Ich sah sie Ende der 1990er im Theaterhaus in Stuttgart. Es war sehr berührend, wie sehr das Publikum sie liebte – und wie gerührt sie wiederum davon war. Damals war sie auf der Tour zu ihrem ersten Alterswerk-Album „Vagabond Ways“, eine ganz fantastische Songsammlung, die ich erst letztens in einer neuen Edition mit sechs Bonus-Tracks gekauft habe. Großartig Rogers Waters‘ damals unveröffenlichte Komposition „Incarceration of a Flower Child“, der auch mitspielt, und das abschließende „After the Ceasefire“ mit Daniel Lanois. Auf dem Album wirken auch Brian Blade und Emmylou Harris mit.
Ich habe viele weitere Lieblingsalben in ihrem vielseitigen und vielschichtigen Werk. Das letzte reguläre Album, „Negative Capability“, ist eines ihrer besten, auf einem Niveau mit dem Spätwerk anderer großer „Überlebender“ der 1960er wie z.B. Johnny Cash. Das ideale Album für den heutigen Abend.
„Before the Poison“, auf dem die Songs in Zusammenarbeit mit u.a. PJ Harvey und Nick Cave entstanden, ist ebenfalls grandios.
„Blazing Away“ ist seit den 90ern eines meiner allerliebsten Livealben, das auch einen Platz unter meinen 1990er-Favoriten verdient hat. Phänomenale Scheibe, eine Autobiografie.
„As Tears go by“ nahm sie nach den Sechzigern 1987 ein zweites Mal im Studio, mit reiferer Stimme für das Album „Strange Weather“ auf, eine Zusammenarbeit mir Hal Willner und Bill Frisell als Hauptmusiker auf allen Songs. Auf dem letzten Songalbum „Negative Capability“ dann ein drittes Mal, u.a. mit Warren Ellis und Rob Ellis. Alle drei Studio-/Albumversionen haben was für sich uns reflektieren verschiedene Lebensphasen.
Toll auch: „A Secret Life“, ein Album, das von Angelo Badalementi komponiert, produziert und orchestriert wurde.
Mein letzter Kauf war „Songs of Innocence and Experience“, eine Werkschau von 1965 bis 1995; ich habe die Doppel-LP und die Doppel-CD gekauft (da auf der CD-Ausgabe bald doppelt so viele Lieder drauf sind). Eine tolle Mischung aus Frühwerk, Raritäten, Hits und Alternativversionen.
Diese Woche wurde Robert Wyatt 80, ertaunlich bei seiner Vita.
Die alten Meisterinnen und Meister treten so langsam ab, einer nach dem anderen.
Leider habe ich Marianne F nie getroffen, ihr letztes grosses Album war Negative Capability, das es geschafft hat, mich unendlich tief zu bewegen. (m.e,)
Seit ich 14 war, begleitet mich diese schöne Frau mit der besonderen Stimme. Ich habe sie live im Konzertsaal in Düsseldorf gesehen. Da musste sie schon sitzen, war aber bestens gelaunt. Ich habe ihre sozialen Kontakte bewundert. Ohne die Hilfe von großen Musikern hätte sie musikalisch nicht überlebt. Mit Van Morrison als ihr Nachbar hatte sie immer getuned. Ja jetzt Zeitreisen wir nicht mehr so unbeschwert. Die Lücken unserer Ikonen werden größer. Trotzdem ist die damalige Zeit ein solch unglaublich großer Lebensfreudeschatz, den ich der heutigen Jugend gerne auch wünschen würde. Magie ist nicht übertragbar. Ich bin sehr froh, dass ich diese hightime musicquality Ära voll erleben durfte. Marianne Faithful gefiel mir übrigens auch sehr als Filmschauspielerin.
3 Kommentare
Ingo J. Biermann
Ich sah sie Ende der 1990er im Theaterhaus in Stuttgart. Es war sehr berührend, wie sehr das Publikum sie liebte – und wie gerührt sie wiederum davon war. Damals war sie auf der Tour zu ihrem ersten Alterswerk-Album „Vagabond Ways“, eine ganz fantastische Songsammlung, die ich erst letztens in einer neuen Edition mit sechs Bonus-Tracks gekauft habe. Großartig Rogers Waters‘ damals unveröffenlichte Komposition „Incarceration of a Flower Child“, der auch mitspielt, und das abschließende „After the Ceasefire“ mit Daniel Lanois. Auf dem Album wirken auch Brian Blade und Emmylou Harris mit.
Ich habe viele weitere Lieblingsalben in ihrem vielseitigen und vielschichtigen Werk. Das letzte reguläre Album, „Negative Capability“, ist eines ihrer besten, auf einem Niveau mit dem Spätwerk anderer großer „Überlebender“ der 1960er wie z.B. Johnny Cash. Das ideale Album für den heutigen Abend.
„Before the Poison“, auf dem die Songs in Zusammenarbeit mit u.a. PJ Harvey und Nick Cave entstanden, ist ebenfalls grandios.
„Blazing Away“ ist seit den 90ern eines meiner allerliebsten Livealben, das auch einen Platz unter meinen 1990er-Favoriten verdient hat. Phänomenale Scheibe, eine Autobiografie.
„As Tears go by“ nahm sie nach den Sechzigern 1987 ein zweites Mal im Studio, mit reiferer Stimme für das Album „Strange Weather“ auf, eine Zusammenarbeit mir Hal Willner und Bill Frisell als Hauptmusiker auf allen Songs. Auf dem letzten Songalbum „Negative Capability“ dann ein drittes Mal, u.a. mit Warren Ellis und Rob Ellis. Alle drei Studio-/Albumversionen haben was für sich uns reflektieren verschiedene Lebensphasen.
Toll auch: „A Secret Life“, ein Album, das von Angelo Badalementi komponiert, produziert und orchestriert wurde.
Mein letzter Kauf war „Songs of Innocence and Experience“, eine Werkschau von 1965 bis 1995; ich habe die Doppel-LP und die Doppel-CD gekauft (da auf der CD-Ausgabe bald doppelt so viele Lieder drauf sind). Eine tolle Mischung aus Frühwerk, Raritäten, Hits und Alternativversionen.
Michael Engelbrecht
Sehr berührend, die Bildergalerie zu sehen.
Diese Woche wurde Robert Wyatt 80, ertaunlich bei seiner Vita.
Die alten Meisterinnen und Meister treten so langsam ab, einer nach dem anderen.
Leider habe ich Marianne F nie getroffen, ihr letztes grosses Album war Negative Capability, das es geschafft hat, mich unendlich tief zu bewegen. (m.e,)
Lajla
Seit ich 14 war, begleitet mich diese schöne Frau mit der besonderen Stimme. Ich habe sie live im Konzertsaal in Düsseldorf gesehen. Da musste sie schon sitzen, war aber bestens gelaunt. Ich habe ihre sozialen Kontakte bewundert. Ohne die Hilfe von großen Musikern hätte sie musikalisch nicht überlebt. Mit Van Morrison als ihr Nachbar hatte sie immer getuned. Ja jetzt Zeitreisen wir nicht mehr so unbeschwert. Die Lücken unserer Ikonen werden größer. Trotzdem ist die damalige Zeit ein solch unglaublich großer Lebensfreudeschatz, den ich der heutigen Jugend gerne auch wünschen würde. Magie ist nicht übertragbar. Ich bin sehr froh, dass ich diese hightime musicquality Ära voll erleben durfte. Marianne Faithful gefiel mir übrigens auch sehr als Filmschauspielerin.