• “Tango kommt aus dem Schlamm“


    This is the beginning of Richard Williams‘ review of Joe Boyd’s new book. I’ve ordered it as an e-book because you can do weight training with it (it’s that thick), and I’m confident I’ll have devoured it by Christmas. Because Joe Boyd is a great storyteller. Everything else next door in Richard’s music blog ‘The Blue Moment’ ….

    Es folgt der Anfang von Richard Williams‘s Besprechung des neuen Buches von Joe Boyd. Ich habe es mir, weil man damit auch Hanteltraining machen kann (so dick ist es), als e-book bestellt, und bin zuversichtlich, es bis Weihnachten verschlungen zu haben. Denn Joe Boyd ist ein toller Storyteller. Alles weitere nebenan in Richards Musikblog „The Blue Moment“…. (m.e.)

    „Der Tango kommt aus dem Schlamm“, sagte Brian Eno neulich abends in der Buchhandlung Foyle’s zu einem Publikum. Er führte ein öffentliches Gespräch mit dem Autor von And the Roots of Rhythm Remain, einer 850-seitigen Untersuchung der Formen populärer Musik, mit denen sich Joe Boyd in Kuba, Jamaika, Brasilien, Argentinien, Bulgarien, Senegal, Albanien und anderswo während seiner sechs Jahrzehnte als erfolgreicher Plattenproduzent und aufgeklärter Vermittler musikalischer Projekte beschäftigt hat.

    Seit vielen Jahren wird gemunkelt, dass Boyd eine Geschichte der „Weltmusik“ schreibt, eine Geschichte, die vielleicht mit seiner Anwesenheit bei dem berühmten Treffen in einem Londoner Pub im Jahr 1987 begann, bei dem diese Rubrik mit den besten Absichten und Ergebnissen erfunden wurde, um aufgeschlossene Hörer davon zu überzeugen, der Musik anderer Kulturen ebenso viel Aufmerksamkeit zu schenken wie ihren eigenen westlichen Idiomen. Das Ergebnis ist viel interessanter als eine einfache Geschichte; der Untertitel „A Journey through Global Music“ vermittelt einen viel genaueren Eindruck von dem, was Boyd übernommen hat.

    Das Zitat über den Tango, der aus dem Schlamm kommt, ist auf Seite 483 zu finden, wo es als argentinisches Sprichwort identifiziert wird. Es war klug von Eno, es zu entdecken, denn es sagt etwas Größeres über so ziemlich alle Musik aus, die Boyd hier betrachtet. Wie und wann es passiert ist, wer es gemacht hat und wem es passiert ist, das alles ist Teil seiner Untersuchungen, egal ob es sich um Tropicália oder Townships Jazz, Django Reinhardt oder Béla Bartók handelt.

    Ich bin immer noch dabei, mich durch das Buch zu arbeiten, was eine Weile dauern wird, auch wenn Boyd in dem leichten, flüssigen, aufgeschlossenen, anekdotischen Stil schreibt, den man von White Bicycles kennt, dem relativ schmalen Buch über seine Abenteuer im Underground der 60er Jahre, das 2005 mit berechtigtem Beifall veröffentlicht wurde.

  • “Woodland“

    „Ein Güterwagen täuscht das Auge. Auf seinen sich drehenden Rädern ist keine Ladung zu sehen, nur die Knochen einer Fracht, die den Himmel einrahmen, durchschossen von Blau. So beginnt das neue Album von Gillian Welch und David Rawlings: mit einem illusorischen Fenster zum Jenseits. „Empty Trainload of Sky“ ist eine akustische Rock’n’Roll-Miniatur, wie sie Welch und Rawlings auf ihrem Meisterwerk Time (the Revelator) aus dem Jahr 2001 perfektioniert und seither bewusst mit zwei Gitarren, zwei Stimmen, Spannung, Anmut und Entschlossenheit erweitert haben. Der Schwung dieses skelettartigen Mystery-Trains trägt Tradition und Unendlichkeit in sich. Ob er nun hohl oder voll ist, nichts oder alles enthält, er rast immer weiter vorwärts.“ (Jen Pelly, NPR)

