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  • Mr. Shrimp Boat (Teil 1)

    Wer die folgenden Zeilen liest, könnte sich wie in einem Kapitel eines jener Stephen King-Romane fühlen, die er in der Kindheit ansiedelt, und die ein nostalgisches Flair haben. Oder wie in einer Short Story von Richard Brautigan. Zwei Songs seines neuen Albums gibt es als Zugabe.

    „An einem guten kalifornischen Morgen pflegte ich früh aufzustehen, Tee zu trinken und Gras zu rauchen. Nach einer Weile sagte ich meiner Frau, dass ich auf dem Weg in mein Büro sei. Ich schwang mich auf mein Fahrrad und fuhr die etwa einstündige Fahrt von meinem Haus in Venice in eine kleine South Bay Gemeinde. Am anderen Ende des Strandes befindet sich ein Surf-Food-Stand, mein liebstes Restaurant auf der ganzen Welt. Oft bestellte ich mir dort ein „Shrimp Boat“ – gebratene Krabben und Pommes frites mit Cocktail- und Remouladensauce. Ich ging so oft hin, dass mein Spitzname Shrimp Boat war. Dann bin ich zum Pier von Manhattan Beach gegangen, wo es ein winziges Aquarium mit einem falschen Hai gab. Das war eine meiner liebsten Fahrradtouren auf der Welt.“

    “Breaking Into Acting“

    Ein Großteil seines neuen Albums ist ein Stückweit von seiner Heimatstadt angesiedelt, auf der Farm seines Onkels, gleich hinter der Grenze zu Indiana. Er verbrachte dort viele Ferien mit seinen Geschwistern und seinen Cousins. Später fing er an, auf dem Land zu arbeiten und bei der Kautabakernte zu helfen, bis sein Onkel in den 1980er Jahren, als neue Informationen auftauchten, die Tabak mit Krebs in Verbindung brachten, zur Weihnachtsbaumzucht überging. „Es war einer dieser Orte, an denen man sich auf eine magische Suchen nach den eigenen Weihnachtsbäume maxhen kann“, erklärt der Sänger. „Es waren keine Bäume in Reihen, sondern sanfte Hügel und Wälder. Ganz Charlie Brown.“

    In den Sommern seiner Collegezeit ging er allein in den Wald, trug dicke Kleidung und hatte ein aufgemotztes Sägeblatt dabei, um die Äste zu beschneiden. „Das war das Schwerste, was ich je gemacht habe“, sagt er. „Ich kam überall mit blutigen Kratzern zurück. Es war brutal.“ Der Spaß kam im Winter, als er die Bäume verkaufte. „Eine Familie in den Wald zu führen, entlang dieser Pfade, um zu sehen, ob sie den richtigen Baum für sich finden können. Und wenn das Kind seinen Baum gefunden hat und du ihn fällst, trägst du ihn auf deinem Rücken zu ihrem Lastwagen und bindest ihn fest. Das ist das Beste. Es ist der beste Job – bis auf den Teil im Sommer.“


    „Times Of Difficulty“

    Wenn der Sänger über diese Zeiten spricht, tut er dies mit Zärtlichkeit. Er erzählt von langen Wanderungen über Hügel und entlang von Flüssen, vom Wandern auf Bahngleisen, vom Schlafen im Freien am Lagerfeuer. Es gab einen Bach und Wasserfälle und ein tiefes Schwimmloch, in dem, so behauptete einer seiner Cousins, vor langer Zeit ein Zug von den Gleisen abgekommen und ins Wasser gestürzt war. Unter ihnen, sagte der Cousin, liege ein Waggon voller Skelette. „Ich habe das geglaubt. Ich glaube es immer noch“, sagt er. „Wir versuchten, so weit wie möglich hinunterzuschwimmen, um zu sehen, ob wir den Waggon finden würden. It was crazy. It was terrifying.“

    FORTSETZUNG FOLGT

    (Laura Barton erzählt eine lange Story rund um das Leben und die neue Platte „Get Sunk“ von Matt Berninger (The National) in der Juliausgabe von „Uncut“. Sehr lesenswert, und hörenswert sowieso! – „Where is the bread, where is the butter? / Can’t you use your beautiful hands for me? / How quickly we can remember / How long we’ve been staring out to sea…“ (aus „Times Of Difficulty)

