the première of „After The Wildfire“, a new spoken word-project by Erik Honoré, Trygve Seim’s „Different Rivers“ (25 years after its ECM release, followed by an unforgettabele review of Konrad Heidkamp in „Die Zeit“), Jon Balke presenting „Skrifum“ live on stage – and Chris Duncan!

  • alternative

    01 Mark Pritchard & Thom Yorke: Tall Tales  
    02 William Tyler: Time Indefinite 
    03 Eiko Isibashi: Antigone  
    04 Bennie Maupin: The Jewel In The Lotus (1974)  

    05 Amelia Barrett & Bryan Ferry: Loose Talk
    06 Haruomi Hosono: Medicine Compilation (1997)
    07 Brian Eno & Beatie Wolfe: Luminal  
    08 Don Cherry: The Relativity Suite (1971)
    09 Angel Bat Dawid & Naima Nefertari: Journey to Nabta Playa  

    10 Henriksen / Seim / Jormin / Ounaskari: Arcanum
    11 Natural Information Society and Bitchin Bajas: Totality

    12 Keith Jarrett: New Vienna

  • The Days Of Zuma


    IN December 1975, Neil Young and Crazy Horse pitched up unannounced at a bunch of small bars and roadhouses along the California coast – rough and ready joints like Boots And Saddle in La Honda, the Inn Of The Beginning in Cotati and the Marshall Tavern in Marshall (population: 50). In contrast to Young’s previous stadium tour of 1974 as part of CSNY, this outing was very different. 

    Christened the Northern California Coastal Bar Tour – or the Rolling Zuma Tour: a wry nod to the Dylan charabanc trekking round the opposite coast during the same period – it was designed as a low-key introduction to a new-look Crazy Horse and their first album together: Zuma. “I hope we’re not too loud,” Young goofed with the Cotati crowd before leading the Horse through a joyous rendition of “Don’t Cry No Tears”. After grappling with stardom, loss and guilt for the first half of the decade, it seemed that a reinvigorated Young had finally left the Ditch behind him. “Those were some of the finest, most alive days of my life,” he confirmed in his Waging Heavy Peace memoir.

    But the Ditch wasn’t the only thing Young was escaping. A planned CSNY album, ‘Human Highway’, had ground to a halt, mired in tensions and disagreements; he had also recently split up with actress Carrie Snodgress. Young, then, threw himself into recording, enjoying a welcome reunion with producer David Briggs, a fresh start for Crazy Horse and a cocaine-heavy party vibe for all at Briggs’ Malibu rental. There were fun cameos – Bob Dylan and Rod Stewart both stopped by – but the real work took place in Briggs’ back bedroom. There, over a barrage of freshly written songs, Crazy Horse connected with new recruit Frank “Poncho” Sampedro, replacing rhythm guitarist Danny Whitten who had died in 1972. While Sampedro went on to become Young’s co-conspirator across multiple projects, Zuma offered ample evidence for how swiftly he fitted in, not least the guitar duels on “Danger Bird” and “Cortez The Killer” that helped define Crazy Horse 2.0.

    But jams were only part of the story. When Zuma was released on November 10, 1975, it revealed a set of songs that was inspired, even by Young’s lofty standards during that decade – from chiming country-rock opener “Don’t Cry No Tears” to the folky “Pardon My Heart” and CSNY’s lambent closer “Through My Sails”. This new music was joyous and defiant, with Young coaxing howls of feedback from a returning Old Black, while James Mazzeo’s wild sleeve illustration further signalled a shift from the darkness and heavy symbolism of the Ditch-era jackets. Following the hijinks of the Northern California Bar Tour, Young and Crazy Horse headed out on their fabled tour of Japan and Europe, reconvening again after the Stills-Young debacle for a triumphant American run in late 1976.

    In the 50 years since its release, Zuma’s reputation has continued to flourish. Coming in the middle of Young’s fecund mid-’70s – whose scope only finally became apparent with the release of Archives II in 2020 – the lean and catchy Zuma was both a coda to the Ditch and a preface for the rest of Young’s career, with its many confounding changes in style and sound.

    “The party never ended,” Sampedro told Uncut in 2019. “It seemed like it was out of control, but it wasn’t. When we got in the groove and we had adrenaline and energy, we could really put out some great music. The hair would go up on the back of our necks and we’d kick out another three songs…”

  • Another Green World

    Ich versuche Ruhe zu bewahren, denn die zeitliche Abfolge bringt, will man sie erzwingen, Kalenderblätter der Erinnerung leicht durcheinander. Ich war verliebt, verlobt, und die Frage der Hochzeit eine Frage von ein, zwei Sommern, aber dann kam alles anders. Wir planten unsere Verlobungsreise klassisch, Norditalien, Padua, Venedig, und noch eine Stadt in der Gegend, die mir gerade nicht in den Sinn kommt. Unterwegs, unter dunklem Schatten, gab es manch reine Freude, ein Schallplattenladen wie im Traum (in Padua, glaube ich), mit unzähligen Sun Ra-Alben. Und Momente ungebrochener Schönheit, etwa als wir Venedig erblickten, und ich nach einer Gondel Ausschau hielt. Oder der Strand an einem beliebten See, mit der seit meiner Kindheit geliebten Musik aus Wasser und Stimmen.

