Die Schneekugel schütteln
„Nur die Hunde können es klingeln hören“ – das ist ein geradezu therapeutischer kurzer Prosatext von Jonas Mieth, der einen fundamentalen, traumatisierenden Verlust bearbeitet. Hier ist der Link. Ein Bewusstseinsstrom? Nein, es ist viel mehr. Fasziniert lauschen wir einem atemlosen Erzähler, der seinen Verstand verliert. Ein Bewusstseinserweiterungstext, ein Bewusstseinsveränderungstext ganz im Sinne Michael Pollans Buch „Verändere dein Bewusstsein“. Ein Unterbewusstseinstext. Oder eine komplexe aktive Imagination im Sinne C.G. Jungs, in der sich jemand vom Ich zum Selbst bewegt. Der Text erzählt davon, wie das Ich in sich gefangen ist, wie es sich selbst gefesselt hat und plötzlich in Bewegung gerät, wie seine Konturen verschwimmen und sich auflösen und sich etwas in einem Kraftakt befreit oder wenigstens versucht sich zu befreien. Wir spüren, was selten in Literatur gelingt, dass das Ich eine Illusion ist. Der Text beschreibt ein Bewusstsein ohne das Gefühl eines Ich. Jedenfalls ohne das Gefühl eines menschlichen Ich. Jedenfalls zeitweise. Das Bewusstsein löst sich auf, es geht auf die Suche, es findet etwas, es verwandelt sich und es entsteht neu. Wer kontrolliert deinen Kortex? Think outside the box. Turn on, tune in, drop out. Ganz ohne LSD.
3 Kommentare
Olaf Westfeld
Sehr starker, wilder Ritt, dieser Text – „ich schreie mir die Ohren wund, dann“ – krass.
Martina Weber
Jonas hat den Text in meiner Literaturwerkstatt vorgestellt. Wir waren tief beeindruckt.
Jonas Stefan Mieth
Vielen tausend Dank!