  • “to the sea“

    SONG

    Das neueste Album von Louis Philippe & the Night Mail, The Road to the Sea, ist eine Schönheit. Ich wusste schon immer von seiner Vorliebe für Brian Wilson und die Beach Boys, und dass er in der Vergangenheit unter anderem mit Sean O’Hagan von den High Lamas und Stuart Moxham von Young Marble Giants zusammengearbeitet hat, gibt eine gewisse Vorstellung von seiner Ausrichtung. Wir haben also Sonnenschein-Pop, Chanson, einen Hauch von Barock (vielleicht mit einer Anspielung auf die Left Banke) und offene Ohren im Allgemeinen, vielleicht mit einer Spur von Francis Lai und Paddy McAloon, aber auch mit einer starken Persönlichkeit, die für Frische sorgt. Dieser Worte stammen von Richard Williams, und wem der obige Song gefällt, mag Richards Besprechung nebenan in seinem Blog „The Blue Moment“ lesen.

  • Sunday Morning Story

    Sunday Morning

    Ich kann gar nicht sagen, wie gerne ich mal wieder auf den Kanaren landen würde, natürlich auf Lanzarote (sollte es da noch mal warm werden!), mit ein wenig Insel-Hopping, damit wir uns am besten alle mal wiedersehen. Eine verrückte Fantasie, dass Freunde und Teilhaber von FlowFlow dort zusammenkämen, jeder mit ein paar „desert island discs“ im Gepäck. Gerne könnte auch unsere Pflegetochter dabei sein. Keine Ahnung, wie viel Wochen oder Monate sie noch bei uns sein wird, da kann alles sehr schnell, oder unheimlich langsam geschehen, nichts wäre schöner, als zu erleben, dass ihre Eltern endlich aus Afghanistan geholt werden, die dort eine eine neue Demokratie mitgestalteten, bis der unorganisierte Aufbruch der Deutschen und der Amerikaner alles über den Haufen warf, und man es versäumte, Tausende von Unterstützern unter den Afghanen mitzunehmen, die für die Taliban Freiwild wurden.

    Es war einmal vor langer Zeit, da war Afghanistan ein freies und freizügiges Land, ein Hippieparadies zudem. Einer meiner Lieblingsschriftsteller, Ernst Augustin, arbeitete dort in den Fünfziger Jahren als Psychiater, ehe er dauerhaft in München landete und seine Lebensgefährtin fand, nachzulesen im bezaubernden Roman „Raumlicht“. Als ich ihn besuchte, auch schon ein Vierteljahrhundert her, machte ich es mir in seinem Wohnzimmer gemütlich, das wie eine Kajüte mit Bullaugen eingerichtet war und zu imaginären Schiffsreisen einlud. Genug Abenteuerromane füllten ein Regal, darunter auch die Südseeabenteuer von R.L. Stevenson. Hauptthema war seine furiose Sage mit viel fernem Orient, „Mahmoud, der Schlächter“. Nur etwas für die harten Augustin-Fans!


    Wir sprachen viel mehr über „Der amerikanische Traum“, eine hinreissende Geschichte über ein geträumtes Leben im Angesicht des Todes, mit wilden Detektivgeschichten In USA und Lateinamerika, und Lee Morgans „The Sidewinder“ als Soundtrack. Wer die Klanghorizonte noch hat, aus den Neunziger Jahren, mit ein, zwei Passagen des Interviews, bitte melden! Der Lohn: Lee Morgans Platte! Augustins Romane sind voller Reisen, wie der eines liebeskranken Psychotherapeuten nach London in den wilden, wilden Siebzigern. Ich verschlang den herrlichen Roman „Eastend“, in dem auch die launigen Selbsterfahrungsgruppen jenes Jahrzehnts auftauchen, früh in meinen Studentenjahren in Würzburg, gleich zweimal hintereinander, und vielleicht ahnte ein mir unbekannter, hellsichtiger Teil meines jüngeren Hippie-Ichs, dass mir einmal, im Dezember 1982, das gleiche Schicksal beschieden sein würde. In einem früheren Leben das alles, aber die Musik von damals begleitet mich noch heute.

