• my 20 fave albums 2024

    01. Beth Gibbons: Lives Outgrown 
    02. Shabaka: Perceive Its Beauty, Acknowlege Its Grace
    03. Erik Honoré: Triage
    04. Fred Hersch: Silent. Listening 
    05. Jessica Pratt: Here In The Pitch 
    06. Anna Butterss: Mighty Vertebratae
    07. Jeff Parker ETA IVtet: The Way Out Of Easy
    08. Jakob Bro: Taking Turns (my radio review: HERE)
    09. Ganavya: like the sky i‘ve been too quiet
    10. Einstürzende Neubauten: Rampen
    11. Nala Sinephro: Endlessness 
    12. Kalma / Chiu / Honer: The Closest Thing To Silence 
    13. Eric Chenaux: Delights Of My Life  
     
    14. Laurie Anderson: Amelia
    15. Danish String Quartet: Keel Road** 
    17. Laurence Pike: The Undreamt-of Centre 
    18 Andrew Wasylyk & Tommy Perman: Ash Grey And The Gull Glides On 
    19. Pan American & Kramer: Reverberations of Non-Stop Traffic on Redding Road 
    20. Tindersticks: Soft Tissue

  • „Mach‘s noch einmal, Schimanski!“ – Eine Empfehlung für den Weihnachtsbaum


    Ich wusste gar nicht, dass Edward Berger, dem wir die exzellenten wie fesselnden Filme „Konklave“ und „Im Westen Nichts Neues“ verdanken, nach Hajo Gies zu den späteren Regisseuren der Schimanski-Filmen zählte. Ein oder zwei hat er, glaube ich, gemacht. Hat er irgendwann Hajo über die Schulter geschaut, wie einst Clint Eastwood seinem Lehrmeister – wie hiess er noch gleich – Don Siegel! Damals sah ich noch ziemlich regelmässig „Tatort“. Mochte den verrückten Kressin, und Schimanski am liebsten. Haferkamp wäre meine Nummer drei.

    Früher in Dortmund, wenn wir uns bei Freunden trafen, war es ein geschätztes Ritual am 2. Weichnachtstag, vorwiegend unter Jungs, spät abends im Fernsehen nach knallharten Filmen Ausschau zu halten – gerne „Dirty Harry“, und aus solch seltsamen Verknüpfungen stammt heute mein alljährlicher Bingewatchtipp für die Zeit zwischen den Jahren. Und für den schnellen Adrenalinkick: perfektes Popcornkino bietet Netflix derzeit mit dem „Reisser“ „Carry On“ (Peter Bradshaw gibt zwei Sterne, ich vier).

    Wie heute wohl die „Schimi“-Filme auf mich wirken würden? Was, es waren nur siebzehn? Egal, ein paar Flowworker und Leser würden sich bestimmt für ein grosses Bingewatching finden. Zum Beispiel drei Wochen Langeoog, und jeden frühen Abend im Medienzimmer ein Tatort. Mit anschliessendem Talk am Meer, mit oder ohne Eiergrog. Als Opener dann den herrlich durchgeknallten Tatort aus den frühen Jahren – ohne Frage ein TV-Meilenstein – Regie Samuel Fuller – mit den „toten Tauben auf der Beethovenstrasse“, und viel Can-Musik. Aber ohne Götz George.

  • Der tierische Ernst und der gute Humor von Jazzjournalisten im Einsatz

    Bei meinen ersten Besuchen im berühmtesten Jazzkeller Dortmunds, dem Domicil, nah dem Rotlichtmilieu, und nicht zu verwechseln mit dem feinen Jazzclub von heute in der Hansastrasse, war immer ein rothaariger, kurz rasierter, natürlich Brille tragender, Kritiker zugegen namens Werner Panke, ein Kenner der Materie, der schon Gene Krupa in der Nordtstadt zu Nachkriegszeiten erlebt hatte und in Sounds, im Jazzpodium und anderswo seine Urteile kundtat. Als Teenager an der Nordsee war ich begeisterter Zuhörer der Jazzsendungen von Michael Naura. Toll, ihn in seinem letzten Berufsjahrzehnt, den Neunzigern, aktiv begleiten zu können. Irgendwann gehörte ich selber zu dieser Gilde!

    Werner Panke sass stets vorne in der ersten Reihe, einigermassen gut zu erkennen, durch dicke Nikotinschwaden hindurch, bei meinem ersten unvergesslichen Erlebnis dort, dem Dave Pike Set, bei dem erstmals ein gewisser Eberhard Weber neben Volker Kriegel Platz nahm und den ganzen Keller in Erstaunen versetzte, zwei Jahre, bevor „The Colours Of Chloe“ das Licht der Welt erblickte, und ungefähr in der Zeit, als Weber mit einem Elektrobass, der noch nicht viel mit seiner bald auftauchenden Spezialkonstruktion gemein hatte, auf Mal Waldrons „The Call“ glänzte, einer frühen, uralten Japo / ECM-Scheibe, in meinen unbestechlichen Ohren ein vergrabener Schatz, eine schon damals viel zu wenig gefeierte Sternstunde der experimentellen Jazz-Rock-Fusion-Ära, deren Wiederveröffentlichung ich wieder und wieder empfehle, auf die Gefahr hin, damit ECM‘s Pressechef Christian Stolberg ganz leicht auf die Nerven zu gehen.


    Als ich meine Liebe zum Jazz entdeckte, gab es beim WDR eine spannende Gesprächsrunde: eine kleine Ansammung von Experten sass an einem grossen Tisch, und munter diskutierte man ausgewählte Neuerscheinungen. Ich erinnere mich noch bestens an den Abend, an dem diese drei oder vier Experten (eine Frau war dabei, bingo!) eine MPS-Produktion diskutierten, die „We‘ll Remember Komeda“ hiess, mit rotem Cover – und alle waren gewiss mit guten Gründen begeistert. Ich liebe die Scheibe noch heute.

    Worauf ich damit hinauswill, ist die heutige Jazzkritikerrunde im Deutschlandfunk. Um 8.40 Uhr begann unsere Blockzeit im Studio: Thomas Loewner, Odilo Clausnitzer und ich legten los, wir sprachen über unsere drei Favoriten des ausklingenden Jahres. Die beiden sind, wenn ich das richtig einschätze, gute Freunde, ich kenne sie allein aus kollegialen Zusammenkünften. Aber was die berühmten „weichen Faktoren“ angeht, das Zwischenmenschliche, den Ungangston, kann ich nur Gutes über die Zwei berichten, und niemand kann mir schnöde Schmeichelei unterstellen, denn es ist schon lange abgesprochen, dass ich 2025 meine finalen Radiorunden drehe.

    Gesundheit vorausgesetzt, gibt es meine letzten vier Ausgaben der „Klanghorizonte“ im März, Mai, Juli, und September 2025, stets am dritten Donnerstag des jeweiligen Monats zwischen 21.05 Uhr und 22.00 Uhr – und, finally, ein knapp einstündiges Porträt, vielleicht über Steve Tibbetts – das perfekte Schliessen eines Kreises wäre das, denn meine allererste Sendung im Oktober 1989 war, im DLF, eine 45-minütige „Studiozeit“ über Steve Tibbetts.

    Das heute war schon mal mein Farewell in diesen alljährlichen Rückblicken über persönliche Jazzhighlights – fünfmal war ich nun am Stück mit dabei: einmal mehr waren wir heute oft genug herzlich verschiedener Meinung. All das mit Ernst und Witz und Augenzwinkern vorgetragen, so, dass es letztlich in die Idee mündete, versuchsweise in die Ohren des jeweils andern zu schlüpfen – es wäre eine bewusstseinsverändernde Erfahrung. Humor war auf jeden Fall eine Konstante, und ich bin gespannt, wie Thomas das alles zusammenschneidet.

    Ich will nicht vorgreifen, aber möglicherweise kann Thomas eine kleine Schlusspointe gar nicht im finalen Mix unterbringen, drum gebe ich sie hier preis. Situationskomik. Das letzte Werk, ein Favorit von Thomas, stammt von einer norwegischen Ziegenhornspielerin, und Odilo meldete leise Zweifel an, ob die Sache mit dem Ziegenhorn (s. Foto) nach 200 Jahren instrumentaltechnischer Entwicklung noch soviel Sinn mache. Nun, entgegnete ich, und nachdem ich just meine dezenten Ambivalenzen zu Eva Klesses bedeutungsschweren „Stimmen“ (Enja) vorgetragen hatte, das Ziegenhorn wäre tatsächlich die allerbeste Idee für den Ausklang dieser Stunde!

