• The Strange World of Common One

    With Pee Wee Ellis now fully on board, Morrison recorded his 1980 album, Common One over 11 days in a converted (and apparently haunted) monastery high up in the French Alps. Morrison had evidently been listening to Miles Davis’ In A Silent Way because that proto-fusion classic is all over Common One – but is especially noticeable on this closing track. According to Ellis, the song was improvised and recorded on the spot, with no real direction from Morrison aside from informing the band that there was neither key nor tempo and that he wanted something “different” from the “normal stuff.”  The result is 15 minutes of minimalist ambient jazz, over which Van recounts another of his mystical visions, until, once again, he is transported beyond mere words and is reduced to whinnying into his harmonica like an animal in pain and/or ecstasy.

  • Zwei Graphic Novels

    Für ein Leseprojekt in einer 9. Klasse zum Thema deutsche Geschichte 1848 – 1945 lese ich gerade verschiedene Texte (Romane und Comics/graphic novels), die die Jugendlichen dann vorstellen sollen. Hier sind zwei davon, Reinahrd Kleins „Der Boxer“ (2012) und Luz‘ „Zwei weibliche Halbakte“ (2025).

    Reinhard Kleins graphic novel basiert auf den Lebenserinnerungen von Hertzko Haft, die er gemeinsam mit seinem Sohn Alan zu Papier gebracht hat und die auf der Rückseite des Einbands zurecht als verstörend beschrieben werden. Hertzko Haft ist 14 als die Deutschen 1939 Polen überfallen und seine Heimatstadt Belchatov besetzen. Zwei Jahre später wird er in einem Zwangsarbeitslager interniert, kurze Zeit später kommt er nach Auschwitz. Dort wird er wegen seiner Statur von einem SS-Aufseher zum Boxer ausgebildet und muss von nun an jedes Wochenende gegen einen anderen Häftling kämpfen. Es sind Schaukämpfe auf Leben und Tod, die Deutschen bringen die Verlierer um. Ende 1944 werden die Lager um Auschwitz aufgelöst, die Häftlinge irren auf Todesmärschen durch Polen und Deutschland. Hertzko Haft gelingt im April 1945 die Flucht, auf der er einen SS-Mann und ein älteres Ehepaar umbringt. Nach Kriegsende führt er vorübergehend ein Bordell für amerikanische Soldaten, um dann in die USA zu emigrieren. Dort hat er eine kurze Karriere als Profiboxer, heiratet schließlich, wird Vater von drei Kindern und eröffnet einen Gemüseladen in Brooklyn. Zeitlebens kann er über die Kriegsjahre nicht reden, wird aber von den Dämonen seiner Vergangenheit gemartert; erst kurz vor seinem Tod berichtet er seinem Sohn seine Lebensgeschichte. Um ehrlich zu sein bin ich mir nicht sicher, ob diese – von Reinhard Kleist in sehr ausdrucksstarken schwarz-weiß Zeichnungen erfasst – für 14jährige nicht etwas zu düster ist; vielleicht eher etwas, um es für Unentschlossene in der Hinterhand zu haben.

    Ein preisgekrönter Comic aus Frankreich in deutscher Übersetzung, dessen Autor vor 10 Jahren dem Anschlag auf Charlie Hebdo nur entgeht, weil er an dem Tag Geburtstag hat und deswegen zu spät zur Redaktionssitzung kommt. Seitdem steht Luz unter Polizeischutz. „Zwei weibliche Halbakte“ erzählt von der deutschen Geschichte zwischen 1919 und 1946 (wobei die letzten Ausläufer der Handlung in der Gegenwart enden) aus der Perspektive des titelgebenden Gemäldes von Otto Müller. Man sieht also was sich unmittelbar vor dem Bild abspielt – und sonst nichts. Aus dieser reduzierten Sicht stellt Luz geschichtliche Ereignisse prägnant dar. Das Bild steht lange im Atelier des Malers, bis der es an einen Anwalt und Kunstsammler verkauft, der nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten Selbstmord begeht. Die Sammlung muss verkauft werden, damit die Familie Deutschland verlassen kann, wird dann beschlagnahmt, und das Bild „Zwei weibliche Halbakte“ landet auf der Ausstellung für „entartete Kunst“. Dort betrachten es sowohl pöbelnde Nationalsozialisten, aber auch Kunstliebhaber. Und dann geht die Geschichte weiter – heute kann man das Gemälde in Köln im Museum Ludwig sehen; die Erben des Kunstsammlers wurden zu Jahrtausendwende entschädigt. Die Bilder sind in gedeckten Farben gemalt, von denen einige leitmotivisch wiederholt werden. Immer wieder nutzt Luz die bildliche Tiefe, um im Hintergrund weiteres Geschehen zu zeigen. Ich habe „Zwei weibliche Halbakte“ sehr gerne gelesen. Für meine Schüler*innen ist der Fokus auf „entartete Kunst“ sicher etwas speziell, zudem müssen sie in der Lage sein, sich den Kontext beim Lesen zu erschließen – aber das schaffen einige bestimmt ganz gut.

  • Sommerlektüre

    Richard Powers „Das grosse Spiel“

    Bereits der zweite Roman von Richard Powers, den ich 2025 lese. Kaum ein Buch hat mich in den letzten Jahren so begeistert und beeindruckt wie „Die Wurzeln des Lebens“. „Das grosse Spiel“, erschienen Ende 2024, habe ich wieder sehr gerne und recht schnell gelesen, wobei der Dauerregen der letzten zwei Wochen sicher einen Anteil hatte. Richard Powers jongliert mit vier Bällen, den verwobenen Geschichten von vier Charakteren: einer Meeresforscherin, einer Künstlerin und zwei sehr unterschiedlichen Freunden, Perfektionisten beide, die sich aus der Schulzeit kennen und dann gemeinsam an einem College studieren. Der eine entwickelt sich zu einem Tech-Oligarchen, der im frühen Internet eine Seite namens Playground (so auch der amerikanische Titel des Romans) aufbaut, die er zu einer der weltweit meistgenutzten Plattformen entwickelt. Der andere ist ein manischer Leser, ein Dichter und Denker, dessen Leben anders verläuft. Der Roman handelt von den Gegensätzen der beiden, damit auch von Unterschieden und Gemeinsamkeiten von Literatur und Technik. Dann spielt eben noch das Leben der Meeresforscherin eine große Rolle und damit die Beschreibungen des Lebens unter der Wasseroberfläche (immerhin sind 71% der Erde von Wasser bedeckt).

    Sehr sinnlich schildert Powers eine ganz andere Welt. Und ähnlich wie bei „Die Wurzeln des Lebens“ stellt er hier die mannigfaltigen Formen der Kooperation von Lebewesen in den Mittelpunkt seiner Beschreibungen. Es gibt ja noch eine vierte Figur, eine Künstlerin… und die Zusammenhänge der Lebensläufe. Auf der Zielgerade stellt der Lesende dann fest, dass Powers gar nicht vier, sondern fünf Erzählbälle jongliert. Wieder bin ich tief in die Welt des Buches abgetaucht, wieder verzaubert, wieder aufgewühlt und wieder viel zum Nachdenken gekommen. Ich werde in diesem Jahr noch mindestens ein Buch von Richard Powers lesen: „Erstaunen“ (Bewilderment) steht als nächstes an (das ist mit 320 Seiten zum Glück auch etwas kürzer als „Das Grosse Spiel“).

    Wolfram Eilenberger „Die Geister der Gegenwart“

    Der Dauerregen in den letzten zwei Wochen und die Tatsache, dass ich die längste Zeit home alone war, haben dazu geführt, dass ich noch ein zweites dickes Buch gelesen habe: „Geister der Gegenwart“ von Wolfram Eilenberger. Dies ist dessen dritter Philosophie Schmöker, in dem Gedanken und Leben von vier Denker*innen parallel erzählt werden, so dass sich unterschiedliche Verbindungen ergeben. Hier sind es Susan Sontag, Theodor Adorno, Paul Feyerabend und Michel Foucault. Fragen nach der Möglichkeit einer Moral nach Auschwitz (auch nach dem immer wieder thematisierten Kolonialismus) werden gestellt, die (historische Entwicklungen der) gedanklichen Grundlagen der Gegenwart werden ebenso hinterfragt, wie die Methoden der Wissenschaft, es werden Alternativen gesucht und verworfen – und vieles mehr. Wie bei den anderen beiden Büchern Eilenbergers gab es immer wieder Passagen, die für mich sehr erhellend waren, solche die unterhalten haben (alle vier haben bewegte Leben geführt) und gelegentlich hat sich mir beim Lesen ein Nebel über meine Gedanken gelegt. Geht mir mit philosophischen Texten immer so – wahrscheinlich bin ich da nicht der einzige und vielleicht macht diese Verwirrung auch den Reiz für mich aus. Auch dieses Buch habe ich sehr gerne gelesen. 

    Die beiden Bücher haben sich immer wieder ergänzt. Die Aufspaltung zwischen Natur- und Geisteswissenschaften ist ein gemeinsames Thema, damit verbunden eine Kritik an einer Intelligenz, die Phänomene („Welt“) auf einen Begriff reduziert und beherrschbar macht – und so Welt (oder Menschen) missbraucht.

  • Lichtzeichen

    Seit Ostern war ich auf zwei Klassenfahrten, die dritte steht kurz bevor. Dazu kommen die Abschlussprüfungen und die Vorbereitungen der Zeugnisse; beides für mich etwas aufregender als sonst, da ich in diesem Jahr die Abschlussklasse betreue (mit denen ich in einer Woche in die Toskana fahre – und mich vorher noch auf deren Abschlussstreich durch den Kakao ziehen lasse).

    Ende der Osterferien begleitete ich das Schulorchester zum Probenwochenende auf die Wewelsburg. Wer jemals in der Nähe von Paderborn unterwegs ist, könnte diesem Nest, wo es eine überaus malerische Renaissance Burg gibt, einen Besuch abstatten. Heinrich Himmler war so fasziniert von Burg und Umgebung, dass er dort eine riesige Anlage für verdiente SS Mitglieder plante. Es sind nur erste Ansätze davon fertig geworden: Die beiden Räume im Burgturm – vor allem aber die dazu gehörende Ausstellung – sind mehr als geeignet Jugendlichen die Grausamkeit dieser Zeit vor Augen zu führen.

    Geradezu gegenwärtig werden diese Grausamkeiten, wenn man im Informationszentrum unter dem Holocaust Mahnmal, die Ausschnitte aus Tagebüchern, Briefen und Postkarten jüdischer Mitbürger*innen liest, die zwischen 1933 – 1945 ermordet wurden. Im Mai begleitete ich eine Klasse auf ihrer Exkursion nach Berlin unter anderen an diesen Ort.

    Ansonsten gehe ich gerade viel Spazieren. Vor allem aber wird am Schreibtisch das Schuljahr eingepackt: Listen erstellen, vervollständigen, Zeugnistexte schreiben, Noten errechnen, frisch geschriebenes und lange übersehenes korrigieren, kontrollieren, ob alle Kolleg*innen ihre Zensuren an die richtige Stelle eingetragen haben. Nächstes Wochenende muss alles verschnürt sein.

    Dazwischen die ganzen ungeschriebenen Blog Beiträge:

    Über die Graphic Novel Version der New York Trilogy, die ich mir auf Martinas Post hin gekauft habe und die mir gut gefallen hat. Allerdings ist es hier genau so, wie ich auch das Buch in Erinnerung habe: die erste Episode „City Of Glass“ finde ich deutlich stärker als die anderen beiden Geschichten.

    Über das tolle Album „The Show Must Go On“ von Sam Dees, das ich Norbert abgekauft habe. Selten ein so homogenes und gleichzeitig so vielfältiges Soul Album gehört. Alles ist drauf: Himmel voller Geigen, funky Bläser Sätze, fuzzy Gitarren, himmlische Chöre, talking ballads, tearjerkers, Stücke über Ungerechtigkeiten. Jede*r sollte dieses Album kennen. Deep shit.

    Über die Konzerte von Anouar Brahem (herausragend) und Stereolab (sehr gut) in Hamburg und Berlin.

    Über die Collapse EP von The Utopia Strong. Durch Zufall bin ich an eines der auf 250 limitierten, signierten und mit handgemachten Cover versehenen Alben gekommen – ich glaube nach zwei Stunden waren alle verkauft. Vinyl Fetischismus für Fortgeschrittene. Auf jeder Seite ein kosmisch-psychedelisches Ambient Stück to get lost in.

    Über die drei Alben, die um Weihnachten auf jeden Fall in meiner Jahresliste unter die ersten 10 kommen: Anouar Brahem, DJ Koze, Little Simz.

    Und auch weder über The Young Gods Play Terry Riley, noch über zwei weitere Alben, die mich sehr interessieren und an andere Orte transportieren könnten: Luster (Maria Somerville) und Different Rooms (Jeremiah Chiu & Marta Sofia Honer).

  • Easter Audio

    DJ Koze: Music Can Hear Us

    The Impressions: The Young Mods‘ Forgotten Story

    Aretha Franklin: Young, Gifted And Black

    Don Cherry: Relativity Suite

    Dadawah: Peace And Love

    Djivan Gasparyan: Moon Shines At Night

    Anouar Brahem: After The Last Sky

    Die ersten drei Alben liefen Ostersamstag bei Frühjahrsputz, die anderen an den Ostertagen verteilt, oft (früh-)abends oder am späten Nachmittag. „After The Last Sky“ lege ich nachher noch auf; eines der deutlich besseren Alben, die ich in diesem Jahr gehört habe.

  • Listening Journal – Weekend

    Saturday

    DJ Koze: Music Can Hear Us / Barre Phillips: Mountainscapes / Don Cherry: Relativity Suite / Isotope 217: The Unstable Molecule

    Sunday

    This Is The Kit: Careful Of Your Keepers / Alabaster DePlume: A Blade / Søren Skov Orbit: Adrift

    Und dann haben wir gestern Abend noch spontan den Tatort geschaut. Der Sonntag Abend ist seit Jahren nicht mehr damit blockiert, aber hin und wieder sind wir schon dabei. „MESSER“ scheint mir jedenfalls eine überdurchschnittlich gute Folge zu sein; zwar konnten wir die Beziehungsdynamik zwischen den Kommissaren mangels Kenntnis nicht immer nachvollziehen, dafür gab es gut gezeichnete Charaktere und spannend war der Film auch.

  • Song Of The Day

    Vor vier Wochen oder so habe ich mir schon eine Karte für das Konzert von Stereolab in Berlin gekauft, heute lese ich, dass sie dabei auch neues Material präsentieren werden; HIER der erste Song, den ich gleich mehrmals gehört habe. The numbing is not working anymore. Good to have yesterday’s retrofuture back.