• “That childhood preference for a slow lifestyle“ – ein Interview mit Kevin Ayers

    Manchen mag Kevin Ayers bekannt sein, aus alten Hippietagen, von frühen Soft Machine-Alben, oder seinen Soloalben. Oder von seinem „Lampenfieber“. Er stand für fantasievolles, postiv versponnenes Liedergut, undals er einmal nach vielen Jahren der Stille anno 1992 mit einem feinen „Comeback“-Album daherkam, freuten sich die „alten Fans“, wie unverbraucht seine Stimme und sein Charme daherkamen.


    Michael Frank traf ihn damals in meiner alten Heimat in Dortmund zum Gespräch. Und Freunde seiner Musik werden HIER das eine und andere von Interesse finden, etwa seine Kindheitsvorliebe dafür, die Dinge des Lebens langsam anzugehen. „The Unfairground“ war sein letztes Werk – ich habe es in guter Erinnerung, und ganz sicher ein, zwei Songs daraus in den frühen Jahren der „Klanghorizonte“ gespielt. John Mulvey schrieb damals:

    „From what I can tell, Ayers seems to have been mooching about the south of France for an extraordinarily long time, probably doing not much more than some fairly concerted wine-tasting. We spent a while yesterday trying to work out what he lives on – does he have independent means, maybe? But Ayers always comes across as one of those charming, insouciant wasters who sort of glide through life untroubled by the dreary realities that trouble the rest of us. In fact, listening to „The Unfairground“, Ayers tackles angst, romantic mishaps and fear of ageing with a sort of rueful shrug.“

    Unser Interview mit Robert Fripp aus dem Jahre 1997 findet sich in diesem „Blogtagebuch“ am 28. März – unter dem Titel „Everything broken will flow“. m.e.)

  • monthly revelations (april)

    album: anouar brahem
    film: neil young coastal (april, 17, one evening, worldwide)
    prose: „und man hört sie doch.“ (hg: martina w.)
    talk: erik and jan on „manafon variations“
    radio: „playlist in motion“
    binge: „families like ours
    archive: joe henderson


    „Bei der Auswahl von Titeln für seine Kompositionen, die die palästinensische Erfahrung thematisieren, war Anouar Brahem nicht von einem didaktischen oder propagandistischen Ziel getrieben: Dies wären Ziele, die seiner feinfühligen (…) Sensibilität völlig fremd wären. Aber er konnte auch nicht den Eindruck erwecken, dass seine Musik von der Wut, der Trauer und dem Kummer, die Gaza in ihm auslöste, unberührt blieb. Es ist zu früh, um zu sagen, ob man sich an dieses „Quartett für das Ende der Zeit“ als Vorbote des Endes von Gaza erinnern wird, oder vielmehr als Vorbote des lang ersehnten Endes des Leidens in Gaza. Man kann jedoch sicher sein, dass dieses Album für immer die Spuren seiner Herkunft tragen wird. „Musik erinnert sich an uns“, schreibt Jeremy Eichler in Time’s Echo, seiner ergreifenden Studie über Musik, die nach der Shoah komponiert wurde. „Musik spiegelt die Menschen und Gesellschaften wider, die sie geschaffen haben, sie fängt etwas Wesentliches ein, das sie in die Zeit ihrer Entstehung zurückversetzt. Die Erinnerung wird von den Kadenzen, den Offenbarungen, den Trübungen und dem tragischen Pathos der Musik heimgesucht“.

    (aus den liner notes von Adam Shatz zu Anouar Brahems „After The Last Sky“, übersetzt aus einer französischen Vorlage mit deepl ins Deutsche, die Cd enthält die englische Fassung)

  • “Folk music, surrealism, the blues, the avant-garde, deep intelligence, primitive emotion.”


    In den letzten Tagen waren meine Erinnerungen ab und an unterwegs in einem Damals, das die erste Hälfte der Siebziger Jahre darstellt, mit einem Arsenal von Zeitreisetechniken: Alltagstrancen, Rumstöbern im Netz, „Köln 75“, der Film, das Wiederhören der langen ersten Seite von „The Köln Concert“, und, nicht zuletzt, das Versinken in der „Relativty Suite“ von Don Cherry nach Ewigkeiten… die Platte gehörte im Wintersemester 74/75 im Doppelzimmer 510 des „I-Hauses“ zur Grundausstattung der Musikversorgung von David Webster und mir.