    Wie gesagt, die „Ohren des Andern“, das war ein Subtext unserer fröhlichen Diskurse, und auch die beiden handsignierten Exemplare spielten hinein, die meine zwei Kollegen bekommen, von meinem Buch über Shabakas neue Flötenmusik. Am kommenden Donnerstag, dem 19. Dezember um 21.05 Uhr, ist diese Jazzauslese im Deutschlandfunk zu hören, und anschliessend sieben Tage in der Audiothek.


  • Mitternachtsmusikerinnerung

    21. März 2021. Für eine Nachtwanderung sind einige Dinge nötig, ich habe an alles gedacht, natürlich auch an das Banalste, die Taschenlampe. Sonst wäre es Slapstick, eine Art Geisterbahn für die Erlebnispädagogik. Die Nacht, zwischen Dünen und Küste, da, wo auch Rehe heimisch sind, hinter Kampen, hinter dem gediegenen Leben, hat ihre hundert Geräusche („the dying sounds of Sylt“), die alle Musik sind. Beim ersten Mal habe ich wirklich Beatles-Melodien gesummt, nun sind die Songs im Survival Kit: alles von You Want It Darker, bis, wie versprochen, „Promises“, mit Floating Points und Pharoah, die Boom-Box, mehr ist nicht erforderlich. Ich werde heute nicht ins Wasser gehen an den Buhnen, der kleine Anriss an der Wade schmerzt noch immer. Strandkörbe sind schon wieder im Einsatz, Einheimische hocken manchmal darin, aber nicht nach Mitternacht, und denken, bald werde es wieder so sein wie früher. Vor Corona. Eingeschliffene Bilder von der Wirklichkeit sind beharrlich. Das Leben kriegt man immer nur für eine Weile zurück.

  • An Acrobat‘s Heart


    I met her back then in Munich (in the summer of 2000), and she told me, at one point, about sensitive moments in the production. Once, in the morning, she felt her energy waning, couldn’t make the appointment, everything was up in the air. Manfred Eicher carefully knocked at her door. Helpful words, encouragement. It ended well. Fortunately. By the way, she never got together with Brian Eno (they would have made an interesting pair in the studio), but once, early in the seventies, he lent her a wonderful pair of old horn loudspeakers, she fell in love with their sound and never gave them back.

    In meinem Jahresrückblick tauchen ungewöhnlich viele Frauenstimmen auf, aus lang vergangener wie heutiger Zeit, Julia Holter, Laurie Anderson, Feliciá Atkinson, Jessica Pratt (you miss something between „Twin Peaks“ and „deep, deep mood music“ if you miss Jessica‘s „Here In The Pitch“), Beth Gibbons, Joni Mitchell, Anne Briggs, Annette Peacock. All diese Alben haben für mich etwas Unwiderstehliches, und ich kann nie anders, als sie am Stück zu hören. Vor Tagen lauschte ich wieder einmal Laurie Andersons „Hörspiel“ über den letzten Flug von Amelia Earhart, und war so gefangen von ihrem stimmlichen Vortrag, dass ich Raum und Zeit um mich vergass, in ihrer alten Klapperkiste, auf ihrer allerletzten Reise.

    Und am Tag darauf kam Annettes letztes Songalbum bei mir an, das im Jahr 2000 entstand. Erstmals nun als Schallplatte, genauer gesagt, als Doppelalbum, in der ECM-Reihe „Luminessence“. Makellose Pressung, exzellenter Sound (was ja nun keine Überraschung ist). Neben ihrem Gesang ist Annette am Piano zu hören, allein das Cicada String Quartet begleitet sie. Jan Erik Kongshaug sitzt am Mischpult, und Manfred Eicher ist der Produzent im Rainbow Studio. (Those were the days.)

    Einst, in ihren jungen Jahren, war sie eine so eigensinnige wie sinnliche Erscheinung. Viele Männer hielten Hof, Timothy Leary war einer von ihnen. Obwohl mir ihre skurrile „Annette Peacock Paul Bley Synthesizer Show“ als Album stets ein Rätsel blieb, das vielleicht nur Konrad Heidkamp und das Liebespaar Bley – Peacock entschlüsseln konnten, waren ihre Soloalben durchweg wagemutige, auf seltsame Art zugängliche, wundervolle, ja, genau, wundervolle Trips, die nie einem einzigen Stil treu blieben und brisantes Fremdgehen betrieben zwischen Funk und Free Jazz, Blues und Elektronik, Avantgarde, Rock und ganz und gar unklassischem Songwriting.

