• „binge me sweet, baby, clear my mind“ – eine kleine auflistung hervorragender serien der letzten zeit

    Nun, das zweite oder dritte goldene Zeitalter der TV-Serien ist aus und vorbei. Aber, Freunde von Twin Peaks und (um mal hundert Jahre zurückzugehen) „Mit Schirm, Charme, und Melone“, kein Grund, nostalgisch zu werden! Wer unverzagt auf Suche geht, mit gnadenlosen 10-Minuten-Tests von Pilotfolgen, findet Juwelen im Dreck, „deep stuff“ sogar auf Streaming-Diensten, die ihre nächsten Serienstoffe vorzugsweise an Kundenalgorythmen abklären. Und so haben sich bei mir diese folgenden Serien als Bereicherungen der Abende, des Geistes, und der Seele herausgeschält, als „food for thought and thrill“. Und mitunter auch eine gehörige Herausforderung.

    Fairerweise möchte ich hinzufügen, dass es für den vollen „impact“ von „The Newsreader“, „The Last Of Us“ (Vorsicht, Zombies!), und „The White Lotus“ unerlässlich ist, die insgesamt vier vorausgehenden Staffeln zu sehen. Das ist allerdings keine Anstrengung, sondern das reine dunkle Vergnügen! Die auf Arte Mediathek laufende Geschichte über einen australischen Nachrichtensender Mitte der Achtziger Jahre ist wohl immer noch ein Geheimtip hierzulande – don‘t miss it!

    “Spuren“
    „Families Like Ours“
    „Black Mirror 7“
    „The Last Of Us 2“
    „The White Lotus 3“
    „Toxic Town“
    „Adolescence“
    „The Newsreader 2“

    Ich war ja schon fast wieder zum Kinogeher geworden, und, in kürzester Zeit, beeindruckt bis sehr beeindruckt von den Zeitreisen in die Musik meiner frühen und sehr frühen Jahre, und den kleinen Erforschungen dessen, was im Laufe der Jahre vom jüngeren Ich erhalten bleibt, was auf der Strecke. Dafür waren „Köln 75“, „Like A Complete Unknown“, und „Coastal“ idealer Stoff. Chapeau!

    Zum Ende noch ein Kinofilm auf Prime oder Netflix, den ich hier mal in der Kategorie „my guilty pleasure“ empfehle, besonders für Freunde des „shark movie“-Genres. „Something In The Water“. Ein Film, der weitgehend verrissen wird, aber von mir blutige vier Sterne erhält. Im Nachgang stromerte ich bei „rottentomatoes“ herum, und fand dann doch etwas Zuspruch von der Zeitung meines Vertrauens: „Audiences hoping for lashings of graphic violence may be disappointed that not all of these problems involve gallons of blood – this is a relatively gore-free thriller – instead, it’s all aboard and anchors aweigh for some larky tension between likable characters who find themselves plunged into a nightmare scenario.“ Ein Grund mehr, langsam mal in eine Popcorn-Maschine zu investieren!

  • Aural „easter journey“ with Joe, Jan, Beatie & Brian


    Zwischen Karfreitag und Ostermontag habe ich folgende vier Alben gehört, die mich seit Jahrzehnten faszinieren – oder gerade taufrisch ihre Magie entfalten. Es gibt etwas beim „deep listening“, das über die Sprache hinausgeht. Was für den einen „spirituelle Musik“ ist, berührt den anderen mit einem tiefgehenden „human factor“ – oder einem vollkommenen Aufgehen im Hier und Jetzt. All diese Umkreisungen und Attribute sind ohnehin marginal, es bleibt, und das ist „the thrill of it all“, ein Rest des Unerklärbaren und Unfassbaren – nennen wir es einfach mal pure Faszination! Mit einem Blick auf die Galerie der fünf Platten auf obigem Foto kann ich nur sagen: diese Scheiben laden allesamt zum „deep listening“ ein! Hier aber nun das Quartett eines langen Wochenendes…

    „A Quartet of Lifers“

    „Luminal“ und „Lateral“ von Beatie Wolfe und Brian Eno (sowohl in meiner elektrischen Höhle wie im Garten, auf der Sonos-Box, sodass unsere Nachbarin Pia heute morgen herangestürmt kam, als sie mich sah, und nach diesen „wunderbaren Songs“ fragte, die zu ihr herüberwehten, erst leise, dann lauter, als sie die Fenster aufriss, um sie besser zu hören), sowie die beiden Jazzplatten aus den Siebzigern, „Witchi-Tai-To“ vom Jan Garbarek-Bobo Stenson Quartet (s. Foto, das zweite Cover von rechts), und „Multiple“ von Joe Henderson. Es ist mir ein Fest! „A quartet of lifers“! So, wie ich mir früh im letzten Jahr sicher war, dass „Lives Outgrown“ von Beth Gibbons mein Album von 2024 sein würde,so habe ich, was „Luminal“ angeht, keine Zweifel, aber einiges an Staunen übrig, für mein „album of 2025“.


