Daylight, Daylight
„Laughter in shadows
Where you used to stand
With all of us around
Particles bright
In my letter of light
Scattered the sea
The fools, they agree
It‘s all we know
Als ich das Album erstmals hörte, war ich auf Anhieb verblüfft. Zu wenig war ich mit seinen Alben vertraut, um zu beurteilen, ob sich diese Art von Liedern schon früher bei ihm angedeutet hatten: nichts Zupackendes, Riff-Betontes ist dem neuen Werk zueigen, eher ein durchgängig impressionistisches Flair, dem sich auch die nahezu verhuschte, aber nie verschwommene Stimme bestens zugesellt. Orchestrale Klangfarben kommen ins Spiel, aber dermassen subtil und dezent, dass aufmerksamen Lauschen die einzige Chance ist, dieser Musik nahezukommen. Als Vergleiche werden in durchweg positiven Besprechungen hier und da Bert Jansch, Talk Talk und John Martyn ins Feld geführt, ich würde noch M. Ward nennen – und wenn diesem wunderbaren Liederzyklus ein Thema zueigen ist, dann „traveling“. Auf jeden Fall wird es die Nummer 8 meiner Jahresendliste sein. Beim Lauschen wird man, wenn man nicht ratzfatz das Interesse verliert, sanft in das Gewebe dieser Songs hineingezogen, und haben sich die Ohren einmal auf die diskrete Art der Soundmalerei eingelassen, sind es die kleinen Ereignisse im Panorama, die unsere Aufmerksamkeit erregen. Die lyrics leisten das ihre, um uns auf all diesen Reisen durch Innen- und Aussenwelten zu begleiten. Steve Gunn hat mit „Daylight, Daylight“ ein fabelhaftes Album fabriziert, u.a. mit James Elkington und einer gewissen Macie Stewart an seiner Seite, die auch Alabaster DePlume auf seiner letzten Tour begleitete. „Bevor der Film dir erklärt, was er bedeutet, ist die Geschichte völlig falsch und wird es vielleicht auch immer bleiben“, singt Gunn an einer Stelle und weist damit diskret auf die Sinnlosigkeit hin, nach Anzeichen für einen großen Plan zu suchen, wenn doch die unmittelbare Gegenwart alles ist, was wir haben.