Letztes Licht
2004 veröffentlichte der amerikanische Maler und Musiker Tor Lundvall sein Album „Last Light“ als CD. 19 Jahre später, im November 2023, erschien eine Vinyl Version. Der Anlass ist mir nicht ganz klar, spielt aber auch keine Rolle. Sein Ambient Pop ist zeitlos und passt in diese post-pandemische Zeit wie das gedämpfte Licht einer Nachtlampe ins Kinderzimmer.
Winter. Der Teich ist mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Darüber wabernder Nebel. Geister tauchen auf und verschwinden wieder. Es ist diesig. Immer wieder regnet es. Wenig Licht fällt durch die Vorhänge, wird spärlicher, Dunkelheit senkt sich. Der Wind setzt seinen Mund ans Haus. Von überall starren mich die Erinnerungen an, es werden immer mehr, ihre Blicke lähmen mich.
„Last Light“ ist ein reines Soloalbum: Lundvall spielt alle Instrumente bei sich zu Hause ein. Die Klänge sind elektronisch, langgezogen, sphärisch, sanft. Langsam. Selten spielt er mal Gitarre. Dazu die körperlose Stimme, die oft mehr spricht als singt, immer wieder seufzt. Den Klangkosmos hat ein Maler geschaffen, die Sounds wurden wie auf einer Leinwand angeordnet. Komponiert. Wenn das Wörtchen enoesque nicht schon existieren würde, könnte er für dieses hübsche, verlorene Album erfunden werden.