    „The Sequencing of Trio Tapestry and Luminal“

    Und ich möchte euch dazu eine kleine Joe Lovano-Geschichte erzählen: als der Saxofonist das fantastische Album „Trio Tapestry“ herausgebracht hatte und wir uns in Bonn darüber unterhielten, erzählte er mir, wie verblüfft er war, als er die Cd und die Langspielplatte erstmals gehört hatte: die Reihenfolge der Stücke, die Manfred Eicher für das Album entwickelt habe, wäre ein zusätzlicher Gewinn für das Hören gewesen, er sprach von einer „perfekten Dramaturgie“, nicht zuletzt und insbesondere auch für die Anordnung der Kompositionen für die Schallplatte. Genau das kann ich auch für das „sequencing“ der 11 Songs von „Luminal“ sagen.

    A1. Milky Sleep 
    A2. Hopelessly At Ease 
    A3. My Lovely Days 
    A4. Play On 
    A5. Shhh 
    B1. Suddenly 
    B2. A Ceiling And A Lifeboat 
    B3. And Live Again 
    B4. Breath March 
    B5. Never Was It Now 
    B6. What We Are 

    Ohne ins Detail zu gehen, oder eine mehrseitige Analyse aufs Papier zu bringen, nur so viel an dieser Stelle: „Milky Sleep“ ist der perfekte opener (man höre sich beizeiten die Abmischung der Stimme an, traumverloren), und „What We Are“ der perfekte closer (man atme einfach nur die lyrics ein, alle losen Fäden dieser „dream music“ finden da zusammen). Und wer die gute alte Langspielplatte auflegen wird, früh im Juni, wird wahrnehmen können, wie vollkommen allein die fünf Songs der Seite 1 aufeinander folgen. Aber genug für jetzt – deeply impressive and highly recommended!

  • Ostergruss mit Omnichord


    In regards to „Luminal“, surely one the most beautiful, haunting and seductive song albums of 2025, there is only one reason I don‘t come up with the minor quibble that Brian Eno isn‘t doing the lead vocals, and that is the voice of Beatie Wolfe! (Michael Engelbrecht, Deutschlandfunk, Klanghorizonte, May 29th, 2025)


    Suddenly

    Suddenly I feel so free again
    Nothing but symphonies 
    Rushing in 

    With a warm touch
    And a soft blush 
    Waking the feeling within 

    Suddenly I can see clear again 
    Colours wash over me
    Bending in 

    Like the morphine
    Of a daydream 
    You’re waking the world up again  
    We’re shaking the world up again

    Suddenly I can see all of you
    Dancing like 
    Waves of light 
    Pushing through 

    Like a moonbeam 
    On a jet stream 
    We’re moving in circles my friend
    With nothing to stop us ahead

    Suddenly life is so sweet again
    Moments of tenderness  
    Blending in

    Cos we’re beating
    Off the ceiling 
    And I love it  
    Every moment 
    Moving in circles again
    Waking the feelings within 
    Shaking the world up again 
    With nothing to stop us ascend

    Suddenly I can be me again
    Flooded with energy 
    We begin   

  • „Grosses Leeres Land“, und andere Traummusik

    Es ist noch unklar, ob ich meine kommenden Klanghorizonte völlig ohne Interviewausschnitte, als eine Art Essay aufziehe, oder mit drei Interviewpartnern, die Angel Bat Dawid, Beatie Wolfe und Brian Eno wären. Ein kontrastreicheres Gespann lässt sich kaum vorstellen: Die aus ehrwürdigen Free Jazz Zirkeln Chicagos entstammende Angel mit all ihren „african roots“ und der Tendenz, jeden Auftritt in eine wilde Perfromance zu verwandeln, sowie der gewitzte „spirit“ von Beatie und Brian, das hätte was! Ohne Interviews würde – HIER! – eine alternative Playlist aktiv!

