Im Strandkorb 1709 mit Jon Hopkins

Lale Andersen liegt hier begraben, genauso wie ein, zwei unauffindbare Orte, denen ich, bislang vergebens, nachging. Mit sieben Lenzen war ich auf Langeoog mit meinen Eltern in einer Pension Europa oder vielleicht auch Westfalen, die vom Erdboden verschluckt scheint, vielleicht niedergerissen. Icn hatte geschwärmt von der Pensionsbesitzerin, und trage feine flüchtige Bilder von ihr in mir herum. Was mir nur alle paar Jahre auffiel, natürlich, für einen kurzen Moment. Zum Abschied war sie auf unvergessliche Art freundlich zu mir, weil sie einen diskreten Tip erhalten hatte, dass sie mein Herz in Schwingung versetzt hatte. So sehr sich die Infrastruktur, die Namen, die Häuser, gewandelt haben, die Morphologie der Insel ist eine relative Konstante, und wer sich auf die Suche nach der verlorenen Zeit begibt, wird bestimmte Fixpunkte und andere Wege in die Endlichkeit leicht freilegen: das Cafe Leiss, das nur noch von seinem uralten Ruf der überdimensionierten Wohlstandstorten lebt, der Weg zum Inselende im Osten mit der Meierei und dem alten Wrack, das Wäldchen, das ich früh mit einem dieser Hollandräder rauf und runter querte (viel zu klein, um sich verirren zu können), und der endlose weisse Strand, an dem ich mir heute morgen, in uralter Tradition, einen Standkorb bis zum Sonnenuntergang mietete. Nummer 1709. Lukas, mein Dealer von Domino, hatt mir den Stream von Jon Hopkins Ende August erscheinendem Album „Ritual“ gesendet, und auf meinen Kopfhörern schaute ich zum blauen Himmel, zum blauen Meer, sank etwas tiefer in den Korb, und liess much in das 41 Minuten lange Stück fallen. Gutes Album. Beseelter Trip mit aisgefeilt-rhythmischem Crescendo. Mehr dazu früher oder später. Oder auch nicht. Wer seine letzte Alben sehr mochte, „Immunity“, „Singularity“, und „Music for Psychedelic Therapy“, wird auch hier, bewegt, auf Reisen gehen. Das Album nicht am Stück zu hören, wäre ein Fehler. Jedenfalls im Strandkorb 1709, oder an anderen exquisiten Orten. P.S. Ein nicht weniger hinreissendes Album (in meinen Ohren), welches sich – nicht zuletzt – mit den „power spots“ der frühen Jahre beschäftigt, ist „Muntjac“ von Clevelode aka Paul Newland. Ein Interview ist in Vorbereitung.

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