  • Amelia

    „Die Leute haben geklatscht, wie man das halt so macht. Aber ich wäre am liebsten im Boden versunken. Eine sinfonische Komposition war ein Novum für mich. Ich hatte keine Ahnung, wie man so was macht. Nie wieder, sagte ich mir.“

    Laurie Anderson in einem NZZ-Interview über die Premiere von Amelia im Jahr 2000. Aber der Dirigent des Werkes, Dennis Russell Davies, sah die Sache offenbar nicht ganz so katastrophal und behielt das Stück im Kopf. Einige Jahre später schlug er Laurie vor, es ein zweites Mal zu riskieren, diesmal aber mit auf die Streicher reduziertem Orchester. Das gefiel ihr schon besser.

    Es dauerte dann nochmals einige Jahre, bis Davies, der inzwischen Chefdirigent der Philharmonie Brünn geworden war, ihr vorschlug, das Werk nochmals auf die Bühne zu stellen. Den Mitschnitt dieser Version bearbeitete Laurie nach: Mit allerlei elektronischen Tricks aus ihrer eigenen Werkstatt und einigen Mitteln, die man aus der Hörspielproduktion kennt, veränderte sie Teile ihrer Sprechstimme (tatsächlich sind es wohl um die zehn verschiedene Stimmen, die sie so erzeugte), fügte Perkussionsinstrumente hinzu und heuerte als ergänzende Vokalistin die Künstlerin Anohni an. Das Ergebnis gibt es nun als Platte. 

    Als ich meiner Liebsten erzählte, von Laurie Anderson sei eine Platte über Amelia Earhart zu erwarten, war ihre Reaktion, ob man denn da nichts Interessanteres hätte finden können. Ich wusste nicht, dass die amerikanischen Kinder mit der Geschichte dieser Flugpionierin schon in der Schule zugeschüttet werden. Insofern war ich ein bisschen skeptisch, was da wohl kommen würde.

    Das Resultat ist trotz des recht sanften Gesamteindrucks kein Easy Listening. Es ist, soweit ich erinnere, das erste Mal, dass Laurie Anderson eine durchgehende, in sich geschlossene Geschichte erzählt, und die Platte erzeugt ein irgendwie ungutes Gefühl; man weiß ja, wie sie enden wird. Schockmomente gibt es aber nur selten, und selbst sie sind eher relativ. Das ist einerseits ein bisschen verblüffend, denn immerhin geht es um die versuchte Weltumrundung, die Amelia Earhart 1937 als erste Pilotin startete und die für sie und ihren Co-Piloten tödlich endete. Andererseits aber würden solche Ausbrüche wohl nicht mehr zu Lauries inzwischen doch sehr gereifter Stimme passen. Insgesamt ist das Werk eher harmonisch gehalten, verfügt aber dennoch über die Anderson-typische Intensität, die man von ihr kennt. Und die hält bis zum Ende, das nach 34 Minuten eher angedeutet als ausgespielt wird.

    Wir folgen dem Flug, bis über dem Pazifik der Funkkontakt abbricht. Es gab später mehrere Suchaktionen, aber bis heute sind die Trümmer der Maschine nicht gefunden worden. Laurie verwendet unter anderem Texte, die auf Protokollen des Funkverkehrs, auf Interviews während Zwischenlandungen und Flugtagebüchern basieren. Der vollständige Text liegt der LP bzw. der CD bei; man muss ihn mitlesen, weil die Dramaturgie der Aufnahme einige Passagen fast unkenntlich macht.

    Als nächstes soll dann wohl entweder United States, Part V folgen (für mein Gefühl vielleicht nicht unbedingt die beste Idee), oder, so ließ Laurie in einem „Guardian“-Interview verlauten, „von einem Schiff namens Arche.“ Warten wir’s ab.

    Frühbesteller des Albums Amelia erhielten zusätzlich eine signierte Druckgrafik im LP-Format. Sie zeigt ein seltenes, Fliegern aber bekanntes Phänomen: einen ringförmigen Regenbogen, der den Schatten des Flugzeuges auf der Regenwand umschließt. Ein passendes Bild.

  • Aus dem Tunnel

    Seit 5 Wochen läuft hier der Schulbetrieb wieder. Die 6 Wochen Sommerferien am Stück sind ja ein nicht zu unterschätzendes Privileg. Von daher will ich jetzt nicht in so einen „wir Lehrer arbeiten alle so hart„-Schnack verfallen. Ich bin dankbar für die Arbeit, die ich gerade tue: mit 18jährigen ein Theaterstück einzuüben („Die 12 Geschworenen„), in 7 Wochen ist Premiere.

    Keine Frage ist das viel Arbeit, die letzten 5 Samstage haben wir geprobt, an den Sonntagen habe ich zudem meinen übrigen Unterricht vorbereitet. Unabhängig von dem Theaterstück hatte ich in den ersten drei Wochen des Schuljahres doppelt so viel Unterricht wie normal – diese Stunden kamen dann also noch dazu. Aber die Proben machen – trotz aller Anstrengung, trotz allem Generve („Muss ich auch kommen?“ „Wann ist Pause?“ „Wann machen wir Schluss?“) – wirklich Spaß. Irgendwann wird es einen toten Punkt geben, irgendwann wird es zwischen mir und den Jugendlichen knallen – das gehört dazu. Aber momentan ist es sehr befriedigend, gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten. Schön wäre es, wenn die Schauspieler*innen mit dem Lernen des Texts beginnen würden, da muss ich aber vernutlich noch drei Wochen drauf warten.

    Alte und neue Musik“ habe ich in den letzten Wochen auch gehört, in solchen Momenten ist Musik besonders wichtig. „Repertoire“ von Shane Parish lief besonders häufig. Parish spielt auf seiner Gitarre Versionen von Stücken verschiedener Künstler: Aphex Twin, Mingus, John Cage, Alice Coltrane, Ornate Coleman, Kraftwerk, u.a. Es herrscht eine Atmosphäre wie auf der Veranda eines amerikanischen Holzhauses im Sommer. Und das ganze klingt wunderschön, aus der Gitarre kommen die Klangfarben einen Orchesters heraus. Ich glaube, „Repertoire“ würde vielen der Mitlesenden sehr gefallen.

    Das neue Nick Cave & The Bad Seeds Album gefällt mir auch. Irgendwie leicht überdreht und überkandidelt-schwelgerisch in den Arrangements (diese Chöre!), trägt diese Musik mich auf die angenehmste Weise durch meine Tage.

    Und in das erste Album von Azimuth, dass ich jetzt schon einige Monate besitze, kann ich mindestens genau so gut verschwinden, wie in „Repertoire“. Und dann ist da noch „The Pretender“, ein Song den ich durch Lajlas Post lieben gelernt habe und in den letzten Wochen immer wieder mal gehört habe.

  • Ein paar Geschichten rund um Tabula Rasa (1)

    In der Vinyl-Serie „Luminessence“ von ECM ist nun, zum 40-jährigen Bestehen der „New Series“, das erste Werk dieser Reihe für notierte Musik als Schallplatte mit Gatefold-Cover wiederveröffentlicht worden. Zu einem stolzen Liebhaberpreis knapp unter 50 Euro. HIER ein zehn Jahre altes Gespräch mit dem Produzenten Manfred Eicher darüber. Es folgt, bis Monatsende, ein kleiner launiger Text zu diesem aussergewöhnlichen Werk. Vielleicht haben ein paar Leser dieser Zeilen Lust, sich das Album erst einmal (wieder) daheim anzuhören (auf Cd, einer etwas älteren Schallplatte, oder als Download) und ihren eigenen Erinnerungen und Empfindungen nachzuspüren. Wer mir seine kleine „Hörgeschichte“ mit „Tabula Rasa“ erzählen möchte, schreibe diese bitte, egal wie kurz oder lang, an micha.engelbrecht@gmx.de