  • The exciting two albums of Mr Henderson from the 70‘s

    In meiner Erinnerung wurden die beiden Alben „Horn Culture“ von Sonny Rollins und „Multiple“ von Joe Henderson auf der gleichen Seite in einer alten Ausgabe des Jazzpodiums besprochen. In meiner Erinnerung bekam Sonny die vollen fünf Sterne, und Joe viereinhalb. Bei mit war es damals und ist es heute noch andersrum. Ernst beiseite, „Horn Culture“ ist auch ein tolles Album! Wie „Multiple“ ist auch „Horn Culture“ auf dem Label „Milestone“ erschienen, anno 1973. Bisher noch keine „reissue“! Im übrigen fällt mit auf, dass ich im folgendem Text vergessen habe, meiner Begeisterung über Larry Willis‘ Rhodes-Piano Ausdruck zu verleihen!

    Ich kenne seine Lebensgeschichte nicht, aber es verwundert schon, dass er in den Siebziger Jahren so wenig Musik aufnahm. Ein Werk namens Canyon Lady“ kam mit illustrer Besetzung und all seinen „latin vibes“ nicht an seine zwei „milestones“ aus jenem Jahrzehnt heran. Ich stiess auf ihn fast zufällig, als er schon lange Geschichte geschrieben hatte auf dem Label Blue Note, als Leader und Sideman ein tonangebender Meister des Saxofons, auf etlichen Klassikern.

    Dann, als die Zeit der „fusion music“ anbrach, Jazz und Rock und Funk und „weissderkuckuckwasalles“ sich in kühnen Amalgamen fand, vom „elektrischen Miles“ bis „Weather Report“, da tauchte auch Joe Henderson auf. Er dachte sich aber nicht, dass er jetzt mal was Modernes für die Kids machen würde.

    Joe suchte sich Produzenten, die das Studio auch als Spielwiese begriffen und nahm zwei Alben auf, die das pure Feuer waren und auch sonst der griechischen Lehre der Elemente tollkühne Klänge folgen liessen: „The Elements“ hiess das eine Werk, das mit erlesener Bande, mit Alice Coltrane, Charlie Haden und Co. Wasser, Erde und Luft folgen liess. So mitreissend und deep wie „Brown Rice“ von Don Cherry oder „Love, Love“ von Julian Priester.

    Das andere Album, „Multiple“, umarmte nicht ganz so ferne Horizonte, und war gleichermassen wild, funky, herzergreifend (dieser warme Ton, selbst wenn er die Luft zerriss, in ausgewählten Momenten of „overblowing“! ). Am Bass Dave Holland (vor Tagen noch, the old fire still burning, an der Seite von Anouar Brahem in Hamburg), am Schlagwerk Jack DeJohnette.

    Diese beiden Alben sind in den letzten Jahren als Schallplattem neu aufgelegt worden, „Multiple“ zuletzt, feines Remastering durchweg, und was das Schönste ist: die Musik nimmt mich heute genauso gefangen wie damals in dem Siebzigern, als ich darüber las, im Jazz Podium, und gleich zugriff. Ich kann mich an den beiden Alben offenbar nie satt hören, und verpasse selten einen einzigen Ton seines Spiels!

    (Also, wenn das mit dem angefragten Interview mit Eno & Wolfe nicht klappt, und / oder ich eine Woche vor VÖ nur die beiden dann als Videos gelisteten, überall tausendfach gehörten, Songs spielen darf (s. „Ultimative Playlist nebenan in „Radio“), dann hebele ich wohl den zentralen „Beatie & Brian-Part“ aus und spiele „Tress-Cun-Deo-La“. 10 Minuten und 34 Sekunden: das ist so verdammt grossartige Musik! Und die Moderation hätte ich auch schon im Sack.)

  • Hopelessly At Ease (A2)

    Oh Baby warte auf mich 
    So hoffnungslos entspannt

    Ich gebe dir all meine Zeit 
    Mein Grund und mein Reim 

    Und so flattert es weiter 
    Ein Fragment eines Liedes 

    Die Schuhe, die ich nie gebunden habe 
    Du kannst nicht sagen, dass ich es versucht habe

    Und während wir heute Abend tanzen
    So spielerisch und hell 

    Da ist etwas in deinen Augen
    Ein Licht, das nie stirbt 

    Oh Baby warte mit mir 
    So hopelessly at ease 

    Ich gebe dir alles, was ich habe
    Ich weiß, es ist nicht viel

    Und laufe wie ein Kind
    Ungebunden für eine Weile 

    Dann dreh dich um und sieh
    Hier ist niemand außer mir


    Entpuppt sich das Verliebtsein des lyrischen Ichs als pure Illusion, am Ende? Einfache Motive reihen sich überraschende, die Stimme der Sängerin ist im zweiten Lied zu vollem Leben erwacht, es ist eine Stimme, die überhaupt nicht darauf ist, Oktaven zu springen, oder den Raum zwischen Flüstern und Schrei zu füllen. Sie ist ruhig, intensiv, geerdet, meditativ – die Stimme vereint, was widersprüchlich scheint, in seltsamer Klarheit. Was elementar ist, reiner Tanz wird fast schon Selbstbefragung, Analyse einer Passage wahrer Empfindungen – die Verse allein suggerieren Traumartiges. Samsara.

    Brian Eno wird sehr glücklich sein mit lyrics, die keine „message“ liefern, die die Dinge in einer Schwebe halten. So bleibt unsere Aufmerksamkeit nicht an Worten hängen, und wenn, dann lösen sich diese Worte rasch auf, wie die berühmten Wolken, die vorüberziehen. Die Klänge um foreground vocals und background vocals herum entfalten einen Sog, vintage Eno, aber nie abgegriffen aus alten Sphären. Dieses Album ist ein kleines Wunder. Damals, mit 18, als ich noch Gustav Mahler hörte: „Das Lied von der Erde“ berührte mich ähnlich tief, die Monoaufnahme mit Bruno Walter am Dirigentenpult! So viel Tiefe dringt ein in die Schwebungen von „Luminal“.