    Wie betörend ihre Kompositionen sein konnten, brachte Paul Bley etwa auf „Open, To Love“ zu Gehör, allein am Klavier. Jahrzehnte später Marylin Crispell mit „Nothing Ever Was, Anyway – Music of Annette Peacock“. Für das kammermusikalische Szenario von „An Acrobat‘s Heart“ (mit einem Hauch von Folk, den ich nie ding- und ortfest machen kann), gab es einmal mehr keinen Vorläufer unter ihren eigenen Alben, und unter anderen sowieso nicht. Klappt man das Gatefold-Cover auf, finden sich die lyrics, die wider allen Mainstream-Empfindsamkeiten, Liebesdingen und Erinnerungen auf den Grund und Abgrund gehen – die Bilder der Worte so elementar, so klar, und doch kaum zu fassen. Fragile Sphären, unzerbrechlich!

    Ich traf sie damals in München, und sie erzählte da auch von sensiblen Momenten der Produktion. Einmal, morgens spürte sie ihre Energie schwinden, konnte den Termin nicht wahnehmen, alles hing in der Luft. Es nahm ein gutes Ende. Zum Glück. „An Acrobat’s Heart“. Mit Brian Eno ist sie übrigens nie zusammengekommen (das wäre auch ein interessantes Paar im Studio gewesen – die „Annette Peacock Brian Eno Synthesizer Show“ hätte ich zu gerne erlebt), aber einmal, früh in den Siebzigern, lieh er ihr ein wunderbares Paar alter Hornlautsprecher, sie verliebte sich in ihren Sound, und rückte sie nie wieder raus.

    (monthly revelations, „Archive“, January 2025)

  • Im Club der Fische (4)


    Es war nicht mehr langhin, dann würden wir uns nie wieder sehen, vielleicht waren wir noch ein Jahr beste Freunde, ohne dass alles, ohne besonderen Grund und Sinn, zerfiel in zwei ganz andere Lebenswege. Kein einziger Streit, je, das muss man sich mal vorstellen, aber gemeinsame Abenteuer und tolle Erlebnise wieder und wieder. Und ein Langstreckenlauf besonderer Art. Eine Sache war etwas unheimlich, und sie  fand an einem besonderen Ort statt, nahe der Weissen Taube, auf einem  Feld mit struppigem, hochgewachsenen Gras. 

    Wir spielten dort, und ich weiss gar nicht mehr was. Vielleicht erkundeten wir nur das Wiesenfeld. In der Nähe eine Tankstelle, und die Geleise der S-Bahn, auf die wir öfter die Ohren gelegt haben, um zu hören, ob seltsames Gesumm einen nahenden Zug ankündigte. Da kam ein uns unbekannter Junge herüber, und wir wunderten uns, dass er direkt auf uns zukam. Er kam gleich zur Sache, und sagte, das Feld  sei nicht unseres, und wir mögen verschwinden. – Nein, machen wir nicht, entgegnete ich. Wir stören hier niemanden! 

    Der Typ, der in unserem Alter war, etwas kleiner und eher humorlos, zog von dannen. Nach etwa zwanzig Minuten kam er mit einem Kumpel wieder. – Ihr verschwindet jetzt hier, sagte er und holte ein kleines scharfes Messer hervor. Das veränderte die Situation. Auf eine kleine Rauferei hätten wir es noch ankommen lassen, aber das hier konnte gefährlich werden. Wir hatten keine coolen Sprüche auf der Lippe und räumten das Feld anstandslos. Bis wir die Weise Taube überquert hatten, spürten wir die Angst in unseren Knochen.

    Rückblickend hatte der Ort etwas Besonderes. Der Junge, der seinen Kumpel mit dem Messer holte, verschwand in einem der Häuser auf der Hagener Strasse, in einer seit Ewigkeiten dicht gedrängten Häuserzeile, in der du nicht so viele Jahre später mit deiner Frau eingezogen bist, als du schon völlig verschwunden warst aus meinem Leben, nie aber aus den Erinnerungen. Ich wohnte nur sieben Minuten von der Weissen Taube entfernt, bis ich das Abitur machte. Und dann, fort, fort! Ich hätte dich gerne gefragt, ob du nicht öfter, wenn du das Feld gesehen hast, oder den Raum, auf dem einst das Feld stand, an diese eigentlich völlig folgenlose Episode gedacht hast, in der wir einmal, von einem Typ bedroht wurden und klein beigeben mussten. Vielleicht bist du gar eine Zeitlang sein Nachbar gewesen, aber keiner hätte den anderen erkannt und auf diese Konfrontation angesprochen.

