„Randnotiz mit einem Song für Tracie Dixon Summers“

Egal, wie gut deine nationalen Kollegen aus der Musikbranche sind (und darunter sind zwischen Berlin und München einige Klasseleute), wenn es um „Interview-Slots“ geht und vor allem um internationales Management (ohne direkte Ansprache der Künstler und andere „kurze Wege“), dann sind Hängepartien fast der Normalzustand. So wurde ich nun über zwei Ecken gefragt, ob es auch okay wäre für mich, nur ein Interview mit Beatie Wolfe zu führen (wenn Brian nicht verfügbar wäre), und dazu gesellten sich noch ein paar Fragen Richtung Reichweite des Mediums, Deadline etc. Ich antwortete umgehend (wieder ein Spiel über zwei Banden), und lasse mich erst gar nicht auf den Quatsch mit dem Spatz und der Taube und der Hand und dem Dach ein, so schön auch ein Interview mit Beatie allein wäre. Aber da haben die „Klanghorizonte“, wie ich sie seit 1990 mache, eine andere Tradition und einen anderen Anspruch. Die Deadline verschiebe ich gerne bis zum 22. Mai, das Interview werde aber ein „gemischtes Doppel“ sein oder gar keins. Der Poker ist eröffnet. Immerhin (ein Lob dem deutschen Agenten) dürfte es kein Problem sein, ein oder zwei „Songpremieren“ aus „Luminal“ zu präsentieren. Und so habe ich nun beschlossen, das alles hier gar nicht weiter zu dokumentieren (es ist ja auch nur begrenzt interessant). Gehen wir mal davon aus, dass ich Brian keine sentimentale Email zuschicke („come on, one of my last shows ever“), und den Dinge ihren „flow/no/flow“ lasse. Am 29. Mai präsentiere ich hier in den Nachmittagsstunden das Ende meines Geduldspiels. In der Hoffnung, dass dann tatsächlich ein, zwei brandneue Songs aus „Luminal“ ihre Premiere haben. Und neben all der tollen Instrumentalmusik (Bennie Maupin!) ein „theatre of female voices“ stattfindet, mit Beatie, Laetitia, Eiko, und vielleicht auch Lana. Cherchez la femme!
2 Kommentare
flowworker
»An unsung modernist classic from 1974.« – Pitchfork Bennie Maupin hat mit seinem Erfindungsreichtum zu ikonischen Platten wie »Bitches Brew« von Miles Davis, »Mwandishi« und »Headhunters« von Herbie Hancock und »Afternoon Of A Georgia Faun« von Marion Brown beigetragen. Aufnahmen unter eigenem Namen waren eher selten, aber sein Leader-Debüt ist ein Juwel. »Ein selbstloseres Album ist schwer vorstellbar«, schrieb Down Beat 1975. »Der Klang auf ›The Jewel In The Lotus‹ ist überragend, und alle Musiker bemühen sich darum zu einer Einheit zu verschmelzen«. 1974 in New York aufgenommen, überschneidet sich das Personal des Albums mit dem aus Herbie Hancocks Umfeld dieser Zeit, doch die Musik hat einen gänzlich eigenen Charakter. Die Luminessence-Vinyl-Edition des Albums kommt in einem Tip-On-Gatefold und enthält neue Liner Notes.
Persönliche Anmerkung: Ob man sich die Cd aus der Reihe „Touchstones“ von ECM besorgt, oder das nun als Vinyl neu aufgelegte Werk in der „Luminessence“-Serie, es lohnt sich. Das Album ist von immensem Reichtum – und der erste Absatz des aufschlussreichen neuen Begleittexts von Friedrich Kunzmann liess mich schmunzeln: ich hatte, als ich die Platte 1974 erstmals hörte, und noch einmal hörte, den genau gleichen Gedanken.
flowworker
Wenn es mit dem double interview mit Beatie und Brian nicht klappt, sieht das Zentrum der Klanghorizonte vom 29. Mai um 21.05 Uhr etwas anders aus als in der playlist nebenan, bei den „monthly revelations“ (radio): mein mutmassliches Songalbum des Jahres 2025 umrahmt dann einen Meilenstein der Fusion Ära aus der Mitte der Siebzige Jahre, der viel weniger berühmt wurde als einschlägige Klassiker, aber fraglos die gleiche Einzigartigkeit besitzt. An die vakante Nummer 07 der aufgeführten Playlist rutscht dann ein aussergewöhnliches, Ende Mai erscheinendes, Jazzalbum.
04 Beatie Wolfe & Brian Eno: Luminal
05 Bennie Maupin: The Jewel In The Lotus
06 Beatie Wolfe & Brian Eno: Luminal