Aufstand der Analytiker und Ehemänner, oder: Wildwest am Ammersee (Teil 1)

Ich möchte heute auf einen Showdown an einem See in der Nähe vom München hinweisen, aber ich lasse erstmal die Feiertage vorüberziehen. In keiner Ecke Deutschlands habe ich mir dermassen wenig wohlgesonnene Zeitgenossen als rund um den Ammersee (oder ist es der Starnberger See). Für zwei Männer dort unten bin ich gar ein „rotes Tuch“, und ich dachte, die Taliban und die Maulhelden aus dem alten Wilden Westen wären dort ausgestorben! Die Story entführt euch in einen alten Blog, in dem seinerzeit „der Redakteur“ sich weigerte, einen klaren Mehrheitsbescheid zu akzeptieren. Assistiert wurde er vom „Hausmeister“, der auch für den „Redakteur“ das Wort ergriff und der Runde mitteilte, der „Redakteur“ würde sich auf sein „Schweigerecht“ als „Redakteur“ beziehen. Egal, ich schrieb dort vor Wochen einen längeren, launigen comment, der sich wiefolgt las:

Ich war rundum angetan von der hervorragenden Dramatisierung einer der spannendsten Phasen von Bob Dylans Vita…. Es war sicher nicht einfach eine „Nachstellung“ seiner frühen Jahre, sondern exzellentes Storytelling. Wir haben das jüngst im kleinem Kreis gesehen, einige nun schon zum zweiten Mal. Und wiederum war LIKE A COMPLETE UNKNOWN keine Minute langweilig… das war gewiss weitaus mehr als ein schlicht gestricktes Opus für erinnerungsselige Ex-Hippies. 

Solche „biopics“ leisten sich auch einen mitunter erfinderischen Umgang mit manchen Fakten, der „Judas“-Schrei wurde von Manchester nach Newport verlegt, und der Ausbruch des Gutmenschen und Folkpuristen Pete Seeger hat sich so auch nicht ereignet. Flowfaktor 10. Und grossartiges Schauspielerkino.

Hallo, Pharao! Es gibt m.E. keinen guten Grund, sog. Kunstkino und sog, Mainstreamkino gegeneinander auszuspielen, wenn es dermassen fasziniert wie I‘m Not There und James Mangolds Dylan-Epos. „I‘m Not There“ hat viele Zuschauer und Kritiker gefesselt, auch ohne Identifikationsfigur… 

Bei einer kleinen Dylan-Retrospektive würden diese beiden Filme gleichermassen gut abschneiden wie No Direction Home – und Scorseses Doku von der Rolling Thunder Revue, in der die Zeit einmal mehr (bei mir) wie im Fluge verging, nicht nur wegen des magischen Auftritts von Joni Mitchell, die just an tollen neuen Songs für Hejira arbeitete… 
Ganz witzig finde ich, wie schlecht hier oft Filme bei Uschi abschneiden, die ich ganz famos oder erschütternd oder sonstwie gelungen finde, beispielsweise Anora… undundund … Uschis verallgemeinernde Abfertigung des Westerns als „riesige Spielwiese fürs Macho-Wettpinkeln“, holla-di-ho, was für Entrüstungsarien! 

Aber kurz zurück zu den „Musikfilmen“ dieser Wochen. Die Doku COASTAL von Neil Youngs erster Solotour nach Covid war einfach klasse, aber sicher besonders interessant für Leute wie mich, die mit Neils Alben jung geblieben und in die Jahre gekommen sind. Der grantelige Humor des alten Zausel, dessen Gesicht immer mehr die Züge einer wilden Landschaft annimmt… achachach, holt euch mal seine herrliche Platte „Comes A Time“ raus. 

Genauso ein Hochgenuss war KÖLN 75, an dem mir nur ganz wenig nicht gefallen hat, und der natürlich primär auch eine coming of age Story von Vera Brandes ist… und toll, dass der Regissuer bald auch eine „echte Doku“ abliefert, über und mit Zeitzeugen von Keith Jarretts Köln Concert.  Vielleicht haben einige durch den Film das berühmte Doppelalbum neu entdeckt… in jenern Jahren kam auch das tolle Dreifachalbum „Bremen / Lausanne“ raus oder die „verrückte“ 10 Lps umfassende Box von Keiths damaliger Japantour „The Sun Bear Concerts“… eine erstaunliche Dichte an Meilensteinen, die in den „wilden Siebzigern“ von Keith und Joni und Neil abgeliefert wurden …

(So weit, so gut, ein paar Echos und Empfehlungen – und ein bisschen freundlich formuliertes Kopfschütteln – von „special guest Michael!)

Und dann ging es los. Es war wie in einem alten John Wayne-Streifen. Die Frau steht am Herd, und der Mann ist für das Grobe zuständig

Ein Mann namens Small Hans schrieb daraufhin:

„Die seltsame Art des Michael E. etwas „witzig“ zu finden und sich damit gleichermassen wunderbar zu offenbaren, auf der “ … riesigen Spielwiese der Macho-Wettpinkler … “ derjenige zu sein, der am weitesten pinkeln kann, ist auch eine Aussage!“

Okeydokey.

Wie gesagt, Showdown nach Pfingsten! Wie sagte Wolf Wondratschek einst: Manchmal beginnt der Tag mit einer Schusswunde. Nun, möchte ich hinzufügen, manchmal endet er auch damit!