45 – 50
45 – Yasuaki Shimizu – Kakashi
Mit 45 (2018) kaufe ich mir schon seit 2 Jahren wieder Schallplatten. Keine Downloads mehr. In einer kleinen Nische des Internets bin ich ein paar Jahre zuvor auf einen Blog gestoßen, auf dem sich die Autoren unter dem Namen „manafonistas“ begeisternd über unterschiedliche Dinge beyond mainstream austauschen. Hier entdecke ich sehr vieles und bekomme einen neuen Zugang dazu, konzentriert Musik zu hören. Deep Listening. Danke dafür!
In einer anderen Ecke stolpere ich über einen Mix mit japanischer Musik. Die Musik schlägt dermaßen bei mir ein, dass „japanische Musik aus den 80ern“ (neben „finnischer Jazz“) in diesen Jahren geflügelte Wörter in unserer Familie sind. Kakashi ist eines der eingängigeren Alben, das tatsächlich auch mal läuft, wenn Gäste da sind, das ich aber auch sehr gerne höre, um alleine in Musik zu verschwinden.
50 – Bengt Berger – Bitter Funeral Beer
Mehr oder weniger zufällig ergibt sich, dass ich 2023 das Wochenende nach meinem 50. Geburtstag mit guten, langjährigen Freunden in Leipzig verbringe. Am Freitag hören wir Thomaner Chor und Gewandhausorchester das Weihnachtsoratorium spielen. Ein halber Haschkeks macht daraus eine erstklassige psychedelische Erfahrung. Ein Trip.
Am Samstag erkunden wir die Stadt. Bei Whispers Records in Connewitz finde ich für €60,- eine lang gesuchte Schallplatte: Bitter Funeral Beer von Bengt Berger. Noch nie habe ich so viel Geld für einen einzelnen Tonträger ausgegeben.
Mir ist wichtig, dass eine ECM-Veröffentlichung in dieser Reihe dabei ist, und dies ist (vorerst) die letzte Möglichkeit. Die Codona Box war bei „40“ eine Alternative zu Ambient 2, Blue Maqams bei „45“ zu Kakashi.
2019 oder so bemerke ich, dass man die allermeisten alten ECM LPs sehr gut gebraucht kaufen kann. Sie sind oft günstig (die meisten kosten €10-20) und die Vorbesitzer sind im Schnitt sorgsam mit ihnen umgegangen. Der Klang ist fast immer überragend, von der Qualität der Musik ganz zu schweigen. Ich nehme also relativ häufig eine oder mehrere mit, wenn ich sie in einem Geschäft stehen sehe.
Dann entwickele ich zwischen 45 und 50 eine Vorliebe für Don Cherry, der auf diesem Album die (heimliche) Hauptrolle spielt, von dem ich mir in diesen Jahren einige Alben kaufe und dessen beseelten Klang ich zunehmend lieben lerne.
Und dann ist auf „Bitter Funeral Beer“ halt ganz einfach famose, spirituelle, archaische, freie Musik. Ein Traum von einem Album, das hier oft läuft (allerdings nicht unbedingt wenn Gäste da sind).
7 Kommentare
Michael Engelbrecht
Schicksale / Zufälle, die sich kreuzen. Die alte Frage. In der schönsten Musik verwandelt sich alles Ungeklärte in reine Gegenwart. Ins Abenteuer.
Michael Engelbrecht
Und, a propos Don:
https://www.manafonistas.de/2014/02/13/keine-taschentrompetentricks-ein-extended-remix-menes-skripts-zu-einer-milestones-sendung-ueber-drei-jazzklassiker-von-und-mit-don-cherry-und-ed-blackwell/
Michael Engelbrecht
Was Don Cherry betrifft, hatte ich da immer mal mit den Cherry-Kostverächtern zu tun, und es war eine Freude, da mal in einer anderen JazzFacts Sendung dezent auszuteilen:)
Ich werde immer zu Dons Musik zurückkehren, und vor allem zu Codona 123, zu El Corazon, und zu Brown Rice (reissue 2016 titled Don Cherry).
Olaf Westfeld
Brown Rice hätte hier auch stehen können
El Corazon mag ich auch sehr, war so ein 2nd hand kauf, 2021 oder so
unglaublich toll klingendes album (steht ja auch in deinem feinen text drüben, den ich gerade noch gelesen habe).
flowworker
El Corazon kam mir nach Bergeinöden, via jazz by post, anno 1982. 🎡
Norbert Ennen
Olaf, ich stelle fest, dass wir unglaublich viele Überschneidungen in unserer musikalischen Sozialisation haben. Der einzige prägnante Unterscheid: Ich hatte meine Glam-Phase. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich ein „paar“ Jahre älter bin.
Olaf Westfeld
Norbert, dann lass uns mal zusammen das „Weihnachtsoratorium“ hören. Ich bringe Kekse mit 😉