Wir sind alle eine Bettwurst

Dietmar Kracht, isch liebe disch so unwahrscheinlisch, versank im Wannsee, tagelang ging ich durch den Grunewald, voll der Trauer um ihn. Der Film von Rosa von Praunheim “ DIE BETTWURST“ lief bei uns in der WG in Freiburg in den 70ern. Ich hatte Besuch von meinem besten Freund aus Saarbrücken. Er ist Cineast und damals Undergroundfilmspezialist. Er empfahl der WG den Film zusammen anzusehen. Es sei ein Higherlebnis ohne Drogen. Während des Films lagen wir lachend am Boden, ahmten den unverwechselbaren Mannheimer Dialekt nach und spielten in den nächsten Tagen die Staubsaugerszene durch. Mich interessierten die Filme von Rosa, die über das Thema Homosexualität gingen nur politisch, ich sah sie mir an, fand aber keinen Bezug dazu. Rosa bewunderte ich immer, traf ihn mehrmals. Er war (sic) ein schöner Mann, voller Energie und mit einem verführerischen Lächeln. Ich bewunderte seine hohe Produktivitätskraft und sein Brennen für die Rechte der Homosexuellen. Dass er doch noch geheiratet hat, mag ein Hochzeitsgeschenk an seinen langjährigen Partner gewesen sein bzw. , in meiner Denke, viceversa, die Bitte, ihn bei seinem Tod zu assistieren. In einem letzten Interview hörte ich Rosa sagen, dass er den Tod liebe, sich auf das lange Schlafen und das Träumen freue. Das wünsche ich ihm jetzt. (Lajla Nizinski)

Ein Kommentar

  • flowworker

    Spiessigkeit war ihm ein Gräuel, titelt der Spiegel seinen Nachruf. Ich erlebte ihn mal in der ARD in einer Talshow mit einer Adeligen, die Homosexualität als absolute Perversion begriff. Er wollte ganz viel von ihr wissen weil er selten so eine reaktionäre Moral live im Fernsehen angetroffen habe, und er war sehr humorvoll. (me)

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert