„Weltraum, Mystery, Western, Fussball“: Salman Rushdie‘s 2024 favourite books (and more)

In der Vorweihnachtszeit versuche ich oft, Schmöker mit Tiefgang zu finden. Unvergessen die Tage der Kindheit, in denen ich an der Nordsee oder daheim im Weissdornweg einen Klaus Störtbecker-Roman las, „Die Geheimnisse von Paris“ von Eugene Sue, oder „Die Frau in Weiss“ von Wilkie Collins, bald darauf in ZDF oder ARD verfilmt mit, wer erinnert sich noch an eine Zeit, in der Frauen solch einen Vornamen trugen, Heidelinde Weiss. So leicht wie früher ist das nicht, so leicht ist man halt nicht mehr zu beeindrucken. Aber mit ein paar Tricks ist die Fährte potentieller Lieblingsbücher aufzunehmen. Und wer immer durch die folgende verzweigte Sammlung von Empfehlungen den einen oder anderen Leserausch erfährt, möge es mir hinterher mitteilen. „Umlaufbahnen“ ist wahrscheinlich das Buch, auf das sich die Flowworker (und special guest Salman😉) am ehesten einigen könnten.

Wir werden stöbern und magische Bücher finden!

„My favourite novel this year was James (Mantle) by Percival Everett. By giving the runaway Jim from Huckleberry Finn his own voice (or voices) and his dignity – James, not Jim – he adds a dimension that’s missing from the original, and, I think, improves on it. I loved and admired Hanif Kureishi’s memoir Shattered (Hamish Hamilton), in which he brilliantly faces a physical catastrophe with honesty, courage, and his characteristic dark humour. And if I find this year’s Booker winner, Orbital (Vintage), by Samantha Harvey in my stocking I’ll be very pleased. I’m obsessed by space travel myself, and this is a writer I don’t know and I should clearly change that.“

Eine feine Tradition des Guardian, viele Schriftsteller nach ihren Lieblingsbüchern zu befragen. Ich bin schon öfter fündig geworden, gerade bei „favourite writers of mine“. In diesem Fall war ich etwas schneller als Salman, besser gesagt, zwei seiner Bücher habe ich schon eine Weile, und sie liegen auf meiner to-read-Liste an zweiter und dritter Stelle. Die Bücher von Percival und Samantha liegen in deutscher Übersetzung vor. Ich hoffe sehr, dass in Samanthas Buch auch Musikalisches reinspielt, dann würde ich, wenn es nicht Mozart oder Beethoven wären, gerne in die Klanghorizonte im März einbauen. Denken wir nur an das, was Astronauten einst auf Apollo-Missionen ins Weltall mitnahmen!


Der Roman, der bei mir an erster Stelle auf dem Stapel meines Vertrauens liegt, ist der jpngste Roman von Liz Moore, der übrigens Ende Januar bei C.H. Beck verlegt wird: ich habe gerade mal füfzig Seiten gelesen, und schon hat mich dieses Buch in seinen Bann gezogen! Schon der Vorgänger, „Long Bright River“, auch bei Beck rausgekommen, war grosse, einsame Klasse. Sie begann übrigens als Musikerin, bis sie herausfand, dass das Schreiben ihre Berufung war. Ende März wird Liz Moore zur LitCologne kommen, und vermutlich werde ich sie dort – nicht nur zu ihrem neuen Buch, sondern auch zu ihren „desert island albums“ – befragen. Denn, es ist kein Klischee, wenn ich sage, dass Moores Schreibstil einen ureigenen „Sound“ besitzt.


Und, beim Schmökern durch die Guardian-Liste, kam mir auch der neue Roman von Kevin Barry vor Augen, der zu meinen geheimen favourite writers zählt, ein lupenreiner „Western“. Dieser Autor ist so richtig von noch keinem deutschsprachigen Verlag entdeckt worden. (m.e.)

Und, um dem ganzen noch einen Dreh zu geben, hier die Leseräusche 2024 von Kevin Barry (natürlich ebenfalls aus dem Guardian), und diese Deepl Übersetzung lasse ich mal so stehen, ohne ihre kleinen lustigen Übersetzungsfehler zu korrigieren (David Peace schätze ich sehr) …

„Der treibende Rhythmus und die vorwärtsdrängende Erzählkraft der Romane von David Peace gehören zu den Glanzstücken der zeitgenössischen Belletristik, und Munichs (Faber), seine Erzählung der Flugzeugkatastrophe von Manchester United im Jahr 1958, war ein Buch, auf das es sich zu warten lohnt. Eine obsessive, hart erkämpfte Erzählung, emotional, aber kühl dargestellt, ist es so gut wie alles, was er bisher geschrieben hat. In Cathy Sweeneys Breakdown (W&N) verlässt eine Frau ihr Haus in einem Dubliner Vorort und versucht, sich von den Fesseln ihres Lebens zu befreien. Ein brillant beherrschter Roman – eine Autorin mit großem Talent, das sie zu nutzen weiß. Ein würdiges Gegenstück zu Miranda Julys großartigem All Fours (Canongate). Für meinen eigenen Strumpf wurde ich lange genug für meine Ignoranz gescholten, weil ich Janet Frame nie gelesen habe, also ist es an der Zeit, mit The Edge of the Alphabet (Fitzcarraldo) zu beginnen.“

Ein Kommentar

  • flowworker

    Der Schriftsteller, der im Guardian Barrys Western empfiehlt, bringt dann tatsächlich auch noch eine mir völlig unbekannte Autobiografie eines meiner favourite actors ins Spiel…

    Ferdia Lennon

    Author of Glorious Exploits (Fig Tree), winner of the Bollinger Everyman Wodehouse prize for comic fiction

    Kevin Barry’s The Heart in Winter (Canongate) is a book I plan on placing in several Christmas stockings. It’s a love story and a western that has echoes of Deadwood yet always remains quintessentially a Barry novel and, as such, is brilliant.

    For my own stocking, I’d love to find Al Pacino’s autobiography Sonny Boy (Century). Growing up, I was a little obsessed with Pacino films, especially those from the 1970s. Godfather I and II, Serpico and Dog Day Afternoon are just some of my absolute favourites, and I can’t wait to dig into the story of the man himself in his own words.

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