• „Playlist with twilight language and warm running sunlight“ – die Klanghorizonte (DLF) vom 25. September

    special guests: Ludwig Berger and Steve Tibbetts

    INTRO: Some people, listeners, have a story to tell with „field recordings“ that trigger encounters with some of the most adventurous sounds being „out there“. Some of those albums became famous (remember the one with those singing whales!), some very much stayed under the radar (very much like the spaces they had been exploring). Even the so-called well-known can turn into stranger things.

    By  chance, I once discovered an old album named „Trains in the Night“ beautifully capturing the sounds of old locomotives in England‘s vast hinterland, and the nature around. Listening to the compositions of artists like Jana Winderen BJ Nilsen, Chris Watson or Ludwig Berger, is always a special experience. Is the howling of the wind real, or enhanced by electronics? How can someone „document“ sounds that cannot be be heard within our „normal“ range of perception? In a way the act of „cartographing“ distant areas includes sharpened senses, adequate tools – and inventiveness. When I was sinking, literally, in some of these albums of „field recordings“, I couldn‘t help but remember, in moments passing by, old sci-fi movies, but from minute to minute I was more and more drawn into the sounds themselves and forgetting my sepia-tinged nostalgia. Where-am-I-music of a rare kind! Three field recordings turn up in my forthcoming hour of KLANGHORIZONTE! (this Intro is an updated version of my introduction for an interview with Jana Winderen – you can read it HERE!)

    And here we go, dear music lovers…an hour filled with discoveries, re-discoveries, field recordings and conversations! Surprisingly there is even a short appearance of a Jefferson Airplane song, called „Rejoyce“. HERE it is!

    “Without climate protection, it is likely that Ludwig Berger’s recordings will outlive alpine glaciers”, warns the film in its last shot, showing the valley overtaken by greenery. It is not exaggerated. The ice carried the planet’s history for millennia yet it is disappearing at an alarming rate. As a response, the album invites listeners to relate to the glacier as a body, filled with life, here gently auscultated by Berger’s hydrophones. With „crying glacier“ and its intrinsic more-than-human collaborative nature, Ludwig Berger amplifies the Morteratsch Glacier’s voice to emphasize its personhood, and other glaciers‘ urgent need for recognition and preservation.“ (from Ludwig Berger‘s Bandcamp page)

    Ludwig Berger & Vadret de Morteratsch: CRYING GLACIER
    Ludwig Berger & Vadret de Morteratsch: CRYING GLACIER
    Jon Bang & Arve Henriksen: Meridian Moon, aus AFTER THE WILDFIRE

    Steve Tibbetts: We Begin, Part 3, aus CLOSE
    The Necks: Warm Running Sunlight, aus DISQUIET
    Steve Tibbetts: Away, Part 1, aus CLOSE

    Phillip Jeck: RPM feat. Chris Watson
    Robert Wyatt: DONDESTAN
    Brian Eno & Beatie Wolfe: Before Life, aus LIMINAL
    Brian Eno: ANOTHER GREEN WORLD (50th anniversary)

    Meredith Monk‘s On Behalf Of Nature would make perfect sense here, too! As would Brian‘s FOREVERANDEVERNOMORE!

    P.S. I was asking Lloyd Swanton, the bass player from The Necks, about some of his favourite ECM albums and more, and here comes his answer(übrigens, The Necks spielen am 30. Oktober in Aachen und einen Tag später in Berlin)

  • Gute Reise!

    Gestern kamen Steve Tibbetts‘ Antworten auf meine Fragen an. Vier O-Töne werde ich um zwei Muskstücke seines am 16. Oktober erscheinenden Albums „Close“ „herumwickeln“, und einmal mehr entpuppt er sich als einer meiner geschätztesten Geschichtenerzähler, der mit Humor und Selbsironie zu fesseln weiss – und en passant sowie ohne Prätention Baudelaire und einen Song von Jefferson Airplane einfliessen lässt. Herrlich. Ich sprach ihn darauf an, dass „Close“ etwas Finales ausstrahle, die Schwingungen eines womöglich letzten Werkes. Und er antwortete mir darauf so:

    Oh well, what a long time ago! Ich kenne all seine Alben, und das erste kam zu mir in den Bayerischen Wald anno 1982, „Northern Song“. Dann kam „Safe Journey“, und ich wusste, dieser Gitarrist und Komponist aus Minneapolis würde lebensbegleitend sein. Es ist ja nicht so, dass er Platten wie warme Brötchen oder Al Di Meola verkauft. Ich freue mich über und für jeden, der seine Musik für sich entdeckt. „Close“ ist grosses Abenteuer mit ungewissem Ausgang: safe journey!


    Und in meinem Porträt am 22. Januar 2026 wird es vor allem um seine ECM-Alben gehen (von seinen anderen Werken mit anderen Künstlern, ausserhalb des legendären, nun auch schon der Geschichte angehörenden Studios in St. Paul werde ich eines auswählen, als Zwischenspiel im Zentrum, das mit den wunderbaren Frauenstimmen aus dem Fernen Osten), und die Reihenfolge fällt mir im Schlaf ein: Northern Song, Safe Journey, Exploded View, The Fall Of Us All, A Man About A Horse, Natural Causes, Life Of, Close.

