My Lovely Days (A3)
Oh mit einem Zittern
Weiche lustige Sache
Euphonisch
Flüstert auf dem Boden
Platonisch
Versteckt in einer Schublade
Cool wie ein Flimmern
Blauer Wuschel
Gleitet durch diese Finger
Verbirg es
Lauf ein wenig ängstlich
Aber fühle es
Öffne dich stattdessen
Wessen Zittern
Verstrickt in der Morgendämmerung
Dieses schöne Durcheinander
Kaum noch zu halten
Vergessene Tage
Fallen weg
Von uns
Von uns
Ladet es ein
Niemals sicher zu sein
Erregt es
Es schreit nach mehr
Oh kleiner Sonnenstrahl
Gefangen in einer Wolke
Wir zittern
Verstrickt in der Dämmerung
Dieses schöne Durcheinander
Kaum aufgehängt
Vergessene Tage
Wegbrechen
Von uns
Von uns
Lass uns hier verweilen
Moosig in der Dämmerung
Diese unordentliche Liebe
Kaum festhalten
Oh schöne Tage
Weglaufen
Mit uns
Mit uns
Meine schönen Tage
Wollt ihr nicht bleiben
Easy does it, könnte eine Besprechung von „Luminal“ lauten: wenig ruft die wilden Welten von Here Come The Warm Jets oder Nerve Net in Erinnerung, oder den Power Pop der Zusammenarbeit von Eno und Hyde. Ist das nicht alles ein wenig smooth umd sentimental? Was assoziieren wir frei? Verrückte Kissenschlachten früher und später Liebe, Glückstaumel der „salad days“, ach ach ach! Ist es nicht viel leichter, das eigene Dunkel zu erkunden, mit „dark songs“ und einem „dark album“, das Spätwerke alter Meister oftmals offerieren?! Warum nur verzaubert mich dieses Songalbum mit Beaties mildrauchigem Timbre und Brians Quantum Samt so sehr?
Ein Punkt jedenfalls sind die lyrics von Beatie, die nichts ausformulieren, und, wie Impressionisten, der Flüchtigkeit der Linien und Bilder ihren seltsamen Tiefgang anvertrauen. Auch mit Reimformen wird sehr luftig gearbeitet, was die deutsche Übersetzung unterschlägt, z. B. ganz am Anfang der Hauch von Reim von „floor“ und „drawer“: Oh with a quiver / Soft funny thing / Euphonic / Whispers on the floor / Platonic Hiding in a drawer…“ Genauestens tariert sind die Kürze der Zeilen und die Länge der Strophen: bei de drei „Siebenzeilern“ ein Hauch von Crescendo und Brians „Chor“. Zudem seine „synths“ – vintage Eno and inventive!
Es gibt zudem auf „Luminal“ keinen einzigen Wechselgesang a la „Nancy und Lee“, und das verblüfft, denn stimmlich die Zwei „a match made in heaven“. Das ist die Kunst: Understatement liefern, ohne Intensität zu opfern! Und dann diese beiden herrlichen dreisilbribigen Eigenschaftswörter „Euphonic“ und „Platonic“! Da komme ich gleich auf launige Tangenten!
Lese ich allein Beaties Texte, kommt mir sogleich die alte Lust an Lyrikinterpretationen in den Sinn, in jenem schönsten aller germanistischen Proseminare über „Konkrete Lyrik“ (Münster, 1973/74), und im legendären Englischunterricht von Dr. Egon Werlich. Hier, auf „My Lovely Days“, entfalten sich bewegte Liebestaumel mit äkustischem Gitarrengezupfel und dem simpelsten aller Melodiegaranten namens Omnichord. Kein Wunder, dass „My Lovely Days“ demnächst die zweite Singleauskoplung wird!
Aber, und das ist das grosse verblüffende Aber: stets ist ja das Träumen als Träumen präsent, als fluider Seinszustand – und im Laufe der Lieder von Luminal findet alles Dunkle seine Risse. Beiläufig, der Logik von Traumbildern, Traumsequenzen folgend. Nichts bleibt unverwundet.
2 Kommentare
flowworker
Diese Klanghorizonte vom 29. Mai haben nun ihre nahezu ultimative Sequenz gefunden😅…. Vorausgesetzt, es gibt das double interview. Vorausgesetzt, ich darf zwei Songs als Premiere spielen. Einfach mal rechts bei den monthly revelations vorbeischauen…. a theatre of female voices wrapped up in blue spaces: Laetitia Sadler, Beatie Wolfe (2 songs), Eiko Isibashi, Lana del Ray … (ich habe das Lana-Album vorliegen als audio file und ich sage nur, nichts da, classic country, a maid needs a man, und Nashville Tralala… von wegen! Ich will das nur gesagt haben…) bleibt als einzige männliche Songalternative am Ende: John Cale aus Paris 1919, Rich Dawson aus The End Of The Middle, oder ein Chanson aus Jaques Brels farewell-Album.
Wenn das alles nicht klappt, kommt Joe Henderson ins Spiel😇
flowworker
My Lovely Days:
Backing Vocals: Brian Eno
Lead Guitar: Brian Eno
Bass: Brian Eno
Synths: Brian Eno
Omnichord: Brian Eno
Vocals: Beatie Wolfe
Lead Guitar: Beatie Wolfe
Melodica: Beatie Wolfe
Synths: Beatie Wolfe