Brennan Brilliant

Unter dem reichen Angebot von neuen Releases befindet sich ab und zu etwas wie der Bob-Beamon-Weitsprung von 8,90 Metern. Von dem gerade auf dem Pyroclastic Label der Pianistin Kris Davis erschienenen Album BREAKING STRETCH der New Yorker Vibraphonistin mit mexikanischen Wurzeln Patricia Brennan kann das wohl mit Fug und Recht gesagt werden. Brennan setzt mit ihrem hervorragenden Septet neue Maszstäbe für ihr Instrument, die sich konsequent aus den beiden Vorgängeralben MORE TOUCH and MAQUISHTI ergeben (siehe für ausführliche Besprechung HIER ). Schon die Besetzung des BREAKING STRETCH Septets lässt aufhorchen: Marcus Gillmore (Schlagzeug), Mauricio Herrera (Perkussionsinstrument), Kim Cass (Bass) und eine Bläsermacht aus Adam O’Farrill (Trompete), Mark Shim (Tenorsaxofon) und Jon Irabagon (Altsaxofon/Sopranino).

Als Mitglied von EUROPE JAZZ MEDIA habe ich das Brennan-Album für die monatliche Chart im September nominiert (siehe Link)

Among recent fantastic new music, for me “Breaking Stretch” of vibraphonist Patricia Brennan is an extraordinary case. It is highly perplexing how she not only lays a stark groundwork for the four-part rhythm section as well as a three-part horn section but especially how the richness and melodic sense of the music powerfully emerge energetically from the depths of this movable foundation. Thereby an astonishing interchange of high density and spaciness takes place, creating a captivating expressive whole that never loose its high inner tension and self-renewal. Fluency of sophisticated lines and stunning rhythmical layering feed and reinforce each other ravishingly thereby opening up a new vibraphonistic reach. All these musical strengths are ruled by a consistently strong sense of significance. The piece “Palo de Oros (Suit of Coins)” has a dream of a bass-intro and the video to the piece “Earendel” by filmmaker Frank Heath is of a rare beauty. Go listening! Go taking in! 

Hier zu schneller Verfügung zwei Videos des BREAKING STRETCH Septets:

VIDEO „Palo de Oros (Suit of Coins)

VIDEO „Earendel“

Auch in Deutschland tut sich was auf dem Vibraphon, etwa in Person der griechischstämmigen Berliner Musikerin Evi Filippou. Dazu demnächst mehr.

6 Kommentare

  • Michael Engelbrecht

    Solch euphorische Besprechungen mit dem fliegenden Bob sind mir fremd, Henning, ich bin mehr der ruhige, analytische Typ. 😂 Scherz!

    In der Tat ein fulminantes Album, das auch eine Zeitlang für meine JazzFacts gelistet war, und dann dem Spruch „killing your sweetest darlings“ zum Opfer fiel.

    Wenn du die Sequenz der Stücke anschaust, hätte sie für mich nur in die Mitte gepasst, wenn ich bloss zwei Beiträge gehabt hätte. Da waren aber drei. (Ein Versehen meinerseits, da Odilos Beitrag bereits vom Chef eingekauft war.)

    Die beiden Kirchenaufnahmen spiegleten einander genauso wie Soren Skov und Wayne Shorter.

    Brennan wird mit dieser in depth review album of october, definitiv.

    Die Version ohn Odilos Nano Brothers-Beitrag:

    Søren Skov Orbit
    Downes / Frisell / Cyrille
    B1 Miles Okazaki
    Patricia Brennan
    B2 Florian Weber
    Trygve Seim / Frode Haltli
    Wayne Shorter Quartet

    Was listige Listen angeht, wird Patricia Brennan sicher zu meinen Top 12 Jazzalben zählen. Und das sagt insofern was aus, da wir, bei allen Gemeisamkeiten, doch auch zuweilen sehr unterschiedliche Ansichten zu den Tönen aus der improvisierten Musik haben😉🥁

  • flowworker

    Der Radiohoerer steht dir in things of improvising sounds weitaus näher als mir. Zum Beispiel. Zumindest recht oft. Olaf steht mir etwas näher, glaube ich. Oder ich ihm. Wir sind ja keine leaders of the jazz pack! 😅 Es geht hier nicht um den kundigsten Durchblick, sondern um die hochinteressanten persönlichen Filter beim Erleben des Besonderen. Ich erinnere an diesen Text:

    http://flowworker.org/2024/08/26/die-jazzalben-des-jahres/

    Hier meine derzeitige fabulous 10 (die sich noch ändern wird)…

    01 Shabaka: Perceive Its Beauty, Acknowledge Its Grace ***
    02 Eric Chenaux Trio: Delights Of My Life
    03 Wayne Shorter Quartet: Celebration, Vol. 1
    04 Søren Skov Orbit: Adrift
    05 Fred Hersch: Silent. Listening.
    06 Patricia Brennan: Breaking Stretch *
    07 Sidsel Endresen: Punkt Live Remixes Vol. 2
    08 Kit Downes / Bill Frisell / Andrew Cyrille **
    09 Kalma / Chiu / Honer: The Closest Thing To Silence
    10 Trygve Seim / Frode Haltli: Our Time
    11 Charles Lloyd: The Sky Will Be There Tomorrow
    12 James Brandon-Lewis: Transfiguration

    Ich würde hier zu gerne die 10 Platten des Jahres bis hierhin, aus der Welt der improvisierten Töne (Jazz), von dem einen oder andern lesen, der sich hier angesprochen fühlt.

    Bei diesem „Spiel mit so vielen „Stunden der wahren Empfindung“ kann nur verlieren, wer glaubt, im Recht zu sein😉 die mir nur flüchtig begegnete Compassion vom Vijay Iyer fliegt mir in den kommenden Tagen zu. Und Alice Coltranes Carnegie Hall Concert 1970 könnte ja auch zu den Neuheiten zählen.

    * bei der Brennan CD gibt es 1 Problem, darüber wird hier noch zu reden sein.

    ** für mich die Definition eines „grower“

    *** kann das überhaupt dem Jazz zugerechnet werden?

    (michael)

  • Olaf Westfeld

    1, 9 und 11 wären in meinen Top 5 (wobei ich mich bei 9 (Kalma, Honer, Chiu) auch frage, ob das denn Jazz ist. 5 ist ganz weit oben auf meiner Wunschliste, noch vor 4 & 8.
    Ansonsten höre ich ja gerade Jazz nicht immer aktuell, sondern nach dem Angebot in den 2nd Hand Läden oder nach Reissues. Da wäre dann das Leuchtturm Album von Azymuth ganz weit oben dabei.

  • Michael Engelbrecht

    Bei 9 sorgt Ariel Kalma für genug Jazz, um es dazu zu zählen.

    Ich habe ja schon meinen Wunsch hinterlegt, sie mögen bei ECM Mal Wladrons The Call wieder rausbringen. Am besten eine Parallel Reissue von Enbryos Steig aus. Die listigste Liste des Jahres wird die Top 10 der Reissues abbilden, die es leider leider nicht geschafft haben, Reissues zu werden, im Jahre 2024. 😉

  • Olaf Westfeld

    Platz 1 der imaginary Reissues geht ganz klar an „Last Night The Moon…“ von John Hassell – da sind nicht nur Norbert und ich uns einig.

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