Neues vom Aua-aua-Chinesen
Vor ein paar Jahren gab es mal einen Streit auf Manafonistas. Es ging um Peter Handkes Buch „Der Chinese des Schmerzes“. Im verwegenen Sound der Neuen Deutschen Unwegsamkeit (NDU) erzählt der Pedda von einem Altphilologen namens Andreas Loser aus der Steiermark. Zu diesem Zeitpunkt war ich gerade mit Büchern aus dem Barock beschäftigt. Damals waren die Buchtitel echte Bandwürmer, die über das ganze Cover kriechen konnten. Und da die Mandarinsaison, wie ihr hoffentlich alle wisst, am nächsten Samstag zu Ende geht, habe ich den Handke noch schnell zu vier barocken Alternativtiteln überredet, in denen nun endlich auch leidende Chinesen zu Wort kommen.

Der Morgen, an dem Hu Schi Fung aus Nanking bei einer unfreiwilligen Handke-Lektüre seine legendäre Schmerzunempfindlichkeit verlor, laut schreiend zum Doc lief, sich ein Rezept für Oxis abgriff und daher erst am nächsten Tag Andreas Losers Laubblasgerät reparieren konnte.
Der Nachmittag, an dem die Frau aus Schanghai unvermutet auf dem von Loser frequentierten Marktplatz im Steirischen auftauchte, einen schmerzensreichen Rosenkranz auf Mandarin betete, und, in der nicht unberechtigten Hoffnung auf einen Obolus der frommen Marktgänger, genügend Reiskörner in einem Topf zu ihren Füßen sammeln konnte, um sie abends in ein Säckchen zu füllen, es am nächsten Tag mit nach Schanghai zu nehmen und aus dem fünften Stock einer Pfeffermühlenruine auf den Sozialschädling (steirisch: ArbeitsLoser) und Konkurrenten um den Bettelplatz fallen zu lassen, was dem Opfer, das sich gerade darauf konzentrierte, seine Erfolg verheißende Anflehmimik aufzusetzen, unverzüglich den Halswirbel brach, schmerzfrei wohlgemerkt, so dass dieser Sermon hier, streng genommen, gar nicht als Kandidat für einen Buchtitel über einen Aua-aua-Chinesen taugt – siehe auch meine Dissertation: Jokes with an inherent potential for self-destruction that ruins the punch line.
Der Abend, an dem der von sieben Speeren durchbohrte Mandarin in Losers Stammlokal aufkreuzte, drei Andreas-Hofer-Kreuzer auf die Theke hinzählte, in Ermangelung von Reisschnaps ein Fläschchen Rübenfusel (150 ml) zum Desinfizieren der Wunden verlangte und sterbend hauchte: Rest ist Trinkgeld.
Die Nacht, in der ein Maschinenbaustudent aus Beijing mit dem Sonnigengemütskoeffizienten von minus 3,5 unerkannt durch Losers Dorf schlich und sich mangels Nachtsichtgerät an Dornbüschen und scharfkantigen Bauzaunelementen böse blutende Schürfwunden zuzog, um am nächsten Tag, pünktlich zur Öffnung von Losers weltberühmten Laubblasgeräteladen endlich mal einen chinesischen Schmerzensmann mimen und auf Losers Frage nach seinem Wohlbefinden in einem herzzerreißenden Konglomerat aus Mandarin und Steirisch seufzen zu dürfen: Muss ja.
Hubert Mania