“When there is no sun“
Ein halbes Jahr, oder anderthalb Jahre, bevor diese Platte in Rom entstand, war ich auf der einzigen Verlobungsreise meines Lebens, etwas nördlicher allerdings, zwischen Perugia und Padua. Mit einem Abstecher nach Venedig natürlich, einem damals weitgehend verdreckten „Sehnsuchtsort“ voller Giftschilder, und selbst der Platz mit den Tauben strahlte nur lang verblichenen Glanz aus. Gut zwanzig Jahre früher war Katherine Hepburn vor Ort, als David McLean dort „Summertime“ (1955) drehte. Ein kultureller power spot meines Trips war ein Plattenladen in Perugia oder Padua, nichts weniger als ein Sun Ra-Shangrila: über zwei Regalreihen verteilt, so viele seiner auf kleinen, obskuren, wagemutigen Labels vertriebenen Schallplatten! Italien war für Sun Ra scheinbar ein perfekter Ort des Verweilens zwischen zwei Weltraumerkundungen. Wäre mein Geldbeutel besser gefüllt gewesen, ich hätte ich im grossen Stil zugeschlagen. Christiana war daran gewöhnt, dass ich sie in manchen Plattenladen schleppte, und (was man so alles erinnert) sie war dabei, als ich in Paris, Im Quartier Latin (grosser Laden, erster Stock), „Fast Last!“ von Lester Bowie erstand, und „New York, Fall 1976“ vom Anthony Braxton Quartet. Und in München, bei Elektro Egger in der Gleichmannstrasse 10, erster oder zweiter Stock, Paul Bleys „Alone, Again“ (auf diesem kleinen feinen Paul Bley-Label, Improvising Artists Inc. (IAI), in dem auch mal ein Album namens „Turning Point“ mit dem Sun Ra-Weltenwanderer John Gilmore erschien, an der Seite von Paul Bley, Gary Peacock und Paul Motian).
„New Steps is one of several albums done with this basic lineup in January of 1978. This album is billed to the Sun Ra Quartet, but it sounds like there’s a bass player present on at least some of the cuts (it could be Ra, but he’d need three hands). There are two standards amongst a program of Ra originals, and things get started with a stellar version of „My Favorite Things.“ The music quickly takes its only sharp turn toward outer space as Ra introduces listeners to „Moon People,“ the only track where Ra emphasizes synthesizerk over piano.“
So beginnt Sean Westergaards Besprechung von „New Steps“. Ich kam auf das Album, und speziell das unten zu hörende Stück „When There Is No Sun“ – ein wunderschönes Beispiel für „spacige evergreens“ in seinem Werkeverzeichnis – weil Søren Skov es auswählte für eine Stunde der Sendung „Hidden Tracks“ auf byte FM, in der er auch über sein fantastisches Album „Adrift“ sprach (ich warte in diesen Tagen auf seine audio-files, für mein JazzFacts-Magazin am 5. September). Gilles Peterson hatte mal vor Jahren eine sehr gelungene Sun Ra-Compilation herausgebracht, wo die melodische Seite des Meisters im Vordergrund stand. Jedenfalls begeisterte sich Søren Skov für das hingebungsvolle, neugierige Saxofonspiel seines Kollegen John Gilmore auf dieser Komposition („humble“ ein Wort seiner Wahl) – ganz und gar traumhaft in der Tat! Seans Besprechung eines Albums, das im Laufe der Jahre mit zwei Covergestaltungen im Handel war, geht dann so weiter:
„Sun Steps“ is a slow tune featuring some beautiful piano playing from Sun Ra. In fact, the remainder of the album is on the mellow side („When There Is No Sun“ is the only track with vocals), and features some great statements by John Gilmore and Ra. Michael Ray is in fine form as well, if somewhat less exuberant than usual. With such a small group, solo space is ample, and Luqman Ali’s understated drumming really holds things together nicely. New Steps is another fabulous release from Sun Ra, but all the Horo albums can be difficult to find.“
Recorded in Rome, Italy, January 1978. Such a brilliant piece from the album that i downloaded at bandcamp for 10 Euros, . You can download it on Bandcamp. Thanks for Søren Skov‘s recommendation! The old vinyl is a bit more expensive, between 260 and 490 Euros! In a region of „moon prices“, comparable to the vinyl edition of Jon Hassell‘s fantastic double album „Last Night The Moon….“ Any guys out there who want to make me a nice gift?! 😉