my favourite archival stuff 2024 (2/6)
Es geht um meine 12 Favoriten, was Wiederveröffentlichungen und Archivausgrabungen des Jahres betrifft. Countdown time. Öffnen wir Kapitel 10, number 10, die zwei Zauberworte heissen „Shadow Puppeteer“. Ein kleiner Rückblick zuerst. Es war in der Mitte der Siebziger Jahre, da stand sie mit Frank Perry und einem weiteren Gefährten auf der Bühne im Schlossgarten von Moers, an einem sehr warmen Frühlingstag – ihr Mann, Keith Tippett, war kurzfristig erkrankt, und was da passierte, war reine Magie. Ein, zwei Jahre später erschien ihr berühmtes Album „Sunset Glow“, das auch eine Hommage an den aus dem Fenster gestürzten Robert Wyatt enthielt. Viele halten es, wie Robert selbst, für ein „sister album“ von „Rock Bottom“. Diese „Gruppe von Moers“ wurde übrigens auf einem Album des kleinen englischen Labels „Ogun“ dokumentiert. Wer das Leben als freie Improvisatorin wählt, zählt zum Underground, und gelangt kaum je in die grossen Arenen, die ihr zu Beginn ihrer Karriere zuwinkten, als sie mit einem gewissen Brian Auger, und damals noch als Julie Driscoll, unterwegs war. Das interessierte sie aber nicht sonderlich. Eines ihrer schönsten Alben (und da gibt es einige, die noch entdeckt werden wollen), neben dem „Glühen des Sonnenuntergangs“, war „Shadow Puppeteer“, aus dem Jahre 1999, das Anfang diese Jahres erstmals auf Vinyl herauskam – ein grossartige Pressung nebenbei bemerkt, und ein Doppelalbum ohnegleichen! Auf „Shadow Puppeteer“ spielt und singt sie alles selbst. „Shadow Puppeteer“ ist eine Suite von Kompositionen und Improvisationen, in denen Julies Stimme und verschiedene Instrumente (Windspiele, Tamburin, Mandoline, Daumenklaviere, Zithern und Glocken) auf mehreren Spuren zu hören sind: was für eine Ausdruckskraft, was für eine Fantasie! Wer sich auf die vier Schallplattenseiten einlässt, denkt sehr bald nicht mehr in den dickhäutigen Rastern der Sprache, und begegnet der Verführungskunst des Unaussprechlichen. (wird fortgesetzt mit den Kapiteln 9, 8, 7, auf einen Schlag)