    In den zwei Wochen in Hampstead hörte ich nachts die Sendungen von John Peel, und zwei Platten von Magazine und den Flying Lizards gesellten sich damals zu meiner Seelennahrung. Ich kaufte sie in einem Plattenladen in Notting Hill, wo mir ein gewisser blutjunger Robert Forster über den Weg lief. Lange Jahre vor meiner Radiozeit. Viele Jahre danachwar ich öfter in Notting Hill, um Brian Eno in seinem Studio zu besuchen, der in alter Zeit mal ein Pferdestall war. Ein Kollege von mir traf Brian dort vor für ein Interview in der Juliausgabe von „Uncut“. Das ist von Bedeutung für die Pointe dieser leicht zerfaserten Kurzgeschichte. Vorgestern waren wir nämlich bei Ulrike und Tobi, der einen prächtigen Pizzaofen hat, und der Abend ging über Hölzchen und Stöckchen und landete bei dem Song „Suddenly“ (den ihr HIER nochmal hören könnt), und der als erste Single des Songalbums „Luminal“ von Brian und Beatie bereits überall zu hören ist.

    Ein Song, der in unsere Nachbarschaft zum Hit wurde, als ich ihn auf der feinen Sonos-Box im Garten spielte. Jung, alt, und mittelalt begeisterten sich dafür, ohne Ausnahme. Als wir Tage später bei Ulrike und Tobi waren, lag die Story von dem Song auch irgendwann auf dem Tisch: rasch wurde „Suddenly“ aufgelegt, auf zugegeben mickrigen Lautsprechern. Aber es reichte, dass Tobi sich an seine jungen Jahre mit wilder Musik erinnerte, und keine Minute des Songs war vergangen, da fühlte er sich an was erinnert aus alten Zeiten, aus sehr alten Zeiten, und dann liess er den Namen des Songs fallen: „Sunday Morning.“ (Ihr könnt ihn ganz oben „anklicken!)

    „Oh“, sagte ich, „spannend, The Velvet Underground, die Platte mit Nico und Banane.“ Wir hörten das Lied im Vergleich. „Tobi, ich staune!“ Nicht, dass da eine grosse Nähe zu der Melodie, oder den Harmonien war, und doch: Stimmung, Getragenheit, ja, das war was! irgendwas! Ich schmunzelte, irgendwie hatte Tobi eine Fährte aufgenommen. In meinen Interviewfragen, die noch unbeantwortet sind, habe ich Beatie Wolfe darauf angeosproch, ob Lou Reeds „Set Me Free“, das Brian Eno sowieso über alles liebt, hier oder da Pate gestanden habe bei. An „Sunday Morning“ hatte ich nicht gedacht.

    Wenn das mit dem Interview für die Klanghorizonte noch was werden soll, müssen die Antworten von Beatie spätestens morgen nachmittag eintreffen. Dennoch, einen Clou gibt es schon. Also: ich erhalte gestern Abend die Online-Ausgabe von „Uncut“ (july edition), und darin gibt es das ausführliches Interview von Tom Pinnock mit Brian, über Stock und Stein und Jahrzehnte springend. In der einleitenden Passage beschreibt Tom Pinnoch das Ambiente, das ich nur zu gut kenne aus meinen Besuchen. Beatie ist auch zugegen. Das ist vielleicht drei Wochen her. Also, lieber Leser, lies und lausche, diese eine Passage:

    „Eno has a lot on. He has been at his west London studio since shortly after 6am. His new collaborator Beatie Wolfe is here too, working on some of their music in his studio room, with its speakers resting on breezeblocks, and an original Velvet Underground & Nico LP, the yellow banana exposed, propped up like a talisman.“ („Brian hat eine Menge zu tun. Er ist seit kurz nach 6 Uhr morgens in seinem Studio im Westen Londons. Beatie Wolfe ist ebenfalls hier und arbeitet an ihrer Musik in seinem Studioraum, in dem die Lautsprecher auf Windschutzscheiben ruhen und eine Original-LP von Velvet Underground und Nico, deren gelbe Banane offen liegt, wie ein Talisman aufgestützt ist.“) Chapeau, Tobi!