  • Brennan Brilliant

    Unter dem reichen Angebot von neuen Releases befindet sich ab und zu etwas wie der Bob-Beamon-Weitsprung von 8,90 Metern. Von dem gerade auf dem Pyroclastic Label der Pianistin Kris Davis erschienenen Album BREAKING STRETCH der New Yorker Vibraphonistin mit mexikanischen Wurzeln Patricia Brennan kann das wohl mit Fug und Recht gesagt werden. Brennan setzt mit ihrem hervorragenden Septet neue Maszstäbe für ihr Instrument, die sich konsequent aus den beiden Vorgängeralben MORE TOUCH and MAQUISHTI ergeben (siehe für ausführliche Besprechung HIER ). Schon die Besetzung des BREAKING STRETCH Septets lässt aufhorchen: Marcus Gillmore (Schlagzeug), Mauricio Herrera (Perkussionsinstrument), Kim Cass (Bass) und eine Bläsermacht aus Adam O’Farrill (Trompete), Mark Shim (Tenorsaxofon) und Jon Irabagon (Altsaxofon/Sopranino).

    Als Mitglied von EUROPE JAZZ MEDIA habe ich das Brennan-Album für die monatliche Chart im September nominiert (siehe Link)

    Among recent fantastic new music, for me “Breaking Stretch” of vibraphonist Patricia Brennan is an extraordinary case. It is highly perplexing how she not only lays a stark groundwork for the four-part rhythm section as well as a three-part horn section but especially how the richness and melodic sense of the music powerfully emerge energetically from the depths of this movable foundation. Thereby an astonishing interchange of high density and spaciness takes place, creating a captivating expressive whole that never loose its high inner tension and self-renewal. Fluency of sophisticated lines and stunning rhythmical layering feed and reinforce each other ravishingly thereby opening up a new vibraphonistic reach. All these musical strengths are ruled by a consistently strong sense of significance. The piece “Palo de Oros (Suit of Coins)” has a dream of a bass-intro and the video to the piece “Earendel” by filmmaker Frank Heath is of a rare beauty. Go listening! Go taking in! 

    Hier zu schneller Verfügung zwei Videos des BREAKING STRETCH Septets:

    VIDEO „Palo de Oros (Suit of Coins)

    VIDEO „Earendel“

    Auch in Deutschland tut sich was auf dem Vibraphon, etwa in Person der griechischstämmigen Berliner Musikerin Evi Filippou. Dazu demnächst mehr.

  • Alte und neue Musik

    Diese Woche beim „Warm-Up“ der Einstürzenden Neubauten in Potsdam, einem kleinen Vorabkonzert vor der offiziellen großen Tournee. Das Programm des Abends (und vermutlich auch der Tournee) setzt sich zum größten Teil aus Stücken der letzten beiden Alben zusammen. Ganz wenige Ausreißer: Drei Stücke von Silence is sexy (2000), dem ersten Album der aktuellen Besetzung mit Moser und Arbeit, Susej von 2007 und How did I die? vom Erster-Weltkrieg-Jahrestagalbum Lament (2014).

    Wie schon im Frühjahr berichtet: es ist beeindruckend, mit welcher Meisterschaft die älteren Herren die Vielzahl an unorthodoxen Instrumenten (Einkaufswagen, Turbine, Plastikrohre, Metall usw.) einzusetzen vermögen und man niemals auch nur das Gefühl bekommt, dass hier etwas rein zum Spektakel oder in Beliebigkeit benutzt wird. Zwar bestärkte sich mein Eindruck, dass die Stücke auf dem neuen Album oftmals zu ähnliche Crescendo-Dramaturgien und auch teils sogar recht ähnliche Texte und Textkompositionswege einsetzt – daher wäre etwas mehr Abwechslung etwa durch mehr Titel früherer Phasen der Band sicher nicht verkehrt gewesen; auf der anderen Seite kann man es den Herren hoch anrechnen, dass sich sie mit Mitte 60 nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen und vor allem die schon sehr häufig gespielten Sachen einfach weiterspielen, sondern sich auf das neue Material des mittlerweile fünften Bandjahrzehnts fokussieren. Und ihr ganz eigenes, unvergleichliches Ding machen. Ich meine, das tun viel zu wenig Musiker/innen dieser Generation.

