Erschütterungen in Gaza

Zwar mehren sich die Stimmen der Mahnung an Israel, aber mit einer Verhaltenheit, die blossen Lippenbekenntnisse nahekommt. In propagandistischer Manier unterstützen Blätter wie „Bild“, aber auch als seriöser geltende Zeitungen, die Schwarzweissmalerei des Schulterschlusses mit Israel. Es ist keine Frage, dass, was die Hamas anrichtete, in ihrem Massaker, widerwärtig war, und dass es angemessen ist, jeden Beteiligten, jedem Drahtzieher zur Rechenschaft zu ziehen, aber nicht in einer Art und Weise, die die Tötung Unschuldiger zum Kollateralschaden erklärt.

Das, was die israelische Regierung in Gaza anrichtet, ist genauso schändlich und widerwärtig wie das Massaker der Hamas. Unendlich peinlich ist es, wenn Künstler zu „Israelhassern“ erklärt werden, wenn sie gegen die faktisch unzweifelhaften Kriegsverbrechen der israelischen Führung aufbegehren. Sinngemäss titelte der Kölner Stadtanzeiger, was denn davon zu halten sei, wenn einige unserer Lieblingskünstler, und viele Künstler überhaupt, sich als Israelhasser erweisen. Brian Eno, Julia Holter, Jonathan Glazer, Susan Sarandon und so viele andere haben eben überhaupt nichts Antisemitisches an sich, wenn sie die bestialischen Tötungen der Hamas und der Israelis auf eine Stufe stellen. Gaza ist am Rande einer Hungersnot, zurückhaltend ausgedrückt. Tausende und Tausende unschuldiger Kinder und Frauen (und sicher auch unschuldiger Männer) wurden liquidiert, mit dem Argument, die Verbrecher der Hamas ausfindig zu machen. Wer ist schuld an diesen Verbrechen. Die Hamas – und, in gleichem Masse, die israelische Regierung. Das sind keine Kollateralschäden, das sind Verbrechen, die von internationalen Strafverfolgungsbehörden genauso ernsthaft deklariert werden müssen, wie Putins Angriffskrieg.

Natürlich machen es Aktionen wie „Strike Germany“ der anderen Seite zu leicht, wenn einige historische Darstellungen in ihrer Grundsatzerklärung drastisch überzogen sind und in Teilen falsch. Ändert aber nichts an der angenesseneb Kritik an einer unseligen Unterstützung eines hasserfüllten Regimes – die Regierung Netanjahu und ihr Handeln lassen keine Zweifel daran, dass hier schändliche Rachepolitik betrieben wird. Die mahnendem Worte von Seiten der Grünen oder Joe Bidens, sind, so ernst gemeint sind, unglaubwürdig, solange keine Taten folgen. Natürlch wird es kompliziert, wenn nun eine anderes Unrechtsregime wie der Iran nun eingreift. Ich empfinde tiefe Verachtung für die Hamas und die israelische Kriegsführung. Als ich erstmals über Julia Holters Album schrieb, bekam ich zeitnah dden comment eines Verpeilten, der mich ernsthaft fragte, wieso ich so einer Künstlerin, die „Strike Germany“ unterstütze, eine Plattform biete. Lächerlich. Und natürlich anonym.

Ich weiss auch sehr gut, dass meine Worte hier nichts ausrichten. Aber ich schreibe sie trotzdem. Ich sitze in dem Bonner Café mit dem feinen Namen „Black Coffee Pharmacy“ und warte auf unsere Pflegetochter, die hier demnächst ihre Anhörung zur Aufenthaltsgenehmigumg hat, und hoffentlich asap uneingeschränktes Aufenthaltsrecht erhält.