Vom Abseilen eines Engels in Haidhausen

Kurz vor einem lang vergangenen Nikolausfest, als wir noch gute Freunde waren, anno 2017, spielten Gregor und ich unser Lieblingsspiel: wir listeten unsere liebsten Alben eines Jahrgangs wie eine Hitparade. Damals hatte jeder seine Top 30 zusammengestellt, mit etlichen Überschneidungen. 


Interessant war auch, als ich vor Jahr und Tag über jene Bestenliste 2017 stolperte, dass mir weit mehr als die Hälfte der Alben nicht mehr so viel bedeutete. Zu welchen würde ich wirklich liebend gern zurückkehren?

Nun, im November 2025, sieht die Liste wieder anders aus. Mit ganz vorne gelandet ist in meiner „Top Eight of Twenty-Seventeen“ einmal mehr Björn Meyers Soloalbum „Provenance“.  Solomusik für E-Bass und elektrische Bassgitarre. Music to return to ever since!

Und, wie es ausschaut, erscheint Ende Januar 2026 ein neues Soloalbum des einstigen E-Bassisten von Nik Bärtschs Ronin. Und es kann gut sein, dass ich es in Thomas Loewners JazzFacts Magazin Anfang Februar 2026 vorstellen werde.

Übrigens: der einzige Grund, warum Neil Youngs Hitchhiker nicht mehr mit dabei ist, liegt darin, dass das Album zwar 2017 erstmals erschien, aber das Resultat einer  Nacht des Jahres 1976 auf seiner kalifornischen Farm war. Also historischer Stoff – ein unfassbar wunderbares Soloalbum mit einer überragenden Aufnahme- und Vinylqualität. David Briggs sat at the controls.

  1. Father John Misty: Pure Comedy (masterpiece with microsdosing lsd)
  2. Ryuichi Sakamoto: async (my number two of all Sakamotos)
  3. The Mountain Goats: Goths (a class of its own – cool AND heartfelt)
  4. Anouar Brahem: Blue Maqam (no words needed)
  5. Björn Meyer: Provenance (deep, ascetic, melodic)
  6. Darren Hayman: Thankful Villages, Vol. 2 (great picture book, too)
  7. Crescent: Resin Pockets (completely under the radar – i love them)
  8. Gas: Narkopop (trance work)

Und nun eine wahre Geschichte.

In der Nacht von Freitag auf Samstag, am 19. August 2017, tobte ein heftiges Unwetter über dem Münchner Raum. Bäume fielen auf Straßen, Bäume und Äste auf Gehwege, es gab vollgelaufene Keller, Pkws steckten in überschwemmten Straßenunterführungen – das sind nur einige der Einsatzstichworte für die Kräfte der Feuerwehr.

Niemand nahm körperlich Schaden. Im ganzen Stadtgebiet waren die Einsatzkräfte von Berufsfeuerwehr und Freiwilliger Feuerwehr unterwegs. Durch die Integrierte Leitstelle München wurden zusätzlich zu den Einsätzen im Stadtgebiet noch etwa 80 Einsätze für den Landkreis München disponiert. Das Unwetter beschädigte zudem eine Engelsfigur in Haidhausen. Die Feuerwehr sicherte die Figur auf dem 45-Meter hohen Kirchturm und seilte sie ab.

In seinem Auto musste auch der Produzent Manfred Eicher ausharren, die Wassermassen zwangen ihn dazu, mehr als eine Stunde auf den Rettungsdienst zu warten. Immerhin funktionierte das Autoradio noch, und so schaltete er gegen 1.15 Uhr den Deutschlandfunk ein. Und so misslich seine Lage war, er musste wohl innerlich schmunzeln, als er rasch eine vertraute Radiostimme erkannte, und nur wenige Minuten vergingen, bis er, in den „Klanghorizonten“, der kleinen Premiere eines Musikstückes aus Björn Meyers Album „Provenance“ lauschte.

4 Kommentare

  • Olaf Westfeld

    Brahem, Sakamato und Meyer wären bei mir auch weit vorne dabei, alle drei habe ich in diesem Jahr schon mal gehört – allerdings habe ich gerade keine Ahnung, was 2017 noch so bei mir lief.

  • Olaf Westfeld

    Ah, habe die Liste auch gerade gesehen. Also die Fleet Foxes wären auch noch oben dabei, vielleicht auch noch 3TM und Faber. Der Rest interessiert mich erstmal nicht so sehr.

  • Michael Engelbrecht

    Bin sehr gespannt auf Meyers neues Album. Wieder solo. Provenance stand ja im Grunde in der Tradition der Solo Bass Alben von ECM. Nur: hier drehte es sich um eine elektrische Bassgitarre, und auf zwei Stücken, auf eine sehr spezielle Akustik-Bassgitarre.

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