    Heute Nacht träumte ich, dass Brian bei mir in einem Frankfurter Hotel zu Gast war. Ein offensichtlicher Tagesrest, denn ich beschloss, am kommenden Montag Brian und Beatie ggf. ein paar Fragen zu senden (über DGG / Verve). Nicht so leicht, mich und ohn da ei zu überraschen, zu gut kenne ich mich in Brians Gedankenwelt aus. Und so sassen wir in meinem sehr geräumigen Hotelzimmer, und ich war ein wenig ratlos. Brian hatte mir als Geschenk leuchtende alte Alben unter anderem von David Darling in Form kleiner Kristalle mitgebracht, die ihre Klänge nur preisgaben, wenn man sie in Licht tauchte. Trotz dieses Highlights verlief die Begegnung etwas schleppend.

    NEW GHOSTS OF HIGHWAY 20

    Nach dem Erwachen ging mir die Musik von „Lateral“ durch die Sinne. Ich hatte am Vortag der einstündigen Instrumentalkomposition gelauscht, nur Beatie an der Gitarre und Brian an den „synths“. „Lateral“ besteht aus acht Teilen „Big Empty Country“. Nüchtern gesagt: wie bei Discreet Music, Neroli, Lux, Thursday Afternoon oder Reflection (HIER mein alter „Manatext“ (oder sollte ich „Metatext“ sagen?) zu dem Album), passiert (scheinbar) nicht viel in diesen sechzig Minuten, aber das, was passiert, kann endlos faszinieren, zum Träumen einladen, immersiv sein, inspirierend, Vordergrund, Hintergrund, Mittelgrund. So umfangreich Brians Katalog der Ambient Music ist, er öffnet mit jedem dieser Album eine andere Soundwelt.

    Weniger nüchtern formuliert, und nicht ganz in eigenen Worten: „Big Empty Country: was für ein Trip! Die meisten Reisen führen über eine gewisse Distanz, um ans Ziel zu gelangen, doch nur wenige packen den Ort, an dem man sich befindet, mit solch komplexer, unverschämter Herrlichkeit aus, dass man keinen einzigen Schritt tun muss, um ans Ende des Universums und zurück zu reisen.“

    Gönnen Sie sich nun erstmal einen tiefen Atemzug! (eine kurze Pause)

    Parallel erscheint am 6. Juni die nicht weniger fesselnde „Country Dream Music“ von „Luminal“ des Duos, mit den Gesängen von Beatie, den „background vocals“ von Brian, sowie allerlei Instrumenten. Wundersam tief und luftig!

    WIDE OPEN SPACES

    Eins noch: bei dem David Darling-„Kristall“ handelte es sich um „Cello“ mit dem Himmelblau aus einem Godardfilm. Damals, früh in den Neunzigern schickte ich Brian diese ECM-Produktion von Manfred Eicher, und er war begeistert!

    Wie auch Tyran Grillo, der zu Cello schrieb: „…one of the most stunning albums ever to be released on ECM in any genre. Its fluid paths feel like home. Darling plows the improvisatory depths of his soul, given free rein in the studio to paint the negative spaces in between those clouds on the album’s cover, ever deeper, ever truer to the core of something alive. Most journeys might take you across some distance to get you to where you’re going, yet few will actually unpack where you are standing with such complex, unabashed glory that one need not take a single step to travel to the end of the universe and back. Cello is one such journey.“

    Appendix:

    ORANGE JUICE FOR THE EARS: BEATIE AND BRIAN (HERE!)
    PLAY ON: ANGEL BAT DAWID IN ACTION (HERE!)

    in-depth reviews of Lateral (Big Empty Country) and Luminal will be posted at the end of May, in German and English.

