Magic and Trance
Gestern hatte ich nicht nur das große Vergnügen The Necks im gut gefüllten Heimathafen Neukölln zu erleben, sondern konnte dort auch erstmals fellow blogger (oder Bloggenossen?!) Ingo kennen lernen. Da mein Freund M auch dabei war, ich hatte ihm die Karte zu einem runden Geburtstag geschenkt, die Band war ihm allerdings unbekannt, war die Zeit vor und nach den Auftritten mit anregenden Gesprächen sehr gut gefüllt.
Die Musik, die uns ja zusammengebracht hat, war hypnotisch. Es gab zwei Sets, unterbrochen von einer kurzen Pause. Der erste Abschnitt war etwas kürzer; ich würde schätzen, dass die drei Musiker ungefähr 45 Minuten auf der Bühne standen, aber Zeit spielte nach wenigen Tönen keine Rolle mehr. Klangwellen türmten sich übereinander, kleine Nuancen veränderten die Strömung, irgendwann brachen die Wellen, liefen aus um von den nächsten abgelöst zu werden; ein wahnsinnig spannendes und intensives Miteinander im Zusammenspiel. Nach einer kurzen Pause kamen die drei wieder auf die Bühne, um noch einmal zu spielen, dieses Mal etwas länger (vielleicht 60 Minuten). Es begann mit wenigen, sehr melodiösen Basstönen, zu denen sich Klavier und die swingenden Becken des Schlagzeugs gesellten, grundiert von einem Schaben auf der Snare. Zum Ende der 60 Minuten wurde diese Atmosphäre wieder aufgenommen, dazwischen lagen Klangcluster, Wiederholungen, Höhepunkte – ein ocean of sound. Es hat nicht nur uns dreien sehr gut gefallen, es gab standing ovations und lang anhaltenden Applaus.
Insofern kann ich nur allen Mitlesenden empfehlen, sich The Necks anzuschauen, wenn sie gerade mal in der Gegend sind. Im Idealfall in netter Gesellschaft, dann macht das gleich viel mehr Spaß. Im November scheinen sie noch einmal in Berlin zu spielen.
4 Kommentare
flowworker
Ich sah sie einmal live, am 2. September 2017 in Kristiansand.
Den Live-Remix machte ein gewisser Daniel Lanois damals, beim Punktfestival.
https://www.manafonistas.de/2017/09/02/before-the-necks/
Ingo J. Biermann
Im November wieder im Land. Nach deem Konzert sagten sie, dass der Boulez-Saal in Berlin die zweite Station ihrer Herbsttournee sein wird. Der Pierre-Boulez-Saal hat sich zu meinem häufigst besuchten Konzertort entwickelt (am Sonntag gehe ich dort zu Jörg Widmann mit dem Quartet Amabile), ist besonders hervorragend für Musik mit leisen Passagen oder kleine Besetzungen (Lloyd Trio mit Frisell und Morgan u.v.a. andere Jazzbesetzungen). Daher gehe ich davon aus, dass sie dort im November ohne Verstärkung spielen werden und sich damit ein sehr viel anders präsentieren werden.
Martina Weber
Ich habe einen ganzen Stapel an The Necks-Alben, von denen sich als Favorit „Drive by“ erwies. Ich kann mir gut vorstellen, wie schnell man bei einem Konzert das Gefühl für Raum und Zeit verliert. Wahrscheinlich sind die Konzerte Improvisationen.
Olaf Westfeld
Ja, es waren zwei ausgedehnte Improvisationen, sehr faszinierendes Zusammenspiel. Mal schauen, ob ich im Boulez Saal auch dabei sein kann, hätte ich sehr große Lust zu,