„Es lebe der Gong in alten Lichtspieltheatern!“ – Peter Bradshaw vs. Michael Engelbrecht
Im Guardian gibt es keine halben Sterne. Also machen wir bei diesem Duell zumeist 2024 erlebter Filme (meine Bewertung von Point Break aus dem Jahre 1991 habe ich aus der fernen, fernen Erinnerung geholt) auch keine halben Sachen. Kevin Costners Western-Epos „Horizon“ wird oft verrissen, aber ich stehe zu meinen vier Sternen, weil es dreieinhalb nicht gibt. Den Film „Blitz“ von Steve McQueen (wir kennen ihn u.a. von dem magischen Movie einer Londoner Reggae-Nacht), angesiedelt im „Blitzkrieg“ (wiederum ist London zentraler Schauplatz), hätte sich Peter bei allem Respekt für den Regisseur gerne radikaler gewünscht, aber ich schätze den „touch of Charles Dickens“ sehr (Netflix übrigens). Und einer meiner absoluten Lieblingsfilme, „The Duke Of Burgundy“ musste auch reinrutschen. Klicke auf das Wort „masterpiece“, und du siehst Peters Besprechung des beeindruckenden Films „Die Fotografin“! Okay, ein gewisser Pfiff fehlt diesem Duell, weil wir etwas zu selten weit auseinanderliegen (wir liegen sogar parallel bei „Roter Himmel“ und „Perfect Days“), aber der eine und andere Filmtipp mag dennoch rausspringen! Oder eine sich lohnende Wiederholung. Wie etwa der einst gern gesehene Surfer-Thriller „Perfekte Brandung“…. wusste gar nicht mehr, dass der Film von Kathryn Bigelow ist.
Beatles 64 PB ***** ME ****
Horizon ** ME ****
Blitz PB *** ME ****
Poor Things PB ***** ME **
The Zone of Interest PB **** ME *****
Point Break PB **** ME ****
Twisters PB *** ME ****
The Duke Of Burgundy PB **** ME *****
The Dead Don‘t Hurt PB **** ME ****
Lee / Die Fotografin PB „masterpiece“ ME ****
„Spätvorstellung“:
9 Kommentare
Norbert Ennen
„Lovers Rock“. Volle Punktzahl auch von mir.
Michael Engelbrecht
Na, ansonsten hätte ich meinen Schlusssatz auch wieder rausnehmen müssen😂
Ich habe als Weihnachtsgeschenk drei mal die neue Dennis Bovell Compilation geordert. Sufferer Sounds. Lang nicht so dunkel wie der Titel suggeriert. Und London Eighties Seventies pur!
Ingo J. Biermann
Ich hab die meisten dieser Filme noch gar nicht gesehen. Bei Horizon hab ich sehr gezögert. Und dann gabs zu viele interessantere Filme…. The Dead don’t hurt hat mich auch nicht sooo sehr interessiert, gab zu vieles, was mich im Kino mehr gereizt hat. Point Break ebenfalls, glaub ich, nie gesehen. Mit Duke of Burgundy bin ich nur bedingt warm geworden, war mir eine Spur zu künstlich, glaub ich, kann aber deine Wertung nachvollziehen.
Bei Poor Things, Twisters, Zone of Interest und Lee teile ich deine Sternchenwertung.
Beatles 64 ist wohl aktuell bei einem Anbieter, den ich nicht habe…? Ich muss endlich erst mal die 8 Stunden von Peter Jackson schauen. Hatte ich immer vertagt. Letztens aber mal die ersten beiden Episoden der McCartney-Rubin-Dokuserie angeschaut („1-2-3“ oder wie das heißt), hat mich sehr gut unterhalten … muss ich noch weiterschauen. Hab kürzlich auch das Buch über Rick Rubin gekauft (nicht das Buch von ihm). Ganz schön dick, aber auch ganz spannende Reise.
Nächste Woche kommt ja auch – das richtige für dich! – der Dokumentarfilm über Elton bei DisneyPlus raus, Never too late oder so ähnlich. Nach dem, was ich aufgeschnappt habe, muss der ziemlich gut sein.
Sehenswertes, was ich 2024 im Kino gesehen habe:
Green Border
The Zone of Interest
All of us Strangers
Los Colonos (FANTASTISCH!)
Squaring the Circle (über Hipgnosis)
Opus – Ryuichi Sakamoto
Evil does not exist
Civil War
Sterben
Das leere Grab
Corridors of Power (da gibt es auch eine 8-stündige Serien-Fassung)
Auf trockenen Gräsern
May December
Mit einem Tiger schlafen
Bastarden – The King’s Land (könnte dir auch gefallen, war überraschend eindrucksvoll, hatte ich nicht erwartet, ein klassischer bildgewaltiger Western … in Dänemark … und mit Feminismus)
Déserts
Führer und Verführer (auch besser als erwartet, aber Warnung: theaterhaft und auf raffinierte Weise artifiziell)
Crossing — Auf der Suche nach Tekla
Verbrannte Erde (hat mir auch überraschend gut gefallen, finde Arslans Filme sonst oft zu konstruiert und künstlich)
Tatami
In Liebe, Eure Hilde
Konklave (hätte mich thematisch nicht die Bohne interessiert, aber ist in der Tat hervorragend. Ist erstaunlich, mit welcher Meisterschaft der Herr Berger inszeniert. Da stimmt wirklich jedes Detail. Er beweist sich damit erneut als einer der besten Regisseure Deutschlands. Und das, obwohl ich den Stoff eigentlich nicht im geringsten interessant gefunden hätte.)
