Deeper, deeper! (A short short story and talking with Stuart Baker in 2006)
In the woods. The outskirts of the Northern Bavarian Wood. New house with a fireplace. When Joanne asked me, „what is this roots stuff all about“, I looked for the Joker, cause, what, except smartass stuff, could i say? So I chose silence, not the sacred one, the one with staring out of the window: rain, leaves, trees, a gutter, and getting a hard on. The Joker (her name a well-kept secret, her hair golden brown) blew me away, (as did Joanne), she lit a candle: „makes you think“, she said, laughing, and put THINKING on. This was a very long time ago, and two cigarettes before and after kisses leaving wounds. Fuck softer, I kindly asked Joanne, and she delivered, with an edge, of course. The Joker meanwhile blew some dust from shelves, put on a second single, the beginning like an echo of the rain from the window, half-opened. DEEPER & DEEPER, the joker said and sighed, kissing softer, harder, her, me. Forever. So the wind won‘t blow it all away.Das waren noch Zeiten, als, gerade mal zwanzig Minuten von meiner Haustür entfernt, Soul Jazz Records einen kleinen Ableger hatte in Dortmund. Alle paar Wochen ging ich da vorbei, und kam mit neuem Stoff aus dem Hauptquartier des Labels von Stuart Baker nach Hause: die Roots Reggae-Fundgrube von Sir Coxsone Dodd schien unerschöpflich, aber es gesellten sich auch brilliante Kompilationen aus Brasilien, der New Yorker-Noise-Szene und anderen historischen Quellen hinzu. Let’s keep rolling: wilder Jazz aus den 60er Jahren, herrlich ungezähmt, aber auch kubanische Ritualtrommeln und harsche Elektronik aus New Wave-Zeiten. Vielleicht macht dieses kleine Interview (das im Sommer 2006 als „Corsogespräch“ über den Äther ging) Lust auf den einen und anderen Griff ins Archiv. Hier der neueste Streich: mal kein Themenalbum, einfach nur eine heisse Playlist!
Woran arbeiten sie gerade in ihrem Büro in Soho?
„Wir arbeiten an einem Buch mit dem Titel „New York Noise“ – ein Buch über die New Yorker Musik- und Kunstszene der 80er Jahre, mit Bildern von vielen Protagonisten und mit Texten, etwa von David Byrne oder Cindy Sherman. Und da nähert sich die Deadline, heute muss der komplette Text in die Post gehen! Zudem beende ich gerade die Begleitexte für unsere zweite „Tropicalia-Compilation“, die brasilianische Musik in den Siebzigern!
In früheren Jahren zogen sie ja länger durch die USA, im mit der Musik im Blickfeld. Wieso waren sie so scharf auf Raritäten, unabhängig von ihrem komerziellen Wert?
„Ich war eigentlich besonders an schwarzer amerikanischer Tanzmusik interessiert. Ich weiss gar nicht so genau, woher diese Faszination rührte. Auf jeden Fall war es ein guter Weg, die USA zu erfahren, und nebenher eine Art musikalische Erziehung zu erhalten.“
Sie sagten einmal: man kann dieselbe Faszination für eine Jazzplatte aus den 50er Jahren empfinden wie für ein modernes Tanzalbum. Man muss es nur in der richtigen Weise präsentieren. Können Sie diesen Gedanken etwas ausführen?
„Es ist meine eigene Erfahrung, dass ich die Musik einer anderen Kultur und einer anderen Zeit genauso genießen kann, wie Musik aus dem heutigen England. Hermann Hesse kann für einen 16-jährigen englischen Jugendlichen genauso spannend sein wie ein brandneuer Roman. Es geht halt um die Weise, wie man eine Umgebung präsentiert, die sich außerhalb deiner eigenen, gewohnten Kultur befindet. Und das ist die Freude daran, eine Plattenfirma wie Soul Jazz Records zu haben.“
Soul Jazz Records ist berühmt geworden für all die immer noch sprudelnden Veröffentlichungen aus dem legendären Archiv des Studio One von Sir Coxsone Dodd. Können Sie etwas erzählen von ihrer Beziehung zu Coxsone, und zu ihren Kämpfen gegen die „englische Reggaepolizei“?
„(lacht) Ja, das ist wahr. Unsere Beziehung begann vor etwa 10 Jahren – wir sagten ihm, dass wir gerne mit ihm zusammenarbeiten würden, und sandten Coxsone eine Sammlung unserer Arbeiten. Er mochte es, daß wir kein reines Reggae-Label waren, sondern alle möglichen Genres von Musik im Programm führten. Nicht zuletzt Jazz und Soul – diese Musik liebte er sehr! Er gab erst mal sein Ja fürein Projekt. Ich traf ihn in New York, und das führte mit der Zeit zu einer Freundschaft – und zu Reisen nach Jamaika. Er gab uns auch grünes Licht für einen Film! Von da an haben sich die Dinge stetig weiterentwickelt. Und was die etwas sarkastische Bemerkung von der „Reggae Polizei“ betrifft – nun, die Wege, die Soul Jazz Records ging , waren in den frühen Jahren ziemlich gewöhnungsbedürftig für viele Leute. Uns ging es ja darum, Verbindungen aufzuzeigen zwischen Reggae, Soul- und Funkmusik! Und was jetzt ziemlich offensichtlich erscheint, löste vor gut zehn Jahren noch ziemlich viel Befremden aus. Und viele Leute, die mit ihrer Liebe zum Reggae aufgewachsen waren, hatten da eigene Empfindsamkeiten entwickelt. Und die richteten sich gegen unsere Vorgehensweisen. Da gab es einige Reibereien, und das war auch ein Generationenproblem!“ ‚
„Die Reggaemusik hat ja oft ein sehr verklärtes Sonnenschein-Image. Aber die Wahrheit war eine andere: Berühmte Sänger wurden ermordet; Armut machte sich breit, Wohlstand war kaum zu erlangen, wenn man keinen „dicken Vertrag“ von großen Labels aus England bekam. Wieso, denken Sie, strahlen diese alten Reggaeklänge heute noch für viel eine eigen Magie aus? Es ging ja um eine Musik, die oft mit alten defekten Maschinen erzeugt wurde….“
„Ich denke nicht, dass Reggae einfach nur eine Emotion verkörpert. Es hängt von der jeweiligen Zeit ab: „Ska“ war sehr turbulent und aufregend, spiegelt die Unabhängigkeit und die eigenen Wurzeln; in den 70ern wurde der Reggae nicht melancholischer, aber teilweise dunkler. Wieder spiegelte die Musik die Zeit, aber, wie bei aller Musik, die ich mag, kam hier stets etwas Rohe und Raues zum Vorschein, etwas Ungeschliffenes. Diese Reggae ist sehr roh, und das kommt bei den alten Aufnahmen sehr klar zum Ausdruck.“
Postscriptum: for beginners, this: The Soul Jazz label easily proves how smart they are with excellent Studio One Groups, an almost overwhelming set of killer cuts from bands and singing groups affiliated with Cocsone‘s „University of Reggae.“ His label saw the Jamaican sound go from ska to rocksteady to roots reggae. One disc isn’t enough to tell the whole story, but this collection functions as a enchanting mixtape – a wonderful mix of tracks you might know, tracks you should know, and a couple of wonderful rarities that should have never fallen through the cracks. The sweet harmonies, spiritual roots music, and soul-influenced ballads are all intoxicating. Whether you’re being introduced or getting reacquainted, the vinyl / cd simply named Studio One Groups puts a spell on you overflowing with kindness.