  • “Arcanum“

    Das vierköpfige Quartett, bestehend aus zwei Norwegern – Arve Henriksen (Trompete und Elektronik) und Trygve Seim (Saxophon) -, dem schwedischen Bassisten Anders Jormin und dem finnischen Schlagzeuger Markku Ounaskari, setzt seine beträchtlichen Ressourcen geschickt ein, indem es das Gleichgewicht zwischen Komposition und Improvisation ständig verschiebt und dabei ein Mosaik aus 16 individuellen Miniaturen schafft, die das nordische Jazzideal einer transparenten, zeitlosen und fast schwerelosen Schönheit voll und ganz erfüllen. Vielleicht ein zukünftiger Klassiker. (Richard Williams, Uncut, July 2025)

  • Neues von Herrn Linklater

    Natürlich bin ich öfter mal anderer Meinung als David Steinitz, aber dieser Filmkritiker ist ein schlauer Fuchs. In seiner grossartigen Besprechung von Jonathan Glazers „Zone Of Interest“ (2024) diskutierte er auch die Verfilmbarkeit des Grauens in der Zeit der Judenverfolgung, ihrer Deportion, ihres Lagerlebens und ihrer Ermordung. Anders als bei Herrn Steinitz gab es von meiner Seite keine Kritik an der filmischen Umsetzung in Steven Spielberg in „Schindlers Liste“, und wenn ich daran denke, wie, im Osten dieses Landes noch etwas mehr als im Westen, eine zunehmende Indoktrination mit echten „fake news“ stattfindet, auf Tik Tok und sonstwo, wünsche ich mir „Schindlers Liste“, „Das Leben ist schön“, und „Zone Of Interest“ als Pflichtprogramm im Geschichtsunterricht. Drei sehr verschiedene Herangehensweisen, drei Meisterwerke, drei Filme, die bei aller „Fiktionalisierung“ historischer Wahrheit verpflichtet sind.

    NOUVELLE VAGUE TRAILER

    in diesen Tagen weilt David Steinitz in Cannes und hat einen Publikumsliebling ausgemacht, und natürlich völlig unabhängig davon, wie der nun abschneidet, viel Lob über einen Film ausgeschüttet namens „Nouvelle Vague“, über die Dreharbeiten an einem unbestrittenen Meisterstück der Kinogeschichte, Jean Luc Godards „Ausser Atem“. Wohlgemerkt, ein Spielfilm, keine Dokumentation. Hier auf diesem Blog tummeln sich fast nur Freunde des Regisseurs Richard Linklater, dessen Filmen bei mir oft weitaus weniger Eindruck hinterliessen. Sagen wir es so, sie hatten selten meine „Wellenlänge“, und es ist ja wohl viel wichtiger, dass wir Freunde des Kinos uns für die Filme begeistern (oder uns von Filmen erschüttern lassen) die uns persönlich, unabhägig vom Kritiker-Konsens, verdammt viel bedeuten! Das macht dann auch die Gespräce hinterher persönlicher! Nach der feinen Vorstellung von Linklaters neuem Streich, in der Samstagsausgabe der SZ, bin ich sicher, dass ich grosse Freude an dem Film haben werde. Wer ein bisschen was über Godards Arbeitsstil weiss, wird keine Zweifel verspüren, dass Richard Linklater ein richtig spannendes Thema gefunden habe. Und ich denke, der Film könnte auch Kinofreunde berühren und nahegehen, die (bislang) keine besondere Wellenlänge zu Godard-Filmen gefunden haben!

  • Der Genozid

    „Seit mehr als einem Jahr erleben wir ein unfassbares Ausmaß an Tod und Zerstörung im von Israel besetzten Gazastreifen. In Reaktion auf Kriegsverbrechen der Hamas und anderer bewaffneter palästinensischer Gruppen bei ihrem Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 hat die israelische Armee eine brutale Militäroffensive begonnen. Israel hat zehntausende Menschen getötet, ganze Familien ausgelöscht, Wohnviertel dem Erdboden gleichgemacht und lebenswichtige Infrastruktur zerstört. 1,9 Millionen Palästinenser*innen, mehr als 90 Prozent der Bevölkerung des Gazastreifens, wurden bisher vertrieben – oft mehrfach. Diese menschengemachte humanitäre Katastrophe ist beispiellos.“

    (Amnesty International. Weitere Informationen HIER!)