Des Teufels Bad
The Apprentice
Emilia Perez
Es fällt mir sehr schwer, davon einen besten auszuwählen.
Spontan würde ich zwischen Corridors of Power, Tatami, Civil War, Los Colonos und Sterben wählen.
flowworker
Bei Konklave sehe ich das exakt genauso. Ups, und gerade sehe ich, auch der gute Peter gibt, wie ich es tun würde, 4 Sterne:) – m.e.
Bei Horizon ist man ja schon fast konditioniert von den zahlreichen Verrissen. Wer sowas vorher liest und ernst nimmt, folgt ja oft „vorbereiteten Wahrnehmungen“…
Michael Engelbrecht
Und das hat PB absolut treffend gesagt zu The Dead Don’t Hurt:
This sinewy, sombre, handsomely crafted and beautifully shot western is Viggo Mortensen’s second feature as a director, an impressively authored movie in which Mortensen is also writer, composer and star. With almost anyone else that might be the recipe for narcissism, and yet the self-effacing and even reticent quality in Mortensen’s screen presence works against that danger. He is, however, certainly working within the traditional strong, silent template of the old-school western hero.
(Prime mit Bezahlschranke zum Leihen oder Kaufen / oder am besten grosses Lichtspieltheater mit Gong😉)
Ingo J. Biermann
Hier muss ich ehrlich sagen, dass ich es meistens andersrum wahrnehme. Sehe ich einen Film, der von Rezensenten negativ besprochen wurde, und gehe ich schon mit der Erwartung rein, enttäuscht zu werden, kann ich eigentlich nur positv überrascht werden. Man lenkt den Blick automatisch auf die Aspekte, die den Film sehenswert machen – und die von den unaufmerksamen (oder gar voreingenommenen) Rezensenten ungerechtfertigter Weise missachtet wurden. Wenn der Film in meinen Augen wirklich nichts taugt, bestätigt sich wohl auch mal etwas, das mir vorher mitgeteilt wurde, ist aber nicht die Regel.
Andersrum finde ich es oft sehr schwer, eines dieser Alben unvoreingenommen zu hören, die mir (teils von Leuten nach dem ersten Hören) als das beste seit der Erfindung des Rads angepriesen werden. Ich sehe (höre) dann viel eher die Gegenargumente – denke mir „Klar, ist gut, aber sooo spektakulär isses nu au nich.“ Ich höre z.B. gerade Vampire Weekend und finde das durchaus sehr gut, denke aber auch die ganze Zeit „das ist jetzt nichts, was ich nicht bereits von denen kennen würde… ist eigentlich so spektakulär nicht, sondern eigentlich nur ‚more of the same'“.
flowworker
Verstehe ich gut.
Bei mir ist es so, dass ich so gut wie nie Filmkritiken vorher lese. Weil ich möchlichst wenig von der Story erfahren will, zB.
Übrigens, kennst du dem Schauspieler Danny Huston? Der kommt viel rum im „Wilden Westen“, erst in der Serie „Yellowstone“, und nun in „Horizon“ und „The Dead Don‘t Hurt“😉…
Bei Musilaben können sie alle erzählen, was sie wollen, die lese ich gerne vorher, und danach traue ich sowieso nur noch meinen Ohren.
Ingo J. Biermann
Ja, ich lese die Kritiken auch nicht vor dem Schauen – wenn ich shcon weiß, dass ich einen Film sehen werde. Ich lese aebr die meisten Filmkritiken quer, wenn ich entweder nicht weiß, ob mich ein FIm interessiert oder wenn ich davon ausgehe, ihn wohl eher nicht (oder nicht im Kino) zu sehen.
Und man sieht je dennoch die Sternchenwertungen.
So z.B. bei „Lee“ („Die Fotografin“), wo überall ziemlich wenige Sternchen vergeben wurden; da hab ich dan ndie Kritiken gelesen, weil ich dann auch davon ausging, dass ich mir den Film eh sparen könnte.
Wir haben den dann doch, aus Interesse der Tochter, gemeinsam im Kino angeschaut – ich dachte mir, schadet ja nix, man kann auch von weniger gelungenen Filmen was lernen – und vor allem dachte ich, hat man als 15-Jährige mit nicht so viel Kinoerfahrung auch nicht den Hintergrund wie ich mit meinen paar Jahren und Filmen mehr, so dass man da als junger Mensch noch eher beeindruckt und berührt ist, während man als (Seh-)Erfahrener schon den Vergleich mit tausend anderen, womöglich besseren Filmen hat.
Und dann hat mich wie erwähnt geradezu geärgert, wie oberflächlich und geringschätzig die Kritiken mit der Regie und dem Drehbuch umgegangen sind.
Habe ich so nicht zum ersten Mal erlebt.
Danny Huston kenne ich tatsächlich nur am Rande. Von „Yellowstone“ haben wir die ersten Staffel und einen Teil der zweiten gesehen. Ich will unbedingt mal weiterschauen, aber es wurde zwischendurch so ein bisschen „soapig“ und redudant (aber dennoch sehr gtu), aber ich gehe davon aus, dass die weiteren Staffeln wieder stärker sind … aber es ist halt echt SEHR viel zu schauen, ein riesiger Berg. Und dann die anderen „Spin-offs“, die, wie ich höre, noch besser sind… Ich hab letztens beim Fahren durch den Mittleren Westen das dreistündige Gespräch zwischen Joe Rogan und Taylor Sheridan gehört.
Michael Engelbrecht
Auf jeden Fall wird das Duell mit Peter B wiederholt. Gerne als Duell zu dritt anno 2025…😉🙆🏻