June Revelations (Album & Archive)



Album – Dass englische Städteplanung vom Ende der Siebziger Jahre mal eine hochinteressante Reihe von Alben aus der Sparte „Elektronika“ auf den Weg bringen würde, ist eine kleine Überraschung. Was uns ein gewisser Gordon Chapman-Fox seit Jahren anbietet, ist ein wundervoll-hintersinniger Soundtrack zu „kommunalen Stadtgeschichten“. Der vierte Teil dieser Serie fand sich speziell im alten Königreich auf vielen Jahresbestenlisten anno 2023. Hauntology and psychogeography, composed by a sharp political mind. Der Transfer zur alten Bundesrepublik ist nur ein Katzensprung. „Your Community Hub“ ist der fünfte Streich dieser Klangveranstaltung mit dem poetischen Namen „Warrington Runcorn New Town Development Plan“. Wer sich schlau machen möchte, schaue zu Bandcamp, oder in die Juni-Ausgabe des Magazins „Electronic Sound“, in der sich auch ein Gespräch mit Mr. Trunk findet, hier ein Auszug…

Archive – Wir bleiben im Reich (von Fall zu Fall) beseelter Objekte, und, was die Autorenschaft angeht, im alten England: wer durch Jonny Trunks neuen Bilder- und Erzählband schmökert (und hier ist genussvolles Schmökern angesagt, für alle Freunde alter Hifi-Gerätschaften), wird unweigerlich an seine eigene Kinder- und Jugendtage denken. (Mir fällt, läge ich auf eine Couch und würde zum freien Herumspinnen ermuntert, sogleich eine schwere Tonbandmaschine einfallen, mit der ich abends, im ersten Semester in Münster, in der Wohnung eines, in den wenigen Monaten dort, versterbenden Rentnerpaares, auf alten BASF-Bändern, meine musikalische Grundversorgung und und Seelennahrung sicherte. Danke, Leonard. Danke, Bo Hansson.) „Audio Erotica: Hi-Fi Brochures 1950s – 1980s“ ist weitaus mehr als eine obskure Broschürensammlung. In den Klanghorizonten war Johnny Trunk öfter zu Gast, ein Spezialist für Zeitreisen in die gesammelten Unheimlichkeiten der Kindheit, von wilden Comics, über erste Horrorfilme und die grosse weite Welt der „library music“, bis hin zu surrealen Trickfilmserien.

3 Kommentare

  • flowworker

    from another interview irh Gordon Chapman-Fox:

    “That sort of electronica of that time was so distinctive, particularly British or European electronica, because America really only got into synths in the 80s and it was all very Miami Vice soundtracks, cocaine-fuelled and Reaganomics. Ours was very much downbeat with a desolate sound, particularly in the subtle works of The Radiophonic Workshop. I can’t hear these sounds without thinking of childhood terror; that ancient, triggered memory of it is brought back to the surface.”

    Source: https://thequietus.com/interviews/warrington-runcorn-new-town-development-plan-interview/

  • flowworker

    „Während einer Zeit, in der ich manchmal zweimal pro Woche von London nach Leicester fuhr, faszinierten mich die Ansagen in den Buffetwagen, von denen ich 2006-7 viele aufnahm. Obwohl die Liste der angebotenen Erfrischungen bei jeder Fahrt in etwa gleich war, gab es individuelle Abweichungen, und auf diese habe ich geachtet. Die Variante schien eine Art und Weise zu sein, in der eine Person ihre Andersartigkeit auf dieselbe Weise ausdrückte wie der Tonfall oder die Lautstärke ihrer Stimme. Unbemerkt klangen manche Arbeitnehmer, als würden sie für eine andere Rolle im Leben vorsprechen. Einige waren ein wenig zurückhaltend, andere offener. Das Essen wurde zweitrangig. Die Aufnahmen wurden zunächst von William English in seiner Sendung „Wavelength“ auf Resonance 104.4 FM gespielt. Während einer Wiederholung der Sendung hörte Jonny Trunk von Trunk Records die Aufnahmen und meinte, er würde gerne eine limitierte Auflage der dreißigminütigen Aufnahmen auf Vinyl herausbringen, was er auch tat. Es folgte eine Cd-Version, ebenfalls für Trunk Records. Als Michael auf diese Aufnahmen stiess, Jahre später, waren seine nächtlichen Klanghorizonte bereits Geschichte, und er schrieb mir, sollte ihm für seine Abendausgabe der „Klanghorizonte“ Ende März 2023 irgendein interessante neues Album, in dem ein englischer Zug eine Rolle spiele, in die Hände fallen, wären meine „MM Bar Recordings“ definitiv Teil der Reise. Schliesslich waren, fügte er hinzu, seine ultimativen „field recordings“ in all den Jahrzehnten, „Trains By Night“ gewesen, made in Britain. Der Sound der Dampflokomotiven 1963-4 in tiefer Dämmerung.“

    (Sandra Cross, übersetzt mit deepl, some years back)

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