    Wer sich die Wartezeit auf „Close“ verkürzen möchte, hat hier freie Auswahl! Also bin ich ein Steve Tibbetts-Experte!? Zum Glück nicht – denn seine Arbeiten machen mich, wenn ich mich wieder und wieder auf sie einlasse, ein ums andere Mal sprachlos. Wenn ich darüber schreibe, ist das nur ein Abglanz, eine stets fehlerhafte Übermittlung unmitttelbaren Staunens und Gefesseltseins: unspeakable messages to decode in decent numbers!

  • Redding Road, Dogwood Coffee Shop & a sunset in 1963

    „jetzt tauchen die sichtbaren Teile  / der Geschichte auf, eine Folge von flimmernden  Resten, / die zum Wiedererkennen aufbewahrt / und hervorgeholt sind.“ Es gibt schon einiges zu entdecken, wenn man das Cover der neuen Pan American-LP, von beiden Seiten, auf sich wirken lässt. Obwohl es Americana Ambient ist, konnte ich, weil beides von den Rändern unserer Welt erzählt, an meinem Geburtstag dazu einen alten Gedichtband von Jürgen Becker hernehmen, um zwischen Worten und Klängen zu pendeln. Eine Zeitlinie zwischen 1970, 1980, und 2024. In den Sounds, in den Zeilen versank ich, abwechselnd in die Musik, die Wortbilder, zuweilen gleichzeitig in beides.

    „Reverberations of Non-Stop Traffic on Redding Road“ heisst die Arbeit von Pan American & Kramer. Ob die beiliegenden Fotos uns Redding Road am Abend zeigen? Das Gesumm von „distant traffic“ scheint Eingang in eines der Stücke dieses allerfeinst gearbeiteten Albums gefunden zu haben. Here‘s one track:  „The Miner’s Pale Child’“. The calming guitar drones and swelling tones paint a serene picture. Kramer calls this piece „a wordless love letter to WS Merwin, the great American poet of nature and peace – the great champion of the weightlessness of words.“ (Gestern schickte uns Steve Tibbetts einen Gruss, und ich habe gleich den Dogwood Coffee Shop gegoogelt, in dem er hockte. In St. Paul, MS. Vielleicht ist Redding Road gar nicht so weit entfernt.)

    And so it happened I was dreaming about two imaginary albums within the last days: the next Brian Eno song album (his response from some days ago, on flowworker, made it sound a bit less imaginary). And then there’s the idea of an album by Marc Johnson and Steve Tibbetts, chants of sorts (a little more imaginary, but in autumn 2024 a matter of serious discussion, hopefully). A propos „imaginary“, „time lines“, & „memories“ Eine Deepl Überdetzung von Brians Lied „All I Remember“, kaum korrigiert, liest sich so: „Alles, woran ich mich erinnere, wenn ich mich sammle, ist / Ein einsames Feuerwerk, das über einem unergründlichen Meer aufblitzt / Ich versuche, mich an all die Schätze zu erinnern, die ich in jenen Tagen fand / Aber die Verbindung ist schwach / Und der Moment ist im Dunst verloren / Neue Gefühle zu spüren / Ketty Lester, Dee Clark, Bobby Vee / Über den Deich hinaus in die Dunkelheit / Wo der Fluss zum Meer wird / Flackern in Fenstern mit 40-Watt-Birnen und TV / Das Schwirren von Mücken auf einer Wiese, Sonnenuntergang 1963.“

    Auch das wiederum handelt von den Rändern unserer Wahrnehmungswelten, wie einst, expressis verbis, ein Lyrikband des Altmeisters. Das Gedicht, dessen erste Zeilen ganz oben zu lesen sind, endet so: „Die Reihenfolge ist wieder ganz anders; / anfangen kann man mitten im Sommer, / unter Lautsprechern zwischen Bäumen.“ Wie geschehen einst auf einem Workshop mit Moebius und Harmonia, Musik von den üblichen Verdächtigen, nahe Forst im Weserbergland. Das ist eine andere Geschichte.

    Nicht unter dreissig Seiten, so eine Nacherzählung. Und dann müsste alles fiktionalisiert werden, die Namen zumindest, und in kleinen Episoden, sollte es gut gemacht sein, ein Nachhall geschaffen werden. Tatsächlich ist die Weser kein gemächlicher Fluss, und es bedurfte schon kundiger Hilfe, die guten windgeschützten Orte für das Baden und die Boxen zu finden. Nirgends tauchen in Forst museale Zonen auf, von den Relikten aus alter Zeit ganz zu schweigen. Keine berühmten Sonnenschirme, nicht mal die Bäume vom Cover von „Sowiesoso“. Wir wären ja auch verrückt gewesen, Bäume zu suchen. Auch von dem berühmten Bordell im Wald, ein Edelkurtisanenbetrieb alter Schule, mit Stil, Klasse und exotischen Schönheiten, war Dorfältesten nicht mal ein „Es war einmal“ zu entlocken. Das halbe Dutzend der Einheimischen hatte die 80 satt überschritten, und war mehr im Vergessen als Erinnern angekommen. In einem anderen Dorf gab es eine gesicherte Feuerstelle, die keinen offenen Brand zuliess, und wir karrten die Scheite zusammen, stöpselten die Boxen ein, holten den Strom aus einem still gelegten Wirtshaus, und liessen uns von den beiden Harmonia-Platten umrauschen. Der Wein ging rum, das Haschisch, und alle schliefen im Umkreis von zwei Kilometern. Zuvor aber hielten uns das Feuer und die Dämmerung und die Musik gefangen, und jeder erzählte eine andere Story.