  • „Lofoten, Lotus, Luminal“

    „If this month‘s „horizons of sound“ at Deutschlandfunk, May 29, 9.05 p.m., is brimming with life, with the usual suspects from Eno to ECM, the „Klanghorizonte“ at the end of July will bring you – incl. sound, vision & interviews – some voices of Clay Pipe Music, label owner Frances Castle and electronic wizzard Cate Anne Brooks, and much more, for example the forthcoming solo album „Solace Of The Mind“ by Amina Claudine Myers.

    Nach einem aufregenden Wochenende mit dem BVB erhielt ich von unserem Ratefuchs Lorenz aus Leichfelden-Echterdingen folgende Mail:

    Hallo Micha, dein Päckchen ist wohlbehalten angekommen mit den 3 tollen CDs. Jede auf ihre Art klasse.Loose Talk erinnert mich an Laurie Anderson und auch Brian Eno (the Drop Phase). Wunderbare Geschichten, die sie erzählt. Joe Hendersons „Multiple“ hat absolut tolle Grooves und Überraschendes, wie den Gesang im ersten Stück oder auch immer wieder seltsame Keyboard sounds. Danke für diese super Entdeckung. Wie Joe Lovano und das Trio zusammen sind, auseinander driften und sich dann irgendwo anders wieder finden ist schon fast wie ein Jazzhörspiel. Großes Ohrenkino. Ja, und der Kaufbefehl für die Zwillingsalben mit Brian Eno stößt auf offene Ohren … Wenn nicht sogar noch Robert Foster dazu kommt, denn die Besprechung aus MOJO (5 stars) liest sich sehr interessant. Viele Grüße und lieben Dank! (und viel Spaß in der Champions League) Lorenz

    Mittlerweile verweile ich bei den Moderationen der Klanghorizonte für den 29. Juli. Die Stunde beginnt und endet mit grossartiger „Ambient Music“ aus Japan und England von Hiroshi Yoshimura sowie Brian Eno & Beatie Wolfe. Als „Album der Ausgabe“ wird „Luminal“ von Wolfe und Eno vorgestellt. Um mich selbst zu zitieren: „In regards to „Luminal“, surely one the most beautiful, haunting and seductive song albums of 2025, there is only one reason I don‘t come up with the minor quibble that Brian Eno isn‘t doing the lead vocals, and that is the voice of Beatie Wolfe!  Und lässt man Musiikhistorie rückwärts laufen, hat folgende Ankündigung doch ihren Reiz: Im zeitlichen Zentrum gibt es einen Song aus dem spoken-word Album von Amelia Barratt und Bryan Ferry, flankiert von zwei ECM-Alben, „New Vienna“ von Keith Jarrett (ein weiteres Dokument seiner letzten Europareise von 2016), und „The Jewel In The Lotus“ (ein Klassiker des sog. „spirituellen“ oder „Fusion Jazz“ von 1974).


    Am 27. Juni erscheint das Album aus dem Hause Clay Pipe Music, das mich gestern erreicht hat, und das ich in den Klanghorizonten Ende Juli ganz sicher vorstellen werde, „Lofoten“ von Cate Anne Brooks. Das Hauptquartier dieses feinen „independant labels“ aus London vermeldet folgendes dazu (der Kaufbefehl wird beizeiten ausgeprochen und das Teil könnte sich in der heimischen Albensammlung finben neben „Flora“ und „Lateral“):

    There are imagined landscapes we all carry within us—dreamed, half-remembered, or just beyond reach. Lofoten, the new album by Cate Francesca Brooks on Clay Pipe Music, is a musical reflection on one such place. Located above the Arctic Circle, Norway’s Lofoten Islands are known for their dramatic peaks, open seascapes, and distinctive red fishing cabins dotting the shoreline. Though Brooks has never visited this remote northern region, it became an unexpected source of inspiration.

    The project began when Cate listened to a narrated „sleep story“ set in the islands. Intrigued, she researched the region and found herself drawn to its stark beauty. „I fell in love with creating an impression of somewhere I would probably never visit, but felt a real affinity with,“ she explains.

    This ambitious album translates that connection into sound. Through carefully crafted electronics, melodic themes, richly layered textures and big production, Brooks captures the essence of Lofoten—its icy light, vast horizons, and profound quiet.

    „The other thing that happened around the same time was the first lockdown here in the UK. I had taken the opportunity of having some extra time to learn a new (to me) method of synthesis; that of the Synclavier, which uses one aluminium wheel and an array of buttons to control every parameter of the sound.

