Buried Treasure (in memory of Zakir Hussain)
Bevor wir selber abtreten, treten unsere musikalischen Wegbegleiter von der Bühne. Die, die etwas oder viel älter waren als wir, oder auch um manches jünger, und manche von ihnen statten unseren living rooms über Jahrzehnte immer wieder Besuche ab, zu Tages- und Nachtzeiten. An was erinner ich mich, wenn ich an Zakir Hussain und sein Tablaspiel denke? Natürlich an die Alben, die für mich eine besondere Wucht entwickeln, wenn ich ihnen lausche. im Falle von Zakir Hussain googele ich nicht rum, da waren: Making Music, das Album mit John McLaughlin, Jan Garbarek, und Hariprasad Chaurasia! Who‘s To Know, das L Shankar Album, auf dem ein unbeschreiblicher Sog zwei klassische Ragas befeuert. Dann diese Platte mit Jan Garbarek, auf der ein drum computer manche Jazzkonservativen entsetzte. Und nicht zuletzt dieses Album da, dessen Coverbild ihr oben seht. Unvergessen. Mir kam es auf einem Umzug abhanden, leider. Zakirs Spiel war stets von frappierender Natürlichkeit. Showtime war ihm ein Fremdwort. (m.e.)
3 Kommentare
S. B.
Micha, die Cd wird dir Montag zugesendet … dann mit vollem Absender! Schreib.bitte ein paar Zeilen zum Wiederhören !
🌿
Michael Engelbrecht
Can’t wait😉
flowworker
Ich lasse Tyran Grillo zu Wort kommen, übersetzt mit Deepl. Danke für dieses tolle Album, Susanne! Und komme irgendwann drauf zurück in einem ECM Double Take mit Egberto Gismontis Meilenstein danca des cabencas. Diese beiden alben haben mehr miteinander gemein als man denken mag. Shankar tauchte, by the way, ja hier und da auch auf bei spannenden Alben von Peter Gabriel.
„Shankars letztes Album für ECM ist vielleicht sein bestes. Pancha Nadai Pallavi zeigt den Geiger auf seinem kreativen Höhepunkt und webt eine unvergessliche Atmosphäre. Vom feierlichen Coverfoto bis zur makellosen Produktion ist es ein perfektes Paket und ein passender Schwanengesang des Labels für eine Zusammenarbeit, die sich bis zu dem vergleichbaren Meisterwerk Who’s To Know von 1981 zurückzieht.
Shankars Spiel, wie auch immer man es betrachten mag, ist eine Sprache von größter Tiefe und Schönheit. Seine Stimme ist rauchig und entspringt den Saiten wie ein Echo des inneren Geistes, der sein Handwerk beseelt. Dieser traditionelle Raga besteht aus drei Zyklen, von denen die ersten beiden – Ragam und Tanam – die improvisatorischen Fähigkeiten des Solisten in den Vordergrund stellen, während das abschließende Pallavi die rhythmischen Beiträge der Perkussionisten im Dialog hervorhebt. Obwohl karnatische Puristen von Shankars modernen Einflüssen abgeschreckt werden könnten, erhebt sich die Musik auf eine Weise, die weit über ihre Kritik hinausgeht.
Shankars Klang ist ein ständiges Gleichgewicht zwischen himmlischem Auftrieb und unterirdischer Ausgrabung. Von den tiefsten Tönen seiner 10-saitigen Geige bis hin zu seinen harmonisch zugespitzten Läufen erklimmt er ganze Oktavleitern mit nur einem einzigen Ausatmen seines kreativen Atems. Und obwohl die Geigenparts mehrspurig sind, glänzen sie wie Facetten desselben Kristalls. Seine Linien halten sich an einen Grundton.
Ganz gleich, wie weit sie davon abweichen, sie sind wie Flüsse, die sowohl aus ihren Quellen heraus- als auch zu ihnen zurückfließen. Dabei sorgen sie für einen rhythmischen Antrieb in Abwesenheit des Schlagzeugs, das in den Kulissen wartet – so dass es sich anfühlt, als ob die Stimmen von Zakir Hussain und Vikku Vinayakram schon immer da waren, sich bewegten, aber bis jetzt nie zu hören waren, sobald sie sich bemerkbar machen.
Die Dynamik dieser Erweiterung allein reicht schon aus, um zu verblüffen, aber mit Shankars sich eingrabenden Melodien wird ihre Wirkung unentrinnbar. Sie leuchten in einem Spektrum von Farben und wechseln mit einem Schlag von blitzschnellen Passagen zu lyrischen Klageliedern.
In diesem Zusammenhang dürfen wir die Shankar-Verbündete Caroline Morgan nicht vernachlässigen, deren Drones und Timekeeping in diesen kurzen Momenten der Ruhe ihre innere Tiefe entfalten. Ihre Bescheidenheit klingt wie die Stimme des Firmaments, die uns in Erwartung der kommenden Flüge zur Ruhe bringt und in den wunderschönen Ruf und die Antwort mündet, die uns am Ende des Ragas in ihren Bann zieht.
Pancha ist, zusammen mit dem bereits erwähnten Who’s To Know, bei weitem Shankars bestes Werk auf Platte. Es ist auch ein Album, das die Fähigkeiten seines maßgeschneiderten Instruments am deutlichsten zur Geltung bringt. Man spürt seine Tiefen im Brustkorb, seine Höhen in den entferntesten Winkeln unseres Geistes. Dabei bewahrt Shankar eine Reinheit des Tons, ein moralisches und spirituelles Zentrum, um das er den Kadukt seiner Melodien mit geschlossenen Augen und offenen Armen schwingt.
Er schaut in die Sterne und sieht die Saiten zwischen ihnen nicht als Sternbilder, sondern als musikalische Notationen. Und in ihnen malt er das Bild einer gottgegebenen Gabe, die eine unauslöschliche Spur von Größe hinterlassen hat.“