Assoziationen zu der Erinnerung eines anderen (Teil 2)
Steve Kuhn: Meine eindeutig liebste ECM-Platte von Steve Kuhn ist heute ein fast vergrabener Schatz: sein Soloalbum „Ecstasy“ ist beispielhaft, was meine Idee von „wild-romantisch“ angeht, das Ausreizen der Räume zwischen „hingetupft“ und „voller Dröhnung“ (ohne auch nur einmal im Pathos zu versinken).
Joe Henderson: Habe fast alles Blue-Notige von ihm verpasst, und meines ersten beiden und lange einzigen Alben dieses grossen Saxofonisten waren zwei innig geliebte Scheiben aus der „Fusion“- und „Spiritual Jazz“-Ecke der Siebziger Jahre, „Multiple“ (mit dem Gespann Dave Holland / Jack DeJohnette) sowie „The Elements“ (oh my god!)… wann immer ich Blue Note rückwärts entdeckte, mochte ich seinen warmen, durchdringenden Hornklang, etwa auf dem famosen „laid back jazz“ von Kenny Burrells „Midnight Blue“.
John Abercrombie: ich habe mal ein langes Interview mit John Abercrombie gemacht. Wer will, kann das Porträt HIER nachhören. Ich verstehe, wieso John sein zweites Duo-Album mit Ralph Towner, „Five Years Later“ höher einschätzte, als ihr Debut „Sargasso Sea“, aber ich liebte beide (und sehe heute noch mein kleines, am Morgen sonnengeflutetes Zimmer im Würzburger Studenenwohnheim vor mir, in meinen Wochen mit „Sargasso Sea“).
Kenny Wheeler: müsste ich meinen Favoriten von Kenny auswählen, käme ich früher oder später auf „Deer Wan“. Mit John Abercrombie und den üblichen Verdächtigen für das Jahr 1977. Bei „Sideman Kenny“ denke ich an das erste Azimuth-Album, und an sein Spiel auf Anthony Braxtons grossem Wurf „New York, Fall 1976“.
4 Kommentare
Olaf Westfeld
Nach „Basra“ stelle ich auch gleich mal „Sargasso Sea“ und vor allem „Deer Wan“ raus. Letzteres Album habe ich , aber irgendwie hat es mich beim ersten bis dritten Hören nicht so gepackt – das kann sich ja immer ändern.
Olaf Westfeld
Sind die anderen Azimuth Alben eigentlich (annähernd) so gut wie das erste?
Michael Engelbrecht
Kann kch gut verstehen , deer wan wirkt wenn, dann eher subtil:) ich mag, was TG dazu schrieb:
Deer Wan is an unsung masterpiece of smooth jazz with just enough sharp edges to leave an unforgettable scar or two. A most endearing album for those who like a shot of whiskey in their musical coffee.
Was Azimuth betrifft… die Alben nach dem „Leuchttumprojekt“ müsste ich erst wieder hören!
Michael Engelbrecht
Das Cover sieht fast aus wie eines von Ingos Norwegenfotos. Er hat in den comments zu Norwegische Kunst nochmal nachgelegt. Very besonders.