    Wie gerne würde ich heute noch einmal mit dir an diesen heissen Sommertag zurückkehren (ich ernnere es genau, wie die Sonne niederbrannte). Natürlich würden wir einmal mehr das Feld räumen, aber es wäre eine ideale Gelegenheit gewesen, unsere Blutsbrüderschaft zu erneuern, und auf alle Zeiten zu verlängern, quer durch die Jahrzehnte, über das Ende des Jahrhunderts hinaus. Wir hätten das diesmal wieder mit einer Stecknadel gemacht, in der Lichtung in dem grossen Wald, der unser Revier war.

  • „Delights of My Life“ – meine Jazzauslese 2024 (for Brian W.)


    A few weeks ago, I laid back and listened to the wonderful bass solo album „Landloper“ by Arild Andersen. One of these albums that better work in darkness. I listen to Arild’s bass since I discovered ECM with Jan Garbarek‘s album SART. By the time John Lennon‘s „Imagine“ blocked my record player. He never stopped surprising me, being good company at least. („Landloper“ ends with an irresistible mélange of the two classics ‘song for che’ and ‘lonely woman’). I somehow never ever even heard about his 1981 album „Lifelines“. By chance, this summer, I stumbled on it. Via Discogs, I got a near mint vinyl copy. Awesome. Paul Motian on drums, Kenny Wheeler on trumpet, and a fabulous pianist with his only appearance ever on ECM. One of the titles: „Landloper“. 

    01. Shabaka: Perceive Its Beauty, Acknowledge Its Grace  
    02. Fred Hersch: Silent. Listening  
    03. Anna Butterss: Mighty Vertebrate  
    04. Jeff Parker ETA IVtet: The Way Out Of Easy  
    05. Jakob Bro: Taking Turns  (my radio review: HERE)
    06. Nala Sinephro: Endlessness  
    07. Kalma / Chiu / Honer: The Closest Thing To Silence  
    08. Eric Chenaux: Delights Of My Life  

    09. Sidsel Endresen: Punkt Live Remixes, Vol.2
    10. Wayne Shorter: Celebration  


    11. Charles Lloyd: The Sky Will Be There Tomorrow 
    12. Arild Andersen: Landloper 
    13. Aaron Parks: Little Big
    III
    14. Vijay Iyer: Compassion
    15. Cyrille / Frisell / Downes: Breaking The Shell
     
    16. Søren Skov Orbit: Adrift 
    17. Nik Bärtsch‘s Ronin: Spin  
    18. Arroj Aftab: Night Reign  
    19. The Messthetics and James Brandon-Lewis  
    20. Patricia Brennan: Breaking Stretch

    „In year of bounty in jazz, identifying the best new jazz of 2024 meant finding the recordings that took my breath away and built atop or extended the tradition. Each of these recordings, to my ears, is bracing, beautiful, and new, suggesting the many ways the art form remains important and joyful.“ (These are the words of Will Layman in „Popmatters“, but I can easily make them my own. We even share some records on our lists, five exactly.)

  • „Es lebe der Gong in alten Lichtspieltheatern!“ – Peter Bradshaw vs. Michael Engelbrecht

    Im Guardian gibt es keine halben Sterne. Also machen wir bei diesem Duell zumeist 2024 erlebter Filme (meine Bewertung von Point Break aus dem Jahre 1991 habe ich aus der fernen, fernen Erinnerung geholt) auch keine halben Sachen. Kevin Costners Western-Epos „Horizon“ wird oft verrissen, aber ich stehe zu meinen vier Sternen, weil es dreieinhalb nicht gibt. Den Film „Blitz“ von Steve McQueen (wir kennen ihn u.a. von dem magischen Movie einer Londoner Reggae-Nacht), angesiedelt im „Blitzkrieg“ (wiederum ist London zentraler Schauplatz), hätte sich Peter bei allem Respekt für den Regisseur gerne radikaler gewünscht, aber ich schätze den „touch of Charles Dickens“ sehr (Netflix übrigens). Und einer meiner absoluten Lieblingsfilme, „The Duke Of Burgundy“ musste auch reinrutschen. Klicke auf das Wort „masterpiece“, und du siehst Peters Besprechung des beeindruckenden Films „Die Fotografin“! Okay, ein gewisser Pfiff fehlt diesem Duell, weil wir etwas zu selten weit auseinanderliegen (wir liegen sogar parallel bei „Roter Himmel“ und „Perfect Days“), aber der eine und andere Filmtipp mag dennoch rausspringen! Oder eine sich lohnende Wiederholung. Wie etwa der einst gern gesehene Surfer-Thriller „Perfekte Brandung“…. wusste gar nicht mehr, dass der Film von Kathryn Bigelow ist.


