Ich habe es nur hundert Meter zu Abeling


Das ist der Bäcker um die Ecke in Westerland. Heute morgen ein unerwartetes Naturschauspiel: leicher Nieselregen aus einer dünnen mattgrauen Wolkendecke begleitete mich, während am Horizont, Richtung Festland, eine golden leuchtende Dämmerung anbrach, vielleicht die letzte Sonnenglut der kommenden acht Tage, an denen die Regenwahrscheinlichkeit recht hoch ist.


Aber das ist „rain as usual“ auf dieser Insel im Norden: gestern gab es in dem, manchen flowflows bestens bekannten Samoa / Seepferdchen noch einmal ein grosses Sonnnenstelldichein. Und wenn ein Drachen am Hinmel fliegt, steht bei dem Kind in mir die Zeit ohnehin still. Rein kulinarisch bertrachtet, waren der Erbseneintopf und der Blaubeerpfannekuchen weitere Nostalgica (neben dem Drachen, dem einst Sarah Kirsch ein feines Gedicht widmete), ein Fest für die Sinne.

Ich habe Herrn Dr. Brömmel besucht, der tatsächlich promoviert ist, aber im realen Leben einen anderen Namen trägt, und ihm die neue Platte von Roger Eno mitgebracht: „Der Mann aus Suffolk blüht bei der Deutschen Grammofon Gesellschaft regelrecht auf, und fabriziert Klasselalbum nach Klassealbum“, sagte ich zu ihm, als er seinen alten, mit feiner Ortofon-Nadel bestückten, Dual-Dreher anwarf.

Und so kam in den letzten vierundzwanzig Stunden alles zusammen, was Menschen wie mich beglückt, und mit leicht dezenter Wehmut ausstattet, die ihre schönsten, eine Dreiviertel Ewigkeit entfernten, Schulferien mit Nordseereisen verbinden: der Drachen unter strahlendem Blau, das dunkle Seemannsgarn von Roger Eno, die sanfte Ermüdung von langen „beach walks“, und, im kleinen „art hues“, eine Runde allerfeinsten Jazz!


Damals lauschte ich Michael Nauras Moderationen, und liess mich von Ralph Towners „Solstice“ einfangen (das Transistorradio abends vor dem Meeressaum ans Ohr gedrückt) – und immer wieder die tollen Konzerte der NDR-Workshops“, zur frühen Nachmittagszeit, statt in die Nischen der Nacht verdrängt zu sein! Heute spielen, während ich den Kaffee aufbrühe, zwei ältere Herren im Duo. Nehmen sie einmal nach formvollendeten Eröffnungen ihre ruhige wilde Fahrt auf, wird alle technische Brilianz von purem „Feeling“ absorbiert. „Memories of Home“ – ein Fall für Karsten Mützelfeldt!

Ein Kommentar

  • Karsten M

    Es ist immer ein Genuss, Deine in Worte gegossenen Beobachtungen und Empfindungen zu lesen. Danke, sehr lieb von Dir. Fühl dich umarmt.
    Liebe Grüße,

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