Die Sprache der Dämmerung

„Das eindrucksvolle Coverbild – die verlassene, vor einem funkelnden Sternhimmel beleuchtete Schaukel – stellt eine fesselnde visuelle Metapher für die Musik auf Close dar. „Musik ist eine Sprache der Dämmerung“, bestätigt Steve Tibbetts. „Die Aufgabe besteht darin, Schatten in Klang zu übersetzen.“ Auf seinem elften ECM-Album setzt der Gitarrist aus Minnesota dieses Streben fort und entwickelt geduldig seine sehnsuchtsvollen improvisierten Melodien über vielschichtige Loops und Drones mit dunkler Percussion. Auch wenn die verwendeten Klangfarben – u.a. von der verzerrten E-Gitarre und einer hellen 12-saitigen Akustikgitarre erzeugt – diese Musik „westlich“ klingen lassen, deutet ihre subtile, fast hypnotische Entfaltung „östliche“ Affinitäten an. „Ich strebe immer noch nach dem bewegenden Klang von Sultan Khan“, sagt Tibbetts und meint damit jenen verstorbenen indischen Sarangi-Meister, dessen Spiel seit langem zu seinen wichtigsten Einflüssen zählt.“
(press info, ECM, VÖ: 17.10.)
15 Kommentare
Martina Weber
Und wer unsere Blogs gelesen hat, kann auch die Andeutung aus deiner Überschrift mit dem Cover von Steve Tibbetts´ neuem Album in Verbindung bringen 🙂
Michael Engelbrecht
@ Martina: da habe ich tatsächlich meine Einführung rausgenommen, weshalb deine Antwort keinen Anker mehr hat:)
Nehme ich später raus, die comments. Das Intro habe ich gelöscht.
Michael Engelbrecht
Das Foto finde ich richtig gut.
Mal sehen, ob ich rausfinde, wer der Hippie draussen mit den langen Haaren ist.
Robert Plant von Led Zeppelin?! 😂
Martina Weber
Mein comment hat schon noch seinen Anker. Der Bezug ist eine von dir oft zitierte Passage aus Gaston Bachelards „Poetik des Raumes“. Und in deinem Text stellt die Schaukel auf dem Cover von „Close“ als Symbol der Kindheit den Bezug her. Ich könnte das Zitat noch raussuchen, ich habe es angestrichen, aber erst im Lauf des Tages.
Und das Foto ist fantastisch.
flowworker
Yep!
Martina Weber
„Das früheste und für die Traumgehalte entscheidende Haus muß seine Dämmerung behalten.“ Gaston Bachelard: Poetik des Raumes. Aus dem Französischen von Kurt Leonhard. Fischer Taschenbuch Verlag, 6. Auflage 2001, S. 39.
Michael Engelbrecht
Ha, ich hatte meinen alten Lieblingssatz , dass die Häuser der Kindheit ihre Dämmerung behalten mögen, gar nicht im Kopf bei meinem Text, aber unbewusst war er sicher präsent!
Martina Weber
– und ich dachte, dieser Lieblingssatz sei bewusst präsent und etwas verklausuliert worden.
Michael Engelbrecht
Nein. War ganz und gar unbewusst.
In diesem Momeht ist die erste Fassung meiner CLOSE Besprechung fertig geworden. Vielleicht ist es schon die letzte.
Ein Text weiter oben😉.
Vorhin sprach ich mit Olaf, ich sagte ihm: die zwei letzten und „sehr besonderen“ OTÖNE von Steve Tibbetts zu CLOSE würde ich für das Porträt im Deutschlandfunk aufbewahren. Aber warum. Jetzt habe ich sie gerade gepostet. Sie runden meine review ab. Die ist auf englisch, weil ich die ganze Zeit „englisch“ gedacht habe.
Martina Weber
Nach deinem ersten Kommentar hier wurde mir auch klar, dass dein Bezug zu Gaston Bachelard unbewusst sein musste.
Die Zitate von Steve Tibbetts sind, jedes für sich, sehr berührend.
flowworker
Das, was Steve T in den zwei Aussagen erzählt, ist der Subtext von vielem, was ins Innere der Musik von Close führt.
Martina Weber
So kommt es auch rüber. Den Subtext der eigenen Kunst immer wieder zu finden, ist ja ganz entscheidend, um weiter kreativ zu sein.
Michael Engelbrecht
Klar. Allerdings spielt hier noch was Anderes rein, und das hat Steve in den Klanghorizonten erzählt.
Musik als mind to mind experience. Dieses Album hätte mich sehr wahrscheinlich genauso gepackt, wenn ich nichts von ihm gewusst hätte. Oder von mutmasslichen Hintergr0nden.
Die Musik packt mich unmittelbar, ohne dass ich irgendwelche Zusammenhänge aufdröseln muss. Un-mittel-bare Wucht.
Das ist was anderes als bei den Swifties von Taylor Swift😂
Denk an Platten, die dich auf Anhieb umgehauen haben, und du hattest keine Ahnung warum!
Die zwei obigen Otöne sind, glaube ich das perfekte Ende für die Porträt Sendung im Januar.
Und eröffnen einigen Hörern vielleicht einen Zugang zu der Musik, die ja vielen auch sehr seltsam oder befremdlich erscheinen kann.
Colin Buttimer
Quote from a long text
Natural Causes
Steve Tibbetts‘ oeuvre is criminally undersung, There’s barely a handful of images of him to be found on Google. For its openness to distant horizons, its exploration of studio technology’s imaginative potential, its instrumental facility and sheer beauty, Tibbetts‘ music deserves much wider recognition.
Where beauty and silence quickly became central elements of the music after the first two albums‘ youthful exuberance, passages of anger and darkness have gradually cast shadows over the later music, while a sombre sense of the passage of time and ultimately of mortality suffuses Natural Causes.
We swim in oceans of music. Many musicians and listeners move in ever smaller circles, swim in a straight line or disappear over the horizon never to be heard from again. A small number master the currents, learn the influence of the moon, tides and storms. Steve Tibbetts is one of the few.
Olaf Westfeld
Ja, berührende Zitate von Herrn Tibbetts.
Und das mit der Dämmerung passt noch besser auf das Albumcover, als auf dieses vielschichtige Foto…