News from Makaronesien

Auf der kleinsten kanarischen Insel El Hierro trafen sich jetzt grosse Schaffende von den glücklichen Inseln: Madeira, Azoren, Kapverden. Sie kamen zusammen, um sich über die Lage des Tourismus auf ihren jeweiligen Archipelen auszutauschen. Weil auf diesen atlantischen Meerinseln vorwiegend Portugiesisch gesprochen wird, hatte ich mir ein junges Englisch sprechendes chica organisiert zum Übersetzen.

José Luis Rivero, Wirtschaftswissenschaftler von der Universität La Laguna/Teneriffa moderierte die spannende Runde – claro – auf Spanisch.

Den für mich attraktivsten Auftritt bot Urbano Bettencourt Machado von den Azoren. Er ist Journalist und Schriftsteller, ein anerkannter Intellektueller, der viel für die Musik tut. Seine engagierte These lautet: gegen die Religionen kann nur die Liebe zur Musik als internationale Sprachen antreten. Er berichtete von Philharmonien, also grossen Orchestern, die unterwegs sind und Künstler wie Kurt Weil und Bertold Brecht im Programm haben. Mich fasziniert der Gedanke, dass unsere grosse Kultur bis in die kleinsten Archipele vordringt. Ich fragte ihn, wie es mit dem Jazz aussehe. Er erzählte mir, dass es eine amerikanische Airbase auf den Azoren gebe. Dort gibt es Jazzmusiker, die den an Jazz interessierten Einheimischen die Jazzmusik beibringen. Aber es sei ja klar, dass die afrikanische Musik den grösseren Einfluss habe. Ich fragte ihn auch nach grossen Dichtern auf den Azoren. Er nannte Antero de Quental mit Daten 1842-1891.

Glückselig wer
vorüberging am Weh
Des Lebens und der Leiden-
schaft Getose
Unwissend wie
vorübergeht die Rose
Und flüchtig wie der
Schatten ob der See

Madeira war vertreten durch den Musiker, Journalist und Schriftsteller Juan Carlos de Abreu. Er verriet mir, dass das nächste Treffen seine grosse Stunde sei, das Thema wäre POESIE.

Javier Morales Febles lehrt als Agraringenieur an den Unis in La Laguna/ Teneriffa und Las Palmas/ Gran Canaria. Ich glaube, er ist unser Vizepräsident, der sehr nah an seinem Inselvolk ist. Wo sieht man schon mal einen Wissenschaftler oder Politiker aktiv bei den lokalen Tänzen ‚mithupfen‘?

Cabo Verde, der afrikanische Inselstaat mitten im Atlantik, erhielt meine grösste Aufmerksamkeit. Ich war sehr neugierig auf den Mann von den Kapverden. Leáo Lopes heisst er. Er ist Filmregisseur, Künstler, Professor, in seiner Zeit als Kultusminister gründete er das Institute of Art an der Universität von Mindalo. Er zeigte kleine touristische Bauprojekte und Märkte mit lokalen Produkten. Im gemeinsamen Gespräch nach seinem Vortrag fragte ich ihn nach interkulturellem Kulturaustausch, ob es Residenzen für Künstler gäbe. Er gab mir für meinen Künstlersohn seine Kontaktadresse.Leáo Lopes hatte zwei Künstler mitgebracht, einen Gitarrenspieler und Sänger und eine Tänzerin. Tiolino y Rosy Timas.

Wie klingt der Sound von den Kapverden? Darauf war ich sehr gespannt. Vollkommen entspannt betrat ein junger hübscher Mann mit seiner Gitarre die Bühne und begann ein langes Lied zu singen. Man konnte ahnen worüber er sang, als die Tänzerin mit um den Bauch gebundenem Ball einen Geburtstanz hinlegte. Sehr graziös vollbrachte sie das Wunderereignis. Aufgrund der Tänze, die alle das Bild der Frau zum Thema hatten, konnte man die Songs gut einordnen. Rosy Timas ist einen begabte Choreografin, die verstand, eine Hausfrau, eine Braut, eine Büroangestellte oder eine verführerische Frivole zu tanzen.Die Rhythmen waren vielfältig : Mazurka, Chachacha hörte ich heraus. Tiolino sang ein Lied von Cesaria Evora, der wohl berühmtesten Sängerin von den Kapverden. Die Beiden bekamen viel Applaus- Ich sah einige Einheimische auf ihren Sitzen tanzen und klatschen zu den afrikanischen Klängen von einer der glücklichen Inseln in Makaronesien. Vamos!

2 Kommentare

  • Michael Engelbrecht

    Das klingt ja alles fast surreal, Lajla. Aber sowas lässt sich ja kaum erfinden, und den Sound der Kapverden kenne ich zumindest, ich erlebte Cesaria Evora mal bei einem Kostenfreien Unesco Konzert auf Lanzarote😉

    Und offensichtkich verstehst du spanisch!

  • Lajla

    Geht so mit dem Spanisch.
    Ich fand es einfach wichtig, die Gunst der Stunde wahrzunehmen und Menschen und Kultur von mir nie besuchten Gegenden treffen zu können.

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