    Darüber hinaus habe ich gerade eine CD wieder gekauft, die ich vor zwanzig Jahren schon einmal gekauft habe. 2004 wurde ich erstmals so richtig auf Mark Lanegan aufmerksam, als ich die Besprechungen seines Albums Bubblegum las – damals sein erstes nach fünf Jahren Veröffentlichungspause; und es wurde zu dem Zeitpunkt auch viel über den selbstdestruktiven Lebenswandel des Ende-30-Jährigen geschrieben. Ich kannte Lanegan nicht, auch weil ich die mit ihm assoziierten Bands Queens of the Stone Age und Screaming Trees nie gehört hatte. „Bubblegum“ hat mich in seiner Kantigkeit und mit der rauen Stimme und der durchdringenden Energie sehr angesprochen, ich habe die 15 Songs oft gehört, ein bluesiger Trip mit einem ungewöhnlichen, episodenhaften, latent heterogenen Charakter und ist doch eine absolut runde Sache.

    In der Folge habe ich mir die meisten seiner Alben zulegt und gerne gehört. Schlechtes oder Mittelmäßiges kenne ich von ihm nicht, wenngleich mir die Duoalben mit Isobel Campbell (ehemals Belle and Sebastian) eher etwas zu nett waren. Bis kurz vor seinem frühen Tod mit 57 vor zweieinhalb Jahren blieb Lanegan rastlos und kreativ, schrieb auch ein empfehlenswertes autobiografisches Buch (Sing Backwards and Weep), entschuldigte sich persönlich später bei einstigen Freunden und Bandkollegen dafür, wie er über sie geschrieben hatte. Leider habe ich die Gelegenheit versäumt, ihn mal live zu erleben; nach Berichten von Bekannten muss er ein sehr freundlicher Zeitgenosse gewesen sein, der nach Konzerten gerne mit Fans geplaudert hat.

    Zum zwanzigsten Geburtstag erschien Bubblegum jetzt als 3-CD-Set als Jubiläumsausgabe Bubblegum XX. Und es ist der seltene Fall, dass die beiden Zusatz-CDs (12 Songs der einer „EP“ auf CD2, und 13 „unreleased songs and demos“ auf CD3) durchweg hörenswert sind, auch in der Gesamtheit. Unter dem Zusatzmaterial ist keinerlei Ramsch oder beliebige Liveversionen anzutreffen. Und das Wiederhören bekräftigte meinen seit zwanzig Jahren bestehenden Eindruck, dass Bubblegum womöglich der Höhepunkt von Mark Lanegans Werk ist. Zumindest ist es nach wie vor mein liebstes Album von ihm. Einige andere kann ich gleichwohl auch empfehlen.

    „It’s a fantastic album, and definitely up there as one of Mark’s best in his entire discography. The reissue is a brilliant way to commemorate how much of a force he was. His songwriting was second to none, and he took his love of music and discovering artists and used it to forge a legacy that spanned decades. Influencing so many artists and genres to this day.“Adam Reeve (deadgoodmusic), August 28, 2024

  • „From Strawberry Hotel to Keel Road (and the jukeboxes in between)“


    Wo der Geier gleitet, absteigend
    Auf einer Asphaltautobahn, die sich
    Durch Bibliotheken und Museen, Galaxien und Sterne
    Die windigen Hallen der Freundschaft hinunter
    Zu der Rose, die von der Peitsche gestutzt wird
    Das Motel der verlorenen Gefährten
    Wartet mit beheiztem Pool, beheizter Bar“


    There will come, in October and November, some promising albums (possibly mixing up the places 2 to 10 in Olaf’s and my „Nikolausliste“:)), and this is the cover of one of them, „Strawberry Hotel“. Underworld‘s last effort, „Drift“, was an artistic success all the way through (in my ears), the short version and especially the long epic edition. It was music to sink in, and as i was never much into techno (except some of it I preferred to listen to while sitting, not raving. I even danced to „Drift“ in my electric cave, and normally only dance here when listening to Marc Bolan‘s best song).