    „I took to it with intrigue and before I knew it, I had built up hundreds of original sounds, many of which were perfect for the textures I could hear in my head for Lofoten. So that (along with a Prophet synth and a TR-808) became the sound world.“

    Lofoten stands as an evocative testament to how music can transport us to distant places, transforming geographical limitations into imagined creative possibilities.

  • canariasjazz.com

    My song of the morning: „The Zoological Gardens“ by The Dubliners. Als ich vor 5 Jahren auf El Hierro landete, gab mir Uli Koch (former manafonisto) den Tipp mit: dort gibt es alljährlich im Sommer ein internationales Jazzfestival. Inzwischen gibt es auf allen 8 kanarischen Inseln durchaus vorzeigbare Jazzfestivals.

    Bist du auf List
    Mach dir ne List
    Hast du’s mit Inselgrammar
    Hier ein paar wordshämmer
    die List
    listen
    listig
    listvoll
    Listo Lista Listu
    mi Liste

    DEE DEE Bridgewater Quartet 4.7.25 Teneriffa(US)
    Alain Perez y la Orchestra 4.7.25 Gran Canaria(Kuba)
    Gonzalo Rubalcaba with Matt Brewer y Eric Harland Gran Canaria(Kuba)
    Take 6 y Orchestra Philharmonica(US)
    Aimée Nuviola (Kuba)
    Vijay Iver Trio (US)
    Melissa Aldana Quartet (Chile)
    Lakecia Benjamin (US)
    Kennedy Administration (US)
    Rita Payes (Spain)
    Ariel Bringuez Quintet (Kuba)
    Kristof Kobylinski (Polen)
    Matteo Mancuso (Italien) (da geh ich hin!)
    Espen Berg Trio meets Villu Veski (Scandinavia)
    Giovane Orchestra( Sizilien)
    The Bamboos (Australien)
    Arin Keshishi Quintet (Armenien/Iran)
    Ellister van der Molen (NL)
    Zuco103 (NL)
    Dahoud Salim Quintett (NL)
    und viele Jazzmusiker von den Kanaren…

    Ich werde mir Esther Ovejero am 4.7. auf La Graciosa anhören.

    VAMOS!

  • Der letzte Spieltag



    Aus unserem „Europasong“ versuche ich immer noch ein Haiku zu machen – schwierig! Es ist wohl eine alte Tradition, in der Hafenkneipe meines Vertrauens alte BBC-Kassetten aufzulegen (an Tagen, an denen der BVB Grosses und Kleines zu feiern hat), in denen der grandiose Bandleader von The Clash eigene Lieblingsplatten erzählend und auflegend Revue passieren lässt, und dann ziehen die Stimmen von Nina Simone, Bob Dylan, und Jacques Brel seltsam zeitlos ihre Kreise, wie heute, als der der BVB nach einer lange Zeit grottigen Saison in einem furiosen Endspurt unter dem neuen Publkumsliebling Niko Kovac noch auf den lukrativen Platz 4 sprang. Wo läuft denn gerade Rod Stewarts „Hymne“? Eine ausgelassene Stimmung herrschte zwischen Kreuz- und Hafenviertel nach 17.30 Uhr, und so tauchte ich im „Sub Rosa“ mitten in eine Geprächsrunde ein, in der Ronald Rengs wunderbares Fussballbuch „Spieltage“ verhandelt wurde: Fussball und gute Musik, das passt hier zusammen, Sprünge über Generationen, glücklich erschöpfte Gesichter. (m.e.)

  • „Thursday Afternoon in Paris“


    A dream story with an album you’ve never heard of. Once again you are there, in your beloved little park called „Le Jardin du Luxembourg“, not far away from that old time jazz club, „Le Chat Noir“, Robert Wyatt once sang about, a smoky club with wooden walls that is long gone, with all its long stories, told and told again. Or never told. You still have a Sony walkman from the past that works fine, except for some stutter in winter. You put in that cassette a friend gave you as a gift and a sweet reminder of hot love and the best galettes in town. You never knew about this album to exist. Pretend, it is 1998. For reasons hard to explain you keep playing this one track again and again on a warm afternoon in Paris. A sentimental journey, and this piece HERE calls you by your name.