„April Revelations“
Unsere „Enthüllungen“ für den Monat April liegen nun vor. Von Ingos Reise durch diverse, von Charles Lloyd befeuerte, Jazzhorizonte, über Martinas „in depth“-Besprechung von Daniel Clowes‘ jüngster „graphic novel“, bis hin zu Jan R.‘s Zeitreise zu einem Pariser Konzert der Gruppe Can anno 1973. Wir erinnern in diesen „seitlichen“ Kolumnen gerne auch an alte Texte, alte Interviews, alte Hüte und Schätze, und versuchen das möglichst vielstimmig anzulegen. Wer so einen Monat voller „revelations“ mal im Alleingang aufbereiten möchte – einfach melden! So bietet ein älteres Gedicht von Rick Holland die Gelegenheit, an seine diverse Zusammenarbeiten mit Brian Eno zu erinnern. Es gibt auch Neues von Rick – dazu im April dann mehr.
Es wird an den Klassiker „L.A. Confidential“ erinnert (in einem Atemzug mit dem mich stets auf Neue begeisternden Western „Silverado“, den ich seit er in die Kinos kam, gewiss fünfmal sah), an die Doku „The Greatest Night In Pop“ (Netflix) – in der Abteilung „Binge“ nicht ganz sachgerecht untergebracht. Wer dort eine neue tolle Serie vorstellen möchte, darf jederzeit meinen Binge-Text ersetzen, der ja sowieso im Blog Diary vorliegt. Es gab ja ein paar Serien, die einigen von uns zuletzt Deepness, Freude, Flow und Gänsehaut in unterschiedlichen Kombinationen bereiten konnten, ob True Detective‘s „Night Country“ oder die zwei Staffeln von „The Bear“, whatever…
Als ich Jans „Liebeserklärung an ein 50 Jahre altes Album“ las, ist mir nochmal sehr bewusst geworden, wie anders man ab einem gewissen Alter solche Alben hört, die zum „Soundtrack unseres Lebens“ geworden sind. Sie dann immer noch als Abenteuer zu erleben, anti-nostalgisch, nicht rein historisch, ist nicht so leicht und hat einen besonderen Reiz. Witzig wird es, wenn man feststellt, so ein halbes Jahrhundert altes Teil komplett verpasst zu haben, und das ist mir so ergangen mit der Wiederveröffentlichung von „Band On The Run“ (die Edition mit den zwei CDs ; das Album kam raus am 5. Dezember 1973). Zwar kannte ich natürlich „Jet“ und Titelsong, aber dass die ganze Scheibe mich so von vorne bis hinten packt (ich meine so richtig packt, unabhängig von der unglaublichen Entstehungsgeschichte des Werkes, über die man zuletzt viel lesen konnte), hätte ich nicht gedacht.
Und mit ist dabei eine Reise mit zwei Mädels eingefallen, nach Scheveningen, 1974, im Frühling, in meinem ersten Käfer, und ich sehe die Pommesbude vor mir, aus der, aus einem schräpigen Transistorradio, „Jet“ ertönte, und was in der Disco passierte, und wie wir uns Charles Bukowski vorlasen. Das ist eine leicht melancholische Story, mit verpasster Magie, dezenter Tragikomik, anstrengender Sprachlosigkeit, dass man daraus auch einen Eric Rohmer Film (aber ab 18!) hätte machen können, mit „real life camera“ – „dogma style“. Die Story wird wohl erzählt werden, demnächst. Und, übrigens, als ich unlängst, wieder und wieder und immer im Dunklen, und laut sowieso, „Band On The Run“ auflegte, las ich auch von einer anderen Schallplatte von Paul und Linda (vielgerühmt), und die ich, einmal mehr, überhaupt nicht kenne, ausser vom Namen und Cover, „Ram“. Das Teil wurde vor Jahren neu remastert in den Abbey Road Studios, und irgendwann nach den JazzFacts vom 4. April (Deutschlandfunk, 21.05 Uhr), werde ich „Ram“ in aller Ruhe hören… for the first time in my life. The first cut is the deepest.
4 Kommentare
Olaf Westfeld
Ich werde bei dem Charles Lloyd Album so langsam schwach – vielleicht muss ich mir das noch zu Ostern schenken;) „Monica“ lese ich gerade, Martinas Text werde ich lesen, wenn ich fertig bin.
Lorenz
Beim ortsansässigen Elektronikmarkt geht es bei den CDs nur noch alphabetisch zu. A bis Z und keine Interpreten. Die Auswahl schrumpft immer mehr und z.B. bei S bekommt man das Gefühl vermittelt, es gäbe nur noch Santiano, Sheeran und Swift. Doch plötzlich stand da bei dem Buchstaben L eben die neue Charles Lloyd Doppel CD (allein auf weiter Flur …). Da dachte ich bei mir-das ist ein Zeichen… und es war ein sehr gutes Zeichen! Ich höre sie sehr, sehr gerne.
Martina Weber
Hab mir gedacht, dass „Monica“ etwas für dich ist, Olaf. Bin gespannt, wie du die Graphic Novel findest. Ich habe allerdings nicht zu viel verraten in meiner Besprechung.
Das Gedicht „West Bay“ von Rick Holland begeistert mich, seit ich es zum ersten Mal gehört habe. Schöne Auswahl!
flowworker
Die Auswahl der revelations finde ich auch schön:)
Und da in Mojo, Uncut und sonst auch schon primtmässig sehr viele gute reviews zu lesen sind, habe ich Charles Lloyd vom Anfang ans Ende der Jazzfacts vom 4. April gesetzt.
Die Vorbereitung der Sendung ist ein wenig surreal. Ich gehe da nicht ins Detail… leider hat sich nach einigem Hin und Her ein phoner erledigt das mir eine grosse Freude gewesen wäre: Mr. Cecil McBee in New York. Wie oft ist er mir auf Platten begegnet, früher, und jetzt wieder, auf dem Konzert 1971 in der Carnegie Hall, an der Seite von Alice Coltrane, Pharoah und Konsorten. Eine meiner Lieblingsplatten mit Cecil: STREAMS, von Sam Rivers, eine Live-Aufnahme im Trio, steht bei mir im Regal gleich neben CONFERENCE OF THE BIRDS. Ohne Cecil, aber wieder mit Sam.