Erik Honoré‘s dark ride (1)

The Bone Setter 
Erik Honoré: live sampling, samples, synthesizer 
Sidsel Endresen: voice 
Jan Bang: live sampling 
Kirke Karja: piano samples 
Eivind Aarset: guitar and electronics 
Text from ”Early Care Of Gunshot Wounds” (US Surgeon General’s Office), read by Mary Ann Spiegel 

In einer Station der Métro. Die Erscheinung dieser Gesichter in der Menge. Blüten auf einem nassen schwarzen Stamm.“ So ungefähr lässt sich der berühmte Dreizeiler von Ezra Pound ins Deutsche übersetzen, der mir nach den Lyrikinterpretation meines Lehrers Dr. Egon Werlich, unlängst neu begegnete, in der Verarbeitung von Erik Honoré, auf seinem dritten Soloalbum „Triage“. Folgendes erzählte er mir dazu (aber ich werde noch eine Geschichte anzufügen haben, die, so hoffe ich, deutlich machen wird, wieso „Triage“ zu meinen fünf Alben des Jahres 2024 zählen wird, neben denen von Beth Gibbons, Shabaka, Fred Hersch, und vielleicht Eric Chenaux) …

Prague 
Erik Honoré: samples, live sampling, synthesizer 
Nils Petter Molvær: trumpet 
Bjørn Charles Dreyer: guitar 
Mats Eilertsen: double bass samples 
Ingar Zach: percussion samples 
Honoré/Molvær recorded live in Prague by Johnny Skalleberg 

„Ich betrachte „Triage“ als dritten Teil einer losen Trilogie, die mit den Alben  „Heliographs“  und  „Unrest“ begann. Dieses dritte Album befasst sich mit Themen, die ich schon zuvor erforscht habe. Für mich ist diese Arbeit eine Reise durch dunkle Zeiten, durch Erfahrungen, Atmosphären und Stimmungen in turbulenten Jahren von politischem, sozialem, und persönlichem Aufruhr.  Ich denke, das Album ist ein Versuch, verschiedene Themen  miteinander zu verweben, bestimmte Muster zu erkennen, und das Drängende vom Weniger Drängenden zu trennen.

Hope Is The Thing With Feathers  
Erik Honoré: samples, live sampling, synthesizer, synth bass 
David Toop: flutes, flute samples 
Jan Bang: live sampling 
Eivind Aarset: guitar and electronics 
Mats Eilertsen: double bass 
Anders Engen: drums 
Sidsel Endresen: voice samples 
Basic tracks recorded live at Punkt 2017 by Sven Persson 
Text by Emily Dickinson, read by Maryan Karwan 

Das genau ist ja auch die Bedeutung des Wortes „Triage“, dass man hochproblematischen  Dingen gegenüber weniger wichtigen den Vorrang geben muss, vor allem im Angesicht von Chaos. Und dieser thematische Fokus auf Dringlichkeit und Entscheidungsfindung unter schwierigen Umständen… ich denke, das bildet das Rückgrat des Albums, neben der Art und Weise, wie ich die Texte ausgewählt habe.

Ich habe Literatur als Ausgangspunkt für die Kompositionen von „Triage“ gewählt. Einige dieser Texte sind als Spoken-Word-Passagen auf dem Album geblieben, während andere verschwunden sind, nachdem sie als Inspiration und Auslöser für die Musik gedient hatten. Ezra Pounds Gedicht „In A Station Of The Metro“ ist faszinierend, genauso wie sein Werk und sein turbulentes Leben sind, auch wenn seine Politik später eine schreckliche Wendung zum italienischen Faschismus genommen hat. 

In A Station Of The Metro 
Erik Honoré: live sampling, synthesizer, field recordings 
Sidsel Endresen: voice 
Arve Henriksen: trumpet 
Jan Bang: live sampling 
Kirke Karja: piano samples 
Text by Ezra Pound, read by Tim Nelson 

Das Gedicht „In a station of the metro“ ist ein dreizeiliges Meisterwerk, das mir ein perfekter Ausgangspunkt für ein Stück zu sein schien, das eine Vielzahl von scheinbar unverbundenen musikalischen Elementen integriert. Pounds Gedicht fängt die flüchtigen, ephemeren Momente menschlicher Verbundenheit in der belebten städtischen Umgebung einer Pariser Metrostation ein. 

Auch wenn das Stück keine tatsächlichen Samples aus einer Metrostation enthält, hoffe ich, dass es dennoch die Atmosphäre eines solchen Ortes vermittelt. Die Klanglandschaft ist so aufgebaut, dass sie das mannigfaltige Gefühl der Metro widerspiegelt, diese Mischung aus Chaos und Ordnung, Bewegung und Stille – und das wird nicht zuletzt durch den Einsatz von Sidsel Endresens Stimme und Arve Henriksens Trompete erreicht. 

Beide, Sidsel und Arve, wurden ursprünglich in ganz anderen Zusammenhängen gesampelt, aber diese Fundstücke wurden nun als zentrale Elemente der Komposition verwendet. So entsteht eine eigne Atmosphäre durch die Verflechtung ganz verschiedener Ebenen, was vielleicht die Art und Weise widerspiegelt, in der Ezra Pounds Gedicht das Alltägliche und das Tiefgründige einander gegenüberstellt.

(Fortsetzung folgt / To be continued in a silent hour, in Matala, incl. the English translation)


2 Kommentare

  • flowworker

    Earlier post, translated:

    How often I thought of Ezra Pound’s poem when I travelled the Underground in London (though the poet was thinking of Paris), towards Epping Forest, Picadilly Circus or Angel Station. The two lines under the heading: ‘The apparition of these faces in the crowd: / Petals on a wet, black bough.’ Sometimes, when my gaze went blank, or when I tried to read other people’s faces in a matter of seconds, this idea of perceiving these tubes of underground spaces as cold, wet tree trunks floated along. Then I uttered the lines quietly, like that other mantra in London underground tunnels: Mind the gap, mind the gap, mind the gap. Could turn into a song.

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