    Ein zufällig zusammengewürfeltes Schicksalsduo für zwei Semester, David lernte den Free Jazz kennen, und ich drang tiefer denn je ins „Weisse Album“ der Beatles vor. Dank der Erinnerungen von Richard Williams öffnete sich jene Tür im fünften Stock wieder, als er zu seinen Don Cherry-Inselalben kam. Das Stichwort lieferte ein Satz von Ethan Iverson: “Folk music, surrealism, the blues, the avant-garde, deep intelligence, primitive emotion.” – es wae an Ornette Colemans Album „Science Fiction“ von 1972 gerichtet.

    „That’s good“, reagierte Richard darauf, und führte aus: „And, as much as I love Cherry’ work with Coleman, Albert Ayler and Gato Barbieri, my favourite Cherry albums are probably those that best encapsulate the full range of those qualities, and of his imagination. They would be Eternal Rhythm, Relativity Suite from 1973 (with the JCOA, never reissued in any form since its its first appearance on vinyl), and the wonderful Modern Art: Stockholm 1977, a concert at the city’s Museum of Modern Art, which appeared on the Mellotronen label in 2014.“

    Das „Modern Art“ Album von 1977 kenne ich gar nicht, aber die fast vergessene „Relativity Suite“ wurde flugs auf dem raren Markt vergrabener Schätze aufgetan, und voller Begeisterung neu gehört. Fast wie beim ersten Mal. Es ist der 13. Januar 1975, nasskaltes Januarwetter. Fünfundzwanzig sorgsam für die grosse Reise in die zweite Heimat ausgewählte Langspielplatten stehen, sorgsam im Schatten platziert, an der Wand, mit dabei „Diary“, „Lord of the Rings“, „Facing You“, und „Third“. Davids Kassettenrecorder gibt „Happiness is a warm gun“ von sich, John Lennon auf der Höhe seiner Kunst, und es ist schon später Abend, fast Nacht.

    Während das Album noch läuft, ist David schon eingeschlafen, ich lese bei spärlichem Licht noch ein Kapitel in Ralf Oerters „Entwicklungspsychologie“, auch ein gutes Einschlafmittel, und draussen, nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt, sitzt ein übermüdeter Musikproduzent am Steuer seines zitronengelben Renault und fährt einen unruhig schlafenen Keith Jarrett Richtung Köln. Sie fahren gerade an Würzburg vorbei, und der Produzent verwirft den Gedanken, hier auf einem Rastplatz ein wenig Schlaf nachzuholen. Ich bekomme von alldem natürlich nichts mit, hole am nöchsten Morgen die Post bei Herrn Kopka in der Pforte ab. Ein Päckchen von „Jazz by Post“ ist angekommen, mit Bennie Maupins „The Jewel In The Lotus“. Drei Wochen später verliebe ich mich im rumpeligen Fahrstuhl unseres Wohnheims. Das Leben nimmt einmal mehr volle Fahrt auf.

  • Ruperto

    Auf der linken Seite sitzen nur Männer und spielen Domino, vorne am grossen geöffneten Fenster spielen zwei Alte Gitarre. Jeden Abend kommen sie in die Bar und spielen ihre Lieder. Sie singen vom Heimweh nach Venezuela. Es sind Einheimische, Herreños, die wieder zurück auf ihre Geburtsinsel El Hierro gefunden haben, nachdem sie viele Jahre in Übersee waren. In der Bar herrscht eine düstere Stimmung, die Männer schweigen beim Hin und Herschieben der Steine, immer wieder fasziniert mich diese Stille beim Spiel.Es ist das Fremde, das mich beeindruckt, das Kommunizieren ohne Worte. Domingo Pio heisst der Mann an der kleinen Gitarre, der Timple. Ihm hat der beste Gitarrist der Insel, Ruperto, eine musikalische Hommage gewidmet. Mir gelang es, Ruperto zu einem kleinen Interview zu gewinnen:

    Ruperto, kommst du aus einer musikalischen Familie, sang deine Mutter, spielte dein Vater ein Instrument?