    Beatles 64 PB ***** ME ****
    Horizon ** ME ****
    Blitz PB *** ME ****
    Poor Things PB ***** ME **
    The Zone of Interest PB **** ME *****
    Point Break PB **** ME ****
    Twisters PB *** ME ****
    The Duke Of Burgundy PB **** ME *****
    The Dead Don‘t Hurt PB **** ME ****
    Lee / Die Fotografin PB „masterpiece“ ME ****

    Spätvorstellung“:

    „Lovers Rock“ – „Steve McQueen throws the best party ever. Filled with rows, romance and sexual adventure, this story of an uproarious celebration in 80s west London is an audacious, euphoric experience.“ Das schrieb Mr. Bradshaw vor über voer Jahren über „Lovers Rock“, meine Empfehlung für einen alternativen Weihnachtsfilm. Ich kenne keinen, der Reggae liebt und diesem „instant classic“ von diesem „anderen“ Steve McQueen keine fünf Sterne geben würde! Hinreissend!

  • Horizons 2024

    piece for late hours

    there was a time we stretched the afternoon  
    til all those lights from windows, cars, first fireplaces  
    made us look for hints, traces of black skies  
    to finally open its gates for the rain  
    for songs about even harder rain hitting, bathing  
    us, invincible children with a mission.


    Putting together
    a year’s end list is like
    playing solitaire by the window.

    Any of the stuff not-ranked:
    on a special evening
    the gateway number one

    (soul food horizon)

    (in anderen worten:
    lass den samtvogel fliegen!)

    My 20 Albums of the Year 

    01. Beth Gibbons: Lives Outgrown ***
    02. Shabaka: Perceive Its Beauty, Acknowlege Its Grace
    03. Erik Honoré: Triage*
    04. Fred Hersch: Silent. Listening 
    05. Jessica Pratt: Here In The Pitch 
    06. Anna Butterss: Mighty Vertebratae
    07. Jeff Parker ETA IVtet: The Way Out Of Easy
    08. Jakob Bro: Taking Turns (my radio review: HERE)
    09. Ganavya: like the sky i‘ve been too quiet
    10. Einstürzende Neubauten: Rampen
    11. Nala Sinephro: Endlessness
    12. Kalma / Chiu / Honer: The Closest Thing To Silence
    13. Eric Chenaux: Delights Of My Life  

    14. Laurie Anderson: Amelia
    15. Danish String Quartet: Keel Road**
    17. Laurence Pike: The Undreamt-of Centre
    18 Andrew Wasylyk & Tommy Perman: Ash Grey And The Gull Glides On
    19. Pan American & Kramer: Reverberations of Non-Stop Traffic on Redding Road
    20. Tindersticks: Soft Tissue

    * Erik Honoré’s ‘Triage’ can easily be categorised as abstract sound art, with itsdiscreet electronics, noisy passages, dark lyrics and the refusal of clear song structures. However, this shows the error of a reception that only skims the surface and subsumes everything under ‘avant-garde’ that doesn’t deliver a three-minute song and doesn’t immediately groove and thrill in mainstream‘s predictable ways. Just switch off the lights and give this album your undivided attention! Prepare yourself for music that will barely keep you in your seat, encouraging you to – often simultaneuosly – float, dance and sink into it. Erik Honoré’s ‘Triage’ is a journey in nine stages, grooving and swirling from power spot to power spot. 

    ** a trip through the folk worlds of the Northern Sea.. a disc of quiet revelations and arrangements that are as exquisitely crafted as they are captivating, performed with abundant spirit and conviction, and captured in warm, close sound.