  • Tangerine Dream und Das Mädchen auf der Treppe

    Es war damals einer dieser „Tatorte“, die ich nie vergessen habe und nie vergessen werde. Meine Heimat, das Ruhrgebiet kam darin vor, ungeschönt, und Hajo Gies und Götz George waren in ihren frühen Jahren ein grossartiges Gespann, zudem bildete der brilliant-spröde Eberhard Feik mit Schimanski ein perfektes Pendant. Neben allem, was „Das Mädchen auf der Treppe“ zu einem meiner Top 5-„Tatorte“ aller Zeiten machte, war es ganz besonders dieser eine Track von „Tangerine Dream“: herzzerreissend. Man hört ihn zum ersten Mal, wenn Schimi sich um das Mädchen kümmert, und man hört ihn in der nächsten Szene immer noch, wenn die Leiche der Mutter entdeckt wird. Als ich den Film in der ARD-Mediathek vor Wochen wiedersah, traten mir in dieser Szene Tränen in die Augen. Dieses Instrumentalstück ist alles andere als ein simpler Stimmungsverstärker, und bis heute kann ich mir seine Tiefenwirkung nicht ganz erklären. Tangerine Dream hatte das Stück „White Eagle“ übrigens extra neu arrangiert. Auf jeden Fall wirkte diese Musik innerhalb des Films auf mich ähnlich umwerfend wie „Vitamin C“ von Can in einem meiner anderen liebsten fünf Tatorte, „Tote Taube in der Beethovenstrasse“.

  • Chris Isaak‘s magic song


    Es ist ein etwas altbackener Spruch, und wird fast schon als Aphorismus gehandelt, dass es bedauerlicherweise im Nirvana, so schön und gut es dort auch sein möge, keinen Kaffee und keine Jukeboxen gebe. Das ist natürlich Blödsinn. Natürlich gibt es da Kaffee, aber keinen Starbucks. Und Jukeboxen jede Menge, all die ausrangierten Exemplare. Fragen Sie mal David Lynch! Für alle Diesseitigen gilt: unbedingt den Neil Young-Film sehen, und an der richtigen Stelle den Refrain mitsingen, lauhals: „Love Earth!“ Passend dazu, ist das hier doch bitteschön ein cooler Song, und ein heisses Video – allein die rotlackierten Fingernägel sind over the top!

  • Coastal arrives in cinemas tonight

    In Aachen, Dortmund, Berlin, Hannover, Frankfurt, und vielleicht auch in El Hierro und nahe am Russian River.
    Tonight, for one night only, take a journey with maverick musician Neil Young in this personal, behind-the-scenes doc as he cruises the coast on his recent solo tour. 

    „Personally, the film has so many memorable images, so much humor, soul and imagination that it seems to be in another world. I love this movie and this feeling.“ – Neil


    Ja, ich kann Neils Aussage voll unterschreiben. Wunderbarer Trip! (m.e.)

  • The penultimate playlist of KLANGHORIZONTE at Deutschlandfunk, May 29

    Sequence matters. The first three albums all circling around a world disintegrating, in danger of falling apart. On his best album ever, William Tyler keeps an ear on remains of beauty. The last three albums deal with the heritage of Don Cherry. Thanks to Richard Williams reminding me of Mr. Cherry’s buried treasure. Two „far out fusion“-albums from the first half of the 70‘s are framing the central „Brian-and-Beatie“-passage of „dream and space music“. (By the way, Beatie Wolfe has written the lyrics and sings on „Luminal“, and she has a way with words, believe me! Brian Eno does the background vocals on every song. In addition, both play all kinds of instruments.) That it will finally happen this way, depends on three interviews (in preparation). I hope it will be time enough left for the „surprise track“ that stands apart of all topics mentioned above!


    01 Mark Pritchard & Thom Yorke: Tall Tales
    02 William Tyler: Time Indefinite
    03 Eiko Isibashi: Antigone
    04 Bennie Maupin: The Jewel In The Lotus (1974)


    05 Beatie Wolfe & Brian Eno: Breath March, from: Luminal
    06 Beatie Wolfe & Brian Eno: Lateral (excerpt)
    07 Beatie Wolfe & Brian Eno: Play On, from: Luminal

    08 Don Cherry: The Relativity Suite (1971)*
    09 Angel Bat Dawid & Naima Nefertari: Journey to Nabta Playa

    10 Henriksen / Seim / Jormin / Ounaskari: Arcanum
    11 Natural Information Society and Bitchin Bajas: Totality

    12 Coda: Surprise Track

    * „Wherever, whenever and by whomsoever the idea of “world music” was invented, it had no finer exponent, explorer and exemplar than Don Cherry. In a few months’ time it will be 30 years since Cherry died in Malaga of liver cancer, aged 58, leaving a world in which he was, to quote Steve Lake’s happy phrase, “a trumpet-playing lyric poet of the open road, whose very life was a free-flowing improvisation.” I suppose it was fitting that he should have died in Andalucia, a region where many cultural influences met in the Middle Ages to create a foundation of song.“ (Richard Williams, The Blue Moment)