    Ja, mein Vater war Musiker, er spielte Geige, Temple, Gitarre und Banduria. Und meine Mutter sang sehr gerne.

    Wann hast du angefangen, Gitarre zu spielen?

    Mit 8 Jahren.

    Hast du dir das mehr oder weniger selber beigebracht?

    Ja habe ich- Wer hat dir deine erste Gitarre geschenkt?

    Mein Vater hatte eine zuhause.

    Hast du dann in einer Jugendband gespielt oder immer alleine?

    Mit einer Schülerband.

    Deine Frau und deine Söhne treten auch zusammen mit dir auf. Hast du deine Frau auf einem Konzert kennengelernt?

    Ja auch das ist richtig.

    Dir macht es auch viel Freude zu singen. Die Texte sind alle von dir, woher nimmst du die Inspiration für sie?

    Aus dem täglichen Geschehen, was ich so beobachte im Dorf und den Menschen hier.

    Spielst du am liebsten alleine oder in Gruppen?

    Ja vorzugsweise alleine.

    Vielen Dank Ruperto für das Interview.

    Mich interessieren in jedem Land die Interaktion zwischen Naturräumen oder auch Grossstädten und Tönen, Klängen. Wie kommt es, dass die Musik der Insel relativ gleich klingt, egal , ob es Kirchenlieder oder Folkloreanlässe oder gar Tangotakte sind. Ihre Pito, so heisst die einheimische Flöte hat, nur 8 Töne, genau wie die irische Pipe. Sie bringt aber erstaunlich vielfältigere Melodien hervor , man höre mal The Road to Kilkenny zum Vergleich. Die Einheimischen sind stille genossen. Sie führen ein hartes Leben in der kargen Wirtschaftswelt. Sie sind Fischer und Schäfer und romantisieren nicht das Meer, so wie es Rio Reiser in dem Lied „Übers Meer“ singt.Ruperto besingt in seinen Songs das stille Meer, Mar de las Calmas,die Erde, das Licht, die Frauen und die Freunde. Mehrere Texte gehen über die Bäume, die Pino Verde, den Wasserspenderbaum, über den Sabina, das Wahrzeichen von El Hierro. In seinen sehr langen Balladen ähnlichen Liedern singt er über die Verzweifelten, die Migrationsbewegungen über Familienbanden, und hebt immer wieder die Mutter hervor,“Madre del Herreño“ heisst mein Lieblingslied. Als ich ihn bat mir drei Texte von den Songs zu geben, die mir am besten gefallen, lacht er und sagt, das ist alles nur in meinem Kopf. Er kann auch keine Noten, er spielt alles aus dem Kopf. Diese einfachen Melodien haben einen gewinnenden Ausdruck von musikalischer Schönheit- Oder wie Joachim Ernst Berendt es besser sagt: Wenn Formen uns vertraut werde, brechen kulturelle Barrieren ein.

  • Hello, Macie!

    It is easy to get lost in the music of „When The Distance Is Blue“, cause, amongst other reasons, it kinds to rejects labeling, Brian Eno calls music like this „where am i“-music. Possibly you know some of the the albums  Mr. Eno had brought on the way as an executive producer and artistic director  in the mid-seventies.The series was called „Obscure Records“ and tried to make bold connections between experimental, new classical and the contemporary pop culture. Like Gavin Bryars“ The Sinking of the Titanic / Jesus Blood Never Failew Me Yet, Brian Eno‘s Discreet Music, the wonderful first album of The Penguin Cafe Orchestra… Your album – though much more great sounding than those old treasures, would have fit brilliantly into Obscure Records, because it serves, too,  as an invitation be seduced by strange atmospheres… What was the overall vision for this album (from start on or in retrospect)? Can it be perceived as an aural equivalent of Rebecca Solnit’s „A Field Guide To Getting Lost“, that book of essays (in a freewheelin‘ sense)? Best wishes, Michael!