    I had my Underworld days long after their early milestones (two of them were classics, „Beaucoup Fish“ not that strong). Later came the „Barbara“ album that didn‘t impress me too much, but „Drift“ was and is killer, always only a look and a dance and a deep listen away. I love to listen to „Drift“ in the dark, with the mini-movies or without. I love the way Karl Hyde let his lyrics and diary notes enter the tracks. His way of delivering words. Now one of the songs you can listen to HERE from the forthcoming album, reminds me of his first collaboration with Eno (my interview is HERE, and now ten years old), and i could imagine Brian‘s voice from 2014 joining Karl‘s verses, but that‘s just my imagination running away with me. (You know this classic? Who doesn‘t. When I heard it in the radio back in 1971 for the first time, I was literally floored. Buyed the single. Played it again and again. Til I was inside. Time capsules. Like THIS one.

    Back to Underworld. I just have preordered this double album in vinyl, in a rush with the moving pictures Brian, The Whistler, recently wrote about, „Music For Black Pigeons“. A gift now for soul mates. A propos Jakob Bro who is a central figure in that documentary : i will see the Danish guitarero on one of his concerts in December, it may be December 04 at the Domicil in Dortmund, or at a festival in Palma de Mallorca three days later. At his side Arve Henriksen and Jorge Rossy. Speaking of Bro, immediately brings to mind his fantastic 2023 live album with Mikkelborg and Mazur (now available on vinyl, too), the nothing less than awesome debut of the Danish Søren Skov Orbit (Olaf, Norbert and me now are close to open up an internarional fanclub).

    Seriously, I had the fantasy of a three record box of SSO and sent Manfred Eicher a message to keep an ear on this heavenly music corporation. Now my story with telling Manfred about artists he should work with, is (over the decades) thankfully very short – and reads itself like this: The Necks, Tigran Hamasyan, Thomas Köner, and SSO. And now, the icing – and the strawberry – on the cake: another Danish record you may fall in love with: „Keel Road“. Take your time listnening to this: „Once A Shoemaker“. And, speaking of ECM, „Keel Road“, and a somewhat older album (with the Cicada String Quartet, and the voice of Annette), „An Acrobat‘s Heart“, will get their vinyl appearance a few weeks from now, in September and October.

  • „Jazz im Deutschlandfunk“

    (JazzFacts, Deutschlandfunk, September 5, incl. the talking voices of Søren Skov, Frode Haltli, Bill Frisell, Kit Downes, Florian Weber, Miles Okazaki, Johannes Ludwig – and Wayne Shorter‘s take on a beloved movie tune from the 80‘s, „The Edge Of The World“)on amazon prime: Zero Gravity – The life and times of Wayne Shorter in three parts. Thinktank and inspirations by Brian Whistler.



    Søren Skov Orbit: Adrift (Frederiksberg)
    Frisell / Cyrille / Downes: Breaking The Shell (Red Hook)
    feature 1: Miles Okazaki: Miniature America (Karl Lippegaus) 
    feature 2: Florian Weber: Imaginary Cycle (Niklas Wandt)
    feature 3: Nano Brothers: Ascend Flowers (Odilo Clausnitzer)
    Trygve Seim / Frode Haltli: Our Time (ECM)
    Wayne Shorter Quartet: Celebration, Vol. 1 (Blue Note)

    „Celebration, Vol. 1“  simmers and stews with creative possibilities. And hey, I even recognized Orbits! The lovely Edge of the World by film composer Arthur Rubinstein totally floored me. And following it,  Lotus was equally stunning. I didn’t hear anything in this rendition of She Moves Through the Fair that particularly reminded me of the original recording – the main theme is nonexistent, but it was a hell of a strong free group improvisation to end the record with. Perez is almost psychic here. He’s the glue that makes it really come together. He’s the net under the constantly transforming textures and sonic explorations. But of course, each player is integral in keeping the kinetic sound sculptures from collapsing. Brilliant stuff.“ (Brian Whistler).

