Was Thomas Köner anno 1998 hörte
Das waren besondere Jahre, als Thomas in meiner Nachbarschaft wohnte, und all diese besonderen, anfangs aus Gong-Samples entstandenen, Werke schuf, mit Namen wie „Teimo“ und „Permafrost“, die Brian Eno und Holger Czukay faszinierten, als ich sie ihmen schickte. Zwischendurch machte er mich auf Alben aufmerksam, die er selbst sehr gerne hörte, weil ihr Sound so wunderbar war, die Produktion, der Ausdruck, der enorm klar im Raum stehende Gesang, was immer. Dass die erste Cd von Gas dazu gehörte, aus dem Hause des Labels Basic Channel, kein Wunder, hatte Thomas selber doch auch zu diesem pulsierenden Elektro-Terrain seinen Beitrag geleistet mit „Porter Ricks“. Aber überraschender waren da schon die Alben „Sutras“ von Donovan, und „Moon Safari“ von Air. So überraschend aber auch nicht, wenn man sich einmal auf sie einliess. Donovan-Songs sangen wir schon auf dem Schulhof der Brüder-Grimm-Schule, die Refrains zumindest, von „Sunshine Superman“, „Mellow Yellow“, und sowieso die befreiende Passage nach all den wunderlichen „spoken words“, von „Atlantis“.
2 Kommentare
Michael Engelbrecht
Anlass der Erinnerung:
French band Air’s 1998 debut album, Moon Safari, will be reissued for its 25th anniversary (somewhat belatedly) as a 2CD+blu-ray set. The second CD features a selection of 11 rarities, some of which are previously unreleased.
The really exciting element is the blu-ray which includes a Dolby Atmos Mix of Moon Safari, a 192/24 stereo mix, and three promo videos alongside the 1998 documentary film Eating, Sleeping, Waiting & Playing by director Mike Mills. This film follows band members Nicolas Godin and Jean-Benoît Dunckel during their first ever tour stops in New York, London, and Paris.
Michael Engelbrecht
Ein alter Mana Text:
Thomas Köner wohnte über Jahre in meiner Nähe, einen Ortsteil weiter, im Kreuzviertel. Er war der erste und wohl auch letzte (Wahl)-Dortmunder, den ich in den Klanghorizonten spielte. Thomas Köners Ambient-Platten (Teimo, Permafrost, Nuuk etc.) sind kleine Meisterstücke, eine Variante von „Ambient“ und „Arctic Noir“, die auch Brian Eno (er schickte mir einen Brief dazu, in dem er von Grenzzonen zwischen Schlaf- und Wachzustand berichtete), Holger Czukay und Deathprod (alias Helge Sten) in den Neunzigern beeindruckten. Das raumgreifende Opus „Morals and Dogma“ des Norwegers aus dem Jahre 2004 (jüngst wieder aufgetaucht) war fraglos inspiriert von Thomas Köner – und Porter Ricks.
„Deepness“ hiess das Zauberwort. Unglaublich fein gearbeitete Sounds, die Thomas von Gongklängen samplete und dann einem Verwandlungsprozess unterzog, nach welchem kein Mensch mehr „Gongs“ mit dem Klang der Musik assoziieren würde. Es gab keine Beats, die Musik lockte immer tiefer in sich hinein, monochromatisch und Schicht für Schicht. Engländer nennen so etwas trefflich „an immersive experience“. Dass die Reise weiter geht, ganz andere Zonen noch erschliesst, beweisen die jüngsten Soloalben Thomas Köners auf den Labels Touch („Novaya Zemlya“) und Denovali. Auf der feingesponnenen Kammerelektronik von „Tiento de la Luz“ (2015) hört man ein, zwei ferne feine Anklänge an Enos Ambient-Werk „The Shutov Assembly“ heraus. Hinzu kam auch, schon eine Weile her, eine Arbeit mit dem Klangkünstler Asmus Tietchens – unser Mann in Pittsburgh kennt sie wohl am besten.
„Nun hat man vor einigen Jahren bei typerecords die andere, pulsierende Seite des Thomas Köner wieder ans Tageslicht gelockt (Kollege Andreas (Andy) Mellwig war damals auch gerne damit beschäftigt, die Bild- und Sound-Ebenen in den Filmen von Wim Wenders zu vervollkommnen), ein Dub-Techno-Duo namens Porter Ricks. Kommt einigen der Namen bekannt vor? Eine Filmfigur aus den 60er Jahren der Bundesrepublik, allwöchentlich zu sehen in der Serie „Flipper“. Die Wiederveröffentlichung Biokinetics faszinierte wie in den Pionierzeiten von „Basic Chanel“, sorry, „Basic Channel“.
Das Duo transportierte den „dancefloor“ von 1996 bis 1999 mitunter in arktische Gefilde. Zumindest in raue Weiten. Fairbanks, Alaska, ist in solchen Fällen immer eine gute Wahl. Das maritime Element. Ich sehe noch den hutzeligen Raum vor mir, in dem sie an den Sounds arbeiteten. Und gerne spielten die Zwei zwischendurch, zum Dämmerlicht von Vulkanlampen, das erste Album von Gas. Das Unheimliche im Sinne von schönem Fürchten, schönen Schauern, hat Bestand. Aber funktioniert das Klanglaboratorium von Mellwig und Köner auch heute noch? Ganz bestimmt. „Anguilla Electrica“.