  • „Down the mountainside / To the coastline…“


    Four Strong Winds

    After The Goldrush

    Pocahontas

    Peace Of Mind

    Southern Pacific

    Wenn dieser Film namens „Coastal“ zu sehen sein wird, bin ich dabei. Auch so einer der singer / songwriter, der mir „company for life“ bedeutet, vom ersten Augenblick an, als ich in Paignton 1971 „After The Goldrush“ entdeckte bis heute. Am wenigsten bekannt von den Alben, auf denen sich die Lieder dieser Playlist tummeln, dürfte „Reactor“ sein, das damals Prügel einstecken musste, zu Unrecht, wie ich finde. Neben dem herrlichen T-Bone-Steak-Song, der schon 1981 verriet, dass vielen Hippies der Humor ausging, wenn schräger Humor romantische Erwartungen und „strong messages“ konterkarierte, war „Southern Pacific“ stets ein Lieblingssong des Albums. Und, auf seine Weise, eben doch auch Sehnsuchtssoff und Liebeserklärung! (m.e.)

  • Most wanted

    It’s easy to imagine that there probably isn’t any music ever played by anyone, anywhere, at any time, from prehistoric hunters on the Eastern Steppe to whatever Kendrick Lamar, Billie Eilish or Nils Frahm are doing next, to which Don Cherry could not have made a worthwhile contribution. And the secret to that must have been his openness.

    (Richard Williams)

    Ihr kennt den launigen Spass mit dem Brief ans Unversum!? Manchmal kommt er wirklich an. Mein Dank an dieser Stelle auch an Michael Stelljes, Spezialist für desert island discs, dafür, mich an Paul Bleys „Ramblin‘“ erinnert zu haben. Grosse Musik findet ihre Hörer mit der Zeit!

  • „What can ordinary be“ (on a sunny afternoon)

    Ich bin viel zu sehr am reinen Hören interessiert, um je ein besonderes Faible für Songvideos entwickelt zu haben, aber dieses ist eine Ausnahme von der Regel, ganz gleich, ob man Song und Bilder werkimmanent deutet oder biographische Fakten hinzuzieht. Als es mir noch vorschwebte, Deutschlehrer zu werden, interessierten mich beispielsweise die diversen Interpretationsverfahren, Herr Gadamer und der „hermeneutische Zirkel“ so sehr wie die Freuden der Konkrete Poesie (ich belegte Proseminare zu beiden Themen, und sehe noch heute Ernst Jandls „Laut und Luise“ auf meinem Nachttisch in Münster liegen, neben einer alten Tonbandmaschine mit vielen Leonard Cohen-Liedern und einer Sendung von Winfrid Trenkler über Soft Machine).


    STRAWBERRIES

    Auf jeden Fall ist Robert Forsters „Butterflies“, geschrieben mit ohne seine Lebensgefährtin Karin Bäumler, und dargeboten „at home“ mit Karin und einer aufmerksamen Katze im Garten (oh, Fusel klopft gerade ans Fenster und will eine kurze Sommerpause einlegen), ein Meisterstück, was filmische Inszenierung, Song und Lyrics betrifft. Mir erscheint es auch alles andere als weit hergeholt, hier eine Spur Ray Davies zu wittern (so wie mir bei einem Song von Alabaster DePlumes neuem Werk Schwingungen einer Platte von Donovan in den Sinn kommen namensWear Your Love Like Heaven“).

    Einmal, als die beiden Go-Betweens mir gegenüber sassen, erzählte ich ihnen, wie ich ihr allerwrstes Album im Nördlichen Bayerischen Wald hörte, mit dem langen Song als Favoriten, und dass es nur ein Katzensprung von Grasfilzing nach Regensburg war, früh in den Achtzigern. Ich nannte „understatement and passion“ die „basics“ in ihrem Songbuch. So viele Jahre später jetzt. Hier, in diesem Song ist das wieder so eine spezielle Mischung: unendliche Nonchalance auf der einen Seite, das Dunkle, Unheimliche schimmert auf der anderen durch, genauso wie eine weiter zurückliegende magische Zeit: man kann es werkimmanent betrachten, Biografien als Folien drüberlegen. Selbst Lee und Nancy würden staunen und einen Sommerwein entkorken.