    *** this cover lives up to the masterpiece of my album of the year. But, bet you this will be my last list til December 6 of 2025 (except radio playlists). So much memory work, listening back, and fidding in the details: even the line-up of these covers is sequenced:)

    Favourite surround albums (quad / 5:1 / atmos)

    • The Flaming Lips: Yoshimi Battles The Pink Robots
    • Joni Mitchell: Court and Spark & For The Roses
    • King Crimson: Red (50th anniversary edition)
    • Frank Zappa: Waka / Jawaka*
    • Randy Newman: Good Old Boys

    *often seen as a preparation for The Big Wazoo, I love this fusion album even more. I am a bit worried, that the older I get, the more i like to listen to Zappa. The family enterprise Zappa Records delivers first class vinyl, cd and surrounds from the archives – for the first time in my life I‘ve listened to „Roxy and Elsewhere“, and I love the live vibes in there, the overflowing energy of the band in full action (Ian Underwood, George Duke…), Zappa’s storytelling, and his electric guitar work😉

    Favourite live albums 

    • Alice Coltrane: The Carnegie Hall Concert 1970
    • Arild Andersen: Landloper (bass solo excellence)
    • Sidsel Endresen: Punkt Live Remixes, Vol. 2 
    • Wayne Shorter: Celebration
    • Keith Jarrett: The Old Country
    • Bill Callahan: Resuscitate!
    • King Crimson: Sheltering Skies – Live in Fréjus, August, 27, 1982
    • Oregon: Ludwigsburg 1990

    Deeply moving anglo-american song cycles dealing with failure, fools, decay, love, awareness and all

    • Julia Holter: Something In The Room She Moves
    • Father John Misty: Mahashmashana
    • Kim Deal: Nobody Loves You More (späte Entdeckung)
    • Hayden Thorpe: Ness (a fantastic melange of song & spoken word)
    • Gillian Welch & David Rawlings: Woodland
    • Iron and Wine: Light Verse

    Albums I wish to materialize in 2025

    Brian Eno: An album of songs following the magic „All I Remember“ from the doc „Eno“ / Scritti Politti: a man who only made fantastic cover versions of two Anne Briggs songs from her classic album in years and years should finally finish new songs to remember / Steve Tibbetts: a new (wild?) album by the guitarrero from Minneapolis (after the quiet brilliance of „Life Of“ on ECM)

    Albums I wish to reappear remastered on vinyl after a very long time

    • Mal Waldron, Eberhard Weber et al.: The Call *
    • The Human Arts Ensemble: Under The Tree
    • Anthony Braxton Quartet: New York, Fall 1974**
    • Jan Garbarek: Sart

    *one of the most underrated european fusion masterpieces of the 70‘s

    **Braxton‘s albums on Arista Records between 74 and 76 were all brilliant. A shame they missed the 50th anniversary of one of his crownung achievements, that quartet with Kenny Wheeler, Dave Holland, and Barry Altshul.

    My fave albums for deep dancing with or without moving

    • Nik Bärtsch‘s Ronin: Spin
    • Underworld: Strawberry Hotel

    Ancient song cycles, missed in their wild days, finally found

    • Paul McCartney & Wings: Band On The Run
    • Joni Mitchell: For The Roses

    Easily trance inducing, „far out“-albums from the department of „Where am i-Music“ (a question you can ask yourself even while strolling through Clevelode‘s Epping Forest)every album a grower, some „easy on the ear“, some challenging.

    • The Necks: Bleed
    • Rafael Toral: Spectral Evolution
    • Arushi Jain: Delight
    • Sören Skov Orbit: Adrift
    • Feliciá Atkinson: Space As An Instrument (spoken word thrills)*
    • Rachel Musson: Ashes and Dust, Earth and Sky
    • Alva Noto: HYBR:ID III
    • Kit Downes, Bill Frisell, Andrew Cyrille: Breaking The Shell
    • Clevelode: Muntjac (HERE, my conversation with Paul Newland)
    • Fennesz: Mosaic

      * „Since the late 2000s, this French musician and visual artist has been releasing collages of field recordings, midi instrumentation and her own hushed vocals, performing abstract poems and stories – in her native French and in English – over ambient clouds of sound. Her most recent album Space As An Instrument comes equipped with everything a great Félicia Atkinson record needs, while not deviating wildly from her proven recipe. This was my comforting go-to headphone soundtrack during fall and early winter.“ (Stephan Kuntze)

