Lichtzeichen
Seit Ostern war ich auf zwei Klassenfahrten, die dritte steht kurz bevor. Dazu kommen die Abschlussprüfungen und die Vorbereitungen der Zeugnisse; beides für mich etwas aufregender als sonst, da ich in diesem Jahr die Abschlussklasse betreue (mit denen ich in einer Woche in die Toskana fahre – und mich vorher noch auf deren Abschlussstreich durch den Kakao ziehen lasse).
Ende der Osterferien begleitete ich das Schulorchester zum Probenwochenende auf die Wewelsburg. Wer jemals in der Nähe von Paderborn unterwegs ist, könnte diesem Nest, wo es eine überaus malerische Renaissance Burg gibt, einen Besuch abstatten. Heinrich Himmler war so fasziniert von Burg und Umgebung, dass er dort eine riesige Anlage für verdiente SS Mitglieder plante. Es sind nur erste Ansätze davon fertig geworden: Die beiden Räume im Burgturm – vor allem aber die dazu gehörende Ausstellung – sind mehr als geeignet Jugendlichen die Grausamkeit dieser Zeit vor Augen zu führen.
Geradezu gegenwärtig werden diese Grausamkeiten, wenn man im Informationszentrum unter dem Holocaust Mahnmal, die Ausschnitte aus Tagebüchern, Briefen und Postkarten jüdischer Mitbürger*innen liest, die zwischen 1933 – 1945 ermordet wurden. Im Mai begleitete ich eine Klasse auf ihrer Exkursion nach Berlin unter anderen an diesen Ort.
Ansonsten gehe ich gerade viel Spazieren. Vor allem aber wird am Schreibtisch das Schuljahr eingepackt: Listen erstellen, vervollständigen, Zeugnistexte schreiben, Noten errechnen, frisch geschriebenes und lange übersehenes korrigieren, kontrollieren, ob alle Kolleg*innen ihre Zensuren an die richtige Stelle eingetragen haben. Nächstes Wochenende muss alles verschnürt sein.
Dazwischen die ganzen ungeschriebenen Blog Beiträge:
Über die Graphic Novel Version der New York Trilogy, die ich mir auf Martinas Post hin gekauft habe und die mir gut gefallen hat. Allerdings ist es hier genau so, wie ich auch das Buch in Erinnerung habe: die erste Episode „City Of Glass“ finde ich deutlich stärker als die anderen beiden Geschichten.
Über das tolle Album „The Show Must Go On“ von Sam Dees, das ich Norbert abgekauft habe. Selten ein so homogenes und gleichzeitig so vielfältiges Soul Album gehört. Alles ist drauf: Himmel voller Geigen, funky Bläser Sätze, fuzzy Gitarren, himmlische Chöre, talking ballads, tearjerkers, Stücke über Ungerechtigkeiten. Jede*r sollte dieses Album kennen. Deep shit.
Über die Konzerte von Anouar Brahem (herausragend) und Stereolab (sehr gut) in Hamburg und Berlin.
Über die Collapse EP von The Utopia Strong. Durch Zufall bin ich an eines der auf 250 limitierten, signierten und mit handgemachten Cover versehenen Alben gekommen – ich glaube nach zwei Stunden waren alle verkauft. Vinyl Fetischismus für Fortgeschrittene. Auf jeder Seite ein kosmisch-psychedelisches Ambient Stück to get lost in.
Über die drei Alben, die um Weihnachten auf jeden Fall in meiner Jahresliste unter die ersten 10 kommen: Anouar Brahem, DJ Koze, Little Simz.
Und auch weder über The Young Gods Play Terry Riley, noch über zwei weitere Alben, die mich sehr interessieren und an andere Orte transportieren könnten: Luster (Maria Somerville) und Different Rooms (Jeremiah Chiu & Marta Sofia Honer).