    (m.e.)

  • Am Morsumer Kliff


    Kaum gefährlich, ausser für Schwindelanfällige, der Rundweg durch eine uralte Landschaft, falsches Schuhwerk für die zwei matschigen Passagen, hinterher Zwiebelrostbraten von der Keitumer Landschlachterei, Nachbilder sich im Wind wiegender Ähren, Richtung Watt. Am frühen Nachmittag lausche ich dem neuen Album von Alabaster, und wähle hinterher aus dem Interview aus , was er über „tenderness“ sagt, über „healing“. Ohne einen einzigen falschen Ton – selbst die auf seiner Langspielplatte sind goldrichtig. Entwaffnend. Neben dem einen oder anderen Album für die Klanghorizonte ist Roger Enos „Voices“ aus dem Jahre 1985 on high rotation, hier in meiner Ferienwohnung. Eine Wiederveröffentlichung macht Sinn. Am besten zusammen mit dem anderen 1985‘er Werk aus den Grant Avenue Studios in Hamilton, Ontario, Michael Brooks „Hybrid“. Ich weiss noch, wie die zwei Langspielplatten im Sommer jenes Jahres erschienen (in meiner Erinnerung), und ich einen kleinen Text des Produzenten Brian Eno las, der von dem „impact“ von Klängen handelt, die abseits des „Angesagten“ entstehen.

  • Different kinds of ecstasy (2)

    Als ich Weihnachten, im Jahr 1 nach dem Ende der Beatles, das Gatefold-Cover von „Blue“ aufklappte, waren dort (in meiner Erinnerung zumindest) alle lyrics zu lesen.

    Und anders als später im Leben, als 30 Jahre Radio und Klanghorizonte das eher selten erlaubten, gab es Langspielplatten, die über Wochen den Plattenspieler blockierten. Mir fällt aus der Zeit nach den Kinks und den Beatles Chick Coreas „Return To Forever“ ein. Aber auch die erste aller Solopianoalben von ECM,  Chicks „Piano Improvisations, Vol. 1“.

    Im nachhinein ins Visier genommen (aber das Nachhinein ist nicht von Bedeutung), befördert die überragende Aufnahmequalität der Studioproduktion von „Blue“ oder den „Piano Imprivisations, Vol. 1“ das Empfinden, ohne Wenn und Aber einen einzigen Raum zu teilen…. die Stimme, der Zuhörer, die Gitarre, das Piano, das Kerzenlicht, die geschlossenen Augen – und sowieso der Wind aus Afrika….  ähnlich bei der über Seite 2 der Improvisationen schwebende Frage „Where Are You Now?“ 

    „The wind is in from Africa, last night I couldn‘t sleep.

    Sowas von egal, ob es eine Chromdioxydkassette ist, „dead quiet“ Vinyl, dezent verrauschte Mittelwelle: im Innersten berührt zu werden, ist keine Frage der ultimativen Version. Es ist wie bei der Einnahme psychedelischer Substanzen oder bei luziden Träumen: Set und Setting müssen stimmen: kein Zauber ohne die Öffnung der Empfangsorgane, all die kleinen Rituale, sich einzustimmen.

    In den nicht mehr so jungen wilden Jahren, hat es das eine und andere Album dann doch geschafft, nächtlicher wie täglicher Begleiter zu sein, round and round and round, 2019 zum Beispiel, Steve Tibbetts, „Life Of“. Manche erleben dieses Album des Mannes aus Minneapolis so, dass sich die einzelnen Stücke doch sehr ähneln, bis, ja, bis die Wahrnehmung in eine ganz andere Richtung kippt, und aus der ersten Enttäuschung wird oft genug erstmal eine Verblüffung, und dann ein konstanter „state of wonder.

    Singulärer insulärer Traumstoff. 

    „What game shall we play today?“ 

    Die Zeit läuft.

    Time runs fast. 

    Time passes slowly.