Die besten Alben der Siebziger Jahre in den Ohren von Norbert Ennen

„Der Clou solcher Listen ist, das dass sie Landkarten gelebten Lebens ausbreiten, und jedes einzelne Album eine Geschichte erzählt, und manchmal zwei. In solchen Listen tauchen diese privaten Stories nicht auf, dabei sind diese so existenziell wie die Schallplatten selbst. Üblicherweise nennt man das auch den „Soundtrack unseres Lebens.“ (M.E.)

Norberts erste Liste

Television – Marquee Moon / Wire – Pink Flag / Wire – Chairs Missing / Wire – 154 / Talking Heads – Fear Of Music / John Cale – Paris 1919 / Devo – Are We Not Men / Specials – Specials /Sex Pistols – Never Mind The Bolocks / Slits – Cut / Pere Ubu – The Modern Dance / Kraftwerk – Die Mensch Maschine / Kraftwerk – Autobahn / Suicide – Suicide / Joy Division – Unknon Pleasures / David Bowie – Station To Station / David Bowie – Low / David Bowie – Heroes / Brian Eno – Another Green World / Brian Eno – Before And After Science / Steve Wonder – Innervisions

Norbert (Jahrgang 1960) hat mir (Jahrgang 1955) eine Doppelliste gesendet mit seinen Lieblingsalben jenes wilden Jahrzehnts. Die erste Liste umfasst die 20 Alben, die er damals, in der Zeit, von der hier die Rede ist, über alles liebte, die zweite Liste enthält jene 20 Alben, die er erst im nachhinein entdeckte, und die ihren Status für die einsame Insel erst mit Verzögerung erlangten. „Ich war ja noch kein Oberchecker wie du“, bemerkt er in Anspielung an unsren Altersunterschied von fünf Jahren, und tatsächlich fallen fünf Jahre „musiksozialisationstechnisch“ ins Gewicht (Leute, die auf Elvis standen, waren für ich schon „Die Alten“, genauso wie Frank Sinatra-Fans): ich würde nur eine einzige Liste präsentieren, denn ich war damals schon so verrückt nach Musik, dass mir wenig entging, und im perfekten Alter für Prägungen des musikalischen Geschmacks. Natürlich studierte ich seine Liste mit grossem Interesse, und konnte rasch Gemeinsamkeiten und Unterschiede ausfindig machen.

Norberts zweite Liste

Can – Ege Bamyasi / Curtis Mayfleld – Curtis / Neu – Neu / Judee Sill – Judee Sill / Annette Peacock – I’m The One / Gil Scott Heron – Pieces Of  A Man / Joni Mitchell – Blue / Funkadelic – Maggot Brain / Dadawah – Peace And Love / Linda Perhacs – Parrallelograms / Cluster – Zuckerzeit / Miles Davis – On The Corner / Upsetters – 14 Backboard Jungle Dub / Nick Drake – Pink Moon / Steve Reich – Music For 18 Musicians / Stooges – Fun House / Alice Coltrane – Journey To Satchinanda / Neil Young – On The Beach / Pharoah Sanders – Deaf Dumb Blind / Herbie Hancock – Sextant

Kein Jahrzehnt hat mich so beeinflusst wie die Siebziger Jahre, und jede meiner Listen würde wohl überquellen, ichn mache hier nur den Go-Between für Norbert. Vielleicht eins noch: eine Differenz zwischen uns auf den ersten Blick: in seinen zwei Zwanziger-Listen gab es nur eine ECM-Platte, Steve Reichs „Music For 18 Musicans“ von Steve Reich. Würde ich eine Liste posten (und es wäre eine TOP 40-Liste ohne Ranking), wären etliche ECM-Alben dabei, aber nicht diese zugegeben tolle Scheibe von Steve Reich. Es war ein Jahrzehnt des Überflusses an Magie, und in der Parade absoluter persönlicher Favoriten wären diese ECM-Alben wohl dabei – ich nenne nur die Titel: Sart, Ruta and Daitya, Bremen / Lausanne, The Köln Concert, Solstice, Open To Love, Yellow Fields, The Following Morning, What Comes After (oder doch Odyssey), Diary, Whenever I Seem To Be Far Away, Danca des Cabecas, Nan Madol, The Survivors Suite, Return To Forever, und Witchi-Tai-To. Those were the years, my friend.

8 Kommentare

  • Olaf Westfeld

    Altersbedingt konnte ich mir die 70er nur rückwärts erschließen… aber wenn ich die schöne Liste sehe merke ich wieder, dass ich mal ein Album von Wire mitnehmen könnte, wenn ich die im Laden mal rumstehen sehe – ich glaube, die würden mir sehr gefallen.

  • flowworker

    Die drei Wire Alben sind überragend. Das erste ist das einzige Punk Album, das mir etwas bedeutete. Fakt! (m.e.)

  • Michael Engelbrecht

    Ich bin nochmal über deine Doppelliste gegangen. Fast alle Titel triggern flashbacks to times long gone but still lingering, und wenn ich mir den Spass einer Liste machen würde über die 70’s, müssten es doch eine Top 50 werden, und anfangen würde ich mit standalones, Platten, die nicht gleich fünf andere nach sich ziehen, sondern wie Solitäre in der Landchaft meiner Musik standen, zB Bo Hanssons Lord of the Rings und Soft Maxhines Third. und van Morrisons Veedon Fleece. Dann kämen die Impulse Jazz Alben, dann die Enos und seine Tangenten von Hassell bis Lanois, dann die ECMs, dann die personal classic songwriter albums, dann die New Wave alltimers, dann die Fusion Music. Dann die Krauts. Und dann, das was dann noch vom Baum fällt.

    Beispiel einer Assoziationskette: das einzige Punk album das ich liebte und die New Wave Bests of my life: Wire: Pink Flag, Chairs Missing und 154 / Talking Heads: More Songs about Buildings and Food und Fear of Music (und, wenn das musikalisch auch woanders hinging, Remain In LIght (hoppla, letztere könnte von 1980 sein). Television marquee moon…. think think…

    Interessant: zu Bob Dylan kam ich durch ein Album, das viele weit hinten anordnen, und bei mir nach wie vor mein liebstes ist: Desire.

  • Olaf Westfeld

    More Songs – 1978
    Fear Of Music – 1979
    Remain in Light – 1980
    @Michael: deine Top50 würde ich jetzt auch gerne lesen;-)

  • flowworker

    Comes a time, Olaf!

    Neil Youngs Album gleichen Namens käme sicher in meine Top 50 oder 60, es ist ein unfassbar wundervolles Album trotz des einen nicht so dollen Liedes von der Motorcycle Mama. Von Neil Young wären vier dabei🌠, schätze ich, Norbert On The Beach natürlich auch! Bleiben nur noch, in meinen Ohren, Tonights The Night, und After The Goldrush (one of the first ten records that changed my life).

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