  • Yoshimuras Flora und ihre diskreten Reize

    Ich gerate nicht automatisch in Verzückung, wenn alte japanische Archive erforscht werden, aber oft genug stellt sich da in den letzten Jahren etwas ein aus der Bandbreite zwischen stillem Vergnügen, leiser Verblüffung und diversen Wow- und Flow-Empfindungen. Das aktuell wiederververöffentichte Ambient-Werk FLORA von Hiroshi Yoshimura (CD / LP / DL) bewegt sich nun auch bei mir daheim, nachdem ich es zuvor allein in der Sylter Heide („Don‘t get lost in Braderup Heath!“) gehört habe, in genau diesen Zwischenzonen. Zwar meldet sich manchmal ein kritischer Einwand, ob das nicht alles ein wenig zu wohlfühlig daherkomme, aber viel öfter schleicht sich eine seltsame Art von Faszination ein, die ich einfach nicht aushebeln kann.

  • Ensaïmada

    Wann immer mit die Gegenden von Málaga und Marbella begegnet sind: sehr warmes Wetter schien das Normale zu sein, in Reiseführern und Wetterberichten. In diesen Tagen ist eher frisches Frühlingswetter angesagt, und als ich heute Morgen eine mallorcinische Bäckerei entdeckte, tauchte jenes Gebäck auf, das unvergesslich mit meinen grossen Ferien in Teenagerjahren verbunden ist: Ensaïmada. Es wird normal mit Sauerteig gemacht, finde ich heraus, es geht aber angeblich auch mit reiner Hefe. Der Geschmack ist so speziell, warum auch immer, dass er einen an nichts anderes erinnert.


    Und damit kommen – auch ohne die Form dieses Teilchens einer psychoanalytischen Betrachtung zu unterziehen (Triggerwarnung: Vertigogefahr bei zu langem Anschauen des Objekts!) – unweigerlich jene alten Bilder und Empfindungen zu Bewusstsein, aus einem lang vergangenen Urlaub dort (die bei mir schon den Status einer „Repertoirestory haben): Lex Barker und Mario Adorf geniessen ihren Salat am Swimmingpool (es hat etwas Besonderes, als Jugendlicher alten Karl May-Helden zu begegnen), Superminister Karl Schiller dreht im Pool langsame Runden mit seiner Geliebten, die seine Sekretärin ist, unbelästigt von der Bild-Zeitung (ein lang verschwundenes Agreement), eine meiner gefühlvollsten Ferienfreundschadten mit Peter von den österreichischen „Judokas“ und endlosen Partien Tischtennis (jenseits homoerotischer Schwingungen) , der Abtransport einer Leiche eines älteren Herrn nach einem Suizid („Depressionen“ ist das Wort, das sich schnell verbreitet), der Soundtrack der Eltern der „Wirtschaftswunderjahre“, Neil Diamond, Frank Sinatra, James Last, und immmer wieder „Spanish Eyes“ (oder heisst dieser „golden Oldie“ „Spanish Harlem“), mein Versunkensein in Albert Camus‘ Roman „Die Pest“ (mehr Gegenwelt geht kaum in jenem künstlichen Paradies eines abgelegenen Luxusressorts).


    Eine Atmosphäre von Luxus, die mich heute an die drei Staffeln von „The White Lotus“ erinnert, die nun ihr vielbesprochenes, furioses Finale erreicht hat, das blutige Finale, dem David Steinitz in der SZ und ich hier im Süden immer noch viel Gutes abgewinnen können. Den Showdown von Lebensentwürfen in Marbella zu erleben, in spanischer Synchro, ist speziell, habe ich mich doch an das Timbre der deutschen Synchronstimmen gewöhnt, von Walter Goggins (manchen bekannt aus den grandiosen sieben Staffeln von „Justified“) bis Corrie Coon (manchen bekannt aus dem dreistaffeligen Serienmeisterwerk „The Leftovers“). Was so ein mallorcinisches Gebäck alles an Gedankenketten auslösen kann! Selbst diese kleine Schreibmeditation mit drei Serientips, und einer (nicht weiter ausgeführten, aber uneingeschränkten) Buchempfehlung. Die Regenwahrscheinlichkeit beträgt hier in Marbella in den kommenden Tagen keineswegs Null Prozent. (Music for pool swimming and gazing at the sky today: Carla Bleys „Tropic Appetites“, mein Lieblingsalbum von Carla, mit einzigartigen Gesängen von Julie Tippetts, jedes Stück eine Offenbarung!)