Die Gesänge einer Laute
„Jeder, der Davy Graham oder Sandy Bull mag, wird daran große Freude haben.“ Das merkt Richard Williams an zu der „Music for archlute and chitarrone“, solo vorgetragen von Rolf Lislevand auf seiner neuen Cd „Libro primo“. Obwohl die „liner notes“ der Historie und den Geschichten dieser Lautenmusik des 16. und 17. Jahrhunderts ausführlich nachgehen, ist ein kleiner „Crashkurs“ in Sachen Lautenmusik gar nicht erforderlich, um sich in dieser Musik zu verlieren. In einer alten, zu einem Studio umgebauten Scheune im Süden Norwegens, ringsum nur Wald, entstand diese fliessende, in-sich-versunkene Musik. Der Trick beim Hören besteht darin, über die flüchtige Wahrnehmung hinauszugelangen, dass diese alten Stücke doch sehr ähnlich klängen. Es gibt den Kipppunkt des Lauschens, an dem einem die immense Vielfalt bewusst wird, der Zauber im Detail, die emotionale Leichtigkeit und Tiefe all dieser Lieder ohne Worte. Kaum ein Song in diesen Wechselspielen von Erzlaute und Chitarrone überschreitet die klassische Kürze einer guten alten Pop-Single: alles erscheint so transparent wie klar umrissen, und schon damals war es eine Kunst, blossen Zierat zu verbannen und strenges Regelwerk auszuhebeln. Es gibt weitere zwei imaginäre Freunde von „Libro primo“, die mir auf Anhieb einfallen: Bert Jansch und John Renbourne!
Ein Kommentar
Olaf Westfeld
Bert and John = super!
Herr Lislevand wird notiert…