    Ein Dank auch an Ingo J. Biermann für die Bereitstellung seiner Gespräche mit Kit Downes und Bill Frisell. Zur Veröffentlichung wird sein kleiner „Film zum Album“ bei youtube zu sehen sein.

    Des weiteren hatte ich das Glück, dass Jens Müller der Techniker bei dieser Produktion war. Man kann hören, wie wunderbar die Mischung aus Klang und Wort geworden ist. Und wir mussten beide schmunzeln, dass am Ende der Stunde Wayne Shorters „Edge of the World“ noch gute fünf Minuten zu hören war – der perfekte Ausklang einer Sendung, welche, in Form und Sequencing, einem „imaginary cycle“ nahekommt.

  • Assoziationen zu der Erinnerung eines anderen (Teil 1)

    „Die Kombination des Schlagzeugers Pete La Roca und des Bassisten Steve Swallow auf Paul Bleys Footloose hatte mir sehr gut gefallen, und auf Basra (1965) kamen Pete und Steve wieder zusammen, um eine offenere Musik zu erkunden, begleitet von dem stets inspirierenden Steve Kuhn am Klavier und Joe Henderson am Tenor. Unter den vielen Blue Notes mit Henderson sticht diese Aufnahme wegen ihres Geistes und ihrer Energie hervor. La Roca verschwand für lange Zeit von der Bildfläche, um Jura zu studieren und dann zu praktizieren. Nach seiner Rückkehr spielte er mit John Abercrombie, und eine Zeit lang war ein Aufnahmeprojekt mit Pete, John und Kenny Wheeler im Gespräch – das leider nicht realisiert wurde.“


    Das erzählte Manfred Eicher vor Jahren, als er nach seinen Favoriten bei Blue Note gefragt wurde. Wer vertraut ist mit ECM-Alben der genannten Musiker, kann sich ganz gut den Sound und die Atmosphäte dieses imaginären Trios im Geiste vorstellen. Einige Assoziationenen zu den Protagonisten dieser Erinnerung…

    Pete La Roca: Vielleicht habe ich eine Blue-Note-Platte, bei der er Sideman war, aber ansonsten keine greifbare Erinnerung. Vielleicht kennt ein Leser Basra, es wurde, lese ich, 2020 remastert, und erneut auf Vinyl herausgebracht.

    Steve Swallow: Der Bassist begegnete mir erstmals zu einer Zeit, als er schon vom akustischen zum elektrischen Bass gewechselt war: in Dortmund kaufte ich mir, frisch zum Erscheinungsdatum zwei Lp‘s, die in einer Hülle zusammen verkauft wurden, Steves Duos mit Gary Burton und Ralph Towner – traumhaft! Meine Frage war, beim Betrachten des eines Covers: Wo ist das „Hotel Hello“, da will ich hin!

    Paul Bley: Paul Bley haute mich um mit seinem ECM-Soloalbum „Open, To Love“. Der Sound war speziell, und anders als die ebenfalls damals in Oslo aufgenommenen Solowerke von Keith Jarrett („Facing You“) und Chick Corea (Piano Improvisations, Vol. 1 und 2), die mich nicht weniger umhauten und das heute noch schaffen, hatte „Open, to Love“ einen eigenartig-dünnen, spinnwebenhaften, auch kühlen Sound. Wieso habe ihn damals, als ich Mr Bley in Bremen interviewte (und er mir mein vielgerühntes, mittlerweile historisches, Sennheiser-Kondensator-Mikrofon abkaufte), nicht danach gefragt? Ein unbeabsichtigter Effekt der Aufnahme, oder kalkuliert, weil er beim Spiel die Hüllkurven früher Synthesizer nachempfinden wollte?

    (Teil 2 findet sich am 2. September)