Pino Palladino und Blake Mills in Leipzig

Mein erster Besuch bei den Leipziger Jazztagen hätte kaum angenehmer sein können. Zunächst einmal möchte ich hervorheben, wie wunderschön das UT Connewitz ist, in dem die Veranstaltung stattgefunden hat.
Es ist ein ganz kleiner, etwas abgeschabter Raum, der bei mir sofort Erinnerungen an das Moka Efti aus Babylon Berlin geweckt hat. Da hätte deren Tanzmarathon in jedem Fall auch gut hineingepasst.
Das Konzert von Pino Palladino und Blake Mills war mir auch eine große Freude. Es ist einfach etwas Wunderbares, so passionierten Musikern bei dem zuzusehen, was ihnen das Wichtigste zu sein scheint.
Mir hat besonders gefallen mit welcher Ausdauer und Hingabe Pino mit dem Kopf wippt, wenn er Bass spielt. Außerdem sieht das bei ihm wirklich ausgesprochen leicht aus. Er trug dabei auch Sonnenbrille und Schirmmütze – sehen muss er sicher nicht, was er spielt. Alle Musiker hatten eine große Leichtigkeit in ihrem Spiel, und der ganze Abend war so ziemlich das Gegenteil von manieriert. Das hat mir sehr zugesagt.
Es waren tatsächlich sehr jazzige Stücke, vor allem am Anfang, die sie gespielt haben. Von den beiden Alben, habe ich gar nicht so viele erkannt. Womöglich haben sie diese auch noch etwas abgewandelt. Es hatte sehr den Charakter einer Jamsession, was schön war. Außerdem haben sie auch nur fast instrumentale Stücke gespielt. Blake Mills hatte nur zwei-, dreimal etwas wortlosen Gesang hinzugefügt.
Ein besonders witziger Moment war, wie Blake Mills einen Schluck Wasser nahm und der Perkussionist das dann sehr echt vertont hat, woraufhin auch alle anderen dem gleichkamen, wieder mit Vertonung durch den Drummer!
erlebt und geschrieben von Ella Edelmann
8 Kommentare
Michael Engelbrecht
Gerne mehr!🪘😉
flowworker
Vom den beiden Alben des Duos kenne ich richtig gut nir das erste, das ich sehr mag, und mit dem ich vor ein paar Jahren eine fünfstündige Radionacht begann. HIER die Playlist, Ella, und die dritte Stunde sogar zum Nachhören🥁
flowworker
Und da im jener Radionacht auch Joshua Abrahms einen magischen OTON lieferte, empfehle ich wärmstens hier noch mal die Musik seiner Natural Informatiom Socety! HIER der OTON!
flowworker
Und damals in meinen JazzFacts las sich das so, zu Pinos und Blakes Debut:
Wenn ein vielgefragter Studiobassist, ein „musician’s musician“, ein Allrounder zwischen Soul, Pop, Hip-Hop und Fusion, im vierundsechszigsten Lebensjahr erstmals ein Album unter eigenem Namen veröffentlicht, darf man gespannt sein.
Über ein Jahr, anscheinend mit aller Zeit der Welt, bastelten Pino Palladino und der Produzent Blake Mills an dem Album „Notes with Attachments“. Das Resultat: eine Achterbahnfahrt, die an allen Ecken und Enden Haken schlägt und Horizonte öffnet. Was für eine Detailfülle, in halluzinierten Halbwelten zwischen Funk, AfroBeat, Soul und Ambient Music!
Wer ein munteres Potpourri exotischer Atmosphären erwartet, die grosse Show des Mr. Palladino, irrt: die Schnittarbeit am digitalen Mischpult befördert alles Überflüssige ins Abseits. Hochaktiv im Klanglabor: zwei Trommler, drei Saxofonisten, sowie „old-school“-Organist Larry Goldings.
Pino Palladino und Blake Mills gelingt ein Zusammenfall der Gegensätze: kleinteilige, hochkomplexe Kompositionen vs. maximale Entspanntheit. Mit dem Stück „Ecouté“ klingen die JazzFacts mit Neuem von der improvisierten Musik aus – am Mikrofon bedankt sich Michael Engelbrecht für ihre Aufmerksamkeit.
Übrigens: zu „Notes with Attachments“ schrieb mir Nik Bärtsch folgende Notiz, mit der Abwandlung eines berühmten Kunstwortes aus dem Film „Mary Poppins“:
„Ein wunderbares, so nonchalantes wie präzises und kreatives Album. Phrasierung und essentielle Ingredienzien von Musik wie Pick-Ups, ghost notes und Add-libs, Space und Umspielungen werden zur Hauptsache erklärt. Super Funky Cali Fragy Sexy!
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Pino Palladino and Blake Mills: Ekouté , aus Notes with Attachments
Martina Weber
Ella, hattest du den Eindruck, dass die Idee zur Aufnahme des Geräusches des Wasser-Schluckens spontan entstand oder dass es geplant war? Ich kenne diese Aufnahmegeräte (auf dem Foto rechts vorne im Bild) und wie man mit ihnen arbeiten kann vom Zuhören. Sehr faszinierend.
Ella
Hallo Martina,
es schien mir nicht geplant. Die Musiker waren selbst amüsiert-überrascht. Es war ein schöner Moment spontaner Komik.
Martina Weber
Umso intensiver! Klasse. Würde mich auch freuen, wenn du mal wieder etwas auf flowworker schreibst.
Olaf Westfeld
Mich auch;)
Ich habe Pino Palladino mit D’Angelo gesehen. Auch da ist bei mir sein Kopfnicken – bei ansonsten stoischer Ruhe – hängen geblieben.
(Wollt eigentlich auch etwas zu D’Angelo schreiben – einer der größten Musiker der letzten 30 Jahre ist diese Woche gestorben – RIP)