Die besten Filme des Jahres, die ich nicht gesehen habe (ranked)
„Musik hat eine seltsam emotionale Kraft“, schreibt Bettina Dunkel, und fährt fort: „Ein Song kann glücklich und traurig zugleich machen, kann in vergangene Zeiten zurückführen und ein Hörerlebnis zaubern, das niemand sonst auf dieser Welt empfindet – weil es von persönlichen Erinnerungen und Gefühlen geprägt ist. Kein Wunder also, dass manche Menschen alles dafür geben würden, ihre lang aufgelöste Lieblingsband noch einmal live zu hören. So wie Charles, die Hauptfigur der bittersüßen Tragikomödie „The Ballad of Wallis Island“.“
Es ist leicht, die Liste meiner Lieblingskinofilme des Jahres zu benennen, als da wären „One Battle After Another“ (endlich gesehen, Olaf, auf supergrosser Leinwand!), „“Köln 75“ (eine fein Hommage an eine alte Zeit (die Mitt1970er), und ein paar besondere Typen, und ein tolles Album), „A House Full Of Dynamite“, Christian Petzolds neuen Film. Und, nicht zu vergessen, „The Brutalist“. Der Favorit von allen: das Dylan-Epos „A Complete Unknown“. All diese Filme haben mich mitgerissen, an den Stuhl gefesselt, berührt und / oder tief beeindruckt. Aber wie ist es mit den Filmen, die mir entgangen sind? Ich sah Trailer, huschte über oder verschlang Besprechungen… und here it comes, the strange list of the best movies of 2025 I didn‘t see. (Ich denke, „I‘m still here“ ist der Film hier, auf den sich alle Flussarbeiter einigen könnten, eine Reise in ein von der Junta leidvoll beherrschtes Brasilien! Wo kann ich ihn nur sehen?! Bei dem Plakat könnte man an eine Latino-Version der Waltons denken, aber Freunde des Südens, der Film wird unser Herz brechen.

- The Ballad of Wallis Island
- I‘m Still Here
- Steve
- When The Light Breaks
- Tornado
- The Seed Of The Sacred Fig
- In die Sonne schauen
Richard Williams über THE BALLAD OF WALLIS ISLAND (amazon prime, bluray): „Anscheinend hat der Film unter der Regie von James Griffiths etwas mehr als eineinhalb Millionen Dollar gekostet. Es sollte viel mehr Filme dieser Art geben: bescheiden in Umfang und Ausmaß, formal ungewagt, aber intelligent, witzig und gut gemacht, ohne sich an eine bestimmte Nische zu richten.“
13 Kommentare
Manfred S
Michael,
Deine Nummer 2 ist wirklich großes Kino und ist nun als dvd und Blu-Ray zu bekommen … FÜR IMMER HIER heisst er da.
Anonym
Die subergrosse Leinwand hat sich auch gelohnt, bei One Battle After Another?! Und hoffentlich hatteste auch nen superguten Sound für den tollen Soundtrack – sowohl die Stücke von Johnny Greenwood, aber auch die ausgewählten Songs…
ijb
„I‘m Still Here“/“Für immer hier“ ist indeed großes Kino. Hat sogar den Oscar für den besten Film gewonnen, vereint also Kunst, Zugänglichkeit und Erfolg.
„Sacred Fig“ ist nicht schlecht, fällt aber gegenüber Rasoulofs anderen, teils meisterhaften Filmen dann doch merklich ab. Ich empfehle vor allem „A Man of Integrity“ und „Manuscripts Don’t Burn“. Dann die anderen. „Sacred Fig“ ist teils etwas zu schablonenhaft, und die jungen Frauen in den Hauptrollen sind einfach mal 10 Jahre äter als die Figuren, die sie spielen, was dem Ganzen eine eigenartige Theaterhaftigkeit verleiht, plus der letzte Akt, der dann unvermittelt schwerfällig wird.
Michael Engelbrecht
Vielen Dank für die comments.
Ich freue mich nun sehr aus FÜR IMMER HIER. Auf bluray in meiner elektrischen Höhle.
Und gestern entdeckte ich, dass mein kleiner Favorit unter den ungesehenen Filmen The Ballad of Wallis Island, bei amazon prime für 3.99 Euro ausgeliehen werden kann. Richard Williams brachte mich auf den Film.
Meine Nikolausliste wird voller real erlebter Alben sein😉. Hat jemand das neue Album von Thomas Morgan auf Loveland gehört, voller Duos? Grosse Klasse auch das neue Album des Kornettisten Kirk Knuffke. Ein Fall, nicht nur für Toni an der Nordsee!! 😉 ….
Ich jabe in dieser Woche, in memory of Jack DeJohnette, BLUE MAQUAMS von Anouar Brahem hervorgeholt, auf zwei Vinylscheiben: ganz und gar wunderbar und ergreifend. Ich liebe so viele der Anouar Brahem Alben und hoffe in den nöchsten Tagen auf MADAR aus dem Hause ECM (Luminessnce Reihe).
Michael Engelbrecht
Auf einige dieser „ungesehenen Lieblingsfilme“ stiess ich in der UNCUT Liste der besten Filme das Jahres..
Z.B
WHEN THE LIGHT BREAKS
Directed by Rúnar Rúnarsson
Elín Hall delivered the year’s most unforgettable performances as Una, a headstrong Icelandic teenager cast into the abyss when her boyfriend suddenly dies in a car accident. For 80 minutes Sophia Olsson’s camera rarely strayed from her haunted, freckled features as they were contorted in a real-time symphony of grief, soundtracked by Jóhann Jóhannsson’s “Odi Et Amo”.
Michael Engelbrecht
Oder Tornado (ich schötzte des Vorgänger des Regisseurs sehr, Slow West)
Directed by John Maclean
Following the cowboy dreams of his 2015 debut Slow West, Beta Band’s John Maclean returned with more genre splicing: a samurai revenge film set in 18th-century Scotland, populated by gangsters, puppeteers and circus performers. Tim Roth was striking as a brigand seemingly just returned from a Millwall away game, but even his performance paled next to Japanese model Kōki in the title role.
Die berühmten 3EPs der Beta Band sind jüngst wiederveröffentlicht worden.
Olaf Westfeld
„Sacred Fig“ fand ich beeindruckend – ein Film, der einen ratlos zurücklässt. Und ich stimme allen Deinen Beobachtungen zu, besonders bzgl des Endes.
Morgan hatte ich nicht mitgeschnitten, dass es da etwas gibt. Frage mich immer mehr, ob das Rosalia Album etwas für mich sein könnte…
ijb
Thomas Morgan sehe ich gleich, beim Soundcheck fürs Konzert mit Jakob Bro und Wadada.
Das Soloalbum ist bei Jakobs eigenem Label erschienen, wie auch das Album zum heutigen Konzert https://shop.jakobbro.com/
…und sollte es heute Abend auch zu kaufen geben, schrieb er mir diese Woche.
Martina Weber
Ein Film, den ich demnächst im Kino anschaue und auf den ich mich freue: Ein Dokumentarfilm über Velasquez von Stéphane Soriat: „Das Geheimnis von Velasquez“. Ich verbinde damit die Badewannenszene aus einem Film von Godard, wo ich die bemerkenswertesten Gedanken über Velasquez gehört habe, und Olaf schrieb hier vor einiger Zeit von einem Buch über Weltraumreisende, in dem zu Beginn und am Ende das berühmteste Gemälde von Velasques mit einigen Gedanken erwähnt wurde. Ich hatte den Anfang des Buches und auch die Passage über Velasquez zu Beginn gelesen. Ich erwarte keinen Lieblingsfilm, aber ein paar Einblicke. Ich bin sowieso nicht so sehr auf aktuelle Produktionen konzentriert, sondern schaue gern ältere Sachen und das, was ich hier auf DVD habe, schaue ich auch immer mal wieder, zum Beispiel in diesem Jahr nochmal alles von David Lynch, inklusive aller Staffeln von Twin Peaks. Heute im Homecinema: „Montag kommen die Fenster“.
flowworker
Und heute im Home Cinema: meine Nummer 1
The Ballad Of Wallis Island.
Absolutely wonderful.
Einer dieser besonderen, „kleinen Filme“, bei denen es keine Experten braucht, um ihre Qualität zu entschlüsseln.
Hat den Charme von „Local Hero“ … und noch einiges mehr.
flowworker
Und Richard W schrieb dazu:
It’s a phenomenon you don’t hear a lot about because it’s slightly embarrassing, but many top artists play ludicrously well-paid private gigs for rich people. In the business such shows are known, with a suitable lack of poetry, as “corporates”. The Ballad of Wallis Island is about one such engagement, in which a slightly barmy middle-aged widower uses his lottery-jackpot winnings to persuades a British folk-pop duo, long acrimoniously sundered, to reunite for a single gig at his home on a small Welsh island, at which the audience will consist of him alone.
Tim Key plays the widower with gentle charm. He wrote the story and the screenplay with Tom Basden, who plays the male half of the duo with a barely suppressed resentment at his treatment by the music business. His erstwhile partner is played by Carey Mulligan, who manages to be both beatific and beady-eyed and turns up from Portland, Oregon, where she makes chutney, with her American husband, played by Akemnji Ndifornyen (who doesn’t say much but, close to the end, has the film’s most striking speech).
I saw it the other night and came out of the cinema having been charmed to bits by the whole thing but particularly struck by a scene in which the spectre of the duo’s former romantic engagement is evoked, summoning a sudden irruption of old artistic jealousies and resentments, all unresolved. It reminded me of so many music business stories. And the songs we hear, written by Basden, are very precisely not-quite-good-enough, making you understand how, in a different era, the duo could have enjoyed a brief, perhaps almost accidental popularity without managing to turn it into anything more substantial.
Apparently the film, directed by James Griffiths, cost just over a million and a half dollars to make. There should be many more like it: modest in scope and scale, formally unadventurous but intellligent, witty and well made, and aimed at no particular niche. Go and see it; you won’t be wasting your time.
Martina Weber
Die „Montag kommen die Fenster“-DVD hakte auf vier DVD-Spielern, so dass die letzten 13 Minuten nicht abgespielt werden konnten. Ist lange her, dass ich den Film zuletzt gesehen habe. Ulrich Kriest, ein ehemaliger Manafonista, hat eine wundervolle Rezension auf Filmdienst.de geschrieben:
https://www.filmdienst.de/film/details/527505/montag-kommen-die-fenster#filmkritik
flowworker
Sehr schönes Herbstprogramm in deinem Home Cinema, Martina! Ich bin ja auch nicht auf aktuelle Filmbegleitung gepolt, aber gehe gerne ab und zu ins Kino, und in letzter Zeit wieder öfter, wenn mich ein neuer Film anlokt. Am Ende des Jahres lese ich die Kurzkritiken der besten Filme des Jahres in UNCUT und THE GUARDIAN, und daraus bastle ich mir ein schönes HOME FESTIVAL zwischen den Jahren.
Bei manchen Filmen weiss ich, das ich sie lieben werde, wie bei meinigen obigen Top 2. Bei anderen hoffe ich es. Das ist dann die Zeit für besondere Entdeckungen.
Und auch ich mag es, in alten bekannten oder alten unbekannten Filmen fündig zu werden. Wie zuletzt bei diesem auf youtube entdeckten Film I KNOW WHERE I’M GOING, einmal mehr eine Tragikomödie, wie THE BALLAD OF WALLIS ISLAND, und, wie selbiger, auf einer englischen Insel spielend.
Und Vorsicht ist geboten, vor denen, die diesen Film als netten feel good movie abtun. Posh / highbrow reviews nenne ich solche Besprechungen.
Eine grössere emotionale Wirkung als die Wallis Island Ballade hat kaum ein anderer Film auf mich gehabt in diesem Jahr, deshalb schaue ich ihn gleich in meinem Sonntagskino noch mal an (ich habe den Film bei amazon für 3.99 geliehen und kann ihn also nut innerhalb von 48 Std gucken, auch öfter, dann ist er weg.)