    Finally, my eighteen favourite reissues & archival discoveries

    01. Ank Anum: Song Of The Motherland  
    02.The American Analog Set: New Drifters 
    03. Taylor / Winstone / Wheeler: Azimuth 
    04. Jan Garbarek: Afric Pepperbird 
    05. Can: Live in Paris 1973 
    06. Günter Schickert: Samtvogel (späte Entdeckung)
    07. Annette Peacock: An Acrobat‘s Heart**
    08. Julie Tippetts: Shadow Puppeteer 
    09. Byard Lancaster: The Complete Palm Recordings 1973-74  
    10. Anne Briggs: Anne Briggs *
    11. Sussan Deyhim & Richard Horowitz: The Invisible Road
    12. Linval Thompson: Ride On Dreadlocks 1975-77

    13. Emahoy Tsege Mariam Gebru: Souvenirs
    14. Steve Beresford & Anne Marie Beretta: Dancing The Line

    15. Peter Thomas: The Master Tapes, Vol. 1)
    17. Dennis Bovell: Sufferer Sounds
    18. Toumani Diabate & Ballake Sissoko: New Ancient Strings

    *(„A stone-cold British folk classic, rendered all the more precious by Briggs’ reluctance to add to her slender catalogue down the years. As a result, the four unreleased recordings included as a bonus 7” with this remastered vinyl reissue – including typically spare, devastating takes on “The Cruel Mother” and “Bruton Town” – were something of a holy grail.“)

    ** I met Amnette back then in Munich (in the summer of 2000), and she told me, at one point, about sensitive moments in the production. Once, in the morning, she felt her energy waning, couldn’t make the appointment, everything was up in the air. Manfred Eicher carefully knocked at her door. Helpful words, encouragement. It ended well. Fortunately. By the way, she never got together with Brian Eno (they would have made an interesting pair in the studio), but once, early in the seventies, he lent her a wonderful pair of old horn loudspeakers, she fell in love with their sound and never gave them back.

    Five smart and deeply touching music documentaries from the last two years

    • Beatles 64“ (Disney plus)
    • Eno“ (by Gary Hustvit)
    • „Music for Black Pigeons“ (on Jakob Bro and friends)
    • Zutaten für ein Desaster“ (on Nik Bärtschs, Prime, Apple+)
    • „Zero Gravity“ (about the life and times of Wayne Shorter)
    • “In The Court of the Crimson King“ (By Toby Amies)*

    * I remember that Bill Bruford moment: „Change is part of what King Crimson is about. Change is essential. Otherwise you turn into the Moody Blues, for heaven’s sake.“ Change – and discipline, I should add, with all its good and not so good implications. Humour is an antidot of the doc that has its clear amount of bitter an bitter sad moments. Thinking back, my memory loves to return to a scene that seems like a moment of letting go: people in a park, it‘s raining, they are dancing, floating, kind of. Not easy to link that one with the film‘s dynamic structure, but Toby Amies has been looking, in between, for places of tranquility and surrender, a counterpoint to tough thinking and a means to overrule the intellect. Well done.

    Postscriptum 1: Your first song from a great 2025 album, dear reader, comes from „Cold Blows The Rain“, the forthcoming album by Taylor Hayden and The Apparitions: „Lovely On The Water”, listen to it HERE, and immerse yourself into the moving pictures from an old time. In the words of Rob Young, „it’s a song originally collected by composer Ralph Vaughan Williams in 1908, and it sets the tone for the rest of the album. It’s a lament for a pair of young lovers ripped apart. A last, tearful embrace before he must set sail for a distant war. The incomplete song’s last lines describe the collective mourning on Tower Hill of bereaved mothers, wives and lovers. The Apparitions take the song at a steady, funereal pace, adding dignity to devastation.“

    Postscriptum 2: I want this „list“ to be a field to stroll around. Making discoveries, and meeting the thin line between memories and imagination, something that so often happens when listening to music you love. It is only a few days ago I heard from the death of my best childhood friend Matthias. We lost one another when being around 12 years young, there never was a wrong note between us. I was looking for him over the last months, and I had nearly found him. A few minutes, a few houses away. But, bad detective work. If I would be a singer, I would write a folk song about our adventures in Dortmund-Hombruch. In fact, my search for him began in springtime, and found its way into the poem „piece for late hours“ that was written while losing myself into the latest album of Pan American and Kramer, my ambient album of the year, and my number 16 in this field to stroll around – making discoveries, and meeting the thin line